Auf in eine neue Runde
Bwana Honolulu hat geschrieben:So, rollen wir das Ganze mal anders auf.
Erst einmal, wie kommst du darauf, felge, daß nur die Beseitigung der Ursache notwendig ist? Wenn dir einer ein Messer in den Bauch steckt, kannst'e das Messer rausziehen und so die Ursache für den Schaden beseitigen. Aber das Loch in deinen Eingeweiden ist trotzdem noch da und muss behandelt werden. So ähnlich kann man das ja bei psychischen Geschichten eventuell auch betrachten, daß der psychische Auslöser vielleicht beseitigt werden kann, das aber nicht das Leiden lindert, weil es noch eine physische Komponente hat, die sich psychisch nicht hinreichend beeinflussen lässt. Ich will jetzt auch gar nicht für existierende Behandlungsweisen und Psychopharmaka plädieren, ich will erst mal nur zeigen, daß deine Argumentationsweise, immer zu sagen "aber das ist nicht die Ursache", nicht unbedingt zielführend ist an dieser Stelle.
das Messer herauszuziehen wird den Schaden vermutlich noch vergrößeren, es kann dir sogar passieren das du beim herausziehen des Messers verblutetest, da das Messer vorher noch die Blutung ein wenig blockiert hat. Insofern: du hast recht, das die Beseitigung der Ursache nicht zwangsläufig die Beseitigung des Leidens ist. Ich kann mir schon vorstellen, dass eine traumatisierte Person eventuell noch lange leidet, nachdem der Peiniger hinter Gittern sitzt.
Dennoch glaube ich, dass die Beseitigung der Ursache - in meinem Fall die Drohung jeden Job anzunehmen der sich mir bietet - das Leiden extrem lindern kann. Seid dem ich mit mir ausgemacht habe, nicht in jeden Fleischwolf zu springen, sondern nur nach Arbeiten zu suchen die ich auch machen will geht es mir deutlich besser. Durch meine Beharrung auf meiner Spezialisierung verhindere ich, zusehr von den Anforderung des Marktes hin und hergeschleudert zu werden. Es ist also ein Stück Würde. Ich lasse mir nicht alles bieten. Ich scheiße darauf meinen Lebenslauf zu stylen und so zu tun als hätte ich zig tausende Spezialisierungen. Ich bin Mathematiker. Punkt.
Natürlich geht das nur, so lange der Druck der Außenwelt nicht zu hoch ist. Aber zur Zeit komme ich damit durch, also bleibe ich dabei.
Bwana Honolulu hat geschrieben:
Zweitens, wie kommst du darauf, daß Psychologie prinzipiell damit zu tun hat, daß ein Therapeut versucht, dir seinen Willen aufzuzwingen? Abgesehen davon, daß es verschiedene Schulen im Bereich Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie gibt, gibt es sicherlich auch einfach beschissene Therapeuten, die ihre Patienten schlecht oder falsch behandeln. Ich kenne jedenfalls Beispiele, wo Patienten überrascht waren, daß der Therapeut selten irgendwelche konkreten Anweisungen für sie hatte, sondern eher versucht hat, die Patienten selbst dazu zu bringen, herauszufinden, was sie stört und wie sie's beseitigen können. Ich kenn' aber auch Gegenbeispiele von Leuten, die sich von ihren Therapeuten nicht verstanden fühlten. Oder halt "Arschlochtherapeuten", die sich generell 'nen Scheiss um die Patienten scheren.
Und du musst an der Stelle natürlich auch zwischen Psychologie und Psychiatrie (mit ihrem Wahnwitz an Diagnosen - siehe z.B. "Oppositional Defiant Disorder") unterscheiden.
Also ersteinmal gehe ich als Schüler des Sozialismus davon aus, dass jede staatliche oder vom Staat geförderte Institution eine ganz konkrete Funktion im Sinne des Kapitalismus ausübt.
Aber angenommen wir setzten das nicht vorraus, sondern ziehen einfach mein bisschen Wissen und Erfahrung über Psychologie zu rate: Ich meine verstanden zu haben, das diese ganze Art sich selbst zu sehen, also von einem Fehler in der eigenen Psyche auszugehen, sehr schädlich ist. Solange du denkst, dass du krank bist, kannst du dich nicht ernsthaft hinter deinen eigenen Interessen stellen, denn deine Interessen sind ja nicht legitim, sondern das Produkt einer kranken Psyche. Ok, du kannst für deine Recht als Kranker und Patient eintreten, aber mir ist das zuwenig.
Und selbst wenn der Psychotherapeut sagt ich sei nicht krank, sondern müßte einige Erfahrungen nachholen, bedeutet das in der Regel, dass er mir rät Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht will. Nun habe ich eine ziemlich gute Vorstellung davon, was mich wirklich interessiert, ich lege also gar keinen Wert darauf irgendwelche "Erfahrungen" zu machen, die verhindern das ich mich mit den Dingen bechäftigen kann, die ich für wirklich relevant halte.
Bwana Honolulu hat geschrieben:
fehlgeleitet hat geschrieben:Mir zum Beispiel erzählen grad alle, ich solle unbedingt arbeiten.
Also, die Anwesenden hier sagen dir in der Regel nur, daß du vermutlich nicht ums Arbeiten drumherumkommen wirst.
Da kenn ich aber genug Leute, die Jahrzehnte von Hartz4 leben. Kann schon sein, dass ich irgendwann arbeiten muß. Aber dann doch bitteschön eine Arbeit die irgendwas mit dem zu tun hat, was mich interessiert. Geld verdienen will ich nicht, also es muß fachlich interessant sein, sonst tue ich es nicht, wenn ich nicht gezwungen werde.