Aktion 23 Fnorum

Ich denke grad wieder darüber nach den Diskordianismus mit anderen Gedankenströmungen zu kombinieren.

Dabei fiel mir auf, dass alle Religionen die ich bisher ausprobiert habe, westlich waren oder bereits sehr gut im Westen angekommen sind.

Was mich am Cthulhu-Mythos immer reizte, war die fremdartigkeit der in ihm vorkommenden Wesen. Allerdings ist es halt immer nur der Horror, und so landen wir schlußendlich immer wieder bei Teufeln und Dämonen, was auf Dauer etwas eintönig ist. Man kann natürlich den Dämonenkult wieder diskordianisch veralbern.
Die Chaosmagie hat ne zeitlang mit dem Diskordianismus "gearbeitet", indem zb ne Mettwurst als die Ausgeburt des Bösen angerufen wurde, und das ist auch alles ganz lustig.

Aber mir kommt es zur zeit vor, dass der Diskordianismus ne ecke zu zahm ist. Trotzdem habe ich 0 böcke auf satan oder sowas. sowas hatte ich ja im grunde schon bei thelema.

da kam mir folgende idee: wie wäre es mit voodoo???

Hier die Argumente die für mich voodoo sympatisch machen:
1.: Voodoo ist im Kern subversiv. Als den afrikanischen (und indianischen) Sklaven verboten wurde, ihre Religionen in der Skalverei fortzusetzen, verehrten sie christliche Heilige, die sie aber insgeheim zu ihren afrikanischen Götzen umerklärten. Unter der Führung der Voodoo-Schamanen gelang ihnen dann auch der Aufstand, Haitii konnte sich während der französischen Revolution von den Besatzern befreien.
2.: Voodoo ist kompatibel. In Haitii ist es völlig normal, dass man sowohl Christ ist als sich auch bei den voodoo-trommeln in extase zu tanzen.
3.: (Das hier ist meine Spekulation:) Voodoo erklärt die Welt ohne Schuldige. Es gibt nur Ahnengeister und willenlose Körper, die von ihnen bestiegen werden. der zombiemythos hat seinen ursprung in diesen kulten. In einer Welt, insbesondere in einer digitalen Welt, in der wir als sklave unserer räusche und begierden von einem konsumobjekt zum nächsten hasten, kommen wir so nicht in konflikt mit dieser weltanschauungen.
4.: Der Diskordianismus wiederum ist auch eine a-religion, die von seltsamen basteleien und kreativen durcheinanderschmeißen von gedanken lebt. wenn man das mit der körperlichkeit, die ich mit voodoo assoziere, kombinieren könnte, wäre der diskordianismus vielleicht ne ecke abenteuerlicher?

was meint ihr???

Wie kann etwas gleichzeitig subversiv und kompatibel mit dem Bestehenden sein?

Tarvoc hat geschrieben:Wie kann etwas gleichzeitig subversiv und kompatibel mit dem Bestehenden sein?

Ein Virus ist sowohl kompatibel mit Wirt als auch subversiv zu dem Wirt

Jedenfalls eine zeitlang, um sich weiter auszubreiten

Die Frage ist diese: Wenn es in Haitii völlig normal ist, dass man sowohl Christ ist als sich auch bei den voodoo-trommeln in Extase zu tanzen, welche Auswirkungen hat das tatäschlich auf das Leben des jeweiligen Christen? Geht er zusätzlich zu der Sonntagsmesse nun noch wöchentlich zu einer weiteren spirituellen Veranstaltung und das war's?

Tarvoc hat geschrieben:Die Frage ist diese: Wenn es in Haitii völlig normal ist, dass man sowohl Christ ist als sich auch bei den voodoo-trommeln in Extase zu tanzen, welche Auswirkungen hat das tatäschlich auf das Leben des jeweiligen Christen? Geht er zusätzlich zu der Sonntagsmesse nun noch wöchentlich zu einer weiteren spirituellen Veranstaltung und das war's?

das weiß ich leider nicht genau. mein bruder hat nen freiwilliges soziales jahr in brasilien gemacht, und da ist Santería (die braisilianische version von voodoo) eine sache der getthos. ich vermute also, die schamanen haben einfluß auf das ghettoleben, könnte mir vorstellen das man sie da bei gewissen problemen konsultiert.

den schwarzmagiern (den sogenannten bokos) sagt man nach, sie hätten was mit dem geheimdienst und der organisierten kriminalität zu tun. es gibt aber auch weiße schamanen, die wohl im wesentlichen ärzte sind. vielleicht sind sie auch richter bei streitigkeiten? aber das ist ne spekulation.

übrigens können auch frauen priester werden. es wäre also genderfreundlich

was die kompatibilität und das subversive angeht: das ist sicherlich eine komplexe geschichte, aber zufällig weiß ich das es dazu sehr viele philosophische überlegungen gibt. angenommen die welt würde nur aus parasiten bestehen, so bedeutet kompatibilität eben nichts anderes, dass der parasit viele ansatzstellen hat.

wie gesagt komplexe geschichte. metzinger meint, dass das transparente in gewisser weise in seinem wesen undurchsichtig sei.

edit: das spielen sicherlich meine persönlichen wünsche mitrein. vielleicht ist das auch alles fantasie bzw. westliche projektion.

ich wäre halt lieber ne wichtige person im einem ghetto als ein einsamer typ vor nem bildschirm.

edit2: ja irgendwie diese mischung aus wildheit und kontrolle turned mich gerade voll an. dieser ganze asiatische krams ist da viel steriler. ich bin aber auch grad am saufen.

Ich muss gestehen, dass ich über die Einbindung von Voodoo in das Gesellschaftsleben auf Haiti schlichtweg zu wenig weiss.

Tarvoc hat geschrieben:Ich muss gestehen, dass ich über die Einbindung von Voodoo in das Gesellschaftsleben auf Haiti schlichtweg zu wenig weiss.

das ist ja auch wenig verwunderlich

ich vermute auch mal als weißer kommt man da nicht so einfach ran, geschweige denn das du nen priester findest der dich ausbildet. in haiti gibt es kaum weiße und auch wenig mischlinge.

in brasilien ist es vielleicht lockerer. ich war mit meiner family bei einer solchen Zeremonie die eigentlich nicht für touristen gedacht war, dem fremdenführer sei dank. wir waren also da in einer no-go area in den favelas. dort ging es aber auch nicht allzuübel ab, es blieb bei trommeln und ein paar zeremnoniellen tänzen.

also keine orgien oder tieropfer.

edit: wenigstens nicht live. ich errinner mich grad, das ein hühnerkadaver an den eingang genagelt war.