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Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 27. September 2010, 14:07
von Tarvoc
Tarvoc hat geschrieben:Was heute zu fordern und zu hoffen ist, sind Akte jenseits des Guten. Nicht "jenseits von Gut und Böse", sondern einfach jenseits des Guten.
Der Diskordianismus feierte seine erste Blüte in den Sechziger- und Siebzigerjahren in der Zeit, in der auch die postmoderne Ideologie noch neu war. Seine zweite Blüte feierte er in den späten Neunzigerjahren, also der Zeit, als die postmoderne Ideologie etwa fünf Jahre nach dem Zusammenbruch des osteuropäischen Totalitarismus einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. Der Diskordianismus dieser beiden Episoden war daher auch sehr durchdrungen von ähnlichen Denkweisen. Sehr oft wurde die diskordische Aktion primär als symbolischer Akt verstanden und man hoffte, durch Interventionen letztlich rein symbolischer Art, also innerhalb der symbolischen Ordnung selbst, die nicht wirklich die Substanz dieser Ordnung berührten, sondern eher kleine Merkwürdigkeiten darstellten, das Denken der Menschen zu erweitern. In seiner zweiten Phase wurde dieser Glaube durch die neuen, "devianten" Kulturen der Hacker und Programmierer, die in ihrer täglichen Arbeit tatsächlich mit reiner Symbolik materiale Veränderungen zu bewirken glaubten, zusätzlich gefüttert. Viele dieser Leute sind heute gut verdienende, produktive und integrierte Mitglieder der symbolischen Ordnung der kapitalistischen Gesellschaft, für die das Wort Diskordianismus höchstens eine Jugendsünde bedeutet so wie für andere Leute das Gläserrücken oder urbane Legenden am Lagerfeuer. Im besten Falle sehen sie ihn als pseudospirituelle New Age Parodie, zu der sie in der Mittagspause ablachen wie zu Funpics und Lolcats, ohne dass sie sie wirklich beträfe. Von Hagbard Celines Ausspruch "Nichts ist wahr, bevor es dich nicht zum Lachen bringt, aber du verstehst es nicht, bevor es dich nicht zum Weinen bringt" wollen sie nur noch den ersten Teil kennen: Diskordianismus ohne Substanz, spirituelle Light-Cola, vergleichbar mit Büchern wie "Zen für Manager". All dies zeigt das fundamentale Scheitern ihres Ansatzes.

Der Diskordianismus von damals liegt in einem Koma, aus dem er nicht erwachen wird. Seine eigene Zaghaftigkeit und Substanzlosigkeit in Kombination mit der Sogwirkung der postmodernen Ideologie hat ihn erledigt. Wir sollten so gnädig sein, ihm die Geräte abzuschalten und uns neu zu erfinden. Wir, die Diskordier von heute, können nicht mehr die netten, lustigen und transparenten ELFen von damals sein. Wir sind zu Dunkelelfen geworden, die an den dunklen Orten der Welt wandern, um ihre verdrängten Wahrheiten und fundamentalen Phantasmen wieder ans Licht zu bringen. Wir wandern in den Schatten, wo niemand sonst wandert. Auch wir bedienen uns der Symbolik und Ideologie der herrschenden Ordnung, wo wir es für angebracht halten. Aber wir benutzen sie, um den Menschen ihre verdrängten und verheimlichten dunklen Schattenseiten zu zeigen. Unser Wille, Schock und Verwirrung zu erzeugen und aufzurütteln, sind ungebrochen. Wir haben nur unsere Vorstellungen davon korrigiert, wie das zu erreichen sei. Durch nette Ansprachen und dadurch, dass man sagt, was ohnehin schon jedem klar ist, erreicht man niemand. Ein Flugblatt, das einfach nur über bestehende Zustände jammert, über die auch jeder andere sich beklagt, wird von uns nicht verteilt! Ein Flugblatt, ein Aufkleber, ein Wort, der oder das uns sagt, welche verdrängten Wahrheiten und welche fundamentalen Ideologeme mit diesen Zuständen verknüpft sind, werden wir jedoch mit dem ungebrochenen, unzerstörbaren Enthusiasmus derer, die keine Hoffnung haben, in alle Himmelsrichtungen getragen.

