mönchsleben

Was denken Diskordier, und wenn ja wie viele?
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Tarvoc
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Re: mönchsleben

Beitrag von Tarvoc »

fehlgeleitet hat geschrieben:es kann sein, dass arbeit eben nicht nur dazu da ist, güter zu produzieren, sondern auch eine norm zu schaffen.
Ich glaube immer noch, du versuchst den Karren vor das Pferd zu spannen.
[i]"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."[/i] - Marx
[i]"Nur wer zu sich selbst kein Vertrauen hat, kann sich vor vorübergehenden Bündnissen, und sei es auch mit unzuverlässigen Leuten, fürchten, und keine einzige politische Partei könnte ohne solche Bündnisse existieren. Das Zusammengehen mit den legalen Marxisten war in seiner Art das erste wirklich politische Bündnis der russischen Sozialdemokratie. Dank diesem Bündnis ist ein erstaunlich rascher Sieg über die Volkstümlerrichtung und eine außerordentlich weite Verbreitung der Ideen des Marxismus [...] erzielt worden."[/i] - Lenin
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Re: mönchsleben

Beitrag von fehlgeleitet »

http://www.zeit.de/2015/35/giorgio-agam ... eg/seite-3
ZEIT: Versuchen wir den Gedanken, dass Europas Zukunft in seiner Vergangenheit liegt, anhand Ihres Beispiels vom mönchischen Leben zu konkretisieren. Kann die franziskanische Lebensweise ein Modell für das erschöpfte Europa sein? Liegt im christlichen Armutsideal eine Lösung?

Agamben: Um es noch einmal zu sagen, es geht nicht um die Rückkehr zum franziskanischen Ideal, wie es einmal war, sondern darum, es auf neue Weise zu gebrauchen. Mein Interesse am Mönchstum weckte der Umstand, dass nicht selten Menschen, die der vermögendsten und gebildetsten Schicht angehörten, wie es bei Basilius dem Großen, Benedikt von Nursia, dem Gründer des Benediktinerordens, und später bei Franziskus der Fall war, den Entschluss fassten, aus der Gesellschaft, in der sie bislang lebten, auszusteigen, um eine radikal andere Lebensgemeinschaft oder, was meiner Ansicht nach dasselbe ist, eine radikal andere Politik zu begründen. Dies begann zeitgleich mit dem Niedergang und Verfall des Römischen Reiches. Bemerkenswert daran ist, dass diese Leute nicht auf den Gedanken kamen, den Staat, in dem sie lebten, zu reformieren oder zu verbessern, das heißt die Macht zu ergreifen, um ihn zu verändern. Sie kehrten ihm einfach den Rücken.
ZEIT: Wäre es also ratsam, eine Strategie des Rückzugs und der Flucht aus der Moderne zu entwickeln?

