Re: Ex mutatione veritas I - Eristischer Dualismus
Verfasst: 4. Februar 2011, 23:00
Ich möchte inige Einwände formulieren gegen einige Bewertungen im oben stehenden Text. Ich hoffe, dass ich soweit alle Dinge korrekt erfasst habe und nach dem zweiten aufmerksamen Lesen dazu in der Lage bin:
Zuerst einmal denke ich, dass der Diskordianismus nicht wegen fehlerhafter Ausführung so wenig verbreitet ist, sondern dass dies an anderen Dingen liegt. Im Gegensatz zu anderen Bewegungen gibt es nämlich einige Faktoren, die eine mangelnde Ausbreitung erklären können:
1. Diskordianismus ist keine alleinstehende Bewegung
RAW z.B. vermischt in seinen Büchern so viele verschiedene Bewegungen, dass man kaum das Gesicht des Diskordianismus erkennen kann. Da andere Bewegungen, deren Inhalte sich mit dem Diskordianismus überschneiden wesentlich bekannter wurden als der Diskordianismus, ordnen sich Menschen auch eher diesen zu:
Die 68er Bewegung welche sowohl einen politischen als auch sozialen Aspekt beinhaltet und sogar die Drogenerfahrungen mit einbezieht.
Die wenigen klaren politischen Statements (z.b. aus Schrödingers Katze) lassen sich eher der Friedensbewegung zuordnen oder fallen manchmal sogar ins linke oder libertäre Spektrum.
2. Die Verschwörungstheorie
Dazu kommt, dass sich die Bücher vor allem im Umfeld verbreiten, das auch gerne Verschwörungstheorien nachgeht. Dort hat sich in den letzten Jahren die Stimmung stark gewandelt. Statt mit Theorien zu spielen und herumzuspinnen, werden heute verbissene Diskussionen geführt. So kommt es, dass der Witz verloren geht und das Interesse am Spiel mit der Verschwörungstheorie schwindet. Somit kann der Diskordianismus auf diesem Gebiet heutzutage kaum noch Anhänger gewinnen. Heute benutzt man die Verschwörungstheorien nicht mehr um Autoritäten zu hinterfragen, die Verschwörungstheorie ersetzt die Autorität einfach. Die kritische Auseinandersetzung mit der Verschwörungstheorie ging verloren. Diese Haltung hat nichts mehr mit dem Diskordianismus zu tun, diese Überschneidung, die viele angelockt hat, ging also verloren.
3. Der Witz funktioniert
Damit möchte ich der Ansicht widersprechen, dass gerade weil die Leute den Witz nicht auf sich selbst richten, der Diskordianismus nur missverstehen erzeugt und daher die Menschen eher wegbleiben. Ich finde, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Gerade der Hinweis darauf den Witz auf sich selbst zu richten bzw. die Praxis der Selbstverwirrung, erzeugt Irritationen und senkt bei vielen schon die Bereitschaft sich weiter mit der Thematik auseinanderzusetzen. Bewegungen lenken die Menschen auch immer von sich selbst ab. Wenn man im Diskordianismus eine selbstkritische Bewegung findet, so erzeugt das nicht bei vielen ein wohlwollendes Gefühl. Wer möchte sich schon bei der spirituellen Suche mit sich selbst auseinandersetzen? Da ist das Angebot der anderen Bewegungen wesentlich leichter zu ertragen/konsumieren.
Das zu diesen Gründen.
Desweiteren sehe ich nicht, dass ein Hinweis auf private Studien notwendig ist. Menschen beschäftigen sich von selbst mit Religion und Philosophie, das muss man nicht als Praxis einer Bewegung ausrufen. Auf mich wirkten schon die Freimaurer irgendwie komisch. Denn wozu muss man sich einen Namen geben, eine Gemeinschaft gründen, sich zu Sitzungen treffen um sich mit Philosophie, Religion und Selbsterkenntnis zu beschäftigen? Es zeigt sich doch, dass jeder privat ganz gut weiß womit er sich auseinandersetzen kann und Gesprächspartner zum Austausch findet man auch ohne Diskordier zu sein. Tiefe Gespräche geführt und mit Menschen philosophiert, habe ich schon bevor ich vom Diskordianismus wusste. Wie also könnte mich der Diskordianismus anziehen indem er behauptet, dies seien die Inhalte der diskordischen Praxis? Ich persönlich finde, dass der Raum für die Praxis nicht eingegrenzt werden muss. Genau darin liegt ein Unterschied zu anderen Bewegungen und vor allem zu Religionen. Diskordianismus ist für mich die Bewegung ohne Label. Selbst wenn es als Freizeitspaß angesehen wird, so wird das nicht zerstören was ich persönlich erlebe und damit verbinde. Allerdings kann ich diese Dinge nicht mit Diskordianismus labeln, da sie größtenteils schon andere Label haben oder ohne Label funktionieren.
Hoffe ich konnte meine zwei Kritikpunkte verdeutlichen und ein wenig schildern wie ich die Thematik sehe.
Der Punkt mit der fehlenden Praxis ist wichtig, finde es auch gut, dass er wieder mal angesprochen wird. Allerdings würde ich nicht die selben Schlüsse daraus ziehen. Es fehlt eine prägende Praxis, das meint Aktionen, die das Umfeld auch verändern. Momentan scheint das aber zumindest für mich noch zu groß und zu weit weg.
