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Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 10. November 2018, 14:10
von Tarvoc
Bwana Honolulu hat geschrieben:Bild
:ugly: Der Witz ist ja der, dass die neoklassische Grenznutzen-Theorie selbst dieses Argument recht gründlich widerlegt. Hindert aber Neoliberale nicht daran, das trotzdem immer gegen Kommunisten vorzubringen. :ugly:

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 10. November 2018, 18:26
von fehlgeleitet
Übrigens eine Stelle, die mir selber Schwierigkeiten bereitet, vor allen Dingen wenn ich sie anderen erklären soll.

Also nach der Theorie des GSP ist nur das Bedürfniss nach Geld unerschöpflich, weil das Geld das Zugriffsmittel auf die Reichtümer dieser Gesellschaft ist. Aber ich denke an dieser Stelle führt der GSP den homo oeconomicus durch die Hintertür wieder ein. Das Geld des Kapitalisten reicht also nie, weil er es sich offen halten will, dass seine Kinder und Kindeskinder usw. ebenfalls noch Millionäre sind? Warum sind die Kapitalisten immer auf diesem Angeberfilm, dass sie die Allergrößten sind und das es auf ihre Entscheidungen ankommt? Vielleicht betreiben sie ihren Betrieb am Ende doch auch aus Herrschsucht, weil ihnen das Leben als Rentier zu langweilig ist?

Einfacher finde ich die Erklärung, dass das Kapital ab einer bestimmten Größe quasi von alleine wächst, ohne das die Herrn Kapitalisten da noch viel machen müßten. Andrerseits kenne ich Kapitalisten, die einfach nicht in Rente gehen wollen, weil ihnen ihre Arbeit irgendwie Spaß macht :kp:

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 11. November 2018, 13:04
von Bwana Honolulu
fehlgeleitet hat geschrieben:Einfacher finde ich die Erklärung, dass das Kapital ab einer bestimmten Größe quasi von alleine wächst, ohne das die Herrn Kapitalisten da noch viel machen müßten. Andrerseits kenne ich Kapitalisten, die einfach nicht in Rente gehen wollen, weil ihnen ihre Arbeit irgendwie Spaß macht :kp:
Ich find's gerade nicht wieder, aber da gab's 'nen einfachen Zufallsversuch... du brauchst 'ne Handvoll von "Haushalten", denen du gleich viel Geld gibst... dann schiebst du zufällig immer mal Geld von einem zum anderen, immer nur kleckerweise, immer nur eine Währungseinheit, und wirklich komplett zufällig... nach kurzer Zeit bildet sich eine extreme Kluft heraus, die meisten Haushalte sind bettelarm, und ungefähr einer ist superreich. Warum? Weil, sobald zufällig mal viel Geld auf einen Haufen kommt, dieser Haufen halt vertragen kann, wenn mal was abgezogen wird, im Gegensatz zu den anderen... diese Ungleichheit bildet sich quasi automatisch heraus, schon bei einer Zufallsverteilung, wenn man nicht aktiv gegensteuert.

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 14. November 2018, 16:33
von Tarvoc
fehlgeleitet hat geschrieben:Einfacher finde ich die Erklärung, dass das Kapital ab einer bestimmten Größe quasi von alleine wächst, ohne das die Herrn Kapitalisten da noch viel machen müßten.
Jo. Die Kapitalisten sind ja sowieso nicht diejenigen, die den Wert erzeugen. Und für alle organisatorischen Sachen kann der Kapitalist ja wieder entsprechend qualifizierte Lohnarbeiter (z.B. Manager, etc.) einstellen. Also wieso wundert dich das? :kopfkratz:
Bwana Honolulu hat geschrieben:Ich find's gerade nicht wieder, aber da gab's 'nen einfachen Zufallsversuch... du brauchst 'ne Handvoll von "Haushalten", denen du gleich viel Geld gibst... dann schiebst du zufällig immer mal Geld von einem zum anderen, immer nur kleckerweise, immer nur eine Währungseinheit, und wirklich komplett zufällig... nach kurzer Zeit bildet sich eine extreme Kluft heraus, die meisten Haushalte sind bettelarm, und ungefähr einer ist superreich. Warum? Weil, sobald zufällig mal viel Geld auf einen Haufen kommt, dieser Haufen halt vertragen kann, wenn mal was abgezogen wird, im Gegensatz zu den anderen... diese Ungleichheit bildet sich quasi automatisch heraus, schon bei einer Zufallsverteilung, wenn man nicht aktiv gegensteuert.
Hast'de dazu mal 'nen Link?

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 14. November 2018, 16:37
von Bwana Honolulu
Tarvoc hat geschrieben:Hast'de dazu mal 'nen Link?
Sorry, hab's leider nicht wiedergefunden, sonst hätte ich's schon verlinkt. :kp:

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 14. November 2018, 18:51
von fehlgeleitet
Tarvoc hat geschrieben:
fehlgeleitet hat geschrieben:Einfacher finde ich die Erklärung, dass das Kapital ab einer bestimmten Größe quasi von alleine wächst, ohne das die Herrn Kapitalisten da noch viel machen müßten.
Jo. Die Kapitalisten sind ja sowieso nicht diejenigen, die den Wert erzeugen. Und für alle organisatorischen Sachen kann der Kapitalist ja wieder entsprechend qualifizierte Lohnarbeiter (z.B. Manager, etc.) einstellen. Also wieso wundert dich das? :kopfkratz:
Mich wunderte nur, dass der GSP es so dargestellt hat, dass der Kapitalist kein Interesse daran hat sein Kapital zu verkonsumieren, weil es angeblich niemals genug ist.

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 15. November 2018, 05:47
von Cpt. Bucky Saia
Ist das nicht irgendwie ein wiederspruch? :kopfkratz:

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 15. November 2018, 10:37
von fehlgeleitet
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Ist das nicht irgendwie ein wiederspruch? :kopfkratz:
klar. es ist halt wie der Schatzbildner, der seinen Schatz hortet und deswegen in Armut lebt, weil er seinen Schatz nicht ausgeben will. Das meiste was der Kapitalist mit seinem Betrieb verdient steckt er halt auch wieder in seinen Betrieb, damit der weiter webbewerbsfähig ist. Nur ein geringen Teil des Gewinns nutzt er privat. Da sein Kapital jedoch im Gegensatz zum Schatsbildner wächst und sogar wachsen muß, kann er quasi von diesem Wachstum leben.

Alternativ könnte er seinen Betrieb komplett verkaufen und das verbleibende Vermögen aufzehren.

Der GSP sagt hier in Heft 1-18, dass der Kapitalist das jedoch nicht tun würde, weil er das Geld lieber weiterhin als Kapital nutzen möchte, also aus dem Geld mehr Geld machen möchte. Ich fand die Begründung des GSP dafür unnötig kompliziert, weil sie irgendwie behaupten, dass das Bedürfniss nach Geld quasi unendlich sei.

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 15. November 2018, 23:07
von fehlgeleitet
Die deutsche Ideologie - Karl Marx

Feuerbachkapitel

Marx erläutert, wie der Weltgeist durch die weltweite ökonomische Abhängigkeit der Individuen untereinander ins Leben kommt, und zwar durch lange historische Ausführungen über die Entwicklung der Produktivkräfte. Eine Ideologiekritik führt also niemals zur Abschaffung der Ideologien, da sie deren materielle Grundlage nicht angreifen kann, und ist so am Ende selbst Ideologie.

Revolutionen gibt es dann, wenn die Produktivkräfte mit den Herrschaftsverhältnissen in Widerspruch geraten.
Offensichtlich ist der Wille also allein nicht ausreichend, es bedarf auch einer materialien Grundlage.

Feuerbach wirft er vor, die Abhängigkeit des Menschen von Menschen nicht als Klassenverhältnis zu deuten, sondern als win/win Geschäft. Das dies nie so wahr wird im Geld offensichtlich, deretwillen ein Großteil der Bevölkerung vernutzt wird. Überhaupt ist die ganze Geschichte immer nur die Geschichte der herrschenden Klasse, entsprechend auch mit ihren Werten versetzt und der Behauptung, für das gesamte Volk zu sprechen.

Re: Lesekreis: Das Kapital

Verfasst: 22. Januar 2019, 18:17
von fehlgeleitet
fehlgeleitet hat geschrieben: https://de.gegenstandpunkt.com/publikat ... gesundheit

Ein besonders herrliches Stück deutsches Sozialstaat findet man übrigens in der Krankenversorgung.

Ein permanenter Fight zwischen Pharmalobby, die am liebsten all ihre Medikamente zu gigantischen Preisen direkt auf dem Markt testen lassen würde, eine geizige Krankenkasse, die nur dass allernötigste an Volksgesundheit zahlen will was unbedingt nötig ist, damit die Kasseneinzahler bis zur Rente funktionieren und natürlich der Ärzteverband, dem die betriebswirtschaftliche Rechungsweise zur zweiten Natur geworden ist haben ein kompliziertes Flickwerk von Regeln geschaffen.

Der Patient bezahlt den ganzen Scheiß, hat aber nix zu melden. Gleichzeitig wird er regelmäßig ermahnt Maß zu halten und sich selbst um den Erhalt seines Körpers zu kümmern, also Therapien “ganz selbstverantwortlich” aus eigener Tasche zu zahlen, auch wenn er ein Leben lang in die Kasse eingezahlt hat.

Auch hier wieder die Dialketik: Dadurch das der Arzt sich nicht um die wahre Ursache der “Zivilisationskrankheiten” schert, nämlich Lohnarbeit und Konkurrenzgesellschaft, bzw. sie bestenfalls als “Faktor” neben anderen individuellen physiologischen Vorraussetzungen gelten lässt, macht das Gesundheitswesen funktional für den Kapitalismus.
Kann man den Verschleiß des Patienten nicht abstellen, so kann man ihm wenigstens dabei helfen, dass ganze besser aushaltbar zu machen. Das gleiche gilt für Psychatrie und die sogenannten “Komplementärmedizin”, also Wunderheiler aller Art, die auf “Ganzheitlichkeit” setzen und an der Schulmedizin den Rationalismus kritisieren, auf der anderen Seite aber größten Wert darauf legen, als Wissenschaft anerkannt zu werden.

Fürwahr: Das Thema Gesundheit eignet sich wirklich zum irre-werden, mindestens aber braucht man einen Kotzkübel.