doppelpost von hier:
https://www.daemonenforum.de/post148845.html#p148845
Bevor ich nun meinen Auftakt mache über Staat und Imperialismus zu reden, möchte ich mal ein paar Versuche posten den GSP zu kritisisieren.
Ich lese ja geraumer Zeit fast nur noch von dieser Quelle und man könnte mir verbohrtheit vorwerfen, möglicherweise bin ich indoktriniert oder selbst ein bezahlter Agent des GSP, der für jedes gewonnene Mitglied eine Provision bekommt.
Ich möchte deswegen mal die Kritiker des GSP zu Wort kommen lassen.
Unter Wikipedia liest man:
https://de.wikipedia.org/wiki/GegenStandpunkt
Die vom Bremer Verfassungsschutz 2007 als „konspirativ tätige, sektenartige Organisation“[12] bezeichnete Gruppierung hatte nach Angaben des bayerischen Verfassungsschutzes bundesweit 2014 etwa 4000 Mitglieder[13] (2012 etwa 5000, 2011 etwa 7000), unter ihnen viele ehemalige Mitglieder der Marxistischen Gruppe. Das „Fernziel der Gruppe“ ist laut Verfassungsschutzbericht des Bundes 2012: „die revolutionäre Überwindung der bestehenden, pauschal als ‚Kapitalismus‘ verunglimpften verfassungsmäßigen Ordnung, allerdings ist dies nach eigener Einschätzung gegenwärtig nicht zu verwirklichen“.[14] Mittlerweile wird die Zeitschrift in den Verfassungsschutzberichten der Länder nicht mehr erwähnt, auch nicht im „Stammland“ Bayern.[15]
Aktuell wird die Zeitschrift im Verfassungsschutzverbund wie folgt eingeschätzt:[1]
„Die sektenartig organisierte Gruppe „GegenStandpunkt“ (GSP) vertritt eine modifizierte Marxismus-Konzeption. Sie lehnt die parlamentarische Demokratie als „perfekte Form bürgerlicher Herrschaft“ ab. Ihr Ziel ist die Errichtung einer kommunistischen Gesellschaft durch die revolutionäre Überwindung der gegenwärtigen Staats- und Gesellschaftsordnung. Aufgrund ihres elitären Marxismus-Verständnisses ist die Gruppierung in der linksextremistischen Szene weitgehend isoliert.“
– Verfassungsschutzbericht des Bundes 2017, S. 150
Interessant ist schon, dass auf Wikipedia kaum etwas zu den Inhalten der Gruppe steht. Wenigtens wird erwähnt, dass der GSP im Gegensatz zu vielen anderen linken Strömungen die Demokratie ablehnt. Soweit so gut.
Kritik des GegenStandpunkts – Von Fehlern und Härten unreflektierter Rationalität
https://www.conne-island.de/nf/217/3.html
Conne Island, eine Website der sogenannten "Antideutschen", also proamerikanischen und israelfreundlichen Linken, die Demokratie für einen großen Fortschritt halten und ihnen gegenüber den "Islambarbaren und anderen Antisemiten" verteidigen wollen, finden Demokratiefeindlichkeit natürlich verdächtig.
Der vorliegende Text beschäftigt sich nicht primär mit dem Inhalt ihrer Kapitalismus- oder Staatskritik (bei der sich viel Vernünftiges lernen lässt!), sondern mit der Freiheit von Willen und Denken, die ihren Kritiken immer vorausgesetzt ist, über die aber nur selten explizit geredet wird. Hier wird gezeigt, dass sich Psychologie und auch eine kommunistische Kritik, die sich ihrer bedient, nicht konsequent an Widerspruchsfreiheit messen lassen sollte und selbst die Psychologie des GegenStandpunkts nicht ohne (unbemerkte) Widersprüche auskommt. Das Vertreten einer rationalisierten Psychologie, die keine Widersprüche gelten lässt, hat beim GegenStandpunkt Konsequenzen dafür, wie sie die kapitalistische Gesellschaft begreifen und kritisieren. Aus den theoretischen Fehlern ergeben sich Tendenzen, die ihrer Intention, die Schädigung der Individuen im Kapitalismus abzuschaffen, krass entgegenlaufen.
