fehlgeleitet hat geschrieben:Tarvoc hat geschrieben:fehlgeleitet hat geschrieben:Internationale Vertrtäge sind von der Sache her etwas ganz anderes als Verträge die Bürger eines Staates untereinander schließen, weil es eben über dem Staat kein Souverän gibt, der über die Einhaltung der Verträge wacht, sondern bloß andere Souveräne.
Hat auch niemand behauptet, dass es das selbe wäre. Das ändert aber nichts an dem, was ich geschrieben hatte.
Also bürgerliche Staaten schließen deswegen Verträge untereinander ab, weil sie ihren Herrschaftsbereich wechselseitig ausdehnen wollen und dafür natürlich etwas Souveränität opfern müssen.
Das hat den einfachen Grund, weil das Kapitalwachstum, auf das es ihnen ankommt, an ihre nationalen Grenzen stößt, in Form der begrenzten Kaufkraft der Arbeiterklasse. Deswegen meinen sie, dass es eine gute Sache wäre auch auf die Kaufkraft anderer Länder zuzugreifen. Sie stoßen auf andere Länder, die das gleiche Anliegen haben. Die so internationalisierte Kaufkraft wird dadurch natürlich nicht mehr. In dieser internationalen Konkurrenz gibt es dann Gewinner und Verlierer.
Ja, alles völlig richtig. Das ändert aber alles
auch immer noch nichts an dem, was ich geschrieben habe.
fehlgeleitet hat geschrieben:Jetzt haben sie verloren, der Katzenjammer ist gross. Aber selbst der Querkopf Varoufakis hält an der EU fest. Daran kann man sehen, dass die griechische Nation trotz aller Niederlagen in der Konkurrenz immer noch hofft, ihr nationales Programm Wirtschaftswachstum eines Tages in der EU durchsetzen zu können.
Ja, und wenn sie die EU verlassen würden, dann "sähe man daran", dass sie "immer noch hofft, ihr nationales Programm Wirtschaftswachstum" außerhalb der EU "durchsetzen zu können". Also an allem, was eine "Nation"
überhaupt macht, erkennt man einfach immer genau das, und wenn sie das genaue Gegenteil macht, erkennt man daran ebenfalls genau das. Mit seriöser Wissenschaft hat diese Form von "Erkennen" allerdings recht wenig zu tun.
fehlgeleitet hat geschrieben:Tarvoc hat geschrieben:Natürlich nicht.
Gerade deshalb bricht an dieser Stelle eben deine ganze Argumentation zusammen.
Inwiefern das?
Weil sich daran zeigt, dass die argumentative Figur bezüglich Menschenrechten, die du den Nazis ursprünglich unterschieben wolltest, mit NS buchstäblich nicht das geringste zu tun hat.
fehlgeleitet hat geschrieben:Hitler auch 75 Jahre tot und die Menschenrechtserklärung nach dem dritten Reich entstanden. Die Menschenrechte beschreiben die Weltordnung, so wie sie die USA seitdem praktizieren.
Das macht deine Behauptung, die Nazis hätten ein Recht auf Arbeit tatsächlich verwirklicht, nur um so absurder.
fehlgeleitet hat geschrieben:Tarvoc hat geschrieben:Natürlich "absolut" innerhalb seines Machtbereichs. Es ging mir um die Behauptung der "Willkürlichkeit", nicht darum, dem GSP zu unterstellen, er würde dem Staat unendliche räumliche Ausdehnung attestieren.
In der Tat. Die Verhältnisse die wir hier vorfinden hätten keinen Tag bestand, wenn der Staat sie nicht so wollen würde. Wenn der Staat von "Problemen" und "Herausforderungen" in seinem Machtbereich redet, so verschleiert das, das all diese Dinge sein eigenes Werk sind.
