von Huxley zu Orwell

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Cpt. Bucky Saia
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von Huxley zu Orwell

Beitrag von Cpt. Bucky Saia »

Mittwoch, 10. April 2013

2011: Eine schöne neue Anti-Utopie

Der US-Journalist Chris Hedges warnt vor einem weiteren Abgleiten der USA in einen von den Konzernen beherrschten Orwellschen Überwachungsstaat.

Von Chris Hedges
Truth Dig, 27.12.10

Die beiden großartigsten Visionen einer zukünftigen Anti-Utopie sind die beiden Romane "1984" von George Orwell und "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley. Diejenigen, die sich noch Gedanken über die Art unseres Niedergangs in die totale Konzernherrschaft machen, streiten sich heftig darüber, wer von beiden Recht hatte. Werden wir, wie Orwell schrieb, in einem repressiven Überwachungs- und Sicherheitsstaat enden, der uns mit grausamen und brutalen Methoden kontrolliert? Oder werden wir, wie Huxley annahm, von der Unterhaltungsindustrie und dem Showbusiness eingelullt, technologischen Neuerungen verfallen und vom Konsumrausch benebelt, unsere Unterdrückung sogar willkommen heißen? Wie es scheint, haben beide Autoren Recht behalten. Huxley sah die erste Stufe unserer Versklavung voraus und Orwell die zweite.

Der Staat der Konzerne hat uns nach und nach entmachtet, indem er uns – wie Huxley es vorhersah – mit betörenden Sinneseindrücken, billigen Massenprodukten, unbegrenzten Krediten, politischem Theater und ununterbrochenem Entertainment manipulierte. Während wir uns ablenken ließen, wurden nach und nach alle Regularien, die einst die Raubgier der Konzerne gezügelt haben, einfach abgeschafft, die Gesetze, die uns einmal geschützt haben, wurden umgeschrieben, und – ohne es zu merken – wurden wir immer ärmer gemacht. Jetzt, nachdem der Kredithahn zugedreht ist, die guten Jobs für die Arbeiterklasse für immer verloren sind und auch die billige Massenware unbezahlbar geworden ist, gleiten wir unaufhaltsam aus der "schönen neuen Welt" in die in "1984" beschriebene offene Unterdrückung hinüber. Der durch riesige Schulden, endlose Kriege und die Habgier der Konzerne völlig abgewirtschaftete Staat steht vor dem Bankrott. Es wird Zeit, dass Orwells Großer Bruder die Fühlkinos, die Gruppensex-Treffen und Kinderbelustigungen Huxleys abschafft. Wir bewegen uns aus einer Gesellschaft, in der wir uns mit Lügen und Illusionen manipulieren ließen, in einen Zustand totaler offener Kontrolle.

Orwell warnte vor einer Welt, in der Bücher verboten sind. Huxley warnte vor einer Welt, in der niemand mehr Bücher lesen will. Orwell warnte vor einem Staat, der die Menschen durch einen endlosen Krieg ständig in Angst hält. Huxley warnte vor der Zerstörung der Kultur durch seichte Vergnügungen. Orwell warnte vor einem Staat, in dem jedes Gespräch, ja sogar jeder Gedanke überwacht und jeder Dissident brutal bestraft wird. Huxley warnte vor einem Staat, in dem sich die Bevölkerung nur noch mit Trivialitäten und Klatsch beschäftigt und nicht mehr an der Wahrheit und wirklich wichtigen Informationen interessiert ist. Orwell glaubte die kommende Unterdrückung erschrecke die Menschen. Huxley ging davon aus, dass die Menschen ihrer Unterdrückung ruhig und gleichgültig entgegensehen. Jetzt wissen wir, dass Huxley nur die Vorstufe der Zustände anprangerte, die Orwell vorhersah. Huxley beschrieb den Prozess, der uns zu Komplizen unserer eigenen Versklavung machte. Orwell beschrieb den Endzustand unserer Versklavung. Jetzt, nachdem die Machtergreifung der Konzerne abgeschlossen ist, stehen wir nackt und wehrlos da. Wir beginnen zu verstehen, was schon Karl Marx wusste: Der entfesselte, unregulierte Kapitalismus ist eine brutale, (konter-)revolutionäre Kraft, die Menschen und Umwelt bis zur Erschöpfung oder bis zum Zusammenbruch ausbeutet.

"Die Partei (des Großen Bruders) will die Macht nur um ihrer selbst willen," schrieb Orwell in "1984". "Wir sind nicht am Wohlergehen der Menschen interessiert; uns interessiert ausschließlich die Macht – weder Reichtum, noch Luxus oder ein langes glückliches Leben, nur die Macht, die absolute Macht. Was absolute Macht bedeutet, werden Sie bald verstehen. Wir unterscheiden uns von allen Oligarchien der Vergangenheit dadurch, dass wir wissen was wir tun. Alle unsere Vorgänger, sogar diejenigen die uns ähnelten, waren Feiglinge und Heuchler. Die deutschen Nazis und die russischen Kommunisten bedienten sich ähnlicher Methoden wie wir, aber sie hatten beide nicht den Mut, sich ihre eigenen Motive einzugestehen. Sie gaben vor – ja vielleicht glaubten sie es sogar – sie hätten die Macht nur widerwillig und vorübergehend ergriffen, und gerade um die Ecke läge das Paradies, in dem alle Menschen frei und gleich sein könnten. Wir sind nicht wie sie. Wir wissen, dass niemand, der die Macht an sich reißt, sie jemals wieder abgeben will. Die Macht ist nicht nur ein Mittel (zu irgendeinem Zweck), sie ist das Endziel. Man errichtet keine Diktatur, um eine Revolution einzuleiten; man macht eine Revolution, um eine Diktatur zu errichten. Das Ziel der Verfolgung ist die Verfolgung. Das Ziel der Folter ist die Folter. Das mit der Macht verfolgte Ziel ist die Macht.

"Der politische Philosoph Sheldon Wolin benutzt in seinem Buch "Democracy Incorporated" den Begriff "invertierter Totalitarismus", um unser politisches System zu beschreiben. (Da "invertiert" umgedreht oder umgekehrt bedeutet, ist damit wohl gemeint, dass mit Methoden gearbeitet wird, die das Gegenteil von totalitär zu sein scheinen.) Das ist ein Begriff, der Huxley gefallen hätte. Im invertierten Totalitarismus werden die von den Konzernen entwickelten Technologien der Kontrolle, Einschüchterung und Massenmanipulation, die viel wirkungsvoller als die früher in totalitären Staaten angewendeten Methoden sind, durch den falschen Glanz, die lauten Töne und den Überfluss der Konsumgesellschaft (zu dem immer weniger Menschen Zugang haben) wirksam kaschiert. Die Herrschaft der Konzerne verbirgt sich hinter einer von Werbe- und Unterhaltungsindustrie errichteten Nebelwand, und der schillernde Materialismus der Konsumgesellschaft verschlingt uns von innen heraus. Die Konzerne nehmen weder Rücksicht auf uns Menschen, noch auf unseren Staat. Sie mästen sich an unseren Leibern.

