LordCaramac hat geschrieben:Kommunisten fehlt es an einer brauchbaren Kritik der Macht. Man sollte Menschen keine Macht geben, denn Macht korrumpiert und führt zu Machtmißbrauch. Vergewaltiger vergewaltigen, weil sie es können, weil sie die Macht dazu haben, und weil es ihnen Spaß macht. Genau deshalb bin ich Anarchist, denn man muß die Macht in jeglicher Form demontieren, nicht nur in der Form des Privateigentums.
Genau! Und um jegliche Macht zu demontieren, muss jegliches Macht
mittel demontiert werden! Wie ließe sich auch sonst Macht beseitigen wenn nicht dadurch, dass man ihre Mittel abschafft?! Dafür reicht es nicht, jede Produktionstechnologie von der modernen automatisierten Fabrik bis zum primitiven Faustkeil zu verbannen und zu vernichten; man muss den Menschen vielmehr die Hände und Füße abhacken, denn auch diese dienen als Machtmittel! Gerade das Beispiel Vergewaltigung zeigt das ja.
Die Forderung, "Macht in jeglicher Form" (!!!) zu demontieren, zeigt viel eher die Undifferenziertheit des anarchistischen Machtbegriffs und damit eurer Machtkritik. Wenn überhaupt sind wir Kommunisten (von vom Marxschen Materialismus ausgehend) diejenigen, die einen differenzierten Machtbegriff haben (das ist übrigens genau das Thema meiner Dissertation). Kurz gesagt ist jedes Mittel, mit dem sich überhaupt menschliches Leben (inklusive des eigenen) gestalten lässt, immer auch
Machtmittel, weil Macht nichts anderes bedeutet als Machtmittel (materielle Potenziale) zur Verwirklichung der eigenen Zwecke zur Hand zu haben - womit überhaupt noch nichts darüber gesagt ist, wie diese Zwecke aussehen oder zustandekommen. Eine Hand als Mittel kann im konsensuellen Geschlechtsverkehr oder in einer Vergewaltigung Anwendung finden, und anstatt gegen Letzteres anzugehen, wird dir bereits die Möglichkeit von Letzterem zum Anlass der Forderung, die Hand
selbst als Machtmittel zu beseitigen - womit du eben nicht nur die Macht zu Letzterem vernichtest, sondern auch die Macht zu Ersterem und noch dazu auch noch die Macht zu buchstäblich allem anderen, was man mit Händen sonst noch machen kann, inklusive etwa ihrer Verwendung zur
Verteidigung, was auch eine Macht ist. Ein Machtmittel zu vernichten kann natürlich botmäßig sein, wenn dieses Mittel in verantwortungslosen Händen liegt, die mutwillig oder in Kauf nehmend damit anderen Schaden zufügen, und es keine andere Möglichkeit gibt, dem Einhalt zu gebieten. Aber Machtmittel zu vernichten, nur weil sie Mittel sind, ist die Forderung nach der Vernichtung menschlicher Existenz
überhaupt. Zudem ergibt sich hier auch noch das dialektische Paradox, dass jede Vernichtung von Macht und deren Mittel selbst nur wieder unter
Aufwendung von Macht geschehen kann - und wie du dich da herauswinden willst, müsstest du mir erstmal zeigen.