Die Kritiker meinen also, dass der GSP ihren Adressaten, dass bürgerliche Individuum, nicht richtig begreifen würden, an denen sie ihre Analysen richten.
Der Ausgangspunkt von Kritik beim GegenStandpunkt ist die Verletzung eigener Interessen (gutes Essen, schöne Wohnung, Freizeit usw.). Um diese Schädigung zu beenden, fragt man danach, wo sie ihre Ursache hat, damit man sie beseitigen kann. »Kritik besteht darin, die begriffene Sache am Interesse zu messen.«(1) Was man macht und wogegen hängt von dem theoretischen Urteil ab und nicht von dem Erfolg.(2) Diese Vorgehensweise scheint erstmal sehr vernünftig: die wirklichen Ursachen des eigenen Leidens zu kritisieren und trotz der eigenen Ohnmacht auf der Richtigkeit seiner Theorie zu beharren. Aber diese Art von Vernunft passt nicht mehr zum Ausgangspunkt der Kritik beim GSP: dem eigenen Interesse. Wenn Kritik ein Mittel für die eigenen Interessen sein soll, dann wäre gerade der praktische Erfolg ein relevanter Maßstab.
Gleich in der Einleitung unterläuft den Kritikern der Fehler, die Richtigkeit einer Theorie mit moralischer Rechthaberei gleichzusetzen. Theorie dient tatsächlich nur dazu, sich oder anderen etwas klar zu machen und sonst nichts. Nirgendswo behauptet der GSP, dass das betreiben von Theorie eine tatsächliche Revolution ersetzen würde.
Der schnelle Erfolg wird vom GSP nur deswegen abgelehnt, weil diesem schnellen Erfolg nicht getraut wird, eine revolutionäre Bewegung hervorzubringen.
Scham ist zum Beispiel nicht nur das Resultat einer freien Entscheidung des Kindes, das »moralische[] Forderungen als berechtigte anerkennt und sein Sträuben gegen sie aufgibt«(7) und genauso wenig könnte man sich als Erwachsener einfach völlig gegen Moral und das Schämen entscheiden. Umgekehrt lässt sich doch bei sozialisierten Menschen vielmehr beobachten, dass hier eher das Gefühl von Scham und Abscheu Ursprung von Urteilen ist. Daran zeigt sich auch, dass die strikte Trennung von Bedürfnissen und Gefühlen und einem sich auf sie beziehenden Willen die Wirklichkeit nicht trifft. Die Angst vor Scham oder auch z.B. der Wunsch nach Anerkennung und Liebe gehen nur zu oft einfach in Urteil und Wille über.
Hier würde ich auch widersprechen. Natürlich schämt sich das Kind erst, wenn es von den Eltern getadelt wird. Das aus einem Gefühl weitere Urteile folgen widerspricht der Behauptung nicht, dass Gefühle im wesentlichen Vernunft basiert sind. Mag man sich auch verlieben und es nicht begreifen, so ist es im wesentlichen schon so, dass Gefühle der Vernunft folgen wie eine träge Masse. Ist das Kind auf Gedeih und Verderb von den Eltern abhängig, ist es eben eine naheliegende Reaktion, dass es sich schämt, wenn es wieder zum Ärger der Eltern in die Hose gemacht hat.
[D]ie ›Defekte‹, welche bürgerliche Individuen sich anerfinden« sind für den GSP nur bürgerliche Heuchelei, die bestenfalls erreichen soll, dass andere »einen als exquisiten Problemfall würdigen und mit ins Bett nehmen«.(15) Deswegen sollte man den leidenden Menschen einfach »eines idiotischen Umgangs mit seinen Rechten und Pflichten beschuldigen« und ihn nicht therapeutisch »dafür entschuldigen, daß er so bescheuert durch die Welt tigert.«(16) Von Phobie über Psychose bis hin zum Suizid wird abgeleitet und immer nur die »moralische[] Spinnerei des bürgerlichen Individuums«(17) entdeckt.