Der von den Konzernen beherrschte Staat wird nicht mehr durch einen Demagogen oder charismatischen Führer repräsentiert. Die Konzerne bleiben anonym und gesichtslos. Sie heuern sich nur attraktive Sprachrohre wie Barack Obama an, kontrollieren aber selbst die Wissenschaften, die technologische Entwicklung, das Erziehungswesen und die Beeinflussung der Bevölkerung durch die Massenmedien. Sie kontrollieren die Botschaften, die Filme und das Fernsehen übermitteln. Und wie in dem Roman "Schöne neue Welt" benutzen sie diese Kommunikationsinstrumente zur Absicherung ihrer Tyrannei. Wie Wolin schreibt, wird durch unser System der Massenbeeinflussung "alles blockiert oder eliminiert, was die Menschen qualifizieren oder auf andere Gedanken und ins Gespräch miteinander bringen könnte, und ebenso alles, was die totale Herrschaft der Konzerne schwächen oder beeinträchtigen könnte".

Das Ergebnis ist ein sehr einseitiges Informationssystem. Bekannte Hofschranzen, die sich als Journalisten, Experten oder Sachverständige verkleiden, nehmen sich unserer Probleme an und erklären uns geduldig, wie sie einzuordnen sind. Alle, die abweichende Meinungen vertreten, werden als irrelevante Außenseiter, Extremisten oder Vertreter der radikalen Linken diffamiert. Weitsichtige Sozialkritiker – von Ralph Nader bis Noam Chomsky – werden einfach totgeschwiegen. Akzeptierte Meinungen bestätigen sich gegenseitig. Unter der Vormundschaft dieser Hofschranzen der Konzerne entsteht – wie schon Huxley vorhersah – eine Welt möglichst unbeschwerter Konformität, geprägt von einem grenzenlosen, am Ende aber fatalen Optimismus. Wir verschwenden unsere Zeit mit dem Kauf von Produkten, die angeblich unser Leben verändern, uns schöner, selbstsicherer oder erfolgreicher machen sollen, während wir gleichzeitig unserer Rechte, unseres Geldes und unserer Einflussmöglichkeiten beraubt werden. Alle Botschaften, die wir über dieses System der Massenbeeinflussung empfangen – sei es durch die Abendnachrichten oder durch Talk-Shows wie "Oprah" – versprechen uns immer ein glänzenderes und glücklicheres Morgen. Das ist, wie Wolin nachweist, "die gleiche Ideologie, die Konzernmanager Gewinne übertreiben und Verluste verheimlichen lässt – und alles mit lachendem Gesicht". Weiter schrieb Wolin: "Wir sind entzückt über dauernde technologische Fortschritte, die uns neue persönliche Fähigkeiten, ewige Jugend, durch Chirurgie zu bewahrende Schönheit und in Sekundenbruchteilen ablaufende Aktionen ermöglichen sollen: Eine Kultur voller Träume über immer neue Kontrollmöglichkeiten, deren Befürworter anfällig für Fantasien sind, weil ihre überwiegende Mehrheit zwar über eine ausgeprägte Vorstellungskraft, aber kaum über wissenschaftliche Kenntnisse verfügt."

Unsere Produktionsbetriebe sind zum großen Teil demontiert worden. Spekulanten und Betrüger haben nicht nur die US-Staatsfinanzen geplündert, weitere Milliarden Dollars haben sie den kleinen Aktionären gestohlen, die Geld für ihren Ruhestand oder das Studium ihrer Kinder angelegt hatten. Bürgerrechte wie der Schutz vor Inhaftierung ohne richterliche Anordnung und vor nicht genehmigtem Abhören wurden uns genommen. Grundlegende staatliche Dienstleistungen wie das öffentliche Bildungssystem und die staatliche Gesundheitsfürsorge wurden privaten Konzernen übertragen, damit sie auch daraus ihren Profit schlagen können. Die Wenigen, die ihre Stimme dagegen erheben, die sich weigern, in das Loblied auf die Konzerne einzustimmen, werden von den Konzernoberen als Sonderlinge lächerlich gemacht.

Der von den Konzernen beherrschte Staat hat auch die Einstellungen und Haltungen seiner Bürger zu seinen Gunsten beeinflusst, wie es Huxley schon in seinem Buch "Schöne neue Welt" beschrieben hat. Bernard Marx, eine der Hauptfiguren dieses Buches, wendet sich frustriert an seine Freundin Lenina:

"Möchtest du nicht frei sein, Lenina?" fragt er sie.

"Ich weiß nicht, was du meinst. Ich bin doch frei, so frei, dass ich eine wunderbare Zeit erlebe. Heutzutage sind doch alle glücklich."

Er lachte "Ja, heutzutage hat jeder glücklich zu sein. Das lernen die Kinder ja schon mit fünf Jahren. Aber möchtest du nicht anders frei sein, damit du auch anders glücklich sein könntest, Lenina? Zum Beispiel auf deine eigene Weise und nicht wie alle anderen?"

"Ich weiß nicht, was du meinst," wiederholte sie noch einmal.
Die Fassade bröckelt. Und weil immer mehr Leute begreifen, dass sie nur benutzt und ausgeraubt wurden, können wir schnell aus der "Schönen neuen Welt" Huxleys in Orwells "1984" befördert werden. Die Bevölkerung wird sich bald mit einigen sehr unangenehmen Wahrheiten konfrontiert sehen. Die gutbezahlten Jobs wird es nicht mehr geben. Durch das größte Defizit der menschlichen Geschichte sind wir in eine so gewaltige Schuldenfalle geraten, dass der von den Konzernen beherrsche Staat die Chance nutzen wird, auch noch die letzten Reste sozialen Schutzes für seine Bürger – einschließlich der Sozialversicherung – zu beseitigen. Unser Staat ist von einer kapitalistischen Demokratie zum Neo-Feudalismus übergegangen. Und wenn diese Wahrheiten bekannt werden, wird Wut die von den Konzernen verordnete lustvolle Angepasstheit ersetzen. Wegen der zunehmenden Hoffnungslosigkeit in unseren Industriebrachen, in denen etwa 40 Millionen US-Amerikaner in Armut und mehrere zehn Millionen "knapp über der Armutsgrenze" leben, keine Kredite mehr bekommen und ihre Familien nicht mehr vor Zwangsversteigerungen, Zugriffen von Banken und unbezahlten Arztrechnungen bewahren können, wird der invertierte Totalitarismus bald nicht mehr funktionieren.

Wir leben zunehmend in Orwells Ozeanien und nicht mehr in Huxleys Weltstaat. Bei uns hat Osama bin Laden die Rolle übernommen, die der Bösewicht Emmanuel Goldstein in dem Roman "1984" spielt – das der Bevölkerung präsentierte Gesicht des Terrors. In dem Roman beherrschen Goldsteins üble Machenschaften und heimlichen Gewaltakte die Abendnachrichten. Goldsteins Bild erscheint jeden Tag auf den Fernsehschirmen Ozeaniens – als fester Bestandteil des täglich landesweit ausgestrahlten Rituals "Zwei Minuten Hass". In dem Roman heißt die tägliche Botschaft: Goldstein wird euch töten, wenn euch der Staat nicht schützt. Bei uns ist es Osama bin Laden, der als Rechtfertigung für alle Exzesse in dem "titanischen Kampf" gegen den durch ihn personifizierten "Terrorismus" herhalten muss.

Die psychologische Folter des einfachen Soldaten Bradley Manning, (der WikiLeaks die geheimen US-Dokumente zugespielt haben soll) und nun seit sieben Monaten in Einzelhaft gehalten wird, ohne irgendeines Verbrechens angeklagt zu sein, erinnert an die zermürbende Behandlung des Dissidenten Winston Smith am Ende des Romans "1984". Manning wird als "Häftling unter strengster Aufsicht" im Gefängnis der Basis Quantico der Marineinfanterie in Virginia festgehalten. 23 von 24 Stunden ist er ganz allein in seiner Zelle. Er hat keine Möglichkeit, sich durch Übungen fit zu halten. Ein Kissen oder Decken für sein Bett werden ihm verweigert. Armeeärzte haben ihn mit Antidepressiva vollgestopft. Die groben Foltermethoden der Gestapo wurden durch raffiniertere Orwellsche Techniken ersetzt, die von Psychologen der Regierung entwickelt wurden, um Dissidenten wie Manning in willenlose Wesen zu verwandeln. Mit der Seele brechen sie auch den Körper, sogar effektiver. Jetzt können wir alle in den gefürchtete Raum 101 aus Orwells Roman gebracht werden, wenn man uns willfährig und unschädlich machen will. Dieser "speziellen administrativen Behandlung" werden regelmäßig unsere Dissidenten unterzogen – auch der ("Terrorverdächtige") Syed Fahad Hashmi, der unter ähnlichen Bedingungen seit drei Jahren auf seinen Prozess wartet. Mit diesen Foltertechniken wurden schon Tausende von Häftlingen in unseren "Black Sites", den geheimen Gefängnissen auf der ganzen Welt, psychisch fertig gemacht. Es sind auch die üblichen Kontrollmechanismen in unseren Haftanstalten höchster Sicherheitsstufe, in denen unser von den Konzernen beherrschter Staat Krieg gegen die politisch gefährlichsten Afroamerikaner aus der Unterklasse führt. Das alles sind Anzeichen dafür, dass gerade ein Wechsel von Huxleys Vision zu Orwells Vision stattfindet.

"Du wirst niemals wieder zu normalen menschlichen Gefühlen fähig sein," wird Winston Smith von seinem Peiniger in dem Roman "1984" eröffnet. "Du wirst innerlich tot sein und niemals wieder Liebe, Freundschaft oder Lebensfreude empfinden, lachen können oder neugierig, mutig oder solidarisch sein können. Du wirst innerlich hohl sein. Wir werden dich ganz leer pressen und dir dann unsere Ansichten eintrichtern."

Die Schlinge wird immer enger. Das Zeitalter des Amüsements wird durch das Zeitalter der Unterdrückung ersetzt. Unsere Regierung überwacht bereits die E-Mails und Telefongespräche mehrerer zehn Millionen US-Bürger. Wir sind die am schärfsten überwachte und ausspionierte Gesellschaft der menschlichen Geschichte. Der Alltag von immer mehr Menschen wird von Dutzenden von Überwachungskameras kontrolliert. Unsere Neigungen und Gewohnheiten werden im Internet registriert. Man erstellt elektronische Profile von uns. Unsere Körper werden auf Flughäfen betatscht und mit Scannern durchleuchtet Durch öffentliche Bekanntmachungen, Autoaufkleber und Plakate im öffentlichen Nahverkehr werden wir ständig aufgefordert, verdächtige Aktivitäten zu melden. Der Feind lauert überall.

Wer diese mit dem Krieg gegen den Terror – der sich schon bei Orwell endlos hinzieht – begründeten Maßnahmen in Frage stellt, wird brutal zum Schweigen gebracht. Die drakonischen Sicherheitsmaßnahmen, die während der G-20-Gipfel in Pittsburgh und Toronto gegen die Protestierenden ergriffen wurden, standen in keinem Verhältnis zu deren (friedlichen) Aktivitäten in den Straßen. Man sandte aber eine klare Botschaft aus: "VERSUCHT DAS NIE WIEDER!" Das Vorgehen des FBI (der US-Bundespolizei) gegen Kriegsgegner und Palästina-Aktivisten, das Ende September in der Durchsuchung von Häusern und Wohnungen in Minneapolis und Chicago gipfelte, war nur ein Vorbote der Maßnahmen, die bald gegen alle ergriffen werden, die es noch wagen, sich dem offiziellen Neusprech unseres von den Konzernen kontrollierten Staates zu widersetzen. Nach dem Vorbild der Orwellschen Gedankenpolizei haben die FBI-Agenten Handys, Computer, Dokumente und andere private Unterlagen beschlagnahmt. 26 der Aktivisten haben mittlerweile Vorladungen zu Gerichtsverhandlungen erhalten. Diese Vorladungen stützen sich auf ein Bundesgesetz, das "die materielle oder finanzielle Unterstützung ausländischer Terrororganisationen" verbietet. Der Große Bruder benutzt den Terrorvorwurf sogar bei Menschen, die wirklich nichts mit irgendwelchen Terroristen zu tun haben, als Allzweckwaffe, um uns vor uns selbst zu schützen.

"Erkennt ihr jetzt langsam, welche Welt wir schaffen werden?" schrieb Orwell. "Sie ist das genaue Gegenteil der dummen, auf Genuss ausgerichteten Utopien, die sich die alten Reformer vorgestellt haben. Wir schaffen eine Welt der Angst, der Heimtücke und der Qualen, eine Welt, in der jeder auf jedem herumtrampelt, die umso gnadenloser wird, je weiter sie sich entwickelt."

Chris Hedges ist ein führender Mitarbeiter des Nation Institute. Sein neuestes Buch hat den Titel “Death of the Liberal Class” (Tod der liberalen Klasse).

Übersetzung: Wolfgang Jung, luftpost-kl.de


Eingestellt von Mowitz um 07:00
"Wir sind nicht der Abschaum. Wir sind der schillernde, toxische Schleim der auf dem Abschaum schwimmt ..."
Seine Spektralität Cpt. Bucky "Saia" Sternentänzer
alias Papst Cerrynt Eiledol von Welodd alias Nede E Lym von Leng alias Baktus Paradonti alias Dr. Dromis Seth, Master Phool im Outer Space, (Mitbe)Gründer der Univers-City of Sockovia, Moonman Winter Dream, aus der dritten Vergangenheit, General Error der Invasionstruppen, Captain der ersten erisischen Kompanei westlich von Osten, Hüter des hailigen GNARV und anderer nutzloser Dinge, Dunkelelfischer Bischof von Betty, Vorstand der Company auf Lebenszeit, Ernenner des Fonsis auf Zeit, der während eines Bades ehrenhaft erleuchtete, Beschützer des rauchenden Orakels am Stiel, exzellenter Züchter der feinsten Flugaffen nördlich von Reykjavík, Eiliger Hailigenpfleger der Aktion 23, (Er)Finder des Starfish Mythos, Transluzenter Geheimniskrämer und unter der Hand Händler, Schieberkönig der Unwissenden, Verfasser von nicht geschriebenen Werken, autorisierter Verkäufer von "Das LichtTM" und "SeelenheilTM", eingeweihter Oberanti der D.A.D. sowie Pharao Hypothep alias Pharao Pontifex zu Popanz von Paranoia Panoptikum, Bürokrat im Büro für Zweckentfremdung, Anwender von Methoden, Knazler und freier Beratzer auf Schloß Gammelot in Mottrop´s Tradition, Vorsichtsratsaufstand im Konglomerat, Eidechsenkönig und Universalgott Nr. 5
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Tarvoc »

