fehlgeleitet hat geschrieben:Der Tauschwert kann nur durch menschliche Arbeit entstehen. Hier könnte man einwenden, dass dem Konsumenten erstmal egal ist, wie der Verkäufer zu der Ware gekommen ist.
Da macht man dann allerdings den Fehler, den Wert mit dem individuellen Stückpreis zu verwechseln. Der Wert ist aber der Punkt, um den herum sich die Preise im Durchschnitt einpendeln. In der klasssischen Ökonomie wird Preisbildung ja aus Angebot und Nachfrage erklärt. Dabei stellte sich dann aber das Problem, dass Angebot und Nachfrage nur das Schwanken der Preise erklären, nicht aber die Herausbildung eines Niveaus, um das herum sie schwanken. Man kam dann dazu, dieses Niveau aus den Produktionskosten zu erklären. Das ging schon in die richtige Richtung, hatte aber das Problem, dass es nicht erklärt, wie auch bei einem Verkauf genau auf dem Niveau immer noch Profite herauskommen konnten. Es gibt also einen Punkt in der Produktion, an dem das Produkt mehr Wert (Mehrwert) gewinnt als die Produktion kostet. Marx macht jetzt den Schritt,
alle Produktionskosten auf die zu ihrer Herstellung notwendige Arbeitszeit zu reduzieren, und kommt zu dem Ergebnis, dass der Mehrwert nur dadurch entstehen kann, dass die Arbeiter mehr Arbeitszeit zur Produktion aufwenden, als ihnen als Lohn gezahlt wird.
Im ersten Kapitel des
Kapital fängt Marx aber einen Schritt vorher an und fragt zunächst: Wie kommt es überhaupt, dass die notwendige Arbeitszeit der wertbildende Faktor ist? Die Antwort darauf ist, dass die in das Produkt eingegangene notwendige Arbeitszeit der einzige quantifizierbare Faktor ist, der allen Waren gemeinsam ist und damit einen Vergleich zwischen den Waren erlaubt.
fehlgeleitet hat geschrieben:aber ich denke Marx geht es darum, wie sich Tauschverhältnisse langfristig entwickeln, also wenn die Handelnden vollständige Information haben.
Es geht weniger um die Vollständigkeit der Information und mehr um die Abstraktion von kontingenten Verzerrungen der Preise. Marx zufolge
können die Handelnden unter den Bedingungen privater Produktion überhaupt keine vollständigen Informationen über die Produktion und ihre Bedingungen haben. Dinge wie die aufgewendete Arbeitszeit, die verwendeten Technologien usw. sind ja Betriebsgeheimnisse. Sie sind schon dadurch intransparent, dass sie Privatsache sind, aber der bürgerliche Staat schützt diese Privatheit auch nochmal extra im Recht. Deshalb wird am Markt nicht einfach der Wert direkt und unverzerrt realisiert, sondern man erzielt einen Verkaufspreis, der schon per definitionem vom Wert der Ware abweichen kann. Anders wäre das, wenn z.B. mit
Labor Vouchers gehandelt würde. Das setzt aber schon eine hinsichtlich der Arbeitszeit transparente, d.h. nicht private Produktion voraus.
fehlgeleitet hat geschrieben:So ist laut Marx Gold zum Geld geworden. Geld ist also keinesfalls nur eine mündliche Vereinbarungen, oder eine Fiktion, sondern ist so real wie alle anderen Waren, bzw. alle anderen Waren sind so irreal wie Geld, sobald es kein Privateigentum an den Produktionsmitteln gibt.
Naja, man sagt eigentlich besser: Wenn es kein Privateigentum an Produktionsmitteln gibt, werden die Produkte gar nicht erst zu Waren, und ein allgemeines Tauschäquivalent (Geld) braucht man dann nicht mehr, weil man die Arbeitszeit auch direkt kalkulieren kann. Bezüglich der Zuschreibung von Realität muss man aufpassen. Im Fetischkapitel geht Marx ja darauf ein, wie sich in der Ware und dem Geld gesellschaftliche Verhältnisse den Anschein geben, Eigenschaften der Objekte zu sein. Es geht hier also weniger darum, dass der Wert und sein Ausdruck nicht existieren oder Fiktion wären, sondern eher darum, dass sie auf dem Markt notwendigerweise als etwas
erscheinen, das sie nicht sind, nämlich materielle Eigenschaften der Objekte.
fehlgeleitet hat geschrieben:Nun haben wir festgestellt, dass durch das Geld ein allgemeines Maß aller Waren existiert, so dass über das Geld auch die komplexeste Ware (also auch Maschine) auf die allereinfachsten reduziert werden kann. Denn die durch die Maschinen hergestellten Waren entsprechen dem Wert der Maschine und der in sie investierten Rohstoffe. Über Innovation ist also der Mehrwert nicht zu holen, jedenfalls nicht langfristig. Dementsprechend ist es für den Kapitalisten nur möglich an Mehrwert zu kommen, wenn irgendwer den kürzeren zieht.
Ja richtig. Ein weiterer Grund besteht allerdings darin, dass Maschinen auf die Produkte lediglich ihren eigenen Wert übertragen. Unter Betriebswirtschaftlern ist das als "Abschreiben" der Maschine bekannt. Durch die Maschine allein tritt den Produkten also kein neuer Wert hinzu, sondern nur so viel, wie der Kapitalist bereits in die Maschine selbst investiert hat.
Der Rest scheint mir so zu stimmen.