Als ich das schrieb, hatte ich die letzten drei Beiträge noch nicht gelesen. Aber zu denen hab ich im Moment auch nix zu sagen
Zuerst einmal denke ich, dass der Diskordianismus nicht wegen fehlerhafter Ausführung so wenig verbreitet ist, sondern dass dies an anderen Dingen liegt. Im Gegensatz zu anderen Bewegungen gibt es nämlich einige Faktoren, die eine mangelnde Ausbreitung erklären können:
1. Diskordianismus ist keine alleinstehende Bewegung
RAW z.B. vermischt in seinen Büchern so viele verschiedene Bewegungen, dass man kaum das Gesicht des Diskordianismus erkennen kann. Da andere Bewegungen, deren Inhalte sich mit dem Diskordianismus überschneiden wesentlich bekannter wurden als der Diskordianismus, ordnen sich Menschen auch eher diesen zu:
Die 68er Bewegung welche sowohl einen politischen als auch sozialen Aspekt beinhaltet und sogar die Drogenerfahrungen mit einbezieht.
Die wenigen klaren politischen Statements (z.b. aus Schrödingers Katze) lassen sich eher der Friedensbewegung zuordnen oder fallen manchmal sogar ins linke oder libertäre Spektrum.
2. Die Verschwörungstheorie
Dazu kommt, dass sich die Bücher vor allem im Umfeld verbreiten, das auch gerne Verschwörungstheorien nachgeht. Dort hat sich in den letzten Jahren die Stimmung stark gewandelt. Statt mit Theorien zu spielen und herumzuspinnen, werden heute verbissene Diskussionen geführt. So kommt es, dass der Witz verloren geht und das Interesse am Spiel mit der Verschwörungstheorie schwindet. Somit kann der Diskordianismus auf diesem Gebiet heutzutage kaum noch Anhänger gewinnen. Heute benutzt man die Verschwörungstheorien nicht mehr um Autoritäten zu hinterfragen, die Verschwörungstheorie ersetzt die Autorität einfach. Die kritische Auseinandersetzung mit der Verschwörungstheorie ging verloren. Diese Haltung hat nichts mehr mit dem Diskordianismus zu tun, diese Überschneidung, die viele angelockt hat, ging also verloren.
3. Der Witz funktioniert
Damit möchte ich der Ansicht widersprechen, dass gerade weil die Leute den Witz nicht auf sich selbst richten, der Diskordianismus nur missverstehen erzeugt und daher die Menschen eher wegbleiben. Ich finde, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Gerade der Hinweis darauf den Witz auf sich selbst zu richten bzw. die Praxis der Selbstverwirrung, erzeugt Irritationen und senkt bei vielen schon die Bereitschaft sich weiter mit der Thematik auseinanderzusetzen. Bewegungen lenken die Menschen auch immer von sich selbst ab. Wenn man im Diskordianismus eine selbstkritische Bewegung findet, so erzeugt das nicht bei vielen ein wohlwollendes Gefühl. Wer möchte sich schon bei der spirituellen Suche mit sich selbst auseinandersetzen? Da ist das Angebot der anderen Bewegungen wesentlich leichter zu ertragen/konsumieren.
Das zu diesen Gründen.
Desweiteren sehe ich nicht, dass ein Hinweis auf private Studien notwendig ist. Menschen beschäftigen sich von selbst mit Religion und Philosophie, das muss man nicht als Praxis einer Bewegung ausrufen. Auf mich wirkten schon die Freimaurer irgendwie komisch. Denn wozu muss man sich einen Namen geben, eine Gemeinschaft gründen, sich zu Sitzungen treffen um sich mit Philosophie, Religion und Selbsterkenntnis zu beschäftigen? Es zeigt sich doch, dass jeder privat ganz gut weiß womit er sich auseinandersetzen kann und Gesprächspartner zum Austausch findet man auch ohne Diskordier zu sein. Tiefe Gespräche geführt und mit Menschen philosophiert, habe ich schon bevor ich vom Diskordianismus wusste. Wie also könnte mich der Diskordianismus anziehen indem er behauptet, dies seien die Inhalte der diskordischen Praxis? Ich persönlich finde, dass der Raum für die Praxis nicht eingegrenzt werden muss. Genau darin liegt ein Unterschied zu anderen Bewegungen und vor allem zu Religionen. Diskordianismus ist für mich die Bewegung ohne Label. Selbst wenn es als Freizeitspaß angesehen wird, so wird das nicht zerstören was ich persönlich erlebe und damit verbinde. Allerdings kann ich diese Dinge nicht mit Diskordianismus labeln, da sie größtenteils schon andere Label haben oder ohne Label funktionieren.
Hoffe ich konnte meine zwei Kritikpunkte verdeutlichen und ein wenig schildern wie ich die Thematik sehe.
Der Punkt mit der fehlenden Praxis ist wichtig, finde es auch gut, dass er wieder mal angesprochen wird. Allerdings würde ich nicht die selben Schlüsse daraus ziehen. Es fehlt eine prägende Praxis, das meint Aktionen, die das Umfeld auch verändern. Momentan scheint das aber zumindest für mich noch zu groß und zu weit weg.
Als ich das schrieb, hatte ich die letzten drei Beiträge noch nicht gelesen. Aber zu denen hab ich im Moment auch nix zu sagen