Orwell warnte vor einer Welt, in der Bücher verboten sind.
Heute wissen wir, dass man Bücher gar nicht verbieten muss. Es reicht völlig aus, so viel Müll zu publizieren, dass die wirklich aufschlussreichen und kritischen Bücher darunter einfach untergehen. Guy Debord nennt das ja auch die Gesellschaft des Spektakels.
[i]"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."[/i] - Marx
[i]"Nur wer zu sich selbst kein Vertrauen hat, kann sich vor vorübergehenden Bündnissen, und sei es auch mit unzuverlässigen Leuten, fürchten, und keine einzige politische Partei könnte ohne solche Bündnisse existieren. Das Zusammengehen mit den legalen Marxisten war in seiner Art das erste wirklich politische Bündnis der russischen Sozialdemokratie. Dank diesem Bündnis ist ein erstaunlich rascher Sieg über die Volkstümlerrichtung und eine außerordentlich weite Verbreitung der Ideen des Marxismus [...] erzielt worden."[/i] - Lenin
...per aspera ad astra.
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Wahrheitsfreak »

Tatsächlich habe ich die letzten Tage Huxleys "Schöne Neue Welt" gelesen. Wenn man die Entwicklung
der Menschen seit der Veröffentlichung des Buches betrachtet - die zunehmende Macht der Konzerne
und der Konsumzwang der Menschen - habe ich den Eindruck, dass Huxleys Vision seiner schönen neuen Welt wohl eher Wirklichkeit werden wird, als Orwells 1984. Allein die Tatsache, dass das visionäre Buch Huxleys selbst heute 80 Jahre nach erscheinen, immer noch eine Utopie beschreibt, zeigt lediglich, dass wir das beschriebene noch nicht umgesetzt haben, was jedoch nicht bedeuten muss, dass es nicht in ferner Zukunft Wirklicheit werden könnte. Letzten Endes ist es ja auch viel effektiver den Mensch dazuzubringen sein Sklavendasein zu lieben, wie Huxley es beschreibt, als mit Hilfe eines totalitären Regimes mit Angst und Schrecken zu regieren, wie in 1984, auch wenn natürlich vieles was Orwell erdachte inzwischen zur Realität geworden ist. Dennoch finde ich, ist Huxleys Idee wirklichkeitsnäher und mehr im Sinne der Machtinhaber als ledlich Unterdrückung:
1.) ein zufriedener Mensch ist leistungsfähiger
2.) wenn der Machtinhaber den Menschen dazu bringt sein Sklavensein zu lieben, kann er sogar sein Gewissen beruhigen, indem er sich sagen kann, sein Handeln wäre nicht einmal unmoralisch.
3. ) die Tatsache, dass der Mensch sein Schicksal zufrieden annimmt, führt nicht zu einer Rebellion.

Ich finde ein Thema das "schöne neue Welt" durchdringt und auch zum Nachdenken anregt, ist die
Frage: "Was ist eigentlich Glück?". Ist ein Mensch, den man ständig einredet, dass er glücklich ist,
wirklich glücklich, auch wenn er es glaubt, weil er dahin konditioniert wurde?
Ich habe immer geglaubt, glücklich zu sein, setzt voraus, zu wissen, was wirklich für einen gut ist.
Aber ist das wirklich so? "schöne neue Welt" präsentiert uns ja das Gegenteil, denn schließlich sind die wenigen Protagonisten, die beginnen sich ihrer eigenen Persönlichkeit bewusst zu werden und anfangen zu hinterfragen, diejenigen die leiden. Insofern könnte man schließen, dass Glück ein Privileg der Dummen sei. Worin womöglich viel Wahrheit zu finden ist. Schließlich steht schon in der Bibel:
"Selig sind die geistig Armen".
Ein radikaler Schritt in "schöne neue Welt" ist die Abschaffung all dessen was uns heilig ist:
Nämlich die Abschaffung der Familie und der Monogamie. Dennoch wird recht anschaulich dargelegt,
dass durch ständige Konditionierung, das Annehmen verdrehter Werte durchaus realistisch erscheint. Insofern wird klar, dass Moralvorstellungen immer von der jedweiligen Konvention abhängig sind und
sich drastisch verändern könnten. Die Frage die natürlich bleibt, ist, in wie fern ein freier Wille beim Menschen überhaupt noch existieren kann. Interessant hierbei ist, dass Huxley anscheinend nicht viel vom freien Willen hielt. In seinen Vorwort von 1946, dass in meinem Exemplar im Anhang abgedruckt wurde, schreibt er:
"Zur Zeit der Niederschrift fand ich gerade diese Vorstellung, dass dem Menschen der freie Wille gegeben sei, damit er zwischen Wahn und Umnachtung wählen könnte, so amüsant wie wahrscheinlich."
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Bwana Honolulu
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Bwana Honolulu »

Wahrheitsfreak hat geschrieben:Ein radikaler Schritt in "schöne neue Welt" ist die Abschaffung all dessen was uns heilig ist:
Nämlich die Abschaffung der Familie und der Monogamie.
Äh. o_O Sorry, nein, du klingst wie die verdammte CDU/CSU. :facepalm:
Monogamie ist 'ne schöne Sache für Leute, für die sie funktioniert, was z.B. mich einschließt. Es gibt aber durchaus Leute, für die ein gesundes Zusammenleben mit mehreren Partnern funktioniert, und solche Leute zu Monogamie zu zwingen, halte ich für Unterdrückung. Ähnlich wie den Gedanken, daß Beziehungen ein Leben lang halten müssen - nein, sorry, so funktionieren Menschen einfach nicht, und so ein Zwang, solche damit verbundenen Umstände, das macht nicht nur unglücklich, es kann menschen auch zerstören.
Und "Familie"? Was verstehst du unter "Familie"? Vater, Mutter und zwei Kinder? Das ist heute leider nicht mehr alles so einfach. Aber nur, weil's nicht einfach ist, heißt das nicht, daß es schlecht ist. Die Welt ist halt flexibler geworden, offener. Normen passen sich an die Wirklichkeit an. Das kann einem schon Angst machen, weil viele der Regeln, an die man sich früher halten konnte, verloren gehen, aber für die Leute, die nicht in diese alten Formen passten, macht es das Leben überhaupt erst lebenswert - und das sind nicht wenige Leute, und im Prinzip kann's jeder von uns sein.

