Das sind durchaus intressante und berechtigte Ansätze.
Auch, wenn ich mich nicht zur Meditation gezwungen habe, zwinge ich mir währenddessen Gedanken auf von der Art "Du darfst jetzt nichts denken", "Du musst dich jetzt auf deinen Atem konzentrieren", womit ich mich im Endeffekt selbst verwirre. Wie soll man denn zur Ruhe kommen, wenn die Tätigkeit, die man einnimmt einen nicht zur Ruhe kommen lässt und man sich das nur einredet?
Genau das ist der Punkt. Der Phool erkennt dies und weiß um die Qualität des tuns der Freude wegen. Wer jemals schon aus reiner Freude getanzt hat oder einem Hobby voller begeisterung nachging der kann im Ansatz verstehen das dieser Zustand optimal ist um seinen Kopf zur gänze zu entleeren. Der Phool erlangt also seine Gnosis (welch garstiges Wort) nicht durch den Zwang zum nichtdenken sondern einzig und allein aus der Freude an den Dingen die er gerne tut. Dies gibt ihm das maß an erdung und entspannung die er benötigt und entspricht somit der klassischen auffassung des Ausflippens. Er tut was er gerne tut, denkt dabei nicht nach und gibt seinen drängen einfach nach wie sie es benötigen. Dabei scheert er sich nicht um das was andere denken denn es geht ihm um sein ureigenes Bedürfniss sich voll und ganz dem hinzugeben was ihn befriedigt. Das Resultat dieser Tätigkeit ist ein zutiefst entspannter Phool.
Nun, mit dieser Unterscheidung im Hinterkopf habe ich folgende Theorie: Ein Phool kann die klassische Meditation sowohl zum Ausflippen, als auch zur Meditortur benutzen - je nach vorhandenen Intentionen. Das heißt, man kann sich entweder hinsetzen, auf alles Scheißen und die Gedanken machen lassen was sie wollen, oder man baut sich irgendeine Intention zusammen und konzentriert sich unentwegt auf irgendwas, um zu schauen, was währenddessen aus dem Unbewussten herausfällt, oder nicht?
Richtig. Wobei das "auf alles scheißen" eben nicht der intention der klassischen Meditation entspricht die daher von den meißten Phools als alternative abgelehnt wird. Dabei ist im grunde genau dieser Zustand der, der dem Phool nicht nur am meißten befriedigung verschaffen kann sondern eben auch der, der den Phool eine fundamentale Einsicht offenbart. Eine universelle Fülle an Gedanken kann in gleicher weise zur Gedankenlosigkeit führen wie das bewusste vermeiden jeglicher Gedanken.
Vergleichen wir dies erneut mit dem Keksteig so kann man vieleicht sagen jeder Gedanke entspricht einem Teil des Teiges und kann isoliert betrachtet und analysiert werden je mehr dieser Keksteigteile nun zusammenkommen desto unübersichtlicher wird das ganze bis das ganze Gebäude des denkens in einem fulminanten Kreskendo der Gedanken in sich zusammenbricht. Was übrig bleibt ist der Reine Gedanke als Kollektiv aller gedachten Gedanken. Die quintessenz des Gedankens wenn man so will.
Der von dir angesprochene andere Weg kann ebenso funktionieren. Dabei ist es nur eine Frage der Freude die diese Technik dem Phool bringt. Wenn ein Phool also Freude daran hat sich hinzusetzen, sich auf ein Ding zu konzentrieren um dann zu sehen was bei rumkommt ist das absolut akzeptabel.
Jetzt stellt sich mir die Frage bezüglich des Settings, sowohl in der meditierischen Ausflippung (=Ausflippen durch klassische Meditation), als auch in der Meditortur. Hierbei meine ich das, was man tut um zu meditortieren (Mad Max gucken, etc) bzw. die Umgebung bei der Ausflippung (Hintergrundmusik, Kerzen, Räucherzeug, hübsche Bilder an der Wand). Inwiefern kann/soll ich mich hier der ultimativen Willkür hingeben?
Grundsätzlich kann man sagen alles was einem selber gefällt und hilft den Zustand zu erreichen den man erreichen will ist zulässig. Musik, geruch, optische Reize alles ok sofern man berücksichtigt das man diese hilfsmittel benutzt nicht weil sie irgendwo vorgeschrieben sind sondern weil man selbst erkennt das sie einem bei dem helfen was man plant.
