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Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 4. Februar 2011, 23:00
von Tzakahra
Ich möchte inige Einwände formulieren gegen einige Bewertungen im oben stehenden Text. Ich hoffe, dass ich soweit alle Dinge korrekt erfasst habe und nach dem zweiten aufmerksamen Lesen dazu in der Lage bin:


Zuerst einmal denke ich, dass der Diskordianismus nicht wegen fehlerhafter Ausführung so wenig verbreitet ist, sondern dass dies an anderen Dingen liegt. Im Gegensatz zu anderen Bewegungen gibt es nämlich einige Faktoren, die eine mangelnde Ausbreitung erklären können:

1. Diskordianismus ist keine alleinstehende Bewegung

RAW z.B. vermischt in seinen Büchern so viele verschiedene Bewegungen, dass man kaum das Gesicht des Diskordianismus erkennen kann. Da andere Bewegungen, deren Inhalte sich mit dem Diskordianismus überschneiden wesentlich bekannter wurden als der Diskordianismus, ordnen sich Menschen auch eher diesen zu:
Die 68er Bewegung welche sowohl einen politischen als auch sozialen Aspekt beinhaltet und sogar die Drogenerfahrungen mit einbezieht.
Die wenigen klaren politischen Statements (z.b. aus Schrödingers Katze) lassen sich eher der Friedensbewegung zuordnen oder fallen manchmal sogar ins linke oder libertäre Spektrum.

2. Die Verschwörungstheorie

Dazu kommt, dass sich die Bücher vor allem im Umfeld verbreiten, das auch gerne Verschwörungstheorien nachgeht. Dort hat sich in den letzten Jahren die Stimmung stark gewandelt. Statt mit Theorien zu spielen und herumzuspinnen, werden heute verbissene Diskussionen geführt. So kommt es, dass der Witz verloren geht und das Interesse am Spiel mit der Verschwörungstheorie schwindet. Somit kann der Diskordianismus auf diesem Gebiet heutzutage kaum noch Anhänger gewinnen. Heute benutzt man die Verschwörungstheorien nicht mehr um Autoritäten zu hinterfragen, die Verschwörungstheorie ersetzt die Autorität einfach. Die kritische Auseinandersetzung mit der Verschwörungstheorie ging verloren. Diese Haltung hat nichts mehr mit dem Diskordianismus zu tun, diese Überschneidung, die viele angelockt hat, ging also verloren.

3. Der Witz funktioniert

Damit möchte ich der Ansicht widersprechen, dass gerade weil die Leute den Witz nicht auf sich selbst richten, der Diskordianismus nur missverstehen erzeugt und daher die Menschen eher wegbleiben. Ich finde, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Gerade der Hinweis darauf den Witz auf sich selbst zu richten bzw. die Praxis der Selbstverwirrung, erzeugt Irritationen und senkt bei vielen schon die Bereitschaft sich weiter mit der Thematik auseinanderzusetzen. Bewegungen lenken die Menschen auch immer von sich selbst ab. Wenn man im Diskordianismus eine selbstkritische Bewegung findet, so erzeugt das nicht bei vielen ein wohlwollendes Gefühl. Wer möchte sich schon bei der spirituellen Suche mit sich selbst auseinandersetzen? Da ist das Angebot der anderen Bewegungen wesentlich leichter zu ertragen/konsumieren.


Das zu diesen Gründen.

Desweiteren sehe ich nicht, dass ein Hinweis auf private Studien notwendig ist. Menschen beschäftigen sich von selbst mit Religion und Philosophie, das muss man nicht als Praxis einer Bewegung ausrufen. Auf mich wirkten schon die Freimaurer irgendwie komisch. Denn wozu muss man sich einen Namen geben, eine Gemeinschaft gründen, sich zu Sitzungen treffen um sich mit Philosophie, Religion und Selbsterkenntnis zu beschäftigen? Es zeigt sich doch, dass jeder privat ganz gut weiß womit er sich auseinandersetzen kann und Gesprächspartner zum Austausch findet man auch ohne Diskordier zu sein. Tiefe Gespräche geführt und mit Menschen philosophiert, habe ich schon bevor ich vom Diskordianismus wusste. Wie also könnte mich der Diskordianismus anziehen indem er behauptet, dies seien die Inhalte der diskordischen Praxis? Ich persönlich finde, dass der Raum für die Praxis nicht eingegrenzt werden muss. Genau darin liegt ein Unterschied zu anderen Bewegungen und vor allem zu Religionen. Diskordianismus ist für mich die Bewegung ohne Label. Selbst wenn es als Freizeitspaß angesehen wird, so wird das nicht zerstören was ich persönlich erlebe und damit verbinde. Allerdings kann ich diese Dinge nicht mit Diskordianismus labeln, da sie größtenteils schon andere Label haben oder ohne Label funktionieren.

