Lesekreis: Das Kapital

...Strategien des Chaos, um noch mehr Chaos zu produzieren...
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Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von fehlgeleitet »

Würde gerne das Kapital lesen. Wer mag mitmachen?

Ich habe bisher nur das kommunistische Manifest gehört:


das Kapital als hörbuch gibt es auch:
"Die Lehre vcn Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist" (Lenin)

"Ideologiekrtiker setzen alle Hebel in Bewegung, um die Leute davon abzubringen, an eine jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung zu glauben; wir derweil arbeiten an eben dieser." (Marlon Grohn)
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Bwana Honolulu
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von Bwana Honolulu »

:panik: Ich hab' doch noch so viel zu lesen. :roll:

Wollte mir schon immer mal die alte Das Kapital-Ausgabe von meinem Pa zu Gemüte führen, aber... uff. Gerade im Moment nicht. :nope:
Wenn ich schon der Affe bin, dann will ich der Affe sein, der dem Engel auf's Maul haut. XD
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von fehlgeleitet »

aus dem Manifest:
"Der Preis einer Arbeit ist aber gleich ihren Produktionskosten. In dem selben maße also mit der die Widerwärtigkeit einer Arbeit wächst, nimmt daher der Lohn ab."
Der erste Satz gilt nach der Arbeitswerttheorie, der zweite gilt aus empirischen Gründen, aber wieso das eine aus dem anderen folgt, darüber mußte ich erstmal ein bisschen nachdenken :-)
Habe ich aber glaube ich jetzt verstanden. Es geht darum, dass priveligierte Arbeitsmarktteilnehmer die größere Auswahl haben, als jemand der kein Kapital hat. Kapital meint mehr als Geld, zb eine Ausbildung. Aber um eine Ausbildung zu erhalten, muß irgendwer erstmal in dich investieren.
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von fehlgeleitet »

Noch mehr: in dem selben Maße wie Machinerie und Teilung der Arbeit zunehmen, desto mehr nimmt auch die Masse der Arbeit zu, sei es durch vermehrung der Arbeitsstunden, sei es durch die in einer gegebenen Zeit geforderten Arbeit
Dieser Satz widerlegt im Grunde die Idee, dass sich der Kapitalismus durch Fortschritt totlaufen könne, also den Technoprogressivismus
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von fehlgeleitet »

"Der Kommunismus nimmt keinen die Macht sich gesellschaftliche Produkte anzueignen, er nimmt nur die Macht sich durch diese Aneignung fremde Arbeit zu unterjochen. Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigentums werde alle Tätigkeit aufhören und eine allgemeine Faulheit einreißen. Hiernach müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zugrunde gegangen sein, denn die in ihr arbeiten erwerben nicht, und die in ihr erwerben, arbeiten nicht.

Das ganze läuft auf die Tautologie hinaus, dass es keine Lohnarbeit mehr gibt, sobald es kein Kapital mehr gibt.
Ein guter Gedanke, mit dem sich auch zwangsweise Diskussionen über ein bedingungsloses Grundeinkommen auseinandersetzen müssen.
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von fehlgeleitet »

hier wird es konkret:
Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.

Es kann dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst despotischer Eingriffe in das Eigentumsrecht und in die bürgerlichen Produktionsverhältnisse, durch Maßregeln also, die ökonomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf der Bewegung über sich selbst hinaustreiben und als Mittel zur Umwälzung der ganzen Produktionsweise unvermeidlich sind. Diese Maßregeln werden natürlich je nach den verschiedenen Ländern verschieden sein.

Für die fortgeschrittensten Länder werden jedoch die folgenden ziemlich allgemein in Anwendung kommen können:
  • Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu Staatsausgaben.
    Starke Progressivsteuer.
    Abschaffung des Erbrechts.
    Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen.
    Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.
    Zentralisation des Transportwesens in den Händen des Staats.
    Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und Verbesserung aller Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan.
    Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen, besonders für den Ackerbau.
    Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die allmähliche Beseitigung des Unterschieds von Stadt und Land.
    Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder. Beseitigung der Fabrikarbeit der Kinder in ihrer heutigen Form. Vereinigung der Erziehung mit der materiellen Produktion usw.
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von fehlgeleitet »

Die ausführungen über den reaktionären und Bourgeoissozialismus sind auch recht interessant.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/manife ... tei-4975/5

Krass wieviel davon auf heutige "linke" Parteien zutrifft
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von fehlgeleitet »

So.

Ich habe heute mit dem Kapital angefangen. Ich werde das nie und nimmer zu ende durcharbeiten, wenn ich hier keine Mitstreiter finde.

Also: Marx erklärt erstmal, wie Geld entsteht.

Er beginnt damit, dass er zwischen Tauschwert und Gebrauchstwert einer Ware unterscheidet. Während zum Beispiel Sauerstoff einen hohen Gebrauchswert für den Menschen hat, so hat der Sauerstoff keinen Tauschwert. Ohne Gebrauchswert allerdings kein Tauschwert, Geld hat laut Marx einen formalen Gebrauchswert. Ein Produkt das einen Tauschwert hat, nennt Marx Ware. Der Tauschwert kann nur durch menschliche Arbeit entstehen. Hier könnte man einwenden, dass dem Konsumenten erstmal egal ist, wie der Verkäufer zu der Ware gekommen ist (der Indianer sieht die Glasperlen und will sie unbedingt haben, obwohl sie eigentlich wertlos sind, aber er weiß das nicht), aber ich denke Marx geht es darum, wie sich Tauschverhältnisse langfristig entwickeln, also wenn die Handelnden vollständige Information haben.

Und zwar ist der Tauschwert die Arbeitszeit, die ein durchschnittliches Individuum der Gesellschaft braucht um die Ware selbst zu fertigen. Schwankungen mag es geben, aber das ändert nichts am durchschnittlichen Preis, der eben diesen Tauschwert repräsentiert.

Aus dem Handel bei Gelgenheit, wenn ein Stamm auf den anderen trifft wird ein regelmäßiger Handel und es beginnen sich Waren als Haupttauschobjekte durchzusetzen, weil sie am begehrtesten sind. Wenn diese Waren beliebig teilbar sind und eine hohe Halbwertzeit haben, eignen sie sich als Geld.

So ist laut Marx Gold zum Geld geworden. Geld ist also keinesfalls nur eine mündliche Vereinbarungen, oder eine Fiktion, sondern ist so real wie alle anderen Waren, bzw. alle anderen Waren sind so irreal wie Geld, sobald es kein Privateigentum an den Produktionsmitteln gibt.

Nächste Frage:
Wie kommt der Kapitalist zu seinem Mehrwert?

Ziel des Kapitalisten ist es, Geld in die Produktion zu investieren, um am Ende mehr Geld zu haben, welches er dann wieder investieren kann.

Es gibt für den Kapitalisten keine andere Möglichkeit, selbst der Finanzmarkt ist eine indirekte Investition in die Produktion, und falls der Finanzmarkt zu sehr abhebt und es keinen Gebrauchswert der Wertpapiere (die irgendwo Produktion repräsentieren) gibt, platzt früher oder später die Blase.

Man beachte auch, dass Preisschwankungen den Mehrwert nicht erklären können, denn diese sind bloß zufällig, also solange sie wirkliche schwankungen sind, kann der Kapitalist aus ihnen nicht den entscheidenden Vorteil holen.

Nun haben wir festgestellt, dass durch das Geld ein allgemeines Maß aller Waren existiert, so dass über das Geld auch die komplexeste Ware (also auch Maschine) auf die allereinfachsten reduziert werden kann. Denn die durch die Maschinen hergestellten Waren entsprechen dem Wert der Maschine und der in sie investierten Rohstoffe. Über Innovation ist also der Mehrwert nicht zu holen, jedenfalls nicht langfristig. Dementsprechend ist es für den Kapitalisten nur möglich an Mehrwert zu kommen, wenn irgendwer den kürzeren zieht.

Das ist der Arbeiter, den er dann ausbeutet, da dieser mehr arbeiten muß als er für die Arbeit bekommt, aber seine Arbeitskraft anbieten muß, will er überleben. Die Arbeitskraft des Arbeiters ist also eine Ware, deren Gebrauch Kapital erzeugt. Allerdings nur für den Kapitalisten. Der Arbeiter sieht zwar formal wie ein gleichberechtigter Vertragspartner aus, ist es aber nicht, da arbeitslosigkeit keine Option ist (zu Marx zeit gab es noch weniger sozialstaat als heute)

Dann sprach Marx noch von Arbeitskämpfen und wie wichtig der Kampf des Arbeiters um Senkung der Arbeitszeit ist und wie der Kapitalist versucht das Gegenteil zu erreichen. Er entwickelte verschiedene Formeln zur errechnung der profitrate, ich muß es wahrscheinlich nochmal hören.

Das war glaube ich das wesentliche.
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von Bwana Honolulu »

 ! Nachricht von: Bwana Honolulu
Hab's mal verschoben, unter "Propagandamittel" gehören Flugblätter & Co., keine Lesezirkel. ;-)
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Re: Lesekreis: Das Kapital

Beitrag von Tarvoc »

fehlgeleitet hat geschrieben:Der Tauschwert kann nur durch menschliche Arbeit entstehen. Hier könnte man einwenden, dass dem Konsumenten erstmal egal ist, wie der Verkäufer zu der Ware gekommen ist.
Da macht man dann allerdings den Fehler, den Wert mit dem individuellen Stückpreis zu verwechseln. Der Wert ist aber der Punkt, um den herum sich die Preise im Durchschnitt einpendeln. In der klasssischen Ökonomie wird Preisbildung ja aus Angebot und Nachfrage erklärt. Dabei stellte sich dann aber das Problem, dass Angebot und Nachfrage nur das Schwanken der Preise erklären, nicht aber die Herausbildung eines Niveaus, um das herum sie schwanken. Man kam dann dazu, dieses Niveau aus den Produktionskosten zu erklären. Das ging schon in die richtige Richtung, hatte aber das Problem, dass es nicht erklärt, wie auch bei einem Verkauf genau auf dem Niveau immer noch Profite herauskommen konnten. Es gibt also einen Punkt in der Produktion, an dem das Produkt mehr Wert (Mehrwert) gewinnt als die Produktion kostet. Marx macht jetzt den Schritt, alle Produktionskosten auf die zu ihrer Herstellung notwendige Arbeitszeit zu reduzieren, und kommt zu dem Ergebnis, dass der Mehrwert nur dadurch entstehen kann, dass die Arbeiter mehr Arbeitszeit zur Produktion aufwenden, als ihnen als Lohn gezahlt wird.