In dieser Situation ist es auch Zeit, die dunklen Seiten des Chaos und der Göttin mehr zu betonen. Eris ist keine New Age Göttin, keine gendergenormte postmoderne Karrierefrau, keine Gaia oder Göttermutter, die gleiche Gültigkeit und Diversität vortäuschen und in Wirklichkeit jede Unterscheidung im Nebel der Gleichgültigkeit untergehen lassen würde. Eris ist vielmehr militant, streitsüchtig, geradezu dickköpfig und beharrt um des bloßen Beharrens willen stur auf ihren Positionen und Idealen, selbst wenn niemand mehr sie auch nur im Ansatz versteht. Die anderen griechischen Göttinnen sind nicht Inkarnationen verschiedener Aspekte von Ihr, und so etwas zu behaupten grenzt an Blasphemie. Wenn man Sie unbedingt mit anderen Göttern vergleichen oder in Verbindung bringen will, so soll man Sie mit den uralten Wesen und älteren Göttern aus den kranken Phantasien H.P. Lovecrafts vergleichen, die im Schatten der Welt liegen und lauern: Uralt, undurchschaubar, unfassbar und unfassbar schrecklich. Ihr direkt in die Augen zu blicken ist keine gute Idee, wenn einem die eigene körperliche, geistige und seelische Gesundheit lieb ist, und wenn der Diskordier es dennoch tut, dann um neue Wege zu finden, mit ihr umzugehen. Er steht heute also als "verschwindender Vermittler" zwischen dem reinen, psychotischen Wahnsinn und einer spätkapitalistischen Normalität, die von Wahnsinn immer weniger unterscheidbar wird.

In gewisser Weise ist der Diskordier von heute der einzige, der noch geistig gesund ist.

Diese Illumination wurde Ihnen präsentiert von
Sankt Angrémonn dem Hastigen, KSC, Indirektor der Alten Illusionierten Seher von Bonn.

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 27. September 2010, 14:10
von Mr. Smoking Mirror
Eris ist tot, und wir haben sie getötet.

Wie einst der schakalsköpfige Anubis, liegt es nun an uns ihre Einzelteile aufzusammeln und neu zusammenzufügen. Das dabei der ein oder andere Arm, ein Zeh oder Zahn sich nicht mehr anbringen lassen will, ist für viele eine unangenehme Tatsache und vor ihrer neuen Gestalt, wenden sie sich in Abscheu ab. Schon seit langem reichen Spott und Hohn nicht mehr aus, um in den Menschen vorzudringen. In einer Zeit, in der vieles widersprüchlich und das Chaos doch so alltäglich ist, beeindruckt die Narrenkappe niemanden mehr.

Terror der Seelen, psychische Sturmwinde - jemanden den Spiegel des blanken Wahns vorhalten. Damit er erkennt und zu sehen vermag, tief in den Abgrund blickt. Denn nur der, der seine eigenen Schatten kennt..ist fähig ins Licht zu gehen.

Der Apfel rollt, der Nachtmahr kommt
Antoniusfeuer brenne

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 27. September 2010, 14:16
von Bwana Honolulu
Kurzer Einwurf: Ich hab' mir mal erlaubt, hier unter Tarvocs Namen den Dunkelelfen-Text noch mal einzustellen, ebenso wie Mr. Smoking Mirrors ersten (und sehr schönen) Kommentar. Vielleicht übertrage ich den Rest auch noch auf diese Art, vielleicht aber auch nur als Riesen-Quote, vielleicht auch gar nicht.

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 27. September 2010, 18:57
von Cpt. Bucky Saia
Das wesentliche ist eh so gut wie komplett in der SD enthalten.
Der ganze 4. Teil beschäftigt sich mit dem Text und der Metamorphose von Mama Eris.

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 28. September 2010, 08:43
von Bwana Honolulu
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Das wesentliche ist eh so gut wie komplett in der SD enthalten.
Dennoch sollte es Teil des Forums, egal welcher Form, sein.
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Der ganze 4. Teil beschäftigt sich mit dem Text und der Metamorphose von Mama Eris.
Ich muss mal noch Zeit finden, mir das Werk in Gänze zu Gemüte zu führen... und zu kommentieren... und zu scannen... und dir zurückzuschicken... <seufz> :roll:

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 28. September 2010, 09:36
von Cpt. Bucky Saia
Och lass dir Zeit ... irgendwo in der Zukunft hab ichs schon komplett ... hast nen par echt nette Sachen reingeschrieben ... :D

Ja gibt natürlich nen par Sachen des Dunkelelfen Threads die schon recht wichtig sind ... würde da vieleicht sogar auf Copy Paste zurückgreifen oder mal Edith fragen ob sie ne Verwaltungstechnische Idee hat. Jedenfalls sollte man schon irgendwie die gesammtentwicklung zurückverfolgen können.

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 28. September 2010, 09:43
von Bwana Honolulu
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Och lass dir Zeit ... irgendwo in der Zukunft hab ichs schon komplett ... hast nen par echt nette Sachen reingeschrieben ... :D
Naja, von meinen Kommentaren weiß du ja noch jar nüschts Inhaltliches. ;-)
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Ja gibt natürlich nen par Sachen des Dunkelelfen Threads die schon recht wichtig sind ... würde da vieleicht sogar auf Copy Paste zurückgreifen oder mal Edith fragen ob sie ne Verwaltungstechnische Idee hat. Jedenfalls sollte man schon irgendwie die gesammtentwicklung zurückverfolgen können.
Zur Not haben wir ja die Spiegelungen (deine und meine) des alten Forums, die könnte man online stellen als Referenz...