Hoffe ich konnte meine zwei Kritikpunkte verdeutlichen und ein wenig schildern wie ich die Thematik sehe.


Der Punkt mit der fehlenden Praxis ist wichtig, finde es auch gut, dass er wieder mal angesprochen wird. Allerdings würde ich nicht die selben Schlüsse daraus ziehen. Es fehlt eine prägende Praxis, das meint Aktionen, die das Umfeld auch verändern. Momentan scheint das aber zumindest für mich noch zu groß und zu weit weg.

Als ich das schrieb, hatte ich die letzten drei Beiträge noch nicht gelesen. Aber zu denen hab ich im Moment auch nix zu sagen :D

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 4. Februar 2011, 23:33
von Tarvoc
Tzakahra hat geschrieben:RAW z.B. vermischt in seinen Büchern so viele verschiedene Bewegungen, dass man kaum das Gesicht des Diskordianismus erkennen kann.
Das liegt daran, dass der Diskordianismus die Bewegung zwischen all diesen Bewegungen ist, von einer zur anderen. Der Diskordianismus ist nicht das Gebrochene, sondern der Bruch.
Tzakahra hat geschrieben:Dort hat sich in den letzten Jahren die Stimmung stark gewandelt. Statt mit Theorien zu spielen und herumzuspinnen, werden heute verbissene Diskussionen geführt.
Da irrst du dich. Diejenigen, die gespielt haben, waren stets nur wenige. Auch Wilsons Spiel parodiert die Ernsthaftigkeit der Diskurse seiner Zeit.
Tzakahra hat geschrieben:Es fehlt eine prägende Praxis, das meint Aktionen, die das Umfeld auch verändern.
Das auf jeden Fall. :apple:

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 01:43
von Apfelsator
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Vielleicht jagt es dir ein wenig Angst ein, darüber nachzudenken, dass der Discordianismus nicht einfach nur ein großer Spaß, sondern sirius business ist...? ;)

Wir behandeln in unseren Texten häufig die Erkenntnismöglichkeit des Discordianismus. So auch hier: Will man das volle Potential der Welle ausschöpfen, darf man sich nicht auf nur eine ihrer Manifestationen beschränken... Das simple Konzept dieser Idee hat Wilson schon im Neuen Prometheus beschrieben:

Was wir tun ist dieses Konzept ernsthaft zu leben: Nicht nur für eine Stunde am Tag, sondern den ganzen Tag.
Nicht nur einmal die Woche, sondern die ganze Woche...
Nicht nur auf lächerliche politische und philosophische Systeme beschränkt, sondern jegliche Metaphysik und Ontologie integrierend.

Ja, in gewisser Weise ist das fundamentalistisch. Wir wählen das ontologische Chaos für unser Leben und Erkennen, welches die Basis jedes Discordianismus zu sein hat.

Fundamentalismus ist im Übrigen die einzige Art und Weise in der eine Religion ernsthaft gelebt werden kann.

Nehmen wir das Beispiel des Judentums: Das praktizierende Judentum definiert sich mitunter über die in der Tora und anderen Werken genannten Gesetze. Gehe ich nun daher und verändere diese Gesetze oder hebe sie eigenmächtig auf, komme ich nicht mehr meiner religiösen Pflicht innerhalb meiner Religion nach. Ich erschaffe eine neue...

Überhaupt halte ich Fundamentalismus auch nur da für fragwürdig, wo er Handeln zulässt oder bedingt, das schwerlich als heilsam zu bezeichnen wäre.

Aber ich kann beim besten Willen nichts Schlimmes daran entdecken, mein Leben beispielsweise als fundamentalistischer Taoist zu verbringen. Ganz im Gegenteil, erst die intensive Art mit dieser Philosophie und Metaphysik umzugehen, würde mich überhaupt in einen Taoisten verwandeln...

Ich halte den Begriff 'Fundamentalismus' für eine Kampfvokabel politisch-korrekter eurozentristischer Materialisten mit Bausparvertrag und Zahn-Zusatzversicherung. Nackte Erkenntnis, reines Sein ist immer radikal [radix: Wurzel | s. -> Fundament] - und zwar konstitutiv. Ist es dies nicht, so ist es selbst nicht erreicht worden.
Für mich ist der "Diskordianismus", insofern dieser denn in irgendeiner Art begrenzt werden kann, Teil meiner Lebensphilosphie und insofern wohl auch kein "großer Spaß" wobei Spaß hier einmal auf deine negative Definition des Wortes bezogen sein soll.
Das heisst aber keineswegs dass ich mein Verhalten nicht selsbt reflektiere oder dies zumindest versuche. Allerdigns versuchte ich das auch schon eine ganze Weile bevor ich mit "Diskordianismus" in irgendeiner Form in Kontakt kam, es ist also nicht so sehr abhängig davon.

Mal abgesehen davon dass ich persönlich deine unterschwelligen Vorwürfe zum kotzen finde, ist es wohl kaum meine "Pflicht" es dir und deinen (Leidens-)Genossen gleich zu tun. Weder lasse ich mich gern durch fremde Dogmen einschränken noch lege ich mir selber gern welche auf.
Wenn ich dann so etwas lese dass etwas die Basis für den Diskordianismus zu sein hat, streuben sich in mir alle Zellen dagegen.
Persönlich habe ich in der "linken" respektive der "autonomen Szene" oft genug erlebt das Dogmen dazu dienten Freiheiten von Menschen unnötiger Weise einzuschränken, zu unterdrücken oder eben Menschen die dem "Konsens" nicht entsprachen, auszuschliessen.
So etwas von Menschen zu hören die sich "Diskordier" nennen ist fast schon eine Farce, eine "Bewegung" die sich der Freiheit des Menschen und des Geistes verschrieben hat und dann unter diesem Banner irgendwelche Dogmen auf zu stellen die gefälligst für alle zu gelten haben.

Nun gut, magst du mit deiner Fundamentalismus-Theorie möglicherweise in manchen Punkten Recht behalten, so ist diese doch immer noch auf eine Religion bezogen wohingegen der Diskordianismus eine BEWEGUNG ist.
Für dich ist das natürlich alles richtig so und alle die etwas dagegen sagen, versuchen eh nur das zu zerstören was "ihr" versucht zu erreichen(errichten?).
Hier gilt dann wieder das Prinzip der individuellen Realitäten und Robert Anton Wilsons "Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen.".

Im Zuge dessen ist mir auch neu das sich der Diskordianismus neuerdings selber über irgendetwas definiert, in vergangen Tagen definierten immer nur "ANDERE" den Diskordianismus explizit über irgendetwas...

Fundamentalismus führt unweigerlich dazu dass Menschen die diesen "Wurzeln" respektive diesem "Fundament" nicht so strikt folgen, in den Augen der Fundamentalisten geringeschätzt werden was wiederrum zu einer "gesonderten" Behandlung dieser Menschen führt.
Da fällt mir das Beispiel der Rand-/Splittergruppen in der Randgruppe ein, noch mehr Schubladen in die Menschen einsortiert werden können....."SPALTER!" schreit es da in meinem Kopf und es stößt mir sauer auf.

Es geht mir weniger darum politisch Korrekt zu sein denn die Gefährlichkeit von Dogmen aufzuzeigen und ihnen die Maske zu entreißen.

Anbei bemerkt sollte man, meiner Meinung nach, Diskussionen die nicht nur das an den Kopf werfen von Phrasen darstellen sollen, mit so wenig wie möglich Zitaten führen oder diese, wenn nicht unbedingt von nöten ganz weg lassen.
Das ist nicht nur eine Frage der einfacheren Kommunikation sondern auch in gewisser Weise eine Frage des Respekts zu seinem "Gegenüber" da nicht voraus gesetzt werden kann das jeder jedes Zitat kennt geschweige denn dasselbe hineininterpretiert.