Ich hab' jetzt nur mal einen Punkt aus deinem Text rausgepickt, der mir ins Auge sprang.
Wenn ich schon der Affe bin, dann will ich der Affe sein, der dem Engel auf's Maul haut. XD
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Wahrheitsfreak »

Du solltest aber bedenken, dass das Zitat das du kritisierst, nicht eine eigene Meinung darstellt, sondern lediglich eine Feststellung war. In der Tat verbinden doch die meisten Menschen mit Begriffen wie Familie oder Monogamie etwas heiliges. Und es ist eine Tatsache, dass viele Menschen in der Kombination aus Familie und Monogamie ihr Glück finden. Sicher, die Zeiten werden offener, aber
wenn du genau hinschaust, geht es den Menschen, die weder eine Familie gründen wollen oder sich weigern monogam zu leben, lediglich um die Erfüllung ihrer Begierden, dem Ausleben ihres Egos ohne Rücksicht auf den Anderen zu nehmen, und letzendlich darum, sich vor Verantwortung zu drücken.
Denn eine monogame Beziehung und das Gründen einer Familie, verbunden mit der Zeugung von Kindern, setzt, ganz gleich welche Einstellung man dazu haben mag, nunmal Verantwortung voraus.
Diese Feststellung ist einfach eine Tatsache und keine eigene Meinung. Was meine eigene Meinung zur Monogamie betrifft, muss ich folgendes sagen: Klar, wenn sich zwei Menschen lieben und eine Bindung eingehen und sich treu sind, kann das etwas schönes sein. Die Gefahr in der Monogamie ist jedoch, dass es passieren kann, dass man den Partner als Besitz betrachtet, was in der Regel sehr fatale Folgen haben kann. Genaugenommen ist die Vorstellung der Monogamie eigentlich blanker Hohn. Denn wenn man den Faktor Zeit einbezieht, ist genau genommen nahezu kein Mensch monogam, denn die Monogamie erhabt ja zum Ideal, nur einen Menschen zu lieben. Wenn man aber die Menschen betrachtet, fällt einen auf, dass sie sehr wohl in der Lage sind, mehrere Menschen zu lieben, wenn auch nicht gleichzeitig, aber, nach einer Trennung ist es ja dann doch immer wieder möglich sich wieder zu verlieben. In so fern kann man sehen, dass der Mensch gar nicht monogam veranlagt ist,
denn sonst müsste er ja ewiglich den einen Menschen lieben. :XP:
Wenn also nicht monogam, was wäre die Alternative? Und das ist das Problem: Wenn man z.B. mehrere offene Beziehungen führt, was allerdings auch immer zur Voraussetzung macht, dass man mehrere Menschen finden muss, die sich auf einen einlassen wollen, wird es in der Regel noch viel
komplizierter als in einer Beziehung, denn damit alle damit zufrieden sind, müssten alle Beteiligten
die gleiche Einstellung haben, das halte ich so gut wie für unmöglich, denn die eine oder andere will
dann wahrscheinlich doch eine feste Beziehung und dann ist man automatisch der Arsch, weil
man diese nicht eingehen will. Nun, wenn du sagst, Menschen werden dazu gezwungen monogam
zu leben, kann ich dir nicht zustimmen. Niemand zwingt dich dazu, außer vielleicht gesselschaftliche
Ideale. Dennoch ist alles jedoch immer deine eigene Entscheidung. Womit wir jedoch wieder beim
freien Willen wären! :kopfkratz:
Mein Eindruck, Bwana, ist fast, dass du eine Welt wie Huxleys "schöne neue Welt" befürwortest.
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Bwana Honolulu »

Wahrheitsfreak hat geschrieben:Mein Eindruck, Bwana, ist fast, dass du eine Welt wie Huxleys "schöne neue Welt" befürwortest.
:wat: Äääh, wat? Wie, bitte, kommst du zu dieser ziemlich dreisten und völlig irrwitzigen Unterstellung? :facepalm:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Du solltest aber bedenken, dass das Zitat das du kritisierst, nicht eine eigene Meinung darstellt, sondern lediglich eine Feststellung war.
Lediglich zur Hälfte. Daß Familie und Monogamie manchen Leuten heilig sind, ist eine Feststellung. Daß ein Abschaffen dieser Werte uns in eine Huxley'sche Dystopie führt, ist wilde Spekulation und deine ganz eigene Meinung, die ich kritisiere.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:In der Tat verbinden doch die meisten Menschen mit Begriffen wie Familie oder Monogamie etwas heiliges.
Hast du Zahlen, die etwas darüber besagen, ob es wirklich "die meisten" sind? Umfragen oder Ähnliches?
Und "heilig" ist auch eine schwierige Kategorie. Es gibt auch Religionen, denen die Polygamie heilig ist oder war. "Heilig" kann alles Mögliche sein. Meine Heilige Pflicht™ ^^ als Diskordianer ist es, jeden Freitag einen Hot Dog zu essen, weil es mir als Diskordianer verboten ist, Hot Dogs zu essen. "Heilig", pffh! :roll:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Und es ist eine Tatsache, dass viele Menschen in der Kombination aus Familie und Monogamie ihr Glück finden.
Bestimmt schon einige, aber sicher nicht mal annähernd alle.
Und diese Idee, daß man sein Glück nur in Beziehung und Familie finden kann, halte ich für veraltet und sogar für das persönliche Glück gefährdend.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Sicher, die Zeiten werden offener, aber
wenn du genau hinschaust, geht es den Menschen, die weder eine Familie gründen wollen oder sich weigern monogam zu leben, lediglich um die Erfüllung ihrer Begierden, dem Ausleben ihres Egos ohne Rücksicht auf den Anderen zu nehmen, und letzendlich darum, sich vor Verantwortung zu drücken.
Davon habe ich auch schon genug innerhalb von Familien und monogamen Beziehungen gesehen.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Denn eine monogame Beziehung und das Gründen einer Familie, verbunden mit der Zeugung von Kindern, setzt, ganz gleich welche Einstellung man dazu haben mag, nunmal Verantwortung voraus.
Die Entscheidung, keine Kinder in die Welt zu setzen, kann auch aus einer verantwortlichen Entscheidung heraus entstehen. Ebenso können nicht-monogame Beziehungen sehr verantwortungsbewusst sein und monogame Beziehungen und Familien ziemlich verantwortungslos. Wie viele Leute setzen denn Kinder in diese Welt, ohne über die Verhältnisse nachzudenken, in denen diese Kinder aufwachsen? Familie und Beziehung automatisch mit Verantwortung gleichzusetzen halte ich für äußerst fragwürdig.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Diese Feststellung ist einfach eine Tatsache und keine eigene Meinung.
>.< Mööp! Ist es doch, und nichts anderes.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Was meine eigene Meinung zur Monogamie betrifft, muss ich folgendes sagen: Klar, wenn sich zwei Menschen lieben und eine Bindung eingehen und sich treu sind, kann das etwas schönes sein. Die Gefahr in der Monogamie ist jedoch, dass es passieren kann, dass man den Partner als Besitz betrachtet, was in der Regel sehr fatale Folgen haben kann. Genaugenommen ist die Vorstellung der Monogamie eigentlich blanker Hohn. Denn wenn man den Faktor Zeit einbezieht, ist genau genommen nahezu kein Mensch monogam, denn die Monogamie erhabt ja zum Ideal, nur einen Menschen zu lieben. Wenn man aber die Menschen betrachtet, fällt einen auf, dass sie sehr wohl in der Lage sind, mehrere Menschen zu lieben, wenn auch nicht gleichzeitig, aber, nach einer Trennung ist es ja dann doch immer wieder möglich sich wieder zu verlieben. In so fern kann man sehen, dass der Mensch gar nicht monogam veranlagt ist,
denn sonst müsste er ja ewiglich den einen Menschen lieben. :XP:
Siehst du, da hast du's schon. :kp:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Wenn also nicht monogam, was wäre die Alternative? Und das ist das Problem: Wenn man z.B. mehrere offene Beziehungen führt, was allerdings auch immer zur Voraussetzung macht, dass man mehrere Menschen finden muss, die sich auf einen einlassen wollen, wird es in der Regel noch viel
komplizierter als in einer Beziehung, denn damit alle damit zufrieden sind, müssten alle Beteiligten
die gleiche Einstellung haben, das halte ich so gut wie für unmöglich, denn die eine oder andere will
dann wahrscheinlich doch eine feste Beziehung und dann ist man automatisch der Arsch, weil
man diese nicht eingehen will.
Nur, weil man sich einen kompliziertere Form der Beziehung einlässt, ist man doch nicht automatisch verantwortungslos? Im Gegenteil, man muss mit viel größerer Sensibilität vorgehen. Und "offene Beziehung" ist etwas anderes als Polyamory, was in der Regel einfach eine ähnlich feste und geregelte Beziehung wie eine monogame Beziehung darstellt, nur halt mit mehr Beteiligten.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Nun, wenn du sagst, Menschen werden dazu gezwungen monogam
zu leben, kann ich dir nicht zustimmen. Niemand zwingt dich dazu, außer vielleicht gesselschaftliche
Ideale.
Gesellschaftliche Ideale, Normen, benachteiligende Gesetze... das ist sogar ein ganz massiver Zwang. Wenn die Ideale und Normen sich in ausdrücklichzer Nicht-Akzeptanz und Diskriminierung von Seiten der eigenen Familie, Freunde oder auch völlig außenstehender Personen manifestieren, wenn Gesetze ein familiäres Zusammensein in einer "nicht-traditionellen Konstellation" erschweren oder gar unmöglich machen (Beispiel wäre jede Art von Ehe außer der "dauerhaften", zwischen einem Mann und einer Frau geschlossenen Form), wenn deine ganze Erziehung dir nie die Chance gelassen hat, anderen, vielleicht eher deiner Natur entsprechenden Ideen von "Beziehung" nachzugehen, soll das dann kein Zwang sein?
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Dennoch ist alles jedoch immer deine eigene Entscheidung.
In gewissen Maße. Aber wenn du sagst, daß auf "Monogamie" und "(traditioneller) Familie" basierende Beziehungsformen das sind, was uns vor einer Gesellschaft á la Brave New World bewahrt, dann besteht ja von deiner Seite offenbar ein gewisser Wille, andere Formen von Beziehung nicht zuzulassen - zu unterdrücken, zu verbieten, abzuschaffen, was auch immer.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Womit wir jedoch wieder beim
freien Willen wären! :kopfkratz:
Nicht ablenken, hier! :dudu: :frust:
Wenn ich schon der Affe bin, dann will ich der Affe sein, der dem Engel auf's Maul haut. XD
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Seine Quasarische Sphärizität, der Bwana Honolulu,
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Herrscher über alles, alles andere und wieder nichts,
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Wahrheitsfreak »