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 2. Oktober 2010, 12:24
von Edith
Meine Herren, um etwas Struktur zu schaffen sah ich mich genötigt diverse Ansätze zur erklärung des Dunkelelfischen Eriskonzepts aus den Archiven hier einzufügen.
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Ausgehend vom Text über Diskordianische Dunkelelfen hab ich mal die alten Eriskonzepte weggeworfen und sie als "Dunkelelfin" reinkarnieren lassen.
Das Bild zeigt also nicht wie sie den Apfel auf die Hochzeit wirft sondern wie Eris den Apfel wegwirft als Zeichen dafür das sie ihre Vergangenheit ablegt und zu etwas neuen wird.
(Bild immo nur als Foto vorhanden)
Bild
Aus mangel eines Symbols welches diese "Reinkarnation" symbolisiert blieb die Hand rechts aufm Bild vorerst leer (wobei leer auch nen ganz tolles symbol ist). Auch dem Chao hab ich mich verweigert ... Nur um den Hals trägt sie noch ein kleines Pentagon als erinnerung an "früher".

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 2. Oktober 2010, 12:28
von Cpt. Bucky Saia
Danke Edith ... ich ergänze folgendes
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Im Kontext mit der künstlerischen Darstellung von Eris fällt ein wiederkehrendes Element auf. Der goldene Apfel.
Eris bzw der Diskordianismuß lässt sich durch dieses eine Symbol identifizieren. Hat es allerdings die Göttin des Chaos und auch von sonnst allem etwa nötig sich auf ein Symbol beschränken zu lassen?
Dies ist der Grund, weshalb wir noch heute an dieser ersten
Zurückweisung leiden. Und aus diesen Gründen ist es einem Discordier
untersagt, an Hot Dog-Essen teilzunehmen
Ist die erste Zurückweisung Eris´s für uns Diskordianer so wichtig das wir unserer Symbologie auf dieses Ereigniss zurückführen?
Oder war es vieleicht nur ein weiter Streich unserer Göttin?
Benötigt also Eris den goldenen Apfel um für uns zur Symbolfigur zu werden oder benötigen wir den goldenen Apfel damit wir Eris erkennen?
Eris sagte mir sie sei der Sache überdrüssig. Die Konzepte ihrer Darstellung wiederholen sich immer und immer wieder. Dies gebürt sich nicht für eine Göttin und obwohl Eris anscheinend eine Form benötigt versicherte sie mir glaubhaft das wir uns nicht auf die griechische Form versteifen sollen.
Ja Eris selbst warf den Apfel weg. Sie tötete sich selber um ihrer neuen Bestimmung gerecht zu werden. Gewiss symbolisiert der Apfel für uns weiterhin die Anfänge und die Intentionen von Eris allerdings, und ich möchte behaupten ich bin mit meiner Meinung nicht alleine, ist Eris mittlerweile viel mehr als eine alte gelangweilte griechische Göttin und dementsprechend möchte sie dann auch behandelt werden.
Eris sollte kein abklatsch einer Göttin sein, Eris ist eine eigene Göttin ... unsere Göttin und nicht die der alten Griechen. :wink:
Abschließend noch die überlegung ... ist die griechische Eris ein Avatar unserer Eris oder inkarnierte unsere Eris aus der griechischen Version?
Bischof Bucky Saia hat geschrieben:Also inspirierte Eris eine Horde von Individualisten sich zu treffen um ihr eine neue Bestimmung zu verleihen.
So warf sie den Apfel hinfort auf das er den AUS Knopf der Maschine treffen solle welche sie am Leben erhielt und das gegen ihren Willen.
Der Apfel traf und Eris starb aber nur um aus der Asche ihres Todes als neue Göttin wiederaufzuerstehn. Eris 2.0
Ja Eris hat gelernt aus dieser Geschichte. Sie hat gelernt das der Weg einer Göttin welche gegen ihren Willen am Leben erhalten wird der weg des Freitodes ist.
Die alte Eris mußte einfach sterben damit die neue Eris geboren werden kann und der Apfel? Der liegt faulig hinter der Maschine.
Insofern kann man nun auch sagen Ja Eris (1.0) ist ein Avatar von Eris (2.0) gewesen.
Denke das kann man vorerst so stehn lassen.

Re: Diskordianische Dunkelelfen

Verfasst: 2. Oktober 2010, 12:37
von Edith