Ich verweise im Zuge dessen mal auf St. Verthaine und/oder Zwyrd und deren Text über "ernste Diskordier".
http://home.arcor.de/zwyrd/principia/bu ... tml#pBE027
Tzakahra hat geschrieben:Der Punkt mit der fehlenden Praxis ist wichtig, finde es auch gut, dass er wieder mal angesprochen wird. Allerdings würde ich nicht die selben Schlüsse daraus ziehen. Es fehlt eine prägende Praxis, das meint Aktionen, die das Umfeld auch verändern. Momentan scheint das aber zumindest für mich noch zu groß und zu weit weg.
Dazu ist wohl nur zu sagen dass es auch wiederrum keine Pflicht gibt diskordische Praxis auszuführen und es jedem/jeder selbst überlassen ist wie er Diskordianismus auslebt solange es niemand anderen einschränkt. ;)
Desweiteren ist diskordische Praxis wohl auch kaum genau definiert und kann somit in alle Bereiche hineininterpretiert werden. :apple:

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 03:19
von Tarvoc
Apfelsator hat geschrieben:Wenn ich dann so etwas lese dass etwas die Basis für den Diskordianismus zu sein hat, streuben sich in mir alle Zellen dagegen.
Kenn' ich, hatte ich auch mal, aber das geht vorbei. ;)

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 13:29
von λ-5 [LD-HEG]
tarvoc hat geschrieben:
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Ich halte den Begriff 'Fundamentalismus' für eine Kampfvokabel politisch-korrekter eurozentristischer Materialisten mit Bausparvertrag und Zahn-Zusatzversicherung.
Ob solche Leute Materialisten sind, würde ich jetzt einfach mal in Frage stellen. 8-)
Wären sie Transzendentalisten, hätten sie keine Schwierigkeiten damit, die Notwendigkeit von ernsthafter Praxis anzuerkennen... ;)
Welche Übersetzung des Dschuang Dsi benutzt du bzw. kannst du empfehlen?
Wie bei allen klassischen chinesischen Texten wähle ich auch hier die Übersetzung von Richard Wilhelm.

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 13:44
von Tarvoc
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Wären sie Transzendentalisten, hätten sie keine Schwierigkeiten damit, die Notwendigkeit von ernsthafter Praxis anzuerkennen...
Ich sehe gerade nicht, wie sich Materialismus und Transzendentalphilosophie ausschließen. Durch Kants transzendentale Wende wurde der moderne Materialismus (Schelling, Stirner, Feuerbach, Marx, Nietzsche etc.) überhaupt erst möglich.
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Wie bei allen klassischen chinesischen Texten wähle ich auch hier die Übersetzung von Richard Wilhelm.
Tatsächlich? Bei dem Mann habe ich immer das Gefühl, dass seine Übersetzungen das Ganze zu sehr verwestlichen.

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 14:06
von λ-5 [LD-HEG]
Apfelsator hat geschrieben: Mal abgesehen davon dass ich persönlich deine unterschwelligen Vorwürfe zum kotzen finde, ist es wohl kaum meine "Pflicht" es dir und deinen (Leidens-)Genossen gleich zu tun. Weder lasse ich mich gern durch fremde Dogmen einschränken noch lege ich mir selber gern welche auf.
Wenn ich dann so etwas lese dass etwas die Basis für den Diskordianismus zu sein hat, streuben sich in mir alle Zellen dagegen.
Du verstehst nicht.

Es gibt am Discordianismus nicht viel Konstitutives. Das Einzige, das in dieser Hinsicht genannt werden könnte, ist die Meta-Religiösität und der synthetisierende Synkretismus. Willst du diese nicht leben, bist du kein Discordianer. Denn was macht dann deinen Discord aus, wenn du dich gegen diese grundlegende Praxis versperrst? Was macht deine Ontologie zu einer discordianischen? Selbstreflektion? Die gab's schon im ZK der KPDSU...

Das Problem, das die Menschen mit klaren Aussagen haben, ist dass sie plötzlich gezwungen werden, über den Umstand selbst nachdenken zu müssen und das rechnen sie einem hart an...
Nun gut, magst du mit deiner Fundamentalismus-Theorie möglicherweise in manchen Punkten Recht behalten, so ist diese doch immer noch auf eine Religion bezogen wohingegen der Diskordianismus eine BEWEGUNG ist.
'Der Casus macht mich lachen...'

[Achso, alle Zitate, dich ich nicht kokret mit Quellen versehe stammen für gewöhnlich aus dem Faust...]

