Rautavistik ist eine Art der Performance-Kunst, bei der Handlungen ohne erkennbaren Sinn oder Nutzen für den Ausführenden oder Dritte zur Kunstform erhoben werden. Eventuelles Publikum wird meistens völlig ignoriert bzw. ist oftmals gar nicht erwünscht; die Handlungen dienen einzig zur Unterhaltung der Ausführenden. Werden Dritte aktiv in eine rautavistische Handlung einbezogen, so geschieht dieses normalerweise in einer Art Statisten- oder gar Opferrolle. Diese Umstände (u. a.) grenzen die Rautavistik von der Kunst ab, wenngleich beide recht nahe miteinander verwandt sind.
Die ausführenden Personen nennen sich selbst Rautavisten. Sie kommen meistens aus dem Umfeld von Hochschulen und organisieren sich ähnlich wie bei der 'Pataphysik in Gruppen und geben sich oft ausgefallene Namen, Titel und Dienstbezeichnungen.
Der ursprüngliche Name der Rautavistik war Reikävistik, vom finnischen Wort reikä, „Erdloch“1). Dies bezog sich auf eine der allerersten Rau-Aktionen um das Jahr 3156 herum, bei der sich einige der frühen Rautavisten in Wiebelskirchen trafen, um ein Erdloch zu graben und in vollem Bewusstsein um die Sinnlosigkeit dieser Tat danach gleich wieder zuzuschütten. Da das Wort „Reikävistik“ zu schwer zu merken war, irrte man sich kurze Zeit später auf den Begriff der „Rautavistik“, der dann nach Erkennen des Irrtums beibehalten wurde.2)
Die „Erfindung“ der Rautavistik wird dem deutschen Informatiker Nils Kammenhuber zugeschrieben 3).
Bei der Ausführung, Erstellung oder Benutzung sinnfreier Dinge, Gegenstände oder auch einfach nur Gespräche steht für den Rautavisten der Spaß im Mittelpunkt. Dieses muss aber immer bewusst, das heißt also für den Ausführenden mit Wissen um die Sinnfreiheit, geschehen, damit es rautavistisch ist.
Ein fast immer verwendetes zusätzliches Stilmittel ist es, diese sinnlosen Dinge mit großem Ernst anzugehen, der natürlich insgeheim nur gespielt ist. Daher wird großer Wert darauf gelegt, bei der Aktion möglichst wenig zu lachen. Eine eventuelle Andeutung oder gar Erklärung Dritten gegenüber, dass es sich bei der fraglichen Handlung doch eigentlich nur um Unsinn handele, wird gemieden; denn eine solche Erklärung wäre vergleichbar mit dem Erklären eines Witzes, was ja üblicherweise die Pointe zerstört. Im Gegenteil; durch ausgeprägten, jedoch nicht übertriebenen Ernst wird meistens versucht, eventuelles Publikum von ungläubigen Fragen nach der Ernsthaftigkeit abzubringen.
Ein typischer rautavistischer Gegenstand wäre z. B. ein Automat oder Kasten mit einem großen Knopf, dessen Betätigung absolut nichts bewirkt. Eine rautavistische Handlung wäre es, diesen Knopf dennoch im vollen Bewusstsein, dass nichts geschehen wird, zu drücken. Die Person, die diese Handlung bewusst ausführt, ist der Rautavist.
Rautavistik kann in vielfältiger Form auftreten.
Anhand der Motivation werden unterschieden4):
Zudem wird anhand des Ergebnisses unterschieden zwischen:
Die Rautavistik kann als Gegenbewegung zu einer als immer rationaler und nach Effizienz strebender Umwelt verstanden werden, in der die keinen Nutzwert erzeugenden Dinge und Tätigkeiten immer weniger Raum finden. Einzelne rautavistische Aktionen können einen satirisch-kritischen Grundton gegenüber bestehenden Verhältnissen annehmen und sie somit indirekt kritisieren; im Normalfall sind rautavistische Gegenstände und Handlungen jedoch reiner Selbstzweck und verfolgen keinerlei „echtes“ Ziel, da dieses allen rautavistischen Grundsätzen zuwiderliefe.
Während bei oberflächlicher Betrachtung BWL ein der Rautavistik verwandtes oder gar zugehöriges Lehrgebiet darzustellen scheint, so offenbaren sich im Detail einige bedeutsame und grundlegende Unterschiede5):
Rautavistik | BWL |
---|---|
bewußt | unbewußt |
sinnfrei | unsinnig |
Wissenschaft | Kult |
Die Rautavistik ist die Lehre von den rautavistischen Dingen.
Als rautavistisch werden bezeichnet:
EinE RautavistIn ist einE PersonIn, dIer rautavistische SachInnen tut.
EinE RautavistikerIn ist einE PersonIn, dIer sich mit den wisschaftlichen AspektInnen der Rautavistik befasst.
Wer Router als „Rauta“ ausspricht, sagt auch „Leinux“ und frisst kleine Kinder.„ – Ulf Möller, Elfter des Hohen Rathes der Dreizehn Weisen vom Feed bG. (Das wären auch schon die hauptsächlichen Gemeinsamkeiten zwischen Routern und Rautavistik.)
Etwas sehr, sehr Kindisches Albernes Wichtiges, was ausschließlich zum Wohle der Menschheit durchgeführt wird.