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If you can't convince them, confuse them.
Wir alle kennen sie: Verschwörungsfanatiker (hier kurz „Aluhüte“), die ihre Vorstellungen vom geheimen Wirken einer konspirativen Gruppe im Hintergrund des Weltgeschehens zu einem in-sich-geschlossenen Konstrukt aus nicht falsifizierbaren, hochkomplexen „Wahrheiten“ ausbilden. Es gibt nützliche Analysen zur Denkweise, die solchen Verschwörungsideologien zugrundeliegen (z.B. in Robert Anton Wilsons Lexikon der Verschwörungstheorien oder Daniel Kullas Entschwörungstheorie) und Anleitungen zum Umgang mit falschen Fakten (z.B. das Debunking-Handbuch , oder im Strudel von Corona entstandene aktuelle Online-Artikel), und wir haben so was auch schon mal versucht. Aber um das einfache, „geradlinige“ Widerlegen einzelner Fehlinformationen geht es hier nicht, denn 1. wollen wir das Ganze hier aus diskordianischer Sicht betrachten und 2. ist inhaltliches Widerlegen eine Syphilisarbeit, weil es nur behutsam und allmählich geht, man aber mit einer schieren Flut von Bullshit konfrontiert wird, und schon der kleinste Fehler könnte als Angriff auf das eigene Weltbild und damit die eigene Identität und Person verstanden werden und somit zu nichts als einer Verhärtung der Fronten führen. Was also tun wir? Wir zerlegen die Luftschlösser der Aluhüte quasi von innen heraus, mit ihren eigenen Mitteln. Wie Cramulus mal sagte1) :
Beim verbalen Aikido besteht der Trick darin, einem Argument nicht direkt zu widersprechen - sondern ihm zu begegnen, seiner Flugbahn zu folgen und diese ein wenig krumm zu ziehen.2)
Vielleicht besiegt man so den Verschwörungstheoretiker so nicht, aber vielleicht ist das auch gar kein realistisches Ziel. Viel praktikabler als das Umstimmen des Gegenübers ist das Gezielte Kurzschließen von dessen Hirn, das mindestens ähnlich entwaffnend wirkt. Wer auf diese Art verwirrt ist, macht auf jeden Fall weniger gezielten Unfug, jede Veränderung ist in so einem Fall auch als Chance zu betrachten. Und wenn man sich aus der ganzen Sache einen Spaß machen will, betrachtet man es einfach als Spiel - Aluhut-Schach.
Wie bei der konventionellen Variante von Schach geht es bei Aluhut-Schach darum, die „Züge“ seines Gegenübers quasi vorherzusehen und in diesem Sinne natürlich auch zu lenken. Durch gezielt plazierte Verschwörungstheorien kann man so den Aluhut innerhalb mehrerer „Züge“ in einen mentalen Zustand befördern, in dem er nichts mehr glaubt. Nicht mal seine eigenen Verschwörungstheorien.
Dieser Zustand entspräche einem klassischen Schachmatt.
Zur Vorbereitung eines Spiels hilft es meist ungemein, wenn man sich selbst in der Welt der Verschwörungstheorien, der Pseudowissenschaften und der Esoterik, aber auch mit deren Widerlegung und mit Allgemeinwissen auf den entsprechenden Gebieten auskennt. Great Reset, Deep State, die NWO, die flache sowie die hohle Erde, all diese Dinge sollten irgendwie bekannt sein, so weh das auch tun mag. Dabei helfen können z.B. bereits erwähntes Lexikon der Verschwörungstheorien, ein Studium entsprechende Artikel im RationalWiki oder dem Wiki von Psiram.
Man sollte sich von Anfang an eher auf Seiten des Aluhuts stellen, insbesondere anfangs erst mal unhinterfragt zustimmen. Vielleicht noch klarmachen, daß man weiß, wovon der Aluhut spricht, ab und an die Ausführungen weiterführen. Die meisten Aluhüte erzählen gerne über ihre Interessensgebiete (so wie die meisten Menschen), und manchmal kann man sie auch von Thema zu Thema treiben, um auszuloten, was die Säulen ihres persönlichen Wolkenkuckucksheims sind. Je mehr man in kurzer Zeit erfahren kann, desto mehr Angriffspunkte kann man finden.
Statt den Aluhut mit Fakten zu kontern, die er nur all zu gern widerlegt, stellt man eine Verbindung zu einer anderen angenommenen Verschwörung her, die der ersten widerspricht oder diese zumindest untergräbt - siehe auch das klassische Beispiel von xkcd, wo „Jet fuel can't melt steel beams“ durch Verweis auf den Inhalt der (im Jet sicherlich vorhandenen) Chemtrail-Tanks ausgehebelt wird - das Teufelszeug ist ja bestimmt brennbar.