Selbst bei Wikipedia heißt es:

'Discordianism is the modern religion worshipping Eris'

Nun postulierst du hier also plötzlich, obwohl du ja ein Feind von allen 'Dogmen' bist, das Dogma, dass entgegen unserer Ausführungen der Discordianismus eine 'Bewegung' ist. Was denn nun? Ist eine Religion keine Bewegung? Oder soll der Discordianismus wie alles andere auch bitte nur eine politische Bewegung sein? Und wenn ja - wer hat das beschlossen und warum sollte ich da mit machen?

Wenn du nicht in der Lage bist, Fundamentalkritik an deinem Discordianismus zu ertragen, wie willst du dann irgendetwas begriffen haben?
Anbei bemerkt sollte man, meiner Meinung nach, Diskussionen die nicht nur das an den Kopf werfen von Phrasen darstellen sollen, mit so wenig wie möglich Zitaten führen oder diese, wenn nicht unbedingt von nöten ganz weg lassen.
Oh Gott. Die Inquisition verkleidet als Friedensdemonstrant.
Tzakahra hat geschrieben:Der Punkt mit der fehlenden Praxis ist wichtig, finde es auch gut, dass er wieder mal angesprochen wird. Allerdings würde ich nicht die selben Schlüsse daraus ziehen. Es fehlt eine prägende Praxis, das meint Aktionen, die das Umfeld auch verändern. Momentan scheint das aber zumindest für mich noch zu groß und zu weit weg.
Also mal wieder lieber der Flashmob, als Zazen, ja? :ugly:

Nope. Das ist genau die Art Alter Bund Discordianismus, die wir hinter uns gelassen haben.

Wozu noch eine politische 'Bewegung' wenn das epistomologische Potential des Discordianismus noch nicht einmal angewärmt wurde?
Für dich ist das natürlich alles richtig so und alle die etwas dagegen sagen, versuchen eh nur das zu zerstören was "ihr" versucht zu erreichen(errichten?).
Hier gilt dann wieder das Prinzip der individuellen Realitäten und Robert Anton Wilsons "Was der Denker denkt, wird der Beweisführer beweisen.".
Ohne Kommentar. :roll:
Im Zuge dessen ist mir auch neu das sich der Diskordianismus neuerdings selber über irgendetwas definiert, in vergangen Tagen definierten immer nur "ANDERE" den Diskordianismus explizit über irgendetwas...
Ok. Meine Geduld ist bald am Ende: WAS ist denn DANN der Discordianismus? Dieses seltsame Etwas, das nicht genannt, beschrieben oder definiert, wohl aber für politische Teenager-Träume missbraucht werden kann? :ugly:
Es geht mir weniger darum politisch Korrekt zu sein denn die Gefährlichkeit von Dogmen aufzuzeigen und ihnen die Maske zu entreißen.
Worin nun die Gefahr besteht, die wir mit der Forderung nach gelebtem ontologischen Anarchismus also darstellen, wirst du sicher noch erklären...

Ich hoffe, dir ist nicht bewusst, mit wem du hier redest.

Solltest du dich weiterhin so aufführen, werde ich für meinen Teil hier kommentarlos verschwinden. Ich habe mit meiner Zeit besseres zu tun, als mühselige Diskussionen mit jemandem zu führen, der das Gegenteil dessen lebt, das er vorgibt zu vertreten.

Ich rate dir dringend, solltest du unsere Ideen verstehen wollen, Ex mutatione veritas II zu lesen. Dort wird die konkrete Praxis ein wenig eingehender erörtert.

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 14:10
von λ-5 [LD-HEG]
tarvoc hat geschrieben:
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Wären sie Transzendentalisten, hätten sie keine Schwierigkeiten damit, die Notwendigkeit von ernsthafter Praxis anzuerkennen...
Ich sehe gerade nicht, wie sich Materialismus und Transzendentalphilosophie ausschließen. Durch Kants transzendentale Wende wurde der moderne Materialismus (Schelling, Stirner, Feuerbach, Marx, Nietzsche etc.) überhaupt erst möglich.
Es geht hier nicht um die Möglichkeit Materialismus und Transzendentalismus zu verbinden, sondern darum, dass Materialisten gemeinhin nicht einleuchtet, warum eine gewisse Praxis notwendig ist, um bestimmte phänomenologische und ontologische Veränderungen herbeizuführen.
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Wie bei allen klassischen chinesischen Texten wähle ich auch hier die Übersetzung von Richard Wilhelm.
Tatsächlich? Bei dem Mann habe ich immer das Gefühl, dass seine Übersetzungen das Ganze zu sehr verwestlichen.
Nun, das Gefühl kann einen beschleichen.

