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Thud-Inn

Verfasst: 24. Oktober 2017, 11:39
von fehlgeleitet
aus dem Pad:
Frank nahm den letzten Schluck seines lauwarmen Bieres. Mit einem Knurren zog er seine abgeranzte Lederjacke an, band sich die ausgelatschten Schuhe und verließ sein Einzimmerappartement im Kellergeschoß eines Großstadtmenschensilos.

Er konnte seine finsteren Träume der letzten Wochen einfach nicht vergessen. Er errinerte sich verschwommen an eine Art gestaltloses Ungetüm, das versuchte, alles zu kontrollieren und alles sah. Er nannte dieses Wesen den Wächter mit den tausend Augen. Manchmal war es ihm so, als würden wir einschlafen, weil wir die Wirklichkeit nicht mehr ertragen und aufwachen, weil der Traum eine zu große Bürde darstellte. Und dann die Blicke der Anderen, er fürchtete sich bereits sein ganzes Leben vor ihnen. Allein beobachtet zu werden verursachte in ihm eine solch unangenehme Anspannung, dass es einer leisen Folter glich. Jeder Blick schien ihm eines weiteren kleinen Stückchen seiner Seele zu berauben. Falls er so etwas überhaupt noch besaß oder je besessen hatte.

Seine Stimmung war unterirdisch, daran änderten auch die etwa 2,35 Liter Bier die er in der letzten 23 Minuten gestürzt hatte erschreckend wenig. Auch die gewöhnliche Dosis Speed wollten ihn nicht in die erwartete Hochstimmung versetzen.

Es war Samstag Abend, seine Woche war geschwängert von Eintönigkeit und Schikane. Zum fünften Mal in Folge mußte er zum Wohle der Firma - er arbeitete Im Lager eines weltweit agierenden Konzerns - Überstunden kloppen. Er hasste seinen Job und hätte ihn vermutlich schon vor Jahren an den Nagel gehängt. Allerdings sahen seine Perspektiven nicht sonderlich rosig aus und er legte keinen gesonderten Wert darauf, von der Zentralbehörde für Arbeitskraftmanagement und Beschäftigungsverwaltung mit irgendwelchen noch erniedrigenderen und schlechter bezahlten Arbeitsmaßnahmen geknechtet zu werden.

Für gewöhnlich verschaffte ihm ein Spektrum von Uppers und Downers zumindeset einen temporären Ausgleich, aber nicht in diesem Herbst. Es war kälter finsterer und irgendwie auch nebeliger als die letzten Jahre um die gleiche Zeit.

Er verließ seine Wohnung vor der Dämmerung und betrat sie erst dann wieder, wenn die Sonne ihre letzten gnädigen Strahlen bereits gespendet hatte.

Resigniert hatte er schon lange, auch mit seiner Einsamkeit hatte er sich bereits abgefunden. Unterhalb der Woche verschaffte ihm das belanglose Flimmern des Fernsehens das Gefühl einer zumindest rudimentären sozialen Anbindung. Aber am Wochenende wollte er etwas erleben. Er klappte den Kragen seiner Lederjacke provokant nach oben, um etwas gefährlicher und draufgängerischer zu wirken, als er ohnehin schon sein wollte.

"Man kann ja nie wissen" grummelte er in seinen Drei-Tage Bart, "vielleicht treffe ich ja heute die Richtige oder es passiert sonst irgendwie was", insgeheim hatte er die Hoffnung schon seit über 10 Jahren aufgegeben. Das Deo, welches die Dusche ersetzen sollte, versagte schon nach kürzester Zeit den Dienst. Ein männlicher Zug aus seinem Flachmann tