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Rentierstaatstheorie
Verfasst: 10. September 2017, 21:19
von fehlgeleitet
Wenn ich es recht verstehe besagt die Rentierstaattheorie, dass Staaten die auf großen Rohstoffvorkommen sitzen nicht demoktratiefähig sind, weil die Bürger nichts wesentliches zum Erhalt des Staates beitragen. Das würde doch bedeuten, dass eine Gesellschaft, in der die Arbeit abgeschafft wird, zwangsläufig auch die Demokratie abschaffen wird
Hier verteidigt jemand mit Händen und Füßen "seine" Rentierstaattheorie:
https://scilogs.spektrum.de/natur-des-g ... tstheorie/
Würde mich intressieren, welche Argumentationskraft diese Theorie eigentlich hat.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 11. September 2017, 00:19
von Tarvoc
fehlgeleitet hat geschrieben:Das würde doch bedeuten, dass eine Gesellschaft, in der die Arbeit abgeschafft wird, zwangsläufig auch die Demokratie abschaffen wird.
Die
bürgerliche Demokratie, ja sicher.
Das ganze Schaubild setzt bereits den Klassengegensatz und mit ihm den modernen, kapitalistischen Staat voraus. Demokratien entstehen, so die Theorie, wenn die beherrschte Klasse aufgrund ihrer Rolle im Produktionsprozess (ob nun als Steuerzahler, Arbeiter, etc.) Repräsentation
einfordern. "Rentierstaaten" entstehen, wenn die herrschende Klasse aufgrund ausreichender Profite nach unten hin umverteilen, um die Bevölkerung ruhig zu halten. Beides setzt aber eben voraus, dass die Produktivkräfte in privater Hand sind. Sind sie vergesellschaftet, löst sich beides mitsamt der antagonistischen Klassen, auf denen es basiert, in Wohlgefallen auf. Was unter solchen veränderten Verhältnissen Demokratie genannt werden kann, ist die gemeinsame Verwaltung der Produktion. Aber das ist ein völlig anderes Demokratiekonzept als das des repräsentativen Parlamentarismus. Wenn es unter solchen Verhältnissen noch Parlamente geben sollte (etwa um Aufgaben zu übernehmen, die die Arbeiterräte nicht direkt übernehmen können), dann wird zumindest ihre Rolle eine völlig andere sein als heute.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 11. September 2017, 00:25
von fehlgeleitet
danke für die Erläuterung.
die Rentierstaatentheorie ist also solange richtig, wie die Produktion nicht vergesellschaftet wurde, ok.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 11. September 2017, 00:58
von Tarvoc
fehlgeleitet hat geschrieben:die Rentierstaatentheorie ist also solange richtig, wie die Produktion nicht vergesellschaftet wurde, ok.
Wenn sie denn richtig ist. Aber ja, die Theorie geht stillschweigend davon aus, dass die Gesellschaft insgesamt zumindest
irgendwie kapitalistisch funktioniert. Bzw. zumindest davon, dass es eine Klassengesellschaft ist.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 11. September 2017, 01:10
von fehlgeleitet
Das intressante ist , dass daraus folgt das die Rohstoffe besser vernichtet werden sollten als sie einem kapitalistischen Staat zur verfügung zu stellen. Und natürlich auch Maschinen, die bei der Recourcengewinnung behilflich sein könnten.
Dieser Schluß wirkt natürlich extrem absurd.
edit: Maschinenstürmerei wurde ja auch in Maschinenwinter als Mittel des Widerstands vorgestellt.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 11. September 2017, 10:28
von Cpt. Bucky Saia
Das einzige was mir dazu ein und auffällt ist, dass die Rentierstaaten (zumindest die die ich für welche halte) allersammt recht desolate zustände aufweisen.
Zumindest hab ich den Eindruck das jene Staaten die über genügend Rohstoffe verfügen um die Profite nach unten umzuverteilen allesamt den Bach runter gehn.
Allerdings drängt sich mir der verdacht auf, dass die internationale Staatengeminschaft da mächtig ihre Hand im Spiel hat.
Das ganze ist natürlich rein subjektiv.
Will sagen eine umverteilung von Oben nach Unten könnten einige als Sozialismuß interpretieren und real existierender Sozialismus darf es in einer kapitalitischen Welt ja nicht geben von daher boykottiert und rottet aus was das Zeug hält.
Irgendwie hab ich Venezuela da vor Augen die über riesen Ölvorkommen verfügen und dem Volk da kräftig unterstützend was in die Tashe schieben aber immer wieder von den USA in einer weise drangsaliert werden, dass richtiger Wohlstand für alle gar nicht möglich scheint. Lassen wir das missmanagement vom Staat mal aussen vor hier.
Wie gesagt rein subjektiv und eher nur ein simpler unreflektierter gedanke zum Thema.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 11. September 2017, 23:50
von fehlgeleitet
Also deiner Meinung nach ist die Theorie falsch, weil doe Ursache dee Destabilisierung von außen komme und auch so gewollt sei?
US ist ja import Weltmeister und trotzdem geht es dort mit der demokratie bergab, nur so mal als gegenteiliges beispiel
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 12. September 2017, 06:59
von Cpt. Bucky Saia
richtig oder falsch das möcht ich gar nciht werten. Ich kann nur schreiben wie mein subjektiver Eindruck zu diesem Thema ist. Historisch betrachtet wurden m.M. sozialstisch geprägte Länder von kapitalistischen Staaten systematisch torpediert.
Man gucke sich doch nur mal die Geschichte an in der diverse Staaten eine gradezu panische Angst entwickelten wenn sie im Umfeld sozialistischer Staaten lagen. Invasion und Präsidenten Attentate sind da nur die spitze des Eisbergs.
Ich will damit die Versuche der sozialistisch geprägten Staaten auch nicht schön reden aber mir kommt es schon so vor als solle jeder Versuch in diese richtung kategorisch unterdrückt werden.
Mal etwas vom Thema weg und ich weiß das Sozialismus nicht kommunisumus ist aber irgendein Russe meinte neuluch mal der kommunismus im Osten sei nur gescheitert weil die USA mit ihrer Atomwaffen Politik die Soviet Union dazu gezwungen hätte einen Großteil des Staatshaushaltes in die Aufrüstung zu stecken ... wie gesagt das nur am rande und ich bin mir durchaus nicht sicher was ich von dieser Aussage halten soll.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 12. September 2017, 09:48
von Bwana Honolulu
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Mal etwas vom Thema weg und ich weiß das Sozialismus nicht kommunisumus ist aber irgendein Russe meinte neuluch mal der kommunismus im Osten sei nur gescheitert weil die USA mit ihrer Atomwaffen Politik die Soviet Union dazu gezwungen hätte einen Großteil des Staatshaushaltes in die Aufrüstung zu stecken ...
"
Nur deswegen gescheitert" ist eine ziemliche Übersimplifizierung. Und diese ganzen Wettrennen im Kalten Krieg hatten ja immer zwei Teilnehmer. Aber ja, das war auf jeden Fall ein Faktor.
Re: Rentierstaatstheorie
Verfasst: 12. September 2017, 10:17
von fehlgeleitet
Die MLPD war der Meinung, dass Chruschtschow schuld sei. Daath hält ihn auch für bekloppt. Daath meint aber auch, dass Russland eben ziemlich schlechte Startbedingungen hatte, also Revolution, Bürgerkrieg und Weltkrieg haben das Land eben gefordert.