Hab' das PDF jetzt bis Seite 23 (bis inklusive "The Role of the Revolutionary Organisation") gelesen. Bis jetzt gefällt mir der Text ziemlich gut, insbesondere Part C (was mich eigentlich interessiert).
Part A, die Analyse des Gegenwärtigen, ist natürlich noch auszubauen, aber inhaltlich korrekt. Part B ist eine recht standardmäßige Entwicklung einer klassenlosen Gesellschaft, inhaltlich richtig, aber eben nicht wirklich was Neues. Der schwächste Punkt hier ist der Abschnitt über die Umweltfragen. Was da drin steht, hätte auch aus dem Parteiprogramm der Grünen stammen können. Hier ist unbedingt noch theoretische Arbeit zu leisten, insbesondere auch was den Zusammenhang zwischen Umweltfragen und sozialen Fragen angeht.
Part C: Ich sag mal nur kurz was zum Zehn-Punkte-Programm, weil's da wirklich konkret wird.
Die ersten sechs Punkte sind inhaltlich völlig richtig und sind auch das, was ich für am wichtigsten halte.
Punkt 7: Hier ist genauer auszudifferenzieren, was alles mit Leninismus gemeint ist.
Punkt 8: Auch völlig richtig und ganz besonders wichtig.
Punkt 9: Ich halte es für problematisch, auf die Ergreifung und den Gebrauch staatlicher Macht im revolutionären Prozess grundsätzlich verzichten zu wollen. Das ist sicher nicht immer das zu wählende Mittel und auf Dauer sind die Staatsapparate aufzulösen. In konkreten Situationen kann es sich aber dennoch als zweckmäßig erweisen, von staatlicher oder staatsähnlicher Macht Gebrauch zu machen. Insbesondere ist hier zu bedenken, dass Staat und "offizielles" Kapital nicht die einzigen relevanten Akteure im Kapitalismus sind, sondern es auch Phänomene gibt wie nichtstaatliche rechtsradikale oder fundamentalistische Bewegungen, aber auch das organisierte Verbrechen. Bezüglich
Mexiko habe ich diese Problematik hier im Forum an anderer Stelle bereits ausgeführt. Wie Marx sinngemäß in seiner Kritik des Gothaer Programms schreibt: Ob und inwieweit sich in einer klassenlosen Gesellschaft oder auf dem Weg dorthin nach wie vor "staatliche" Aufgaben stellen, ist eine empirische Frage und kann nicht a priori entschieden werden. (Der Anarchismus versucht diese Frage klassischerweise a priori negativ zu beantworten, die "marxistische" und insbesondere "marxistisch-leninistische" Orthodoxie sowie die Sozialdemokratie hingegen a priori positiv.)