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Freiheit und Universalcomputer

Verfasst: 13. Februar 2012, 21:27
von Bwana Honolulu
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Lord Caramac hat geschrieben:Der Krieg gegen die Universalrechner ist der Grund, warum ich gegen geschlossene Systeme bin. Game-Konsolen sind ein Beispiel, aber auch iPhones, iPods und iPads. Ich bin der Ansicht, daß es ein Anrecht auf offene Systeme gibt.
d hat geschrieben:Woher soll dieses Recht kommen?
Lord Caramac hat geschrieben:Von dem Recht, nicht Lust und Laune eines Konzerns ausgeliefert zu sein, sondern selbst bestimmen zu können, was man mit seinen erworbenen Geräten macht.
d hat geschrieben:Niemand zwingt dich, irgendwas zu kaufen.
Bwana Honolulu hat geschrieben:Keiner zwingt dich, in diesem Land zu bleiben, wenn's dir hier schlecht geht, weil's 'ne Diktatur ist. In den anderen geht's dir auch schlecht, weil's auch Diktaturen sind? Öh, tja. Pech. Geh' halt wieder ins Wasser.
Wenn die, die heutzutage die Ressourcen haben, solche Dinge zu bauen, diese Dinge einfach nicht bauen, und du als Person nicht mal den kleinsten Hauch einer Chance hast, so etwas selbst zu schaffen, weil du nicht nur nicht die Technik hast, weil nicht nur niemand ausreichende Technik herstellt, sondern weil außerdem gesetzlich verboten wird, diese Technik herzustellen?
Aber das ist nicht der Punkt, pardon. Es geht im Endeffekt doch nur wieder um die Freiheit der Information. Ich glaube irgendwie nicht mehr daran, daß der Markt das regulieren wird, weil die Leute halt jeden Scheiss kaufen, ob sie eingesperrt werden oder nicht, und dann müssen sie wieder Gesetze brachen, um freizukommen. Und statt das zu durchbrechen, machen wir immer so weiter.
d hat geschrieben:Okay, gute Punkte.
Lord Caramac hat geschrieben:Das Problem ist, daß Projekte wie offene Konsolen, offene Smartphones etc. immer wieder daran verrecken, daß es einfach nicht genug Kapital für die Entwicklung gibt. Würde ich mal unverhofft zu ein paar Dutzend Millionen kommen, würde ich das Geld vermutlich größtenteils für die Entwicklung offener Systeme im Bereich Smartphones/Tablets/Konsolen stecken. Einfach Standards schaffen, wie es sie im PC-Bereich schon lange gibt, mit austauschbaren, genormten Komponenten, freier Wahl des Betriebssystems und der Software (kein Zwang zu kryptographisch signierten Binaries) etc. Entwickler-Tools unter GPL, Libraries unter LGPL, mit dem Crosscompiler auf dem PC erstellte Binaries direkt per USB oder WLAN auf dem Gerät installierbar...

Re: Freiheit und Universalcomputer

Verfasst: 13. Februar 2012, 21:38
von Eugeal Alhazred
Erinnert mich irgendwie an die "Homebrew" Debatte über die ich irgendwann, irgendwo mal irgendwas gelesen hab.
Homebrew bezeichnet meistens von Privatpersonen erstellte Computerprogramme für Konsolen sowie Handheld-Systeme, die vom Hersteller nicht zur Ausführung privat erstellter Programme gedacht sind. Homebrew-Programme bieten in der Regel zusätzliche Funktionen und umgehen häufig einen Kopierschutz.

Konsolen und Handhelds sind üblicherweise geschlossene und auf Gewinn ausgerichtete Systeme. Häufig werden die Geräte unter dem Herstellungspreis verkauft, sodass die Hersteller nur über den Verkauf von Softwarelizenzen Gewinn erzielen können. Die Hersteller gehen davon aus, dass die Käufer der Geräte weniger oder überhaupt keine offiziellen Software-Titel kaufen, wenn kostenlose Programme genutzt werden können. Zudem kann Homebrew-Software unter Umständen den üblicherweise verwendeten Kopierschutz umgehen, was ebenfalls nach Ansicht der Hersteller die Gewinne aus Software-Verkäufen schmälern kann. Daher sind in der Regel in den Geräten Sicherheitsmechanismen eingebaut, welche die Ausführung privat erstellter Programme verhindern sollen.

Die Sicherheitsmechanismen haben manchmal Lücken, sodass es möglich ist, Homebrew-Software auszuführen. Je nach Gerät und Firmware ist dazu der Einbau eines Modchips oder das Einstecken eines speziellen Moduls erforderlich.

Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob diese Beschränkung auf offizielle Software-Titel durch Sicherheitsmechanismen und deren Umgehung legal ist. Dieses Monopol könnte einen enteignungsgleichen Eingriff in die Rechte des Endkunden darstellen und den Kunden in seiner Entscheidungsfreiheit unzulässig einschränken. Das Recht des Endkunden auf freie Nutzung (im Rahmen der Gesetze) steht dem Gewinninteresse des Systemanbieters aus dem weitergehenden Verkauf von Software gegenüber.

