Meine Gedanken zu Huxley endeten bei der Frage nach dem freien Willen.
Hirnforscher wollen ja schon seit langen beweisen, dass kein freier Wille existieren würde.
Allerdings stellt sich bei mir die Frage, wie man anhand einiger Testpersonen darauf schließen kann,
dass alle Menschen genau so handeln würden:
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( Zitat: )
Das Experiment liegt schon viele Jahre zurück – doch es sorgt nach wie vor für Diskussionsstoff. 1979 bat der amerikanische Physiologe Benjamin Libet seine Versuchspersonen um eine einfache Handlung: Sie sollten auf einen schnell laufenden Uhrzeiger schauen und zu einem beliebigen Zeitpunkt ihre Hand bewegen; dabei zeichnete Libet ihre Gehirnaktivitäten auf. Nach dem Experiment wurden die Probanden gefragt, zu welchem Zeitpunkt sie sich bewusst für die Handbewegung entschieden hätten. Dabei stellte der Wissenschaftler fest, dass der Entschluss erst etwa 550 Millisekunden nach der neuronalen Aktivität im Gehirn gefallen war. Libet schlussfolgerte aus diesem Ergebnis, „dass der Entschluss zu handeln von unbewussten Gehirnprozesses gefällt wird, bevor er als Absicht ins Bewusstsein dringt“. Oder anders ausgedrückt: Wir besitzen keinen freien Willen. Das, was wir als bewusste Handlung wahrnehmen, ist kurz vorher im Gehirn vorbereitet und entschieden worden.
Benjamin Libet stieß mit seinen Arbeiten eine bis heute anhaltende heftige Diskussion an. Auch wenn er in späteren Experimenten ein Zeitfenster fand, das dem Bewusstsein eine kleine Chance gibt, ein Vetorecht gegen eine Handlung einzulegen („Nein, diese Sahnetorte esse ich nicht, sie macht mich dick!“), sind führende Hirnforscher der festen Überzeugung: Der freie Wille existiert nicht, er ist eine Illusion. Für sie sind wir bei unseren Handlungen und Entscheidungen nicht frei, wir haben nur das Gefühl von Freiheit. Nach Sigmund Freud, der uns aufklärte, dass das Unbewusste unser Verhalten, Fühlen und Tun beeinflusst, fügen uns nun Hirnforscher eine weitere Kränkung zu, indem sie den freien Willen infrage stellen.
Als Künstler muss ich da natürlich veto einlegen. Für mich steht es außer Frage, dass es den freien Willen gibt, wenn ich allerdings auch glaube, dass es wohl eher wenige Menschen sind, die davon gebrauch machen. Die Tatsache jedoch, dass es immer wieder Menschen gibt, die etwas erfinden, das es noch nicht gab, lässt für mich darauf schließen, dass es den freien Willen geben muss. Menschen, die glauben, es gäbe keinen freien Willen, haben offensichtlich keinen. Dass man die eigene Unfähigkeit verallgemeinert, spricht lediglich für die eigene Begrenzung.
Als Gegenüberstellung habe ich jedoch noch diesen Beitrag gefunden:
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Als der Philosoph Immanuel Kant das Problem des freien Willens anging, kam er zu dem Schluss: Ja, Menschen sind in insofern frei, als sie über die Fähigkeit verfügen
"unabhängig von Naturursachen etwas hervorzubringen, mithin eine ganze Reihe von Begebenheiten ganz von selbst anzufangen."
Seitdem gilt die Fähigkeit, etwas selbst verursachen zu können, als wichtiges Kriterium für einen freien Willen. Nun zeigte aber eine ganze Serie von Experimenten in den letzten Jahren: Das Gehirn trifft Entscheidungen offenbar lange bevor das Bewusstsein überhaupt Notiz davon nimmt. John-Dylan Haynes vom Bernstein Center der Berliner Charité zum Beispiel hatte Versuchspersonen aufgefordert, entweder einen linken oder einen rechten Knopf zu drücken. Dabei scannte er ihr Gehirn.
"Da stellte sich raus, dass wir bis zu sieben Sekunden vor der Entscheidung bereits vorhersagen können, wie sich jemand gleich entscheiden wird. Und das bedeutet, dass anscheinend unbewusst im Gehirn eine Entscheidung vorbereitet wird, noch lange bevor diese Entscheidung das Bewusstsein erreicht."