Um beim Beispiel Mad Max zu bleiben. Als ich die Anleitung des Chaos Cargo Cultes des V8 schrieb bemühte ich mich vorher eine Meditortation durchzuführen die das anschauen von Fury Road beinhielt. Nebenbei habe ich mich mit diversen Bildern aus Fallout beschäftigt, mir Videos vom Wastland Weekend angeguckt und mich generell sehr tief in die Struktur einer postapokalyptischen Welt hineingedacht.
Grundsätzlich kann man sagen das der Phool das Prinzip vertritt, alles was ihm hilft ist erlaubt. Es gibt kein Dogma und jedes vermeiden oder hinzufügen von Dingen die freude machen oder keine freude machen kann als rückfall in dogmatische Denkstrukturen gesehen werden. Denn es gibt schlicht keine Gegenbeweis der plausibel erklären könnte warum es nun genau eine spezielle Musik sein muß oder ein spezieller Duft grade dann wenn der Phool das nicht mag ihn das aber zu Harmonie führen soll.
Die phoolische Magie orientiert sich dort an den klassischen Prinzipien der Chaosmagie die postulieren das alles erlaubt ist was funktioniert. Leider erkennt der Phool auch das viele Chaosmagier das Prinzip anscheinend nicht so recht begreifen und oftmals in genau dieses Dogma zurückfallen wenn es um solche Dinge wie Gnosis geht.
Vereinfacht heißt das nicht anders als "wenn etwas für mich funktioniert muß es das nicht für dich tun". So kann man sich lediglich ratschläge geben oder sich gegenseitig inspiriern aber eine feste Struktur kann eigentlich aufgrund der Natur der discordischen Magie nur abgelehnt werden.
Wie sehr muss ich auf Graugesicht aufpassen, damit ich nicht plötzlich aufwache als selbsternannter Schamane, der die Energieflüsse der Menschen in seinen Nippeln fühlen kann?
Im Prinzip hast du in dem Moment das Stadium des Masterphools erreicht wenn du von dir selbst behaupten kannst du seist der kosmische Schamanenkönig der die Energieströme der Menschen in seinen Nippeln spürt. Man muß natürlich berücksichtigen das der Phool dies mit einem gewissen Humor kundtut und nicht dem Irrglauben des Dogmas verfällt. Graugesicht kann hier zu 2 sehr unangenehmen Resultaten beitragen.
1: Du beginnst zu zweifeln das du der Schamanenkönig bist weil dir Graugesicht permanent eintrichtert das du es nicht bist. Du zweifelst immer mehr, ziehst dich von der Magie zurück und unterliegst letztendlich dem Fluch von Graugesicht.
2: Du beginnst selber unumstößlich daran zu glauben das du der Schamanenkönig bist weil Graugesicht dich darin bestätigt. Du wirst größenwahnsinnig (im schlechten sinne). Dabei handelt es sich hier um eine dogmatische Form des glaubens wie man sie z.B. in der Szene der Verschwörungstheoretiker finden kann. Dieser dogmatische Glauben kann (und wird) paradoxer weise immer wieder mal gern von Graugesicht befeuert.
Der Phool geht hier einen Mittelweg indem er zwar glaubt er sei der Schamanenkönig den König aber selbst zweifeln lässt. Dies ist natürlich nur vereinfacht dargestellt und vieleicht muß man erst einige Zeit ein Phool sein um dies verstehen zu können.
Grundsätzlich darf man getrost jegliche Kritik von Graugesicht mit einem gepflegten Schulterzucken und der Phrase "Pfffff" kommentieren ehe man sich umdreht und mit dem weiter macht was man grade macht ... also so wie es sich für einen Schamanenkönig gebürt.
Fazit: Ja es stimmt das man die klassische Meditation sowohl zum Ausflippen wie auch zum Meditortieren benutzen kann. Dabei ist es einzig eine frage der Technik (immerhin gibt es auch sehr bewegungsorientierte Meditationen).
Wenn es dem Phool hilft und er sich eh mit Meditation befasst, ihm diese gefällt und er gut damit umgehen kann ist sie zum ausflippen ebenso geeignet wie alles andere auch.
Wenn die Meditation dem Phool dabei hilft seine Zeit totzuschlagen und ihm nebenbei tiefere Einsichten in das Gewährt was er grade an Projekten plant ist sie als Meditortation ebenso geeignet.
Die Praxis zeigt jedoch das es neben der Meditation eben eine ganze Reihe anderer Tätigkeiten gibt mit denen man dieses Ziel auf wesentlich einfachere und freudvollere art und weise erreichen kann.