Das hat nicht mal im Ansatz was mit dem zu tun, was ich geschrieben habe.
fehlgeleitet hat geschrieben:Tarvoc hat geschrieben:fehlgeleitet hat geschrieben:und warum sollte es nicht möglich sein einen Souverän zu stürzen?
Meine Behauptung war nicht, dass es empirisch unmöglich sei, einen Staat zu stürzen, sondern dass der GSP mit seiner Theorie von Souveränität keine "Ableitung" von Revolution und Bürgerkrieg hinbekommt oder auch nur hinbekommen
kann. Das scheint mir ja auch empirisch recht gut bestätigt. Oder gibt es vom GSP eine "Revolutionsableitung"?
Nicht das ich wüsste. Man kriegt immer nur die Antwort: "WIr müssen mehr werden, damit was geht."
Die Frage, ob man nun Revolution machen kann oder nicht, hat wohl kaum etwas mit einer begrifflichen Revolutions
ableitung zu tun. Immerhin ist die Staatsableitung vom GSP auch nicht die praktische Erzeugung eines neuen Staates.
fehlgeleitet hat geschrieben:Dann leg du doch mal eine Staatstheorie hin, von der aus man zur Revolutionsableitung kommt.
Meine Forderung war nicht eine Staatstheorie, "von der aus man zur Revolutionsableitung kommt" (es ist noch nicht mal klar, ob das überhaupt der richtige Weg dahin ist!), sondern ein staatstheoretischer Rahmen, in der eine Revolutionstheorie überhaupt
möglich ist.
fehlgeleitet hat geschrieben:Tarvoc hat geschrieben:fehlgeleitet hat geschrieben:Genauso hat der Staat sich dem Wertgesetz unterworfen, weil er eben auf diesem seine materielle Machtgrundlage schaffen möchte.
Das ist auch komplett verdreht. Die Unterwerfung unter das Wertgesetz ist nicht nur die Grundlage der Macht des bürgerlichen Staates, sondern seiner
ganzen Existenz. Er unterwirft sich nicht dem Wertgesetz, weil er Macht will, sondern er existiert überhaupt nur, weil und insofern er dem Wertgesetz unterworfen ist und sich ihm unterwirft. Und u.A. deshalb ist er auch eigentlich nicht "souverän".
Gut, habe mich unsauber ausgedrückt.
So kann man das auch nennen. Die Unsauberkeit hängt aber sehr genau mit den Schwächen des Ansatzes des GSP zusammen, insbesondere mit der Überschätzung und Überbewertung staatlicher Macht. Deine Beiträge hören sich ja mitunter geradezu so an, der Staat sei das
primäre Phänomen und die Eigentumsverhältnisse und die daraus resultierende Wirtschaftsweise rein sekundär daraus abgeleitet. Also halt genau umgekehrt wie bei Marx.
fehlgeleitet hat geschrieben:Tarvoc hat geschrieben:(Das Monopol auf den legitimen Einsatz von Gewalt ist ein ideologisches Kriterium. Es gründet auf Überzeugungen, nicht auf Tatsachen. Ein Staat, der mit dem Gewaltmonopol allzu sorglos umgeht, behält es u.U. nicht lange.)
Dem letzten Satz stimme ich zu, den Satz davor verstehe ich nicht. Natürlich zerstört der Staat jeden, der ihm dieses Gewaltmonopol streitig machen will [...]
Der Staat zerstört nur, wen er zerstören
kann.
fehlgeleitet hat geschrieben:Tarvoc hat geschrieben:fehlgeleitet hat geschrieben:Deutschland unterliegt lauter Sachzwängen, weil es vom Rest der Welt eben so viel will.
First Worldism. Ersetz' mal in dem Satz "Deutschland" durch "Nigeria" und schau', ob er dann immer noch passt.
Ich denke der Satz stimmt immer noch. Nigeria und Konsorten sind eben nicht
nur arme Opfer der Weltordnung, sondern ihre politische Führung versucht halt auch ihr Land für den internationalen Wettbewerb herzurichten, damit sie davon profitieren kann.
