Tarvoc hat geschrieben:Bob Avakian: The Voting Trap
Eine Demokratie, in der die wählbaren politischen Inhalte den Wählern von einer bestimmten Klasse vorgeschrieben werden, bekommt diese buchstäblich
diktiert.
Ich meine schau dir doch mal den ganzen Entscheidungsfindungsprozess bei der Uploadfilter-Geschichte an. Wer meint, das wäre irgendwie substanziell anders als in 'ner Diktatur, hätte mir das bitte erstmal zu begründen.
Entweder du verwechselst mich gerade mit Bucky, oder du verstehst meinen Punkt einfach nicht. Ich will gar nicht darauf hinaus, daß Demokratie irgendwie
besser ist als Diktatur oder so. Hatte ich im anderen Thread ja schon erklärt, daß ich Demokratie sogar in gewisser Weise für gefährlicher halte, weil der Zwang und die Gewalt gerne schon mal verschleiert werden durch Wahlen & Co., von daher bin ich voll bei dem Video. Und daß es hier irgendwie netter auszusehen scheint als in einer Diktatur sollte halt nicht drüberhinwegtäuschen, daß dieser Staat z.B. ein Gewaltmonopol für sich beansprucht, das er im Zweifelsfall auch ausgiebig nutzt. Der einzige Punkt, also das Unterscheidungsmerkmal, auf das ich immer noch bestehe, ist halt, daß in einer Diktatur die uneingeschränkte Herrschaft
von einer einzelnen Person oder einer überschaubaren, einigermaßen klar umrissenen Organisation ausgeübt wird. Und dieses Machtgeflecht, das uns da kontrolliert, sehe ich halt weder als überschaubar (weil zu groß) noch als klar umrissen an - was das ganze Schlamassel eben noch größer macht, weil man eben jedes Mal denkt, man würde durch Wahlen irgendwas ändern.
Und nein, so substanziell anders ist das nicht, letztendlich kriegen wir auch in einer Demokratie alles "diktiert" (da ist dann halt das Problem, daß der Begriff "Diktatur" eben mehr umfasst als nur das "Diktieren", zumindest aus meiner Sicht), aber ich habe auch nicht behauptet, daß das irgendwie anders sei.
Also, kann sein, daß wir einfach verschiedene Definitionen von "Diktatur" haben oder so, dann wäre das hier jetzt nur Wortklauberei, die nichts bringt. Aber ich stimme dir und felge auf jeden Fall zu darin, daß Demokratie nicht die große, ideale, freie Gesellschaftsordnung ist, als die man sie uns immer vorsetzt.
Tarvoc hat geschrieben:Bwana Honolulu hat geschrieben:fehlgeleitet hat geschrieben:und warum das ganze dan Patriachat nennen, wenn die Frauen sich am Ende eh genauso aufführen wie die Männer, wenn sie in der Position des Chefs sind?
Wie gesagt: Frauen, die ggf. konservative Werte vertreten.
Das ist jetzt aber echt mal ein Gerücht, dass Frauen sich in Machtpositionen nur dann unmöglich aufführen können, wenn sie "konservative Werte" vertreten.
Äh.

Ich dachte, es ginge darum, warum Frauen in Chefpositionen dieselben diskriminierenden Maßstäbe anlegen wie Männer in diesen Positionen? Sich einfach nur "unmöglich aufführen" kann man natürlich auch aus anderen Gründen, aber um so was allgemeines ging es doch jetzt gar nicht? Oder doch? Aber dann verstehe ich nicht, was das mit dem Thema zu tun hätte.
Tarvoc hat geschrieben:...Die Kritik von fehlgeleitet ist doch gerade die, dass der bürgerliche Feminismus die ökonomischen Ursachen der von ihm kritisierten Misstände überhaupt nicht thematisiert und auch nicht thematisieren kann, solange sein Hauptthema die Geschlechteridentität und das Geschlechterverhältnis ist. Genau darin besteht ja der Sinn der Bemerkung, dass es männlichen Arbeitern ökonomisch auch zunehmend beschissen geht. Nun weiß ich natürlich zugegebenermaßen nicht, worauf sich deine Bemerkung mit dem Überleben bezog. Aber wenn es um das Überleben in ökonomischen Zusammenhängen ging, dann verfehlt deine Bemerkung den Problemkomplex um Lichtjahre. Auf einem konkurrenzorientierten Arbeitsmarkt kann ein individueller Arbeiter überhaupt nur dadurch überleben, dass anderen Arbeitern diese Möglichkeit verwehrt wird. Darin besteht ja gerade die Konkurrenz. Sobald man die ökonomische Systemkritik zugunsten einer identitätspolitischen Klientelpolitk aufgibt, kritisiert man auch nicht mehr die Misstände, sondern man wird zu einem bloßen Mittel der Konkurrenz zwischen Arbeitern auf dem Arbeitsmarkt. Und genau das sieht fehlgeleitet im bürgerlichen Feminismus - und ohne deshalb auch den Rest seiner antifeministischen Polemik mitzumachen ich ehrlich gesagt auch. "Versuchen, den Leuten dabei zu helfen, innerhalb des Systems überhaupt erstmal zu überleben" tun auch Self-Help-Bücher. Aber damit werden weder die zugrundeliegenden Probleme gelöst oder auch nur thematisiert, noch stößt das irgendwelche tiefergehenden gesellschaftlichen Veränderungen an.
Puuh, das ist mir gerade zu viel, um es zu zerpflücken, nehmt's mir bitte nicht übel, wenn ich darauf jetzt noch nicht eingehe. Vielleicht später. Ich hatte mich jetzt erst mal an dem anderen Part ausgepowert.