Im ersten Kapitel des Kapital fängt Marx aber einen Schritt vorher an und fragt zunächst: Wie kommt es überhaupt, dass die notwendige Arbeitszeit der wertbildende Faktor ist? Die Antwort darauf ist, dass die in das Produkt eingegangene notwendige Arbeitszeit der einzige quantifizierbare Faktor ist, der allen Waren gemeinsam ist und damit einen Vergleich zwischen den Waren erlaubt.
fehlgeleitet hat geschrieben:aber ich denke Marx geht es darum, wie sich Tauschverhältnisse langfristig entwickeln, also wenn die Handelnden vollständige Information haben.
Es geht weniger um die Vollständigkeit der Information und mehr um die Abstraktion von kontingenten Verzerrungen der Preise. Marx zufolge können die Handelnden unter den Bedingungen privater Produktion überhaupt keine vollständigen Informationen über die Produktion und ihre Bedingungen haben. Dinge wie die aufgewendete Arbeitszeit, die verwendeten Technologien usw. sind ja Betriebsgeheimnisse. Sie sind schon dadurch intransparent, dass sie Privatsache sind, aber der bürgerliche Staat schützt diese Privatheit auch nochmal extra im Recht. Deshalb wird am Markt nicht einfach der Wert direkt und unverzerrt realisiert, sondern man erzielt einen Verkaufspreis, der schon per definitionem vom Wert der Ware abweichen kann. Anders wäre das, wenn z.B. mit Labor Vouchers gehandelt würde. Das setzt aber schon eine hinsichtlich der Arbeitszeit transparente, d.h. nicht private Produktion voraus.
fehlgeleitet hat geschrieben:So ist laut Marx Gold zum Geld geworden. Geld ist also keinesfalls nur eine mündliche Vereinbarungen, oder eine Fiktion, sondern ist so real wie alle anderen Waren, bzw. alle anderen Waren sind so irreal wie Geld, sobald es kein Privateigentum an den Produktionsmitteln gibt.
Naja, man sagt eigentlich besser: Wenn es kein Privateigentum an Produktionsmitteln gibt, werden die Produkte gar nicht erst zu Waren, und ein allgemeines Tauschäquivalent (Geld) braucht man dann nicht mehr, weil man die Arbeitszeit auch direkt kalkulieren kann. Bezüglich der Zuschreibung von Realität muss man aufpassen. Im Fetischkapitel geht Marx ja darauf ein, wie sich in der Ware und dem Geld gesellschaftliche Verhältnisse den Anschein geben, Eigenschaften der Objekte zu sein. Es geht hier also weniger darum, dass der Wert und sein Ausdruck nicht existieren oder Fiktion wären, sondern eher darum, dass sie auf dem Markt notwendigerweise als etwas erscheinen, das sie nicht sind, nämlich materielle Eigenschaften der Objekte.
fehlgeleitet hat geschrieben:Nun haben wir festgestellt, dass durch das Geld ein allgemeines Maß aller Waren existiert, so dass über das Geld auch die komplexeste Ware (also auch Maschine) auf die allereinfachsten reduziert werden kann. Denn die durch die Maschinen hergestellten Waren entsprechen dem Wert der Maschine und der in sie investierten Rohstoffe. Über Innovation ist also der Mehrwert nicht zu holen, jedenfalls nicht langfristig. Dementsprechend ist es für den Kapitalisten nur möglich an Mehrwert zu kommen, wenn irgendwer den kürzeren zieht.
Ja richtig. Ein weiterer Grund besteht allerdings darin, dass Maschinen auf die Produkte lediglich ihren eigenen Wert übertragen. Unter Betriebswirtschaftlern ist das als "Abschreiben" der Maschine bekannt. Durch die Maschine allein tritt den Produkten also kein neuer Wert hinzu, sondern nur so viel, wie der Kapitalist bereits in die Maschine selbst investiert hat.

Der Rest scheint mir so zu stimmen.
[i]"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."[/i] - Marx
[i]"Nur wer zu sich selbst kein Vertrauen hat, kann sich vor vorübergehenden Bündnissen, und sei es auch mit unzuverlässigen Leuten, fürchten, und keine einzige politische Partei könnte ohne solche Bündnisse existieren. Das Zusammengehen mit den legalen Marxisten war in seiner Art das erste wirklich politische Bündnis der russischen Sozialdemokratie. Dank diesem Bündnis ist ein erstaunlich rascher Sieg über die Volkstümlerrichtung und eine außerordentlich weite Verbreitung der Ideen des Marxismus [...] erzielt worden."[/i] - Lenin
...per aspera ad astra.
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