Für manche Hirnforscher war das ein gewichtiges Argument gegen den freien Willen. Vor allem Philosophen kritisierten die Experimente jedoch als zu simpel. Es sei auch überhaupt kein Problem, wenn Handlungen im Gehirn frühzeitig eingeleitet würden. Entscheidend sei, dass man dagegen bewusst ein Veto einlegen, die Handlungen also wieder abbrechen könne. Der Neurowissenschaftler Patrick Haggard vom University College London machte sich also erneut auf die Suche:
"Wir baten Versuchspersonen, sich mit ihrer rechten Hand darauf vorzubereiten, einen Knopf zu drücken. Manchmal sollten sie das zügig zu Ende bringen, manchmal sollten sie die Aktion aber auch im letztmöglichen Augenblick abbrechen. Wir instruierten die Versuchspersonen dabei nicht, wann und ob sie einen linken oder rechten Knopf drücken sollten. Wir überließen ihnen sogar die Entscheidung, ob sie es überhaupt tun wollten."
Nach Alltagsmaßstäben ziemlich viel Entscheidungsfreiheit. Dabei scannte Patrick Haggards Team die Hirnaktivität der Versuchspersonen. Er fand dabei erneut ein frühes sogenanntes Bereitschaftspotenzial, das anzeigte, dass die Handlung im Gehirn schon vor der bewussten Entscheidung eingeleitet wurde. Und zwar sowohl, wenn die Versuchspersonen die Bewegung schnell durchführten als auch wenn sie sie abbrachen. Allerdings entdeckte Patrick Haggard in der oberen Mitte des vorderen Gehirns noch ein anderes frühes Signal.
"Eine Hirnregion namens dorsomedialer frontaler Cortex war besonders stark aktiv, wenn die Versuchsperson eine vorbereitete Handlung wieder abbrach, viel stärker, als wenn sie sie zu Ende führte. Sie gehört nicht zu den klassischen Regionen, in denen Willenshandlungen normalerweise eingeleitet werden. Sie ist auch nicht die Quelle des Bereitschaftspotenzials. Wir glauben daher, dass diese Region daran beteiligt ist, zu überprüfen, ob wir eine Handlung wirklich ausführen wollen. Wir können sie dann noch stoppen, bevor es zu spät ist."
Ein kurzes Signal aus dem dorsomedialen frontalen Cortex: Ist das wirklich schon der "freie Wille"? Haggard gesteht zu, dass sein Experiment nur eine simple Fingerbewegung misst, die nicht so ohne weiteres mit komplizierten Lebensentscheidungen vergleichbar ist. Trotzdem liefert es seiner Meinung nach ein Modell dafür, wie bewusste Willensentscheidungen im Gehirn ablaufen könnten.
"Es gibt eine Art Veto, aber das ist ein "Gehirn-Veto". Es handelt sich um einen Hirnprozess, nicht um den Einfluss einer übernatürlichen Seele. Wir besitzen einfach ein weiteres System innerhalb des Gehirns, das unsere Handlungen bewertet, überwacht und anpasst. Philosophisch betrachtet ist es nichts völlig anderes als das System, mit dem wir zum Beispiel die Bewegungen unseres Arms überwachen und kontrollieren, wenn wir einen Ball auffangen wollen."
Patrick Haggard interpretiert seine Ergebnisse also ganz im Rahmen der Hirnforschung. Für ihn zeigen sie, dass bewusste Willensentscheidungen in Hirnprozessen nachweisbar sind und sich von automatisch ablaufenden Prozessen unterscheiden. Wie frei ein einzelner Mensch ist, hängt demnach davon ab, wie stark sein Veto-System auf das unbewusst arbeitende Handlungssystem zurückwirken kann. Doch auch Haggard räumt ein: Das Leben ist komplex, und die Details müssen noch erforscht werden.
Das unsere einzige Entscheidungskraft anscheinend nur ein veto sein soll, finde ich auch unbefriedigend und ich zweifle sehr an der Richtigkeit dieser Feststellung.
Warum beinhalten die Tests auch nur banale Entscheidungen? Welche Aussagekraft soll man
daraus ableiten können? Warum untersucht man nicht den Gehirnvorgang während eines
kreativen Prozesses bei einen Komponisten?
Fakt ist, dass das Bewusstsein des Menschen eine komplexe und wenig erforschte Sache darstellt.
Die Frage, in wie fern eine göttliche Kraft im Menschen wirken kann, wird wohl nie bewiesen werden.
Und selbst wenn das Gehirn selbst die Entscheidung fällt und nicht der Mensch, ist noch lange
nicht geklärt was dieses Andere ist oder beinhalten kann. ( Gott oder Determinismus? )
Als Göttesgläubiger Mensch kann man jedoch auch hier wieder verallgemeinern und den Anspruch erheben, dass jeder Mensch einen freien Willen besitzen würde. Allerdings erscheint es mir als müßig, wenn ein konditionierter Mensch einen freien Willen besitzen soll, zu dem ihm der Zugang verwehrt wird. Die Tatsache, dass er aufgrund seiner Kondition unfrei ist, macht es unerheblich, ob der freie Wille ihm trotzdem angeboren ist.