Dass die Härten der GSP-Rationalität beim GSP selbst nicht als Härte gegen sich und andere wahrgenommen werden, sondern ihnen selbstverständlich vorkommen, hat psychologische und rationale Gründe. Es setzt einmal voraus, dass ihr Ich die äußerste Festigkeit erlangt hat und die Subsumtion unter Denken und Wille gelingt. Vorher musste das Ich, um den Anforderungen der Außenwelt zu entsprechen, mühsam lernen, eigenes Triebleben und eigene Wünsche zu beherrschen und sich als Wille von ihnen abzutrennen. So wie diese Anforderungen gesellschaftlich bestimmt sind, ist auch das Verhältnis von Wünschen zu eigenem Willen und Denken durch Gesellschaft bestimmt. Das Resultat erscheint ihnen jedoch nun als Unmittelbarkeit des eigenen Bewusstseins nicht mehr als gesellschaftlich Vermitteltes, sondern als überhistorisch.
Es ist doch egal wo es herkommt, die Kritik soll dem kritisierten helfen!
Der Autor dreht sich noch ein paar Mal um diese falschen Gedanken, gehen wir zum nächsten Kritiker:
https://www.untergrund-blättle.ch/polit ... _5417.html
Pseudokritik, Fehler und Bluff beim „Gegenstandpunkt“
Die Gruppen um die Zeitschrift „Gegenstandpunkt“ (GSP) sowie ihre Vorgängerorganisation (Marxistische Gruppe – MG) empfehlen sich als zuverlässige Instanz für gründliche Kritik und grundlegendes Wissen. MG und GSP zeigen sich seit 45 Jahren darin geschäftig, flächendeckend anderen nachzuweisen, letztere würden ebenso falsche wie letztlich affirmative Auffassungen über Kapitalismus, Staat und Ideologien verbreiten. Viele Sympathisanten von MG/GSP nehmen diesen Anspruch für die Tat. An einigen Beispielen wird in diesem Artikel geprüft, ob die „Kritik“, die MG/GSP vorbringen, ihren jeweiligen Gegenstand trifft.
Bei diesen Beispielen handelt es sich um die Auseinandersetzungen, die das Stahlwerk in Rheinhausen, die Kernkraftwerke und die „Nachrüstung“ betrafen. Ein weiteres Beispiel ist das israelische Kibbuz. Zum Thema werden auch Ausführungen des GSP zum kategorischen Imperativ, zum soziologischen Systembegriff und zum Verständnis des modernen bürgerlichen Rechtsstaats. Begründet wird jeweils, warum die dargestellten Fehler in den Stellungnahmen von MG/GSP relevante Streitfragen betreffen.
Dieser Kritiker wendet sich den Sachfragen zu, die teilweise aus den Gründungsjahren der MG/GSP stammen. Schade, denn natürlich hat sich die Theorie des GSP weiterentwickelt, es ist ein wenig billig theoretische Manuskripte aus den Anfängen zu kritisieren. Gehen wir mal zu aktuelleren Themen.
Im Frühjahr 2011 verteilt der GSP ein Flugblatt mit der Überschrift „‚Atomkraft: Schluss!’ Und dann ist Deutschland in Ordnung?“ Unterstellt wird, diejenigen, die sich gegen Atomkraft wenden, meinten, ohne Atomkraft sei Deutschland in Ordnung. Das Flugblatt suggeriert, man könne nicht gegen Atomkraft sein, wenn man nicht gegen „die Grundrechenarten, die diese Herrschaften mit den Völkern anzustellen pflegen“, eintritt (S. 1). Gezeigt wird nicht, warum dem Protest gegen die Atomkraft etwas fehlt, wenn er nicht Protest gegen den Kapitalismus ist. Suggeriert wird, Atomkraft sei im Kapitalismus notwendig. Argumente für diese These finden Leserinnen und Leser nicht.
