41D5K1N6 hat geschrieben:
Meine Theorie diesbezüglich bezieht sich einerseits auf Aussagen aus dem Vortrag von Frau Birkenbihl und Byung Chul Hans Paper
Was ist Macht?. In ersterem wird erklärt, wie toxische Männlichkeit unter Männern eine Hierarchie aufgrund von umgeschriebenen Verhaltensregeln festsetzt (Also das was hier geschrieben wurde von wegen "Entweder du erfüllst die von dir erwartete Aufgabe auf deiner Stufe oder du bist raus"), zweiteres argumentiert stichhaltig, wieso unerkannte Machtstrukturen wesentlich effizienter funktionieren als öffentliche.
Zu Hans Paper: Das Paper hat die richtige Einsicht, dass Macht auch einen Einfluss auf den Willen hat. Andrerseits übertreibt Han es dann insofern, als dass er dann irgendwann vergisst, dass es keinen Herrscher bräuchte, wenn der Beherrschte ohnehin aus freien Stücken tun würde was der Herrscher von ihm verlangt.
Das alles erinnert mich an die Manipulationstheorien aus den 70ern, die meinen, dass die Arbeiterklasse durch einen falschen Willen infiziert sei, die Bildzeitung programmiere sie in gewisser weise, so die Behauptung. Dem muss man entgegensetzten, dass nur weil ich eine Bildzeitung lese, ich ihren Inhalt noch lange nicht glauben muss.
Der Schlüssel zum Verständnis des bürgerlichen Staates ist folgender - schwieriger - Gedanke. Mann muss Herrschaft und Freiheit zusammendenken. Ich sagte dir in Berlin bereits ja, dass Freiheit ein Herrschaftssystem definiert
Konkret: Jedem Bürger ist es gestattet es zu ein bisschen Privateigentum bringen und mit diesem Privateigentum dann auch machen was er will. Nur ist dieser Wille insofern Sachzwängen unterworfen, als dass die Wahrnehmung dieser Freiheit lebenslange Disziplin und Lohnarbeit erfordert. Vorausgesetzt, man findet überhaupt eine Lohnarbeit.
Der bürgerliche Materialismus basiert also darauf, dass er tun darf, was er letztendlich muss. Viele Menschen denken ihr Leben lang, dieses "dürfen" sei ein Privileg und erkennen den Zwang nicht der in dem dürfen steckt und enden frustriert und ausgebrannt, ohne zu verstehen dass das Scheitern ihres Materialismus das beinahe von Anfang an feststehende Ergebnis des kapitalistischen Systems ist.
Die Linken verstehen das übrigens auch nicht, wenn sie überall nur die Privilegien des weissen Mannes sehen.
Der bürgerliche Materialismus versucht sich also durch Anpassung an den bürgerlichen Staat ein Nest zu bauen, was in der Regel schief geht. Die Linken kritisieren dabei (wie Hitler übrigens auch) den kleinbürgerlichen Egoismus, oder sein Duckmäusertum, oder auch beides.
Die einzige richtige Kritik daran ist jedoch, dass der Bürger sich zu seinem Schaden verrechnet hat, um den Materialismus zu Verwirklichen bedarf es einer Revolution und nicht Anpassungsversuche an dieses menschenfeindliche System.