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Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 14. Januar 2016, 09:59
von Bwana Honolulu
Kurz zusammengefasst: Zu viel Übereinstimmung kann für einen Fehler sprechen, wenn z.B. sehr viele Zeugen einen Verdächtigen mit höchster Sicherheit identifizieren, ist es wahrscheinlich, daß es sich nicht um die gesuchte Person handelt. Eine solch starke Übereinstimmung widerspricht der zu erwartenden statistischen Abweichung und spricht somit für einen Fehler. Diese Art von Fehler ist systemisch und wurde bereits vor langer Zeit im jüdischen Recht berücksichtigt, wo ein Schuldspruch in einem Verfahren auf Leben und Tod ungültig war, wenn er von allen am Prozess beteiligten Richtern einstimmig ausgesprochen wurde.

Hier der Artikel:
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Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 14. Januar 2016, 20:51
von Cpt. Bucky Saia
Querverweis auf World War Z die zehnte Mann Regel.

Wenn sich 9 Personen einig sind ist es die Aufgabe des zehnten Mannes dagegen zu sein.
»Der zehnte Mann muss daran glauben, dass sich neun Leute irren könnten. Ich bin dieser zehnte Mann.«

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 14. Januar 2016, 20:58
von Bwana Honolulu
Ja, dachte ich auch dran. ^^

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 14. Januar 2016, 22:10
von Tarvoc

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 17. Januar 2016, 00:58
von fehlgeleitet
Sehr treffend beschrieb Jean-Jacques Rousseau den Vampirmythos des 18. Jahrhunderts:

« S’il y eût jamais au monde une histoire garantie et prouvée, c’est celle des vampires. Rien ne manque: rapports officiels, témoignages de personnes de qualité, de chirurgiens, de prêtres, de juges: l'évidence est complète. Et malgré tout cela, qui croit aux vampires? »

(Übersetzt etwa: „Wenn es jemals in der Welt eine bewiesene und geprüfte Geschichte gab, dann die der Vampire. Es fehlt an nichts: offizielle Berichte, Zeugenaussagen von Gewährspersonen, von Chirurgen, von Priestern, von Richtern: die Beweise sind vollständig. Doch abgesehen von all dem, wer glaubt schon an Vampire?“)

von: https://de.wikipedia.org/wiki/Vampir

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 19. Januar 2016, 06:33
von Tarvoc

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 19. Januar 2016, 11:51
von fehlgeleitet
Tarvoc hat geschrieben:Vaguely Related:

Thomas Fischer: Unser Sexmob
ach ich wollte mich eigentlich nicht mehr zu politischen themen äußern, jetzt tue ich es mal trotzdem.

ich habe mich gestern ausführlich mit der "Heldenreise" beschäftigt, die von Paul Rebillot zu gestalttherapeutischen Zwecken eingesetzt wird.

Ich muß doch feststellen, dass die Art von Helden, wie sie so in Märchen von der Antike bis zum Mittelalter vorkommt wenig gemein hat mit heutigen Hollywoodhelden. Ein antiker Held mordet gern mal ohne Grund, hat zig Affären am laufen und ist alles andere als ein Vorbild. Die christlichen Helden haben weniger Weibergeschichten, sind aber auch alles andere als moralisch integer.

Aber es ist die Art von Mensch, die offenbar Bewunderung bekommt, wo eine Sehnsucht besteht auch mal so zu handeln.

Es gibt keine toleranten Helden oder solche, die einem humanistischen Ideal entsprechen.

Vielleicht kotzt die Menschen in wirklichkeit diese Form der Toleranz an, die letzlich bedeutet das man überhaupt nichts mehr tun kann, weil man irgendwen damit belästigen könnte.