Also eine komplette Argumentation passt nicht auf ein Flugblatt. Aber sie ist in den Heften des GSP nachzulesen. Die zentrale These ist, dass der Klimagipfel eben Energiepolitik ist und sonst nichts, die deutschen WIndräder eben deswegen auch vorangebracht werden, um Deutschland energiepolitisch unabhängig zu machen und eben nicht um etwas für den Klimaschutz zu tun.
Die westliche Aufrüstung gegen die Sowjetunion bildete eines der zentralen Themen ab Ende der 1970er bis zum Ende der 1980er Jahre. Die MG verbreitete in der Kritik an der „Nachrüstung“ und der Friedensbewegung die Fehleinschätzung „Der Westen will den Krieg“ (Held, Ebel 1983). Die damalige westliche Aufrüstungspolitik hatte nicht den Krieg, sondern das Totrüsten der SU zum Ziel. In der Wirtschaft der SU gab es neben dem in seiner Produktivität weit hinter westlichen Standards zurück liegenden zivilen Sektor einen militärisch-industriellen Sektor, der mit westlichen Standards durchaus konkurrenzfähig war.
Zwar herrschten im militärisch-industriellen Sektor wie im zivilen Sektor Vergeudung und Ineffizienz, es wurde ersterem nur im Unterschied zum zivilen Sektor ungleich mehr Ressourcen pro Produktionseinheit zugewiesen. Die sowjetische Führung leistete sich eine Militärproduktion zu ausserordentlich hohen Produktionskosten. Die Aufrüstungspolitik unter Reagan zielte darauf ab, die Sowjetunion noch stärker in einen Rüstungswettlauf zu verwickeln, der ihr verglichen mit den USA ein ungleich höheres Mass an Querfinanzierung aus dem zivilen Wirtschaftssektor abforderte und diesen schlussendlich überfordern musste.
Als Zwischenergebnis halten wir fest: Sollte es „richtiges Wissen“ bei MG und GSP geben, so verhindert es jdf. nicht, dass MG und GSP bei wichtigen Auseinandersetzungen mit unschöner Regelmässigkeit brutal daneben liegen.
Dass die SU totgerüstet wurde halte ich ebenfalls für eine westliche Anekdote, es ist auch keinesfalls so das die SU unter der Last der Rüstung zusammenbrach, sondern durch Gorbaschow willentlich zum kapitalistischen Staat umgestaltet wurde.
Der Schutz vor willkürlicher Verhaftung und Behandlung, das Recht auf Rechtsbeistand und ähnliche Grundrechte (also das Recht, Rechte zu haben) sind nicht zu über-, aber auch nicht zu unterschätzen. MG und GSP meinen, Recht sei etwas, das „der Staat“ als Supersubjekt der Gesellschaft (vgl. zur Kritik an dieser Vorstellung Creydt 2015, 62-75) erlaube.[5] Wer nun aber als Souverän etwas erlaube, könne es auch verbieten. Wer als Staat ein Recht gewähre, könne es auch entziehen.
„Im sonstigen Leben würde man es sofort merken, dass die Aussage ‚du darfst (weiter-)leben‛ die Infragestellung des Lebens beinhaltet; sie ergibt ja nur Sinn z. B. bei einem Mörder, der die Waffen sinken lässt, weil er es sich noch einmal anders überlegt hat. Nicht anders beim Staat: Wer so grosszügig daherkommt, dem sind die als Rechte aufgezählten elementaren Lebensäusserungen und sogar das Leben selbst weder egal noch selbstverständlich, sondern der hat die Macht, über sie zu verfügen“ (MG 1987, 20). (Auch diese Publikation wird wie alle anderen MG-Publikationen, aus denen dieser Artikel zitiert, vom GSP weiterhin vertrieben und beworben.) Die Konstruktion eines mit sich einigen Subjekts „der Staat“, das Souverän über das Recht sei, lässt bestimmte Phänomene verschwinden. Zum Beispiel die Möglichkeiten von Bürgerinnen und Bürgern, juristisch gegen bestimmte Entscheidungen staatlicher Behörden vorzugehen. Z. B. die Konflikte zwischen der Rechtssprechung (v. a. des Bundesverfassungsgerichts) und der Regierungspolitik.[6]
Das der Staat die Gewaltenteilung kennt und das Verfassungsgericht bestimmten Verfassungsbeschwerden recht gibt beweist nur, dass es offenbar ein Mißtrauen der Gewalten untereinander gibt, die politische Klasse weiß also über ihre eigene Korruption bescheid. Auch dieser Kritik kann nicht gefolgt werden.
Hier kommt der nächste Kritiker:
http://www.scharf-links.de/45.0.html?&t ... 3974f21185
Das politische Internetverhalten junger Männer zeichnet sich in aller Regel dadurch aus, dass knapp Verstandenes mit grosser Geste und Vehemenz vertreten wird. Jeder, der sich ab und an in den entsprechenden Winkeln des Internets aufhält, kennt es: Irgendwann betritt einer den Raum, der sich durch besondere Prinzipienfestigkeit, hohe moralische Autorität oder das Bescheidwissen auszeichnet. Während die ersten beiden Eigenschaften im Spektrum des Schulbuchmarxismus beziehungsweise der Antideutschen anzutreffen sind und ihnen mittels Argumenten meist relativ einfach beizukommen ist - wobei die Betreffenden das selbstverständlich selber kaum mitkriegen - wird es bei den Anhängern der Zeitschrift "Gegenstandpunkt" (GSP) etwas schwieriger. Schliesslich ist das Mittel der Profilierung dieser Bescheidwissenden das "bessere Argument" und ihr proklamierter Zweck die Erklärung und Kritik eines Gegenstandes.
In den theoretischen Urteilsverkündungen des GSP geht es "nicht darum, sich einer Position gewachsen zu zeigen, sondern abzufertigen und zu verreissen" (217). Statt sich auf einen Gegenstand einzulassen und ihn in seiner oftmals widersprüchlichen Realität theoretisch zu entwickeln, wird an ihm die eigene argumentative Überlegenheit demonstriert. Der intellektuelle Zentralismus des "Gegenstandpunktes" - bei einigen AdeptInnen existiert das Wissen gewissermassen in von den eigenen geistigen Potenzen getrennten (Lehr-)Personen - bringt dabei allerhand unerquickliche Phänomene hervor: Nur wenige AnhängerInnen der grauen Hefte kennen überhaupt eine andere politische Sprache als jene des GSP-Diskurses. Komplexe Problematiken werden "daraufhin durchfiltert, ob (...) axiomatische Grund-Sätze verletzt oder bestätigt werden" (187), was zu einer ganz eigenen Art der Aufmerksamkeit führt. Da das eigene "nicht bewusste Denknetzwerk" - das sich auch in seiner sprachlichen Reproduktion zeigt - nicht thematisiert wird, wird "die Aufnahme neuer Erkenntnisse (...) dann massiv beeinträchtigt, wenn sie zu den bestehenden Bewusstseinsinhalten nicht passen" (125) und damit im Denken isoliert bleiben. Damit wird eine produktive Auseinandersetzung mit anderem Denken unterlaufen und "es bleibt dann meist dabei, den Bekehrten zu predigen" (212). Einige der Vorhaltungen treffen bestimmt auf verschiedene theoretische Strömungen zu; aber es ist doch frappant, wie sprachlich und gedanklich uniform es in den betreffenden Milieus zu und her geht.
Der Kritiker vermisst den üblichen geisteswissenschaftlichen Pluralismus. Dieser wird vom GSP jedoch als pseudowissenschaftliche Ideologievermittlung zurückgewiesen. Als Antidemokrat muss man eben auch nicht pluralistisch sein. Das Argument des Kritikers richtet sich also eigentlich gegen die Demokratiefeindlichkeit des GSP.
Das Meiste davon weiss zu überzeugen: Der GSP macht die KapitalistInnen mit ihren Zwecken zum Subjekt des Kapitalismus, statt die ökonomische Eigengesetzlichkeit des Kapitals zu thematisieren und zu entwickeln, wie die Individuen in ihrem "Aufeinanderstossen" eine "über ihnen stehende, fremde gesellschaftliche Macht" (Karl Marx, MEW 42, 127) produzieren. Zudem fassen MG und GSP "die Arbeitnehmerinteressen nicht als das auf, was sie systemimmanent sind, sondern laden sie stillschweigend auf mit einem anderen Inhalt" (60). Da gibt es dann nicht mehr ein gültiges Interesse der LohnbezieherInnen sich gegen, aber auch mit dem Kapital zu reproduzieren, die ArbeiterInnen machen laut GSP schlicht einen Fehler, weil ihre Abhängigkeit vom Unternehmer nicht "ihr Mittel" (GSP 4/96, 82) sei. Hier müsste man die Kalkulation der Proletarisierten mal ernst nehmen, die sie in Hinblick auf Heimcomputer, Kleinwagen und Sommerferien vornehmen.
Also der GSP nimmt das Arbeiterinteresse durchaus ernst, dass das Proletariat sich in Deutschland mehrheitlich positiv auf den Kapitalismus bezieht ist dem GSP nur allzubekannt. Ich habe den Eindruck, dass der Kritiker die Bücher vom GSP nicht gelesen hat.
Einen besonderen Stellenwert im Theoriegebäude des GSP nimmt der Staat ein. Auch diesbezüglich ist der MG-Agitator sich seiner Verantwortung gegenüber den AnhängerInnen bewusst und erklärt in Bezug auf die sogenannte Staatsableitungsdebatte der 70er Jahre vollmundig: Die vorliegende Analyse "ist (...) die Staatsableitung, beendet also jene unselige Debatte für all diejenigen, die ein Interesse an der Erklärung des Staates haben (...)" (Karl Held, der bürgerliche Staat, 1). In der Staatsableitungsdebatte wurde versucht, die Form Staat aus den ökonomischen Verhältnissen abzuleiten und zu zeigen, warum eine ausserökonomische Zwangsgewalt für die Reproduktion des Kapitalismus notwendig ist und wie diese mit den Produktionsverhältnissen verbunden ist. Bei MG/GSP nun gerät der Staat zum Demiurgen der bürgerlichen Gesellschaft, diese "gilt als Resultat des staatlichen Wirkens" (66). Was als komplexe wechselseitige Voraussetzung und Hervorbringung verstanstanden werden muss, wird beim GSP zur blossen Einbahnstrasse.
Ein kleiner Tip von mir: Jedesmal wenn ein Geisteswissenschaftler das Wort komplex in den Mund nimmt hat er keine Ahnung wovon er spricht.
In der Tat: Der GSP behauptet das der ganze demokratische Diskurs vollkommen irrelevant ist, was das staatliche Handeln insgesamt angeht. Ist es nicht seltsam?` Eine Regierung wird abgewählt, eine neue gewählt. Die Staatsorgane arbeiten reibungslos weiter. Woran mag das wohl liegen?
https://www.nadir.org/nadir/initiativ/a ... enken.html
egen Standpunktdenken
Zur Kritik des Marxismus-Positivismus von MG und Gegenstandpunkt
Sicherlich hat sowohl die Welt als auch die deutsche Linke Schlimmeres hervorgebracht als die selige »Marxistische Gruppe« und ihr Nachfolgeprojekt, die Zeitschrift Gegenstandpunkt. Ihre Anhänger betreiben weder Globalisierungskritik noch Volxküchen, kritisieren Linksnationalismus und Proletkult und haben auch für Demokratie, Menschenrecht, Weltfrieden und ähnlich Herzerwärmendes nicht arg viel übrig. Wenn es aber allemal Schlimmeres gibt, so doch wenig Nervigeres als die patenten Jungs mit dem unverwechselbaren Jargon. Denn mögen sie auch noch so ernsthaft Theorie betreiben – heraus kommt stets nur die sattsam bekannte Armada zeitlos »tauglicher Argumente«, welche, einmal eingeleuchtet, sich zu jedem nur denkbaren Gegenstand (und am besten im Dialekt der bayrischen Chefdenker) abspulen lassen.