Wahrheitsfreak hat geschrieben:In der Tat verbinden doch die meisten Menschen mit Begriffen wie Familie oder Monogamie etwas heiliges.
Bwana hat geschrieben:Hast du Zahlen, die etwas darüber besagen, ob es wirklich "die meisten" sind? Umfragen oder Ähnliches?
Wieso braucht man immer Zahlen um etwas zu beweisen. Das ist eine Geisteskrankheit unserer
Gesellschaft. Schau dir einfach an, wieviele Menschen darin ihr Glück finden wollen oder finden,
dass alleine macht es für sie zu etwas heiligem, ganz einfach. Und ich würde behaupten, dass ist
zumindest bei uns eindeutig die Mehrheit der Menschen.
Bwana hat geschrieben: Und "heilig" ist auch eine schwierige Kategorie. Es gibt auch Religionen, denen die Polygamie heilig ist oder war. "Heilig" kann alles Mögliche sein. Meine Heilige Pflicht™ ^^ als Diskordianer ist es, jeden Freitag einen Hot Dog zu essen, weil es mir als Diskordianer verboten ist, Hot Dogs zu essen. "Heilig", pffh! :roll:
Ich sehe dass du einfach mit dem Wort heilig ein Problem hast, dass ist aber dein Problem und nicht meins. :hammer:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Dennoch ist alles jedoch immer deine eigene Entscheidung.
Bwana hat geschrieben:In gewissen Maße. Aber wenn du sagst, daß auf "Monogamie" und "(traditioneller) Familie" basierende Beziehungsformen das sind, was uns vor einer Gesellschaft á la Brave New World bewahrt, dann besteht ja von deiner Seite offenbar ein gewisser Wille, andere Formen von Beziehung nicht zuzulassen - zu unterdrücken, zu verbieten, abzuschaffen, was auch immer.
Das ist jetzt aber von deiner Seite eine böswillige Unterstellung. Wo bitte habe ich geschrieben,
dass ich für monogame Beziehungen bin und offene Beziehungen verurteile? Wo?
Und dass die Abschaffung dieser Werte uns zwangsläufig in eine Gesellschaft a la Brave New
World befördert, habe ich auch nicht gesagt, und es ist lediglich deine Interpretation.
Ich habe lediglich festgestellt, dass in dem Buch diese Werte abgeschafft wurden, die uns
heutigen Menschen als Heilig erscheinen, und das ist eine Tatsache und beinhaltet in keinster
Form meine eigene Meinung.
Um ehrlich zu sein, würde ich sogar selbst offene Beziehungen führen, wenn die Umstände es
ermöglichen würden. Ich würde mich daher jedoch auch mit der Monogamie zufrieden geben,
aber ich habe nicht einmal eine Freundin und bin daher von den Umständen zum Alleinsein
gezwungen. Fasst alle Frauen die ich kenne, leben in einer Beziehung. In meinen Freundeskreis
haben viele Leute schon eine Familie gegründet und sich sozusagen für einen Partner entschieden.
Nun; ich bin jetzt schon 40, keine Ahnung, vielleicht kommen irgendwann Zeiten wo wieder mehr
Frauen geschieden sind, um noch eine Chance zu haben eine abzubekommen, oder vielleicht lernt
man auch mal eine kennen die Single ist und an mir Interesse hat. Im Prinzip hätte ich auch nichts
gegen eine erheblich jüngere Frau, die Frage ist eher, ob eine erheblich Jüngere mich will?
So schauts also bei mir aus. Jetzt könnt ich auch auf die Gesellschaft schimpfen, auf Monogamie
und Familie, die wenn man so will, auch Schuld sein kann, dass ich solo bin. Oder ich könnte mir
einreden, dass Frauen alle blöd sind und es ohnehin nicht wert sind. Aber was würde das bringen
oder an der Tatsache, dass man von den Umständen zum Alleinsein gezwungen wird, ohne es
selbst zu wollen, ändern?
Es mag sein, dass da vielleicht auch etwas Neid mitspielt, wenn du den Eindruck bekommen hast,
dass ich offene Beziehungen verurteile. Dennoch ist es eben meine Meinung, wie ich dargelegt habe,
dass offene Beziehungen in unseren Kulturraum nicht funktionieren. Auf jeden Fall, weiß ich von Leuten, die offene Beziehungen geführt haben, dass sie genau mit den Problemen konfrontiert wurden, die ich im letzten Posting erwähnt habe. Wenn du sagst, dass Menschen in offenen Beziehungen ihr Glück finden, in der Form, dass alle Beteiligten einverstanden sind, dann kann
ich jetzt sagen, dass die dir vielleicht die geschilderte Problematik lediglich verschwiegen haben.
Hier könnt ich jetzt auch verfickte Zahlen einfordern, die irgendeinen Scheiß belegen sollen.
Wie gesagt, ich sage nicht, dass offene Beziehungen nicht funktionieren müssen.
Vielleicht müsste man dafür in einer Komune aufwachsen, die freie Liebe praktiziert.
Bei mir am Hof hat mal einer gewohnt, der in so einer Komune aufgewachsen ist. Seine Exfreundin
ist zugleich auch eine gute Freundin von mir, und von ihr weiß ich, dass sie absolut monogam
veranlagt ist. Da werden wohl Welten aufeinendergestossen sein, kein Wunder, dass sie nicht mehr
zusammen sind.
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Bwana Honolulu »