Es geht dabei gar nicht so sehr um Ausländer, sondern um bestimmte Ideale, die das Leben massiv einschränken. Und wenn sich nun mal jemand nicht daran hält, so verbirgt sich hinter dem Zorn vielleicht - Neid?

editX: habe den ganzen blödsinn von vorhin mal wieder gelöscht. argh

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 20. Januar 2016, 08:03
von Tarvoc
fehlgeleitet hat geschrieben:Vielleicht kotzt die Menschen in wirklichkeit diese Form der Toleranz an, die letzlich bedeutet das man überhaupt nichts mehr tun kann, weil man irgendwen damit belästigen könnte. Es geht dabei gar nicht so sehr um Ausländer, sondern um bestimmte Ideale, die das Leben massiv einschränken. Und wenn sich nun mal jemand nicht daran hält, so verbirgt sich hinter dem Zorn vielleicht - Neid?
Naja - der Punkt an dem Artikel ist nicht so sehr Neid als vielmehr der Doppelstandard. Bei Kölner Festivitäten erlebt man erfahrungsgemäß immer, dass sturzbetrunkene Menschen sich Frauen und übrigens auch Männern sexuell nähern, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, und oft auch immer noch, nachdem die andere Person schon ihren Unwillen bekundet hat. Und es gibt auch jedes Jahr eine ganze Reihe Anzeigen deswegen, ebenso wegen Taschendiebstahl. Nur sobald ausnahmsweise auch vermehrt Flüchtlinge beim Feiern mit dabei sind, gibt es plötzlich ein riesiges Medienecho deswegen. Es ist also nicht so, dass die Deutschen hier ihren Neid ausleben für etwas, das die Anderen tun und sie selbst sich verbieten. Da verbietet sich niemand irgendwas. Deutsche sind auf Massenfeiern in Köln kein Bisschen zivilisierter als Nichtdeutsche. Wir haben es hier mit einem von den Medien und einem Großteil der Bevölkerung gepflegten Doppelstandard zu tun, der als solcher gar nicht mehr wahrgenommen, sondern durch Wiederholung verstärkt wird. Es handelt sich um eine besondere Art von Confirmation Bias, die insbesondere für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ganz typisch ist. Ein Fehlverhalten, das man bei sich selbst gar nicht wahrnimmt, hebt man bei anderen dafür um so deutlicher hervor.

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 20. Januar 2016, 09:44
von Bwana Honolulu
Wohl gesprochen.

Was halt gerade auch so übel ist, ist daß die Leute das dann zu Argumenten gegen Flüchtlinge im speziellen und Ausländern im Allgemeinen verquicken. Und wenn man dagegenhält, daß das rassistisch ist, wird einem vor den Kopf geworfen, daß man ja fast schon Beihilfe zur Vergewaltigung leiste. Da verwenden Leute, denen das Schicksal dieser Frauen unter anderen Umständen vermutlich scheissegal wäre, deren Leid als Instrument für ihren persönlichen Hassfeldzug. :sauer: :facepalm:

Re: Das Einstimmigkeits-Paradox: Warum wir auseinanderhalten

Verfasst: 13. Februar 2016, 13:25
von fehlgeleitet
https://kops.uni-konstanz.de/bitstream/ ... sequence=1

eine logik die den bayesianismus offensichtlich verwendet ist die doxastische logik. weiterhin ist diese "doxastische logik" nicht-monoton und eignet sich wohl zb dafür über Dinge wie "Theoriedynamik" zu diskutieren.

Seite 11 Zitat:

"Nun kann man die dynamischen Entwicklungen studieren, die sich gemäß dieser Regel für bestimmte W-Maße aus bestimmten Datenfolgen ergeben und daraus weitere Bedingungen an vernünftige subjektive Wahrscheinlichkeiten gewinnen; in
dieses subtile Geschäft will ich jetzt nicht einsteigen."

nur als beleg dafür, dass die doxastische logik wohl einen subjektiven wahrscheinlichkeitsbegriff verwendet und damit wohl zumindest dem bayesianismus ähnlich ist.