Das große Versprechen des GSP, mit ein paar Schulungen direkten Wegs zum absoluten marxistischen Wissen, bezeichnet eben zugleich seine größte Schwäche. Das vollständige System der kapitalistischen Gesellschaft, fertig ausgebreitet auf ein paar hundert Seiten »Resultate«-Bände, eliminiert notwendig jeden Begriff vom Kapital als prozessierenden Widerspruch. Was dem Rechnung trägt, die dialektischen Kategorien der »Realabstraktion« und der »negativen Vergesellschaftung«, gar die paradoxe Rede von den »metaphysischen Mucken der Ware« und vom Kapital als »automatischem Subjekt«, kann der GSP, weil es in seinen Kategorienapparat nicht passt, bloß noch als ‚Dichtung‘ denunzieren. Weil das Kapital aber, ob‘s dem Gegenstandpunkt passt oder nicht, prozessierender Widerspruch ist, zerlegt es noch das ausgeklügelteste System. Genau dafür hat auch der GSP seinen deus ex machina: den Staat. Die gleichen, die eben noch, völlig zurecht, die ML-Linken für ihr verschwörungstheoretisches Geraune von den Machenschaften der Kapitalistenklasse mit Hohn und Spott eindeckten, führen nun selber das souveräne Herrschaftssubjekt vor, das schurkisch seine »Grundsatzentscheidung für den Klassengegensatz« (GSP 1/94) trifft. Wo der Staat aber sein Werk treibt, ist fürs Kapital als gesellschaftliches Verhältnis kein Platz mehr. Ganz folgerichtig wird es reduziert auf den durch staatliche Gewalt gedeckten Besitztitel: auf Privateigentum. Auch dem GSP gilt Ausbeutung, ganz traditionell, als nichts denn als juristischer Auschluss der vielen von dem von ihnen produzierten Reichtum – als Grund zur moralischen Empörung über die staatlich organisierte Ungerechtigkeit.
Und wie der stoffliche Reichtum bloß von seiner juristischen Form, muss auch der Untertanenkopf bloß von seinen falschen, weil untauglichen Argumenten befreit werden. Die Arbeiter, so der ewige Sermon, sollen einsehen, dass der Staat kein gescheites Mittel für die eigenen Zwecke sei und der Lohn immer zu wenig. Dass, wie Marx es wusste, die Menschen unterm Kapital sämtlichst auch sinnlich depraviert werden, elende und verächtliche Wesen sind, erscheint dem GSP als bloßer Defaitismus: Ihm zufolge wollen sie so, wie sie sind, eigentlich immer schon das Richtige, sie wissen es nur noch nicht.
Der GSP-Theoretiker nimmt daher geradezu naturwüchsig die Position des Drüberstehers ein, des Intellektuellen als Souverän – aber eines Souveräns des gesunden Menschenverstands. Und wie jeder gesunde Menschenverstand explodiert auch dieser, wo er sich in Frage gestellt sieht: durch Refl exion und Introspektion, d.h. Philosophie und Psychoanalyse. Der Stammtischjargon von »Miezen« und »Negern« und dem »ganzen Judenzeugs« ist daher kein Exzess, sondern der Gegenstandpunkt selber: die ressentimenthafte Bekundung, sich von dem nicht tangieren zu lassen, was in seiner Mischung aus positivem System und common sense partout nicht aufgehen will.
Diesen Kritiker kann ich nicht so recht verstehen. Ein Fehler ist allerdings, dass er auch der Meinung ist, dass das Verhälniss Staat und Kapital eine Einbahnstrasse ist. So einfach ist es nicht. Der Staat setzt das Kapital ins Recht, schafft aber nicht den Wert.
Zum letzten noch ein ganzes Buch:
http://www.krisis.org/wp-content/data/k ... i_2016.pdf
Es ist eine Zumutung den ganzen Scheiss zu lesen.
Ich nehme hier mal drei Abschnitte.