Wahrheitsfreak hat geschrieben:Wieso braucht man immer Zahlen um etwas zu beweisen. Das ist eine Geisteskrankheit unserer
Gesellschaft. Schau dir einfach an, wieviele Menschen darin ihr Glück finden wollen oder finden,
dass alleine macht es für sie zu etwas heiligem, ganz einfach. Und ich würde behaupten, dass ist
zumindest bei uns eindeutig die Mehrheit der Menschen.
Nein, man kann natürlich nicht alles mit Zahlen beweisen, und nicht immer hat eine Mehrheit recht. Aber sorry, wenn du schon von einer Mehrheit (also "den meisten" oder so etwas) sprichst, dann zeige sie mir bitte auch. Mehr will ich nicht, und das ist an dieser Stelle keineswegs geisteskrank, sondern einfach nur logisch. :kp:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Ich sehe dass du einfach mit dem Wort heilig ein Problem hast
Nur, wenn Leute so etwas tun, wie "heilig" mit "richtig" gleichzusetzen.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:dass ist aber dein Problem und nicht meins. :hammer:
Man könnte fast denken, dies hier sei ein Diskussionsforum. %D
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Das ist jetzt aber von deiner Seite eine böswillige Unterstellung.
Ist es nicht, aber ich merke, daß ich deinen Satz einfach missverstanden habe. Ich dachte, du meintest, Auflösung des Zwangs zu Monogamie und Familie in der Realität seien ein Schritt in Richtung einer Huxley'schen "Schönen Neuen Welt", aber ich glaube, du meintest einfach nur, daß das in dem Roman passiert ist, richtig? Falls ja, entschuldige bitte. :-? :oops: :winke:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Jetzt könnt ich auch auf die Gesellschaft schimpfen
Kann man machen, also, so prinzipiell und im größeren Kontext jedenfalls. ^^
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Oder ich könnte mir
einreden, dass Frauen alle blöd sind und es ohnehin nicht wert sind.
Das halte ich jetzt widerum für wenig sinnvoll.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Es mag sein, dass da vielleicht auch etwas Neid mitspielt, wenn du den Eindruck bekommen hast,
dass ich offene Beziehungen verurteile.
Nein, ich glaube, das war einfach das unaufgeklärte Missverständnis.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Dennoch ist es eben meine Meinung, wie ich dargelegt habe,
dass offene Beziehungen in unseren Kulturraum nicht funktionieren.
Was wiederum sicher auch an gesellschaftlichen Normen und Zwängen in unserem Kurlturraum liegt. ;-D
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Wenn du sagst, dass Menschen in offenen Beziehungen ihr Glück finden, in der Form, dass alle Beteiligten einverstanden sind, dann kann
ich jetzt sagen, dass die dir vielleicht die geschilderte Problematik lediglich verschwiegen haben.
:winke: Mööp, stop! Ich glaube nicht, daß es komplett "stressfreie" Beziehungen gibt, weder monogame noch sonst welche. Ich hab' auhc nie behauptet, daß jeder für dieselbe Art Beziehung gemacht ist. Ich hab' auch nicht primär von offenen, sondern allgemeiner von polyamorösen Beziehungen gesprochen. Ich glaube lediglich, daß andere als monogame Beziehungen ebenso gut oder schlecht wie monogame Beziehungen funktionieren können, mit zum Teil ähnlichen, zum Teil ganz eigenen Problemen.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Hier könnt ich jetzt auch verfickte Zahlen einfordern, die irgendeinen Scheiß belegen sollen.
Nämlich welchen Scheiss? :kopfkratz:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Wie gesagt, ich sage nicht, dass offene Beziehungen nicht funktionieren müssen.
Vielleicht müsste man dafür in einer Komune aufwachsen, die freie Liebe praktiziert.
Könnte helfen, muss aber nicht die zwingende Vorraussetzung sein.
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Bei mir am Hof hat mal einer gewohnt, der in so einer Komune aufgewachsen ist. Seine Exfreundin
ist zugleich auch eine gute Freundin von mir, und von ihr weiß ich, dass sie absolut monogam
veranlagt ist. Da werden wohl Welten aufeinendergestossen sein, kein Wunder, dass sie nicht mehr
zusammen sind.
Ich sag' ja auch gar nicht, daß das für jeden funktioniert. Ich selbst bin da auch nicht für zu haben. Aber ich will niemandem verbieten, seine Beziehungen und sein Liebesleben anders zu organisieren, als ich das tue.