Agamben: Ich glaube in der Tat, das Modell des Kampfes, das die politische Einbildungskraft der Moderne paralysiert hat, sollte durch das Modell des Auswegs ersetzt werden. Das ist, wie mir scheint, in Griechenland besonders deutlich geworden. Syriza musste kapitulieren, da sie sich auf einen aussichtslosen Kampf eingelassen und den einzig gangbaren Weg verworfen hat: den Austritt aus Europa. Selbstredend gilt dies auch für die individuelle Existenz. Kafka wiederholt es unermüdlich: Suche nicht den Kampf, sondern finde einen Ausweg. Offensichtlich hängen das faustische Modell des Kampfes und das kapitalistische Modell der Produktivitätssteigerung aufs Engste zusammen. Was mich am Phänomen der Mönchsorden vor allem interessierte, war das Auftreten einer Lebensform, das heißt einer Politik, die auf Flucht und Rückzug beruht. Das Reich brach zusammen, die Mönchsorden bestanden fort und haben für uns das Erbe bewahrt, dessen Überlieferung die staatlichen Institutionen, ganz wie in unseren Tagen die europäischen Schulen und Universitäten, die gerade massiv abgebaut werden, nicht mehr leisten konnten. Ich sehe so etwas auch auf uns zukommen. Natürlich braucht das seine Zeit. Doch schon heute wird dieses Modell mehr oder weniger offen von jungen Leuten praktiziert. Mehr als dreihundert Gemeinschaften dieser Art soll es allein in Italien geben. Sie werden einwenden, dass das, was das Mönchstum ermöglicht hat, der Glaube war, der heute gewiss fehlt. Das ist es, was Heidegger gemeint haben muss, als er im Spiegel- Interview jenen stets unverstandenen Satz gesagt hat: "Nur ein Gott kann uns retten". Doch was ist der Glaube? Es besteht kein Zweifel daran, dass heutzutage kein intelligenter Mensch mehr bereit ist, an die Institutionen, die Kirche eingeschlossen, und die existierenden Werte zu glauben, zumal Letztere sich auf den Euro reduzieren lassen, wie wir das in Europa sehr schön sehen konnten. Das griechische Wort für "Glaube", pistis, das im Neuen Testament verwendet wird, bedeutet ursprünglich "Kredit", und Geld ist nichts anderes als ein Kredittitel. Doch dieser Titel basiert – besonders seit Nixon die Goldbindung des Dollar aufgehoben hat – auf dem Nichts. Die europäischen Demokratien, die sich laizistisch nennen, beruhen auf einer leeren Form des Glaubens. Auf einem Nichts beruht, was man heute mit jenem scheinbar ehrwürdigen Wort Europa nennt. Doch ein auf das Nichts ausgestellter Kredit kann nicht ewig bestehen. An den Franziskanern interessierte mich nicht so sehr die Armut als vielmehr die Art und Weise, in der sie den Gebrauch wichtiger nehmen als das Eigentum. Der Begriff des Gebrauchs steht auch im Zentrum meines letzten Buches L’uso dei corpi ("Der Gebrauch der Körper"). Eine Lebensform zu erfinden, die nicht auf der Tat und dem Eigentum begründet ist, sondern auf dem Gebrauch – noch so eine Aufgabe, der sich eine kommende Politik verschreiben müsste.
https://libcom.org/library/god-didnt-di ... -sav%C3%A0
Giorgio Agamben: These days, the words “crisis” and “economy” are not used as concepts but rather as words of command that facilitate the imposition and acceptance of measures and restrictions that the people would not otherwise accept. Today, “crisis” means, “you must obey!” I think it is very obvious to everyone that the so-called “crisis” has been going on for decades and that it is actually nothing but the normal functioning of capitalism in our time. And there is nothing rational about the way capitalism is now functioning.

YEAH BABY, AGAMBEN IST AUF MEINER SEITE: YEAH!
SO IRRE KANN DAS WAS ICH GESCHRIEBEN HABE ALSO GAR NICHT SEIN
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Re: mönchsleben

Beitrag von Tarvoc »

Mein Interesse am Mönchstum weckte der Umstand, dass nicht selten Menschen, die der vermögendsten und gebildetsten Schicht angehörten, wie es bei Basilius dem Großen, Benedikt von Nursia, dem Gründer des Benediktinerordens, und später bei Franziskus der Fall war, den Entschluss fassten, aus der Gesellschaft, in der sie bislang lebten, auszusteigen, um eine radikal andere Lebensgemeinschaft oder, was meiner Ansicht nach dasselbe ist, eine radikal andere Politik zu begründen. Dies begann zeitgleich mit dem Niedergang und Verfall des Römischen Reiches. Bemerkenswert daran ist, dass diese Leute nicht auf den Gedanken kamen, den Staat, in dem sie lebten, zu reformieren oder zu verbessern, das heißt die Macht zu ergreifen, um ihn zu verändern. Sie kehrten ihm einfach den Rücken.
Agamben präsentiert hier in der Tat ein Modell, das ausschließlich den "vermögendsten und gebildetsten Schichten" vorbehalten ist. Ayn Rand ist wenigstens so ehrlich, offen zuzugeben, dass ihre "Galt's Gulch" primär ein Paradies für Superreiche ist, die sich noch ein paar Wissenschaftler und Philosophen zur Belustigung hinzuholen. Weil Agamben aber primär Linke einfangen will, muss er die selbe Soße als neue antikapitalistische Befreiungstheologie verkaufen. Dabei können wir dann auch schön ignorieren, dass auf das römische Reich nicht etwa die klassenlose Gesellschaft folgte, sondern tausend Jahre feudale Knechtschaft. Aber für jemanden, der Armut glorifiziert, ist das vermutlich gerade wünschenswert.
Agamben: Ich glaube in der Tat, das Modell des Kampfes, das die politische Einbildungskraft der Moderne paralysiert hat, sollte durch das Modell des Auswegs ersetzt werden.
Das ist doch bloßes Gerede. Entweder Agamben meint mit "dem Modell des Kampfes" und "dem Modell des Auswegs" zwei verschiedene spezifische Modelle für konkretes Handeln, dann fehlt aber völlig, auf welche Modelle er sich damit konkret bezieht, oder er meint den "Begriff" oder die "Kategorie des Kampfes" bzw. "Ausweges", dann sagt er einfach überhaupt nichts, weil man verschiedene Begriffe für völlig Verschiedenes nicht durcheinander ersetzen kann. Genau so kann man Leuten mit Worthülsen den Blick vernebeln. Ich kann genau die selbe antikapitalistische Revolution entweder als einen Kampf gegen den Kapitalismus oder als einen Ausweg aus dem Kapitalismus beschreiben, ohne dass sich am konkreten Handeln der Leute auch nur das Geringste ändert, aber Agamben meint anscheinend, das würde irgendeinen - vermutlich "seinsgeschichtlichen", schließlich hat er tief genug in Heidegger hineingeschaut - Unterschied machen. Solange die Begriffe unbestimmt bleiben, hat man eine Nullaussage, und sobald man einen Inhalt hinzunimmt, ergibt sich ein ausgemachter Unsinn.
Offensichtlich hängen das faustische Modell des Kampfes und das kapitalistische Modell der Produktivitätssteigerung aufs Engste zusammen.
Offensichtlich. :rofl:

So etwas wie "das Modell des Kampfes" gibt es überhaupt nur in Agambens Kopf. Es gibt verschiedene Kämpfe und es gibt verschiedene Modelle von diesen Kämpfen. Mit dem "Modell der Produktivitätssteigerung" verhält es sich ähnlich. Produktivitätssteigerung als solche ist jedenfalls nicht grundsätzlich kapitalistisch. Über die Formen, die die Produktivitätssteigerung im Kapitalismus annimmt und warum sie im Kapitalismus besonders fokussiert wird, weiss Agamben natürlich nichts zu sagen. Überhaupt ist gar nicht klar, was an einer Steigerung der Produktivität überhaupt auszusetzen ist. In einer vernünftigen, d.h. klassenlosen Gesellschaft bedeutet eine Produktivitätssteigerung jedenfalls nicht mehr, sondern natürlich weniger Arbeit, weil das Benötigte in kürzerer Zeit produziert werden kann.
Sie werden einwenden, dass das, was das Mönchstum ermöglicht hat, der Glaube war, der heute gewiss fehlt. Das ist es, was Heidegger gemeint haben muss, als er im Spiegel- Interview jenen stets unverstandenen Satz gesagt hat: "Nur ein Gott kann uns retten".
Ich find's immer wieder schick, wenn die Realität die Satire einholt. :ugly: Dass Heidegger mit "Gott" eigentlich "Hirte", d.h. "Führer" meinte, ignorieren wir mal geflissentlich. Wir wollen uns in unseren braunen Franziskanerkutten ja nicht den Faschismusvorwurf zuziehen.
Das griechische Wort für "Glaube", pistis, das im Neuen Testament verwendet wird, bedeutet ursprünglich "Kredit", und Geld ist nichts anderes als ein Kredittitel. Doch dieser Titel basiert – besonders seit Nixon die Goldbindung des Dollar aufgehoben hat – auf dem Nichts.
Der alte Mythos, dass der Wert des Geldes irgendwie von der Goldbindung abhinge. Vielleicht hätte Agamben mal einen Blick in Marxens "Grundrisse zur Kritik der Politischen Ökonomie" werfen sollen. Oder ins "Kapital". Da hätte er gefunden, auf was der Wert des Geldes wirklich zurückzuführen ist, nämlich auf Produktionszeit und Bedürfnis, und warum die Goldbindung überhaupt keine Rolle spielt. Der Wert des Goldes wird letztlich eben auch nicht anders bestimmt als der des Geldes. Überhaupt hat sich Agamben mit dieser Bemerkung verraten. Der Mythos der Relevanz der Goldbindung für den Wert ist eine recht typisch konservative Idee. Was dahinter steht, ist nicht etwa eine antikapitalistische Haltung, sondern die Glorifizierung älterer, primitiverer Formen von Kapitalismus.
Die europäischen Demokratien, die sich laizistisch nennen, beruhen auf einer leeren Form des Glaubens.
Agamben bildet sich ein, gesellschaftliche Verhältnisse beruhen auf Glauben und nicht umgekehrt. Ein alter Hut.

Manchmal habe ich das Gefühl, Agamben ist die Reinkarnation Max Stirners. Leider lässt die Reinkarnation von Karl Marx aber noch auf sich warten...
[i]"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."[/i] - Marx
[i]"Nur wer zu sich selbst kein Vertrauen hat, kann sich vor vorübergehenden Bündnissen, und sei es auch mit unzuverlässigen Leuten, fürchten, und keine einzige politische Partei könnte ohne solche Bündnisse existieren. Das Zusammengehen mit den legalen Marxisten war in seiner Art das erste wirklich politische Bündnis der russischen Sozialdemokratie. Dank diesem Bündnis ist ein erstaunlich rascher Sieg über die Volkstümlerrichtung und eine außerordentlich weite Verbreitung der Ideen des Marxismus [...] erzielt worden."[/i] - Lenin
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Re: mönchsleben

Beitrag von fehlgeleitet »

okok, mag alles nicht so solide sein. :ugly:

aber ich denke anstatt für seine rechte zu kämpfen und versuchen sich irgendwie durchzusetzen könnte man in erwägung ziehen sich ein stilles örtchen zu suchen, wo man eben mehr in frieden gelassen wird.

Konkret heißt das in der heutigen Zeit:

Auf dem Land sind die Mieten billiger, und es gibt Dörfer die so tot sind das man da tun und lassen könnte was man will - zb eine Art alternative Gemeinschaft gründen.
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Re: mönchsleben

Beitrag von Tarvoc »

Ich frag mich halt nur, inwiefern diese "alternative Gemeinschaft" nicht eben einfach ein weiterer Kapitaleigner innerhalb des Marktgeschehens wäre.
[i]"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."[/i] - Marx
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Re: mönchsleben

Beitrag von Tarvoc »

Ich meine, wenn es nur darum geht, für sich selbst ein glückliches, entspanntes Leben zu finden, okay. Nur sollte man das nicht als antikapitalistische Aktion verkaufen, weil es das einfach nicht ist. Die Einrichtung alternativer Räume kann natürlich eine antikapitalistische Aktion sein - unter bestimmten Umständen. Nur ist das eben etwas anderes als "Aussteigertum", erfordert enorm viel Arbeit (was "Aussteigertum" allerdings auch tut) und die Leute, die das machen, werden sich hüten, sich auf Franziskus zu beziehen oder sich für "das Konzept des Kampfes" oder "das Konzept des Ausweges" zu interessieren, geschweige denn beide gegeneinander auszuspielen.
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Re: mönchsleben

Beitrag von fehlgeleitet »

Tarvoc hat geschrieben:Ich meine, wenn es nur darum geht, für sich selbst ein glückliches, entspanntes Leben zu finden, okay. Nur sollte man das nicht als antikapitalistische Aktion verkaufen, weil es das einfach nicht ist. Die Einrichtung alternativer Räume kann natürlich eine antikapitalistische Aktion sein - unter bestimmten Umständen. Nur ist das eben etwas anderes als "Aussteigertum", erfordert enorm viel Arbeit (was "Aussteigertum" allerdings auch tut) und die Leute, die das machen, werden sich hüten, sich auf Franziskus zu beziehen oder sich für "das Konzept des Kampfes" oder "das Konzept des Ausweges" zu interessieren, geschweige denn beide gegeneinander auszuspielen.
-es wäre möglich innerhalb einer sagen wir bis 100 kopf starken gruppe gemeinsame kasse zu machen.
-es wäre möglich ein ganzes dorf zu übernehmen, ich denke sobald das geschehen ist kann man praktisch (bis zu einem gewissen grade) eigene gesetze machen. denn da sich niemand beschwert müsste die polizei streife fahren, praktisch nicht machbar in einem abgelegenen dorf ohne polizeistation.

das ist schonmal ein anfang denke ich.

ich sage nicht, dass das non plus ultra ist, aber es ist besser als nichts.
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Re: mönchsleben

Beitrag von Tarvoc »

Dass man ein Dorf für eine Zeit von der Staatsgewalt der Bundesrepublik abkoppeln kann, kaufe ich ja noch - die Idee der TAZ läuft ja auf sowas hinaus. Dir scheint aber nicht klar zu sein, dass auch ein solches Dorf, Rechtsprechung hin oder her, ökonomisch nach wie vor von der Außenwelt abhängig wäre. Entsprechende Kommunen in den USA, wo so etwas übrigens im Rahmen der Gesetze einfacher möglich und gar nicht allzu selten ist, zeigen das ja. Das Ganze ist doch entweder ein völliges Verarmungsprogramm, oder es begibt sich automatisch wieder in ökonomische Beziehungen zur Umwelt. Nicht mal die Amish kommen wirtschaftlich ohne Kontakt zur Außenwelt aus. Ob das "besser ist als nichts", kommt doch ganz darauf an, was man damit überhaupt will. Die Schaffung eines solchen autonomen Gebietes kann unter bestimmten Umständen schon eine revolutionäre Aktion sein, allerdings muss das dann Teil einer umfassenderen Strategie sein, die darüber hinausgeht, und im Umfeld müssen die geeigneten (revolutionären) Bedingungen dafür gegeben sein. Bloßes "Aussteigertum" ist weder revolutionär noch wirklich antikapitalistisch.
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Re: mönchsleben

Beitrag von fehlgeleitet »

Tarvoc hat geschrieben:Dass man ein Dorf für eine Zeit von der Staatsgewalt der Bundesrepublik abkoppeln kann, kaufe ich ja noch - die Idee der TAZ läuft ja auf sowas hinaus. Dir scheint aber nicht klar zu sein, dass auch ein solches Dorf, Rechtsprechung hin oder her, ökonomisch nach wie vor von der Außenwelt abhängig wäre. Entsprechende Kommunen in den USA, wo so etwas übrigens im Rahmen der Gesetze einfacher möglich und gar nicht allzu selten ist, zeigen das ja. Das Ganze ist doch entweder ein völliges Verarmungsprogramm, oder es begibt sich automatisch wieder in ökonomische Beziehungen zur Umwelt. Nicht mal die Amish kommen wirtschaftlich ohne Kontakt zur Außenwelt aus. Ob das "besser ist als nichts", kommt doch ganz darauf an, was man damit überhaupt will. Die Schaffung eines solchen autonomen Gebietes kann unter bestimmten Umständen schon eine revolutionäre Aktion sein, allerdings muss das dann Teil einer umfassenderen Strategie sein, die darüber hinausgeht, und im Umfeld müssen die geeigneten (revolutionären) Bedingungen dafür gegeben sein. Bloßes "Aussteigertum" ist weder revolutionär noch wirklich antikapitalistisch.
Wenn Armut ein Hindernissgrund ist, so fallen mir bestimmt 100 Gründe ein, warum der "Kampf" bzw. alle Spielarten die mir davon einfallen abzulehnen sind.

Es gibt dazu keine Statistik, aber es würde mich wundern, wenn das Kämpfen sich für die kämpfenden finanziell auszahlt. Es sei denn man arbeitet gleichzeitig auch für den Geheimdienst oder sowas.

Das einzige worauf man hoffen kann ist ein freiraum zu erobern. aber was wäre das anderes als eine Gemeinschaft innerhalb des Kapitalismus?
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Re: mönchsleben

Beitrag von Tarvoc »

fehlgeleitet hat geschrieben:Wenn Armut ein Hindernissgrund ist, so fallen mir bestimmt 100 Gründe ein, warum der "Kampf" bzw. alle Spielarten die mir davon einfallen abzulehnen sind.
Was stellst du dir denn in diesem Zusammenhang unter Kampf vor? Bewaffnete Auseinandersetzung? Du kannst ja mal den Naxaliten in Indien oder den Zapatistas in Mexiko sagen, dass ihr Kampf abzulehnen ist, weil sie arm sind. Die Zapatistas werden dich vermutlich nur auslachen, bei den Naxaliten würde ich aber in deinem Interesse davon abraten, ihnen solche Stories zu erzählen. Oder beziehst du dich auf die Länder der ersten Welt? In dem Falle geht es in der gegenwärtigen Situation sowieso nicht um bewaffnete Aktionen, sondern primär um das, was man üblicherweise als Klassenkämpfe bezeichnet. Du weisst, worum es dabei geht?
fehlgeleitet hat geschrieben:Das einzige worauf man hoffen kann ist ein freiraum zu erobern.
Wie gesagt, kannst du ja machen. Nur bitte verkauf' das den Leuten nicht als Antikapitalismus.
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