Dennoch sind seine Übersetzungen meiner Meinung nach die akkuratesten. Z.B. gibt es keine authoritativere Übersetzung des Tao te king, als die von Wilhelm, da die Art und Weise, wie diese zustande gekommen ist, bis dato unübertroffen ist. So hat Wilhelm jedes Wort von einem taoistischen Meister in langwierigen Sessions gegenprüfen lassen. Und da nehme ich doch lieber Wilhelm als irgendeinen New-Ager oder Uni-Prof, der meint, die Philosophie besser verstanden zu haben, als ihre eigenen Meister...

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 14:39
von Tarvoc
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Wozu noch eine politische 'Bewegung' wenn das epistomologische Potential des Discordianismus noch nicht einmal angewärmt wurde?
Auch das politische Potential des Diskordianismus wurde noch nicht einmal angewärmt. Flashmobs verhalten sich zu echter politischer Praxis jedenfalls ungefähr so wie eine Kindergartengruppe zu antiken Athenischen Polis.
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Es geht hier nicht um die Möglichkeit Materialismus und Transzendentalismus zu verbinden, sondern darum, dass Materialisten gemeinhin nicht einleuchtet, warum eine gewisse Praxis notwendig ist, um bestimmte phänomenologische und ontologische Veränderungen herbeizuführen.
Jaein. Schon Karl Marx hat an bestimmten Materialisten ihre Praxisfeindlichkeit kritisiert. Nur ist das kein Grundzug des Materialismus überhaupt; immerhin war Marx selbst Materialist. Karl Marx: Thesen über Feuerbach
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Und da nehme ich doch lieber Wilhelm als irgendeinen New-Ager oder Uni-Prof, der meint, die Philosophie besser verstanden zu haben, als ihre eigenen Meister...
Es gibt aber ja auch Übersetzungen von Chinesen... aber ich bin kein Experte, was das angeht, und hab's daher schwer, die Qualität der Übersetzung zu beurteilen.

Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus

Verfasst: 5. Februar 2011, 14:48
von λ-5 [LD-HEG]
tarvoc hat geschrieben:
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Wozu noch eine politische 'Bewegung' wenn das epistomologische Potential des Discordianismus noch nicht einmal angewärmt wurde?
Auch das politische Potential des Diskordianismus wurde noch nicht einmal angewärmt. Flashmobs verhalten sich zu echter politischer Praxis jedenfalls ungefähr so wie eine Kindergartengruppe zu antiken Athenischen Polis.
Das versteht sich von selbst. Darüber brauchen wir nicht diskutieren.

Allerdings halte ich spirituelle, auf das Bewusstsein gerichtete Praxis für wertvoller als politische Bestrebungen. Auch hier ist das Kleine im Großen enthalten.

Wenn die Menschen sich, d.h. ihr Bewusstsein vollkommen befreit haben, werden sie ganz natürlich zu einer heilsamen politischen (Dis-)Organisation übergehen.
Keine Notwendigkeit für den Edlen des Chao sich die Hände schmutzig zu machen.
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Es geht hier nicht um die Möglichkeit Materialismus und Transzendentalismus zu verbinden, sondern darum, dass Materialisten gemeinhin nicht einleuchtet, warum eine gewisse Praxis notwendig ist, um bestimmte phänomenologische und ontologische Veränderungen herbeizuführen.
Äh, schon mal die Feuerbachthesen von Marx gelesen? Niemand betont die Relevanz der Praxis so sehr wie die Materialisten.
Das mag sein. Nur sprechen wir hier von verschiedenen Arten der Praxis, die ich hier vielleicht auch zum Zwecke besseren Verständnisses Übung nennen sollte. Die eine richtet sich nach außen, die andere nach innen.
Als Discordianer interessiert mich persönlich das Außen weniger..., zumal es verschwindet, wenn Innen alle Beschränkungen aufgehoben sind. ;)
λ-5 [LD-HEG] hat geschrieben:Und da nehme ich doch lieber Wilhelm als irgendeinen New-Ager oder Uni-Prof, der meint, die Philosophie besser verstanden zu haben, als ihre eigenen Meister...
Es gibt aber ja auch Übersetzungen von Chinesen...
Kannst du da etwas empfehlen? ;)