Auf der anderen Seite kann ein durch Homebrew-Titel vergrößertes Software-Angebot die Attraktivität einer bestimmten Geräte-Plattform steigern. Es gibt daher Hersteller, die keine Sicherheitsmechanismen einbauen. So lässt sich beispielsweise der Funktionsumfang einiger Internet-Router oder Druckserver deutlich steigern.

Homebrew selbst versteht sich als legal und Anti-Piraterie-treu. Die Rechtslage in Deutschland verbietet die Umgehung technischer Kopierschutzmaßnahmen. Es ist aber unklar, ob die Homebrew-Software und die Änderung vorhandener Gerätesoftware einen Kopierschutz umgeht oder nur einen Nutzungs-Schutz – was nicht verboten ist. Die Homebrew-Szene bewegt sich daher in einer rechtlichen Grauzone. Allerdings dürfen Konsolenhersteller den Kunden nicht vorschreiben, was sie mit den Konsolen oder Handhelds machen. Somit ist das Umgehen von technischen Schutzmaßnahmen und Benutzen von Homebrews legal. Die meisten Homebrew-Titel werden als Freeware erstellt, die kostenlos weitergegeben werden darf. Eindeutig verboten ist in Deutschland die Weitergabe von Kopien der kommerziellen Spiele.
http://www.pressetext.com/news/20091204012

Re: Freiheit und Universalcomputer

Verfasst: 13. Februar 2012, 22:25
von Bwana Honolulu
Ja, um genau solche Dinge geht es.

Seine Lordschaft hat übrigens noch weitererzählt... wie immer. XD
Lord Caramac hat geschrieben:Sprich, ich würde das Kapital ohne jegliche Profitabsichten dafür verballern, neue offene Standards zu etablieren, die von jeder kleinen Klitsche implementiert werden können. Großkonzerne hätten natürlich immer noch der Vorteil der economies of scale und könnten daher massenproduzierte Ware zu einem weit geringeren Preis abgeben als kleine Klitschen, aber jene Klitschen könnten dafür maßgeschneiderte Einzelanfertigungen aus den Standardkomponenten bauen.

Man stelle sich einmal vor, es gäbe einen einheitlichen Standard for eReader-, Smartphone- und Tablet-Displays, genormte Gehäuse, in die diese Displays passen, genormte Mainboards für diese Gehäuse etc. Hinterher könnte man, je nachdem, wie man lustig ist, Android, Windows, Ubuntu Mobile oder irgendein Homebrew-Linux drauf installieren, dazu beliebige Anwendungen.

Viele DVB-T/C/S-Receiver sind auch nur kleine kompakte Rechner mit Linux drauf, aber meist irgendwie kryptographisch gesichert, so daß man sich erst einmal reinhacken muß, um das System aufzuschließen und frei konfigurierbar zu machen. Das soll dann z.B. verhindern, daß man die aufgezeichneten Sendungen vom DRM befreit und auf anderen Geräten abspielbar macht, weil die PayTV-Anbieter irgendwelche krummen Deals mit den Hardwareherstellern abgeschlossen haben. Die gesamte geschlossene Digitalwelt dient nur dazu, den passiven Konsumenten passiv konsumierend zu halten, auf daß er nicht auf die Idee kommt, selbst aktiv auszuprobieren, was mit den Geräten alles geht. Funktionen, die problemlos implementierbar wären, werden verboten, weil sie irgendwelchen Geschäftsmodellen zuwiderlaufen.

Etwa das Geschäftsmodell bei Konsolen, daß die Konsolenherstellerfirma darüber entscheidet, welche Spiele auf ihre Konsole dürfen und welche nicht - und daß man von jedem Konsolenspiel Prozente kassieren kann. Der App Store von Apple ist die gleiche Scheiße. Apple entscheidet, was drauf darf und was nicht, und kassiert von allen Verdiensten Prozente.
Bwana Honolulu hat geschrieben:Umd noch mal kurz abzuschweifen vom Abschweifen: Der Doctorow-Vortrag ist übrigens super, fand ich. Ich hab' sonst nie die Geduld und den Nerv für solche Vorträge, aber den hab' ich mir reingezogen...
Lord Caramac hat geschrieben:Der Computer ist ein Werkzeug, das die Trennung zwischen Konsumenten und Produzenten aufbrechen kann. Kastrierte Computer mit zugenagelten Systemen hingegen sind darauf ausgelegt, daß der Konsument Konsument bleibt und regelmäßig Geld hinblättert, um Content konsumieren zu dürfen. Und es scheint so, als ob versucht wird, den Universalrechner zu töten, weil er schlecht fürs Geschäft ist.