Schon immer mussten wir Menschen damit leben, daß die Realität über das von uns mit unseren Sinnen direkt Wahrnehmbare hinausgeht, daß es Dinge gibt, die unser Leben bestimmen, obwohl wir sie nicht selbst sehen, hören oder fühlen können. Früher waren dies Engel, Geister und göttliche Mächte, Zauberbanne, Kobolde, der Äther und die Hölle. Heute haben wir Röntgenstrahlung und Bakterien, wir haben magnetische Felder, Dioxin und Quarks, Dateien, die 4. Dimension, Buchgeld und Hirnströme.
All diese Dinge können wir nicht unmittelbar wahrnehmen, und doch glauben wir an ihre Existenz und sind sogar auf sie angewiesen. Früher suchten die Alchimisten nach einer Möglichkeit, Blei in Gold zu verwandeln. Heute könnten wir es, wissen aber, daß es sich nicht lohnt und haben schon längst andere Möglichkeiten gefunden, die Dinge zu veredeln.
Analogmagie wie Voodoo sollte funktionieren, weil Eigenschaften von einem Objekt auf ein anderes übertragbar seien. Heute wissen wir, daß jedes Teil im Universum Information über jedes andere Teil enthält, das Teil die Gesamtheit beeinflusst und umgekehrt. Warum sollte Magie also nicht funktionieren? Wir haben alte, alchimistische Grundsätze in neuer Form wiederentdeckt, so lebt das alte, magische Prinzip „Wie oben, so unten“ heute wieder auf im Prinzip der fraktalen Selbstähnlichkeit.
Die Übergänge zwischen früher und heute, zwischen Magie und Wissenschaft, zwischen Glaube und Wissen sind fliessend. Das Rasterelektronenmikroskop enthüllt mir die Landschaften des Paradieses, und wenn ich meine Bankkarte in den Automaten schiebe, so offenbart dieser mir die Zahl der Erzengel, die auf mich niederblicken.
Meine Mikrowelle ist übrigens ein heiliger, ja, magischer Kultgegenstand.