Daddelkiste
Verfasst: 26. August 2011, 15:34
Klingt nach was für uns:
ZEIT ONLINE hat geschrieben:"The Secret World"
Wenn alle Verschwörungstheorien wahr sind
Das Online-Spiel "The Secret World" verbindet Mythen, Popkultur und Ausflüge in die reale Welt. Nach vier Jahren Marketing soll es nun endlich öffentlich getestet werden.
Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt. Auch Googlen. Mit The Secret World (TSW) arbeitet Funcom an einem Massen-Mehrspieler-Online-Spiel (MMOG), das einige Ideen der berühmten Roman-Trilogie Illuminatus von Robert Anton Wilson und Robert Shea aus den 1970er Jahren aufnimmt – und das Internet hinzufügt.
"Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt" ist eine – von Nietzsche geklaute – Schlüsselphrase aus den drei Kultbüchern, die in der Popkultur der vergangenen 35 Jahre wieder und wieder zitiert wurde. Dabei war der Grundgedanke von Wilson und Shea das genaue Gegenteil: Was, wenn alles wahr wäre? Jeder Mythos, jedes Gerücht, jede Verschwörungstheorie?
TSW nimmt diesen Gedanken wieder auf. Das Funcom-Team um Ragnar Tornquist macht die Welt von heute zur Bühne für Geheimbünde und Monster, Rätsel und Schlachten mit alten Göttern. Dazu bedienen sich die Entwickler oft der gleichen Quellen wie schon Wilson und Shea. Insbesondere der Cthulhu-Mythos um schlafende Götter in versunkenen Städten, geschaffen vom Horrorschriftsteller H.P. Lovecraft, ist mit mal mehr, mal weniger subtilen Anspielungen in TSW vertreten.
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In Spielerforen bekommt die norwegische Firma Funcom, bekannt für die MMOG Anarchy Online und Age of Conan, dafür schon jetzt reichlich Applaus. Dabei haben bis heute nur wenige das Spiel "von innen" gesehen, obwohl bereits seit 2007 daran gearbeitet und dafür geworben wird. An diesem Freitag beginnt eine weitere Registrierungsrunde für die anstehende Betaphase. Der Andrang dürfte groß sein, obwohl auf der Gamescom in Köln erst der April 2012 als offizieller Spielstart genannt wurde.
In Köln haben Funcom und Vertriebspartner Electronic Arts (EA) Demos und Videos präsentiert, die vor allem Kampfsituationen zeigten. Zombies, Werwölfe, Vampire und andere, teils riesige Kreaturen sollen für reichlich Action sorgen.
Dabei geht es aber eigentlich um etwas anderes: Drei Geheimgesellschaften, die Tempelritter, die Illuminaten und die Drachen, kämpfen um Macht, Einfluss und Wissen – die ganz normale Weltherrschaft eben. Sollte das Spiel auch dann Spaß machen, wenn man mal keine Lust aufs Monsterschlachten hat, könnte die geheime Welt auch für Strategie-Fans interessant sein.
Charaktere des Spiels twittern
Funcom verspricht denn auch Rätselaufgaben und Erkundungsmissionen. Wie diese Rätsel aussehen werden, deutet das Alternate Reality Game rund um TSW an, das bereits seit Mai 2007 läuft. Seit damals tauchen im Netz verschlüsselte Botschaften auf, die zu mehreren spielbezogenen Websites führen. Außerdem twittern einige der Charaktere, kodierte Audiobotschaften werden per Mail verteilt und geheimnisvolle Bilder erscheinen bei Flickr.
Solche Ausflüge ins allgemeine Internet werden das eigentliche Spiel auch in Zukunft begleiten. Real existierende Orte und Personen werden im Spiel erwähnt. Wer ihre Namen oder ihr Schaffen außerhalb des Spiels nachschlägt, etwa bei Google, bekommt Hinweise, die im Spiel weiterhelfen. Neben den großen Metropolen spielen aber auch Orte wie Stonehenge, das sagenhafte Eldorado und das fiktive Städtchen Kingsmouth – eine der Anspielungen auf Lovecraft – eine Rolle.
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Was in den zahllosen Interviews, Videos und Demos der vergangenen Monate dagegen kaum auftaucht, sind zentrale Elemente der Welt der Geheimgesellschaften: Täuschung und Verrat. TSW wäre nur dann ein wirklich einzigartiges MMOG, wenn einzelne Spieler oder ihre Kabale genannten Clans nicht nur mit anderen kooperieren würden, um gigantische Monster zu vernichten, sondern ihre Freunde hinterrücks ausnutzen, manipulieren oder attackieren könnten. Wenn also die größten Ungeheuer des Spiels Paranoia und Misstrauen wären. Denn auch das lehrten schon Wilson und Shea: Vertraue niemandem.
The Secret World dürfte – eine funktionierende Infrastruktur vorausgesetzt –, dennoch zu einem der beliebtesten Online-Multiplayer-Spiele überhaupt werden. Der geschickt geschürte Hype und die rege Community zumindest sprechen dafür. Und wo sonst sollen Verschwörungstheorien ihre größten Erfolge feiern, wenn nicht im Internet? Oder um es mit Wilson und Shea zu sagen: Fnord.