Um noch mal auf dein erstes Posting zurückzukommen:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Wenn man die Entwicklung
der Menschen seit der Veröffentlichung des Buches betrachtet - die zunehmende Macht der Konzerne
und der Konsumzwang der Menschen - habe ich den Eindruck, dass Huxleys Vision seiner schönen neuen Welt wohl eher Wirklichkeit werden wird, als Orwells 1984.
Würde ich nicht so unterschreiben. Wir haben gleichzeitig ja noch die Überwachungsskandale durch NSA, GCHQ und den Rest der "Five Eyes", aufgedeckt hauptsächlich durch Edward Snowden. Wir haben da einen gigantischen, mit nahezu unbegrenzten Mitteln ausgestatteten Überwachungsapparat, der wirklich wahllos und breitbandig alles aufzeichnet und auswertet und auch zugegeben hat, anhand dieser Auswertungen bereits Menschen getötet zu haben. Also, ich glaube nicht, daß Schöne Neue Welt" und "1984" zwei verschiedene Pole sind, in deren Richtung wir uns bewegen können. Wir können durchaus beides haben, und wir (als Menschheit) arbeiten mit Hochdruck daran, es auch zu bekommen. /o\
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Wahrheitsfreak »

Wahrheitsfreak hat geschrieben:Das ist jetzt aber von deiner Seite eine böswillige Unterstellung.
Bwana hat geschrieben:Ist es nicht, aber ich merke, daß ich deinen Satz einfach missverstanden habe. Ich dachte, du meintest, Auflösung des Zwangs zu Monogamie und Familie in der Realität seien ein Schritt in Richtung einer Huxley'schen "Schönen Neuen Welt", aber ich glaube, du meintest einfach nur, daß das in dem Roman passiert ist, richtig? Falls ja, entschuldige bitte. :-? :oops: :winke:
Ja genau, wir haben uns einfach nur mißverstanden. Kann ja passieren. Entschuldigung angenommen. :roll:
Bwana hat geschrieben:Ich sag' ja auch gar nicht, daß das für jeden funktioniert. Ich selbst bin da auch nicht für zu haben. Aber ich will niemandem verbieten, seine Beziehungen und sein Liebesleben anders zu organisieren, als ich das tue.
Aha, willst also selber keine freie Liebe praktizieren. Gut, ich denke wir sind uns darin einig, dass
wir niemand verbieten wollen, wir er sein Liebesleben führt. An dieser Stelle könnte man natürlich
auch noch die Schwulenehe zum Thema machen, aber darauf will ich jetzt gar nicht hinaus.
Dennoch denke ich, dass von einen Verbot ja auch nicht die Rede sein kann. Niemand wird verboten,
wie er sein Liebesleben führt. Und es gibt ja auch eine deutliche Gegenbewegung. In anderen Kreisen
mag es wohl Leute geben, die damit pralen, mit wie vielen Frauen sie im Bett waren. Auch daraus
können Ideale und Zwänge entstehen, wie, ich bin nur ein toller Typ wenn ich auch viele Frauen
flachgelegt habe. Und ich finde da fängt es an, dass es auch viel Schaden anrichten kann,
wenn alte Ideale über Bord geworfen werden. Denn, wenn man nur noch One-Night-Stands haben
will und nicht bereit ist, sich auf eine andere Person näher einzulassen und die andere Person lediglich
dazu dient, meine sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen, dann finde ich das einfach bedenklich.
Schau wie viele Frauen es gibt, die von Machos ausgenützt werden, und dadurch nicht mehr fähig
sind, sich überhaupt noch zu verlieben. Dass sich solche Frauen allerdings auch solche Männer
suchen, die sie enttäuschen, ist natürlich das eigentliche Problem. Aber auch das ist eben wieder
auf gewisse gesellschaftliche Ideale zurückzuführen.
In so fern finde ich offene Beziehungen überhaupt nicht verkehrt, aber ich sehe eben auch das
Problem das damit einhergeht und zumindest in unserem Kulturraum in ein gefühlsmäßiges Dilemma führt, sobald einer der Beteiligten den Anderen doch nicht teilen will.
Nun kann man dieser Person vorwerfen, dass sie den Anderen besitzen will. Den Anderen kann
man vorwerfen, dass er sich nicht für einen entscheidet. Aber wer will sich das Recht nehmen,
die eine oder andere Einstellung als verkehrt zu beurteilen. Ich finde beide Einstellungen nicht
verkehrt. Aber wenn sie beide aufeinandertreffen, verursachen sie eben einen nicht lösbaren Konflikt,
wenn keiner bereit ist, seine Beziehungsvorstellung aufzugeben. Auch hier kann man wieder fragen,
ist es besser seiner Überzeugung treu zu bleiben, oder ist es besser, auf den Anderen einzugehen.
Aber weil eben noch Andere beteiligt sind, wird man es am Ende keinen mehr Recht machen können.
Dann befindet man sich eindeutig im Gefühlsdilemma.
Anderer Ansatz: Wenn du denkst, dass unsere Vorstellung von Familie und Monogamie uns Zwänge
auferlegt, muss ich einfach feststellen, dass diese alten Ideale doch auch viel gutes haben.
Nach dem der moderne Mensch seine Gottgläubigkeit verloren hat, sind diese beiden Dinge - um wieder dieses Wort zu verwenden, aber ich finde es im Gegensatz zu dir sehr passend - eben doch
das letzte was uns heilig ist und was uns davor bewahrt, dass sich alles nur noch um uns selbst dreht.
Bwana hat geschrieben: Um noch mal auf dein erstes Posting zurückzukommen:
Wahrheitsfreak hat geschrieben:Wenn man die Entwicklung der Menschen seit der Veröffentlichung des Buches betrachtet - die zunehmende Macht der Konzerne und der Konsumzwang der Menschen - habe ich den Eindruck, dass Huxleys Vision seiner schönen neuen Welt wohl eher Wirklichkeit werden wird, als Orwells 1984.
Würde ich nicht so unterschreiben. Wir haben gleichzeitig ja noch die Überwachungsskandale durch NSA, GCHQ und den Rest der "Five Eyes", aufgedeckt hauptsächlich durch Edward Snowden. Wir haben da einen gigantischen, mit nahezu unbegrenzten Mitteln ausgestatteten Überwachungsapparat, der wirklich wahllos und breitbandig alles aufzeichnet und auswertet und auch zugegeben hat, anhand dieser Auswertungen bereits Menschen getötet zu haben. Also, ich glaube nicht, daß Schöne Neue Welt" und "1984" zwei verschiedene Pole sind, in deren Richtung wir uns bewegen können. Wir können durchaus beides haben, und wir (als Menschheit) arbeiten mit Hochdruck daran, es auch zu bekommen. /o\
Naja, ich denke beides lässt sich schwer vereinbaren. Orwells Kontrollstaat fordert die totale
Unterdrückung in Form von Angst und Schrecken. Huxleys "schöne neue Welt" den Konsumzwang
und die sexuelle Ausschweifung. Das lässt sich schwer kombinieren, weil beides völlig konträre
Gegensätze sind, sie haben lediglich die totale Kontrolle über den Menschen gemein, ersteres in Form
von Unterdrückung, zweiteres in der Form, dass man den Mensch dazu bringt, sein Sklavendasein
zu lieben. Was wir im Moment haben, da stimme ich dir zu, ist von beiden etwas, jedoch nicht
in der extremen Ausprägung.
Eine Zukunftprognose könnte auch folgendermaßen ausschauen:
Erst Orwell - dann Weltkrieg - dann Huxley.
Zuletzt geändert von Wahrheitsfreak am 24. Februar 2015, 01:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: von Huxley zu Orwell

Beitrag von Wahrheitsfreak »

Bwana hat geschrieben: Und diese Idee, daß man sein Glück nur in Beziehung und Familie finden kann, halte ich für veraltet und sogar für das persönliche Glück gefährdend.
Ah! Und worin soll man dann sein Glück finden? Gott oder Karriere?
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