Seine radikal-positivistische Methode versperrt dem GSP darüber hinaus auch jeden Zugang zur Reflexion auf die grundlegenden Formbestimmungen kapitalistischer Vergesellschaftung. Diese erscheinen ihm als überhistorische und damit unproblematische Selbstverständlichkeiten, die nur „vernünftig“ organisiert werden müssen. Das gilt für das mit der Warenform gesetzte Subjekt-Objekt-Verhältnis ebenso wie für die Arbeit und den Staat. Zudem resultiert daraus eine
systematische Blindheit gegenüber rassistischen und sexistischen Projektionen und Konstruktionen, die sich nicht platt-unmittelbar auf „Interessen“ und „Zwecke“ zurückführen lassen. Diskriminierende Äußerungen auf Veranstaltungen und in
Texten sowie die zynische Rationalisierung von sexistischen und rassistischen Vorfällen sind die logische Konsequenz hieraus.
Ich finde es interessant, wie das Demokratenpack versucht den GSP zu verunglimpfen. Auch bürgerliche Linke bleiben am Ende doch bürgerliche Antikommunisten. Von einer positvistischen Methode, zu dem der GSP sich angeblich bekennt weiß ich nichts. Im Gegenteil, eine Theorie will ja gerade das bekannte erklären, also mehr sein als das bekannte.
Damit das vom GSP postulierte Interessensubjekt seine Interessen bewusst und konsequent verfolgen kann, braucht es Wissen über die Welt wie sie ist; doch darüber, wie es sich nun den „Begriff der Sache“ erschließen kann, erfahren wir in den einschlägigen Texten nichts.
Auch das stimmt nciht, der Begriff einer Sache ist das Besondere in seiner Allgemeinheit darzustellen. Ein Fahrrad ist ein Fahrzeug (das allgemeine) mit Trittantrieb und 2 Rädern (das Besondere).
Auch diese Kritiker haben 80 Seiten vollgeschissen, ohne den GSP wirklich gelesen zu haben.
Ausgangspunkt der Theoriebildung des GSP ist das Interessensubjekt, das sich vermeintlich objektives Wissen über die Welt erwirbt. In dieser Vorstellung spiegelt sich der Abbild-Charakter der zugrunde liegenden erkenntnistheoretischen Position. So wie in dieser Vorstellung von Wissenschaft der Mensch die ihn umgebenden Dinge einfach erkennt, so liegen für den GSP auch die Interessen der Menschen ganz offensichtlich zu Tage und können daher als Ausgangspunkt
der Theorie gesetzt werden. Dabei lehnt sich der GSP unausgesprochen an das in der bürgerlichen Ökonomietheorie gängige Menschenbild vom homo oeconomicus an.
Auch das ist falsch. Der Homo Oeconomicus wird vom GSP ausführlich kritisiert.
Ich mache hier mal einen willkürlichen Schlussstrich.
Ich hoffe ich konnte zeigen, dass kein Linker oder Geisteswissenschaftler dem GSP gewachsen ist und sie gut daran täten ihre soziologisch verseuchten Modelle alle fahren zu lassen für wahres Wissen, welches sie vom GSP erhalten können.
EIn Nachtrag hätte ich noch: Wenn ein Geisteswissenschaftler mal wieder behauptet, ein Begriff sei zu komplex um bestimmt zu werden, beispielsweise die Religion, so könnte man ihm antworten, er soll einfach mal das Besondere des Allgemeinen bestimmen.
Also: Den Oberbegriff zu Religion finden (vielleicht Ideologie?) und das besondere an eben diesem Oberbegriff herausstellen (vielleicht irgendeine Form des Jenseits oder Nebenwelt, neben der Realen). Ich bin nicht vom Fach, aber das ganze Geschwafel von Komplexität zeugt nur davon, dass man seinen wissenschaftlichen Anspruch längst aufgegeben hat.
Die meisten Professoren an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten sind nämlich auch Opfer einer besonders komplexen Form der Dummheit: Der wissenschaftlichen Methode.
Im Kommunismus hätte keiner von denen irgendwas zu sagen.