Ein klassischer Witz in diesem Kontext ist auch der Austausch „Du glaubst wohl auch, die Amerikaner wären auf dem Mond gelandet!“ „Haha, du glaubst echt an den Mond?“
Anderes Beispiel: „Der Klimawandel wird nicht von Menschen verursacht.“ An dieser Stelle könnte man entgegnen, daß dies ein gezielt gestreutes Gerücht ist, das von den Reptiloiden in Umlauf gebracht wurde. Als wechselwarme Wesen benötigen diese natürlich eine wärmere Umgebung, so daß der anthropogene, also menschgemachte Klimawandel von ihren menschlichen Verbündeten als Terraforming-Instrument genutzt wird, um den Planeten für uns unbewohnbar zu machen, während er für die Reptiloiden erst so richtig bewohnbar wird. Gleiches gilt für die CO2-Belastung der Atmosphäre. Vielleicht atmen Reptiloiden auch Methan.
Wird dieser Zug korrekt gespielt, müsste der Aluhut sich nun entscheiden, welche der beiden einander widersprechenden Verschwörungen aus seinem ideologischen Reperoire nun unwahr sein muss. Schlimmstenfalls konstruiert der Aluhut natürlich wieder neue „Fakten“, um die beiden Verschwörungen wieder kompatibel zu machen.
„Trust no one“ ist bei vielen Aluhüten ein Grundprinzip, das aber nur gegenüber der Verschwörergruppe und zugehörigen Informationsquellen wie „Mainstream-“ oder „Systemmedien“ gilt. Auch an dieser Stelle kann man ansetzen.
Beispiel: „Du glaubst, was in der Tagesschau gesagt wird? Das ist doch Staatsfunk, Lügenpresse, Systemmedien. Ich höre nur auf das, was RT erzählt.“ Der erste Reflex ist natürlich, zu versuchen, die Tagesschau zu verteidigen und RT als das Propagandawerkzeug Putins darzustellen, das es ist. Viel cleverer aber ist es, dem Aluhut klarzumachen, daß beides nur gekaufte Systemmedien sind, die in einem Spiel von false flags uns nur zu verwirren versuchen, und die Wahrheit das ist, was beide Seiten uns nicht erzählen - viel wird da nicht bleiben.
„Aber ich höre doch auf Blogger X, YouTube-Channel Y und 4chan-Anon Z 3) , die sind unabhängig und sprechen wahr“, könnte unser Aluhut antworten. Woraufhin wir unser Aluhütchen mitleidig anschauen ob seiner Naivität. Wem gehört denn YouTube, wem die Blog-Plattform, wer hostet 4chan? Gehören die nicht auch alle zu derselben, dunklen, böse, finanzstarken, alles kontrollierenden „globalen Elite“? Würden diese allmächtigen Plattformbetreiber wirklich zulassen, daß irgendwelche verwirrten Vegan-Koch-Channels auf YouTube die geheimen Pläne der alles kontrollierenden Overlords ausplaudern?
Am Ende steht dann der Aluhut nach seiner eigenen Definition als leichtgläubiges Schlafschaf da, und ist tatsächlich mal gezwungen, das zu tun, was er von sich behauptet: Selbst zu denken, statt Dinge nachzuplappern.
Der Aluhut erzählt von der vom ausgelöschten, einst weltumspannenden „Greater Tartarian Empire“, dessen bis zu fünf Meter große Riesenmenschen in der prachtvollen Architektur der Vergangenheit Spuren hinterlassen hätten und das von einer gigantischen Schlammflut ausgelöscht worden sei, weswegen viele alte Gebäude unterirdisch noch wesentlich größer seien? Zeige dem Aluhut, daß du ihn ernstnimmst und bescheid weißt. Ja, Mud Flood, Tartaria, das ist bekannt, eine riesige Verschwörung, um die Vergangenheit zu vertuschen. Aber… in Wirklichkeit ist es noch viel krasser. Die Geschichte von Tartaria ist selbst nur ein Ablenkungsmanöver von einer viel größeren Verschwörung. Denken wir mal nach: Wovon sollen große Gebäude, angeblich erbaut von Riesen, wohl ablenken? Richtig, von etwas Kleinem. Oder jemand Kleinem. Und wo kommen dann die unterirdischen Bauten her? Jemand hat sie nachträglich gebaut, unter der Erde. Klein, und unter der Erde? Richtig: Gnome. Was unsere Quelle sei, fragt der Aluhut, schließlich habe er diese Theorie noch nie auf TikTok oder YouTube gesehen. Klar hat er das nicht, die Gnome kontrollieren ja die unterirdischen Kabel und damit das Internet. Nein nein, solche Theorien findet man nur im Darknet. Oh, da war er noch nicht? Ja, ist ja auch nicht einfach, aber sollte er sich unbedingt anschauen, da ist all das krasse Zeug, von dem SIE nicht wollen, daß man es findet.
Plötzlich ist der Aluhut selbst das „ahnungslose Schlafschaf“.
Aluhut-Schach lässt sich übrigens auch politisieren…
Kleines Beispiel aus der Erinnerung:
In verbal aikido, the trick is to not oppose an argument directly – but meet it, follow it’s trajectory, and pull it slightly askew.