Gedankenkontrolle
*Hust* Nein nicht an 1984 denken bitte. Es ist weit komplizierter! Wie fange ich hier an? Vielleicht schildere ich einfach mal meine letzte Meditation, die - so glaube ich - am Abend nach meinem letzten Beitrag in diesem Thread stattfand.
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Ich setzte mich auf mein Bett, Decke unter den Hintern, halber Lotossitz und begann die Meditation. Anfangs plagten mich viele Gedanken zu meinem Tag, meiner Woche und irgendwelchen Themen. Ich wollte sie nicht verbannen und konzentrierte mich immer wieder auf das Zazen. Aber dann begannen die Gedanken auf Ebene2 rumzuspuken. Ich dachte an diesen Thread und daran, dass ich mir merken muss wie ich mit den Gedanken fertig werde um dies dann hier im Beitrag über den Umgang mit Gedanken zu berichten.
Ab diesem Zeitpunkt folgte auf jeden normalen Gedanken ein Gedanke auf Ebene2 darüber wie ich jetzt die "Gedankenbekämpfung" darstelle usw... Ich formulierte mindestens drei Beiträge aus und kam so überhaupt nicht zum Meditieren. Dieses Spiel ging ca. 20 Minuten so weiter. Dann kam ich in eine Phase in der all das nicht mehr so schlimm war. Zwar waren die Gedanken nachwievor da, doch sie flogen einfach an meinem inneren Auge vorbei.
Schließlich musste ich mich gar beruhigen, da mein Erlebnis immer intensiver wurde. So begann ich alles zu verneinen um mir klar zu machen, dass allein das Zazen von Bedeutung ist. Ich wollte nicht der Illusion erliegen, dass ich gerade irgendetwas "Großes" erlebe. Aber am Ende hab ich es dann doch größtenteils einfach genossen mich irgendwie gut zu fühlen.
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Ok das klingt sicher komisch. Jedenfalls zeigt es, dass Gedanken da sein werden, es aber sein kann, dass durch reines Abwarten irgendwann ein Zustand kommt in dem sie quasi von selbst ihren störenden Charakter verlieren. Diese Beschreibung, dass sie vor meinem Auge vorbeiflogen ist auch ganz nützlich für folgende Methode:
Methode1:
Statt die Gedanken zu verteufeln, nimmt man sie bewusst auf, vertieft sie kurz ohne weiter darin zu versinken und lässt sie dann weiterziehen. Man schließt sie so quasi ab ohne sie bis zum letzten Schluss zu verfolgen.
Methode2:
Man kehrt zurück zur Sitzhaltung, richtet sich vllt. nochmal etwas auf, korrigiert die Haltung ein wenig oder achtet auf die Atmung. Das hilft zurückzukommen zum Wesentlichen.
Methode3:
Man sucht sich einen Fokus. Dies kann zum Beispiel die Atmung sein. Man kann genau darauf achten periodisch ein- und auszuatmen oder darauf wie der Atem durch die Nase fließt. Es ist sogar möglich sich auf einen Schmerz zu fokussieren, wenn z.B. das Fußgelenk beim Lotossitz etwas schmerzt. Das hält die Gedanken etwas zurück, kann aber auch zu neuen Gedanken führen.
Mehr Methoden fallen mir gerade nicht ein, es sind auch eher Hinweise. Wichtig ist, dass Gedanken keine Feinde sind und sehr wahrscheinlich auftreten werden. Versuchen sie direkt zu bekämpfen oder wegzujagen wird wahrscheinlich nicht den gewünschten Effekt bringen. Kann auch sein, dass eine Meditation dann mal nicht so verläuft wie gewünscht aber es folgen ja noch viele Tage an denen man es nochmal probieren kann
Hoffe dieser kleine Thread hilft jemandem weiter bzw. motiviert jemanden es einfach mal zu versuchen. Wie gesagt ich seh dahinter nichts Religiöses und suche auch nicht nach der Erleuchtung, ich finde es einfach nur entspannend und manchmal auch sehr schön. Vielleicht sollte man das was ich hier beschreibe daher auch nicht Zazen nennen sondern: "Entspanntes Sitzen für den Alltagsgeplagten Diskordier"