Dass die Länder der dritten Welt genau das wollen, kriegst du geschenkt. Aber du behauptest da oben einen
kausalen Zusammenhang zwischen einem Wollen einerseits und der Existenz von Sachzwängen andererseits:
Weil der Staat das will, unterliegt er Sachzwängen. Hach, wenn er doch nur was anderes wollen würde! Was ist denn das bitte für eine naive Annahme, dass die Staaten der Staaten der Dritten Welt
überhaupt irgendwas anderes machen könnten als genau das. Was du hier "Sachzwänge" nennst, hängt nicht vom Wollen der Staaten ab, sondern es erzeugt überhaupt erst dieses Wollen. Der kausale Zusammenhang ist also genau umgekehrt: Deutschland will vom Rest der Welt genau das, was es will,
weil es im Rahmen eines kapitalistischen Weltmarkts existiert, und zwar
ob es will oder nicht.
fehlgeleitet hat geschrieben:Das die afrikansichen "Entwicklungsländer" zu "failed states" wurden, hat auch den Hintergrund, dass die gut gebildeten Aristokraten dieser Länder versucht haben über Recourcenabbau auf dem Weltmarkt Fuß zu fassen und dort bitter gescheitert sind, weil sie gegen voll entwickelte kapitalistische Staaten auch mit ihren Recourcen einfach am kürzeren Hebel saßen und alle Fabriken die sie versucht haben zu bauen unprofitabel waren. Man sollte nicht die antiimperialistische Propaganda glauben, dass sie vom Westen geprellt wurden. Im wesentlichen sind sie in der freiwillig eingegangenen Konkurrenz gescheitert, wie so viele andere auch.
Die Staaten der Dritten Welt waren ab dem Moment
notwendig Konkurrenten auf dem Weltmarkt, ab dem sie überhaupt Staaten waren und nicht bloße Kolonien. Als Kolonien konkurrierten sie allerdings nicht mit ihren Kolonialherren, sondern sie waren Gegenstand
direkter Ausbeutung durch sie.
Deine Forderung hier lautet im Endeffekt, dass sie Kolonien hätten bleiben sollen, damit sie nur ja nicht konkurrieren. Das wäre nämlich unter den gegebenen Umständen für sie die einzige Alternative gewesen.
Ich sag's mal ganz deutlich für alle zum Mitschreiben:
Auf einem kapitalistischen Weltmarkt tritt überhaupt niemand freiwillig in Konkurrenz, sondern ein jeder ist ganz allgemein und gleichermaßen zur Konkurrenz gezwungen. Das zeichnet nämlich gerade einen kapitalistischen Weltmarkt ganz grundlegend aus. Dieser Punkt ist übrigens dem GSP durchaus klar. Die Verständnisschwierigkeit in diesem Punkt liegt also ganz bei dir.
fehlgeleitet hat geschrieben:Festzuhalten ist, dass "failed states" gar nicht die Bedingungen mitbringen, um ein bürgerlicher Staat zu sein, es demzufolge auch nicht sein können.
Dummerweise gilt Nigeria derzeit (noch) nicht als failed state. Nicht alle Länder der dritten Welt sind failed states.
[i]"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."[/i] - Marx
[i]"Nur wer zu sich selbst kein Vertrauen hat, kann sich vor vorübergehenden Bündnissen, und sei es auch mit unzuverlässigen Leuten, fürchten, und keine einzige politische Partei könnte ohne solche Bündnisse existieren. Das Zusammengehen mit den legalen Marxisten war in seiner Art das erste wirklich politische Bündnis der russischen Sozialdemokratie. Dank diesem Bündnis ist ein erstaunlich rascher Sieg über die Volkstümlerrichtung und eine außerordentlich weite Verbreitung der Ideen des Marxismus [...] erzielt worden."[/i] - Lenin
...per aspera ad astra.