Tarvoc hat geschrieben:Viel geredet und wenig gesagt. Es geht hier nicht darum, irgendeine fertige Gesellschaft am Reißbrett zu haben, sondern darum, was intentionales Handeln ausmacht und wie die materiellen Voraussetzungen nicht nur das Handeln, sondern schon die Intentionen formen. Du willst keine pragmatische Reformpolitik
und du willst auch keine Alternative zu pragmatischer Reformpolitik konzipieren. Kurz gesagt: Über praktisches Handeln willst du bestenfalls in
Gleichnissen, am liebsten aber überhaupt nicht reden oder nachdenken - weil du dich nämlich ansonsten mit der Frage auseinandersetzen müsstest, welche Mittel zur Verfügung stehen, wem sie wie offen stehen, und welche Ziele damit kurz- und langfristig verfolgt werden können. Um die Limitation deines Gleichnisses zu verdeutlichen: Aus einem brennenden Haus herauslaufen kann man auch als Einzelindividuum. Die
Macht dazu hat man. Aber aus dem Kapitalismus kommt man so irgendwie nicht raus. Anderenfalls
würde sich die Frage stellen, warum du (also spezifisch du, fehlgeleitet) denn hier im Kapitalismus bleibst - aber diese Frage stellt sich tatäschlich
nicht. (Außer du sähest à la Elon Musk oder à la
The Expanse die Lösung des Problems des Kapitalismus in der Flucht durch die Kolonialisierung anderer Planeten, auf denen wir dann stattdessen Kommunismus machen können. Dafür müssten aber auch erstmal die Mittel da sein.)
Oder noch anders gesagt: Du bist in deinem
Widerspruch gegen die These von der Abhängigkeit der Willensbildung von den materiellen Machtverhältnissen und -mitteln gerade selbst ein
Beispiel für diese These.
Ich würde sagen, wir befinden uns gerade in Phase 0. Das politische Bewusstsein ist auf einem so niedrigen Niveau, dass es primär darum geht das politische Bewusstsein durch theoretische Arbeitskreise zu bilden, so dass sich das Wissen über diese Gesellschaft wie ein Virus verbreitet.
Das Internet könnte dabei vielleicht eine Hilfe sein.
Auch Propagandamaterial wäre hilfreich, solange es die Gesellschaft in der wir leben richtig kritisiert. Gute Karrikaturen, markige Sprüche auf Stickern, treffende Witzfilmchen.
Sobald genug Menschen das richtige Bewusstsein haben, werden wir in die Phase 1 treten, dass heisst wir werden anfangen uns zu organisieren. Das kann dann vieles bedeuten. Entweder infiltrieren wie dann bürgerliche Parteien/Vereine, oder finden andere Formen des Kampfes. Aber wie du schon richtig sagst, alleine kann man all das nicht, da braucht es schon viele Leute, die dieses Ziel haben.
Wenn du als Einzelkämpfer in bürgerliche Parteien oder "linke" Vereine gehst, bist du schneller draussen als du gucken kannst.
Nun ist das Problem, dass den meisten Menschen das zu lange dauert. Daran kann ich aber leider nichts ändern. Klar, dem Lohnarbeiter bringt es nix wenn wir ihm klar machen was das für ein Scheiss ist mit dem er sein Leben verbringt, dass ist nunmal die Schwäche des ganzen Projekts, aber ich habe bis jetzt keinen guten Workaround gefunden, ohne die Message zu verfälschen.
Die Maoisten von der MLPD versuchen ja viel konkretes, aber am Ende kommt nur ein volkstümlicher Moralismus raus. Das halte ich für ungeeignet.
Am ehesten könnte man sinnvollerweise die Menschen noch dazu animieren, Propagandamaterial zu verbreiten. Vielleicht ein Bündniss mit den Sprayern? Ich kenne nur keine
edit: Weiterhin wollen viele Menschen an Magie oder den lieben Gott glauben, obgleich es ihn nicht gibt. Nicht jeder Wille benötigt eine konkrete Realisierungsmöglichkeit.
Wer die Systemfrage stellt, ist auch nicht realistisch. Welche Revolution wurde schon je vorhergesagt? Realistisch zu sein kann nichts anderes als blanken Opportunismus bedeuten. Wenn du einen schnellen Erfolg haben willst oder keine Kapazitäten hast, würde ich dir Raten von diesem Projekt Abstand zu nehmen.