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Überwachung

Verfasst: 28. Mai 2013, 18:44
von Apfelsator
Ich dachte ich mache mal einen neuen auf wo wir dahingehende Analysen sammeln können.

Den Anfang mach:
Überwachung in der Telekommunikation.

Gehört doch irgendwie in Analyse hinein, oder?
Und da ich gestern einen Vortrag besucht habe der ziemlich interessant ist und sich mit der Telekommunikationsüberwachung beschäftigt.
Das ganze gibt es als Download(für die geschätzten nächsten 30 Tage) hier, ich wünsche viel Spaß, sind ganz interessante Sachen dabei und auch wenn einige Fragen unbeantwortet blieben oder gar nicht erst gestellt wurden, war er doch sehr informativ.

Re: Überwachung

Verfasst: 26. November 2015, 10:23
von Tarvoc

Re: Überwachung

Verfasst: 26. November 2015, 10:57
von Bwana Honolulu
Ich hab's mal eingebettet:

[BBvideo 640,390][/BBvideo]

Und, hm. Ich stimme ihm da nicht zu.
Erstens glaube ich, daß er die (automatisierten) Analysemöglichkeiten unterschätzt. Zweitens das Problem, daß die Daten durch die Geheimdienste permanent gespeichert werden - d.h., wenn das automatisierte System jemanden verdächtigt, können sich die "Experten" immer noch darauf stürzen, oder später entwickelte, effektivere Algorithmen nehmen deine Daten einfach später auseinander. Oder Algorithmen mit anderen Suchparametern: Was ist, wenn sie feststellen, daß du früher über Kontakt mit einem späteren (heutigen) Terroristen hattest? Oder wenn sich ändert, was sie suchen und wie sich das auswirkt? Diese ganzen gesammelten Daten sind potenzielle Rosa Listen. Und drittens das wirkliche Problem, wenn die automatisierten Systeme nicht verstehen, von was du da redest: Du wirst trotzdem dafür umgebracht. Die NSA muss nichts verstehen, es werden einfach Leute nur aufgrund von Metadatenanalyse beseitigt.

Re: Überwachung

Verfasst: 26. November 2015, 22:44
von Tarvoc
Ja, aber der Witz dabei ist doch der, dass die Geschichte zeigt, dass willkürlich verfolgt und exekutiert wird, völlig egal ob technische Überwachungsmethoden eingesetzt werden oder nicht. Du sagst ja selbst, dass die Maschinen und auch die Menschen letztendlich selbst nicht genau wissen, was sie da eigentlich machen, wenn sie Daten auswerten. Das bedeutet aber doch, man letztlich eben doch rein zufällig zur Zielscheibe wird. Und rein zufällig konnte man auch im Mittelalter zur Zielscheibe von Herrscherwillkür werden. Das Problem besteht hier also letztlich nicht darin, dass die Geheimdienste Überwachungstechniken besitzen und benutzen, sondern dass sie überhaupt existieren. Das einzige, was die Überwachung selbst leistet, ist, die Illusion der Allwissenheit von Geheimdiensten zu erzeugen, und diese Illusion hat rein ideologische Funktion. Es kann ja sein, dass die Geheimdienstler sogar selbst darauf reinfallen, aber deshalb ist die Illusion nicht weniger eine Illusion.

Re: Überwachung

Verfasst: 26. November 2015, 22:53
von Bwana Honolulu
Äh, nein. Es ist ja nicht rein zufällig, es basiert schon auf der Auswertung der Daten. Zwischen Auswerten und Verstehen besteht allerdings schon ein Unterschied. Zum gezielten Ausschalten von Regimegegnern ist Verständnis der Daten allerdings unnötig. Und du kannst nicht wissen, wer diese Daten in Zukunft in die Hände bekommen wird. Und mögliche Willkür beim Wählen von Kriterien, wer ausgeschaltet wird, ist ja auch noch nicht dasselbe wie Zufall. Ich mein', die Nazis haben ja auch gezielt Juden, Kommunisten und Schwule eliminiert. Die Auswahl der Gruppen mag willkürlich sein, und natürlich wurden bei so 'ner Zuordnung auch jede Menge Fehler gemacht, aber wenn du tatsächlich zu einer Zielgruppe gehörst und dein Gegner Informationen über dich hat, ist die Chance, daß es dich erwischt, natürlich ungleich höher als bei einer rein zufälligen Auswahl.

Re: Überwachung

Verfasst: 27. November 2015, 00:55
von Tarvoc
Bwana Honolulu hat geschrieben:Zwischen Auswerten und Verstehen besteht allerdings schon ein Unterschied.
Erklär' mir mal den Unterschied. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich deine Argumentation richtig verstehe.

Re: Überwachung

Verfasst: 27. November 2015, 01:04
von KÆoS
Tarvoc hat geschrieben:
Bwana Honolulu hat geschrieben:Zwischen Auswerten und Verstehen besteht allerdings schon ein Unterschied.
Erklär' mir mal den Unterschied. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich deine Argumentation richtig verstehe.
Should I step in and lift your confusion? Don't be afraid: I'll be gentle!

Re: Überwachung

Verfasst: 27. November 2015, 06:37
von Tarvoc
Yeah, why not...

Re: Überwachung

Verfasst: 27. November 2015, 10:16
von KÆoS
Zum Ersten: Was meinst Du wohl, wie viele Analyseprogramme die schwule Anmache im obigen Satz entdeckt hätten?

Zum Zweiten: Doch genutzt werden ja meistens Metadaten. Also: Ein Nachbar hat sich einen Schrebergarten zugelegt, ist jedoch Heillos überfordert damit (, der Boden ist durch langjährig einseitige Nutzung karg und alle Pflanzen gehen ihm ein, ) und bittet mich um Hilfe. Da ich selber auch nicht so den Plan habe, ziehe ich einen Bekannten von mir hinzu, der Gärtnerei gelernt hat. Dieser berät meinen Nachbarn und mich hinsichtlich einer brauchbaren Pflanzenkombination und besorgt uns erstmal eine Menge an ausreichenden Düngermaterialien, um den Boden innerhalb kurzer Zeit fit für diese Kombination zu machen, damit der Nachbar nach zwei, drei Jahren dann die Pflanzen seiner Wahl in den Schrebergarten setzen kann. Nun ist mein Bekannter jedoch Türkmene iranischer Abstammung und das Analyseprogramm hat seine Düngerbestellung mit einer Terrorwarnung garniert. Daher kommt es, daß mein Nachbar und ich plötzlich von mehreren Wannen an Polizisten abgefangen werden und wir uns unerwartet vor Gericht dem Vorwurf der Gründung einer terroristischen Vereinigung erwehren müssen. Bei umgekehrter Beweislast natürlich, da das Analyseprogramm uns ja bereits als Terroristen erkannt hat und somit unsere Schuld ja bereits bewiesen. Da ist es noch ein Glück, daß mein Nachbar und ich nicht in Afghanistan wohnen: Da wären die Wannen an Polizisten bereits durch einige, mittels einer Drohne abgefeuerte Raketen ersetzt worden und hätte uns ja Echt viel Zeit zur Aufklärung des Missverständnisses gelassen. (In Afghanistan hätte der obige Spruch allerdings auch Schnell für ähnliche Ergebnisse sorgen können. Da sind schwule Scherzereien halt nicht so beliebt.)

Zum Dritten, Vierten und Fünften empfehle ich das Heranziehen von entsprechenden Kulturprodukten Deiner Wahl. 'Brazil' wäre dabei jedoch ein guter Einstieg ...

Re: Überwachung

Verfasst: 27. November 2015, 19:51
von Tarvoc
K!A.o.S. hat geschrieben:Bei umgekehrter Beweislast natürlich, da das Analyseprogramm uns ja bereits als Terroristen erkannt hat und somit unsere Schuld ja bereits bewiesen.
Ich glaube nicht, dass das in einem Rechtsstaat irgendein Gericht so handhaben würde. Du kannst mich aber gerne eines Besseren belehren und mir einen Fall zeigen, bei dem in einem Rechtsstaat so verfahren wurde.

Dein Beispiel ist doch genau ein Beispiel für das, was ich oben als Herrscherwillkür beschrieben habe. In einer Diktatur kann sowas natürlich an der Tagesordnung sein. Aber auch dann ist wieder nicht die Überwachung das Problem, sondern eben die Tatsache, dass es sich um einen totalitären Staat handelt. Brazil ist ja ein gutes Beispiel. An der Gesellschaft in Brazil stimmt sehr viel mehr nicht als bloß die Überwachung, und auf sehr viel grundlegenderer Ebene. In dem einen Youtube-Video gibt der NSA-Mann ganz unumwunden zu, dass aufgrund von Metadaten getötet wird - und worüber ihr euch hier aufregt, ist nicht etwa, dass Geheimdienste Leute umbringen, sondern dass sie es auf der Grundlage von Metadaten tun. Wäre es jetzt irgendwie besser, wenn sie auf irgendeiner anderen Grundlage töten würden? Da stimmt doch was auf sehr viel grundlegenderer Ebene nicht, und so wie ich das sehe stimmt auch was an dem Diskurs nicht.

Dass es besser ist, wenn Geheimdienste weniger Informationen haben, als wenn sie mehr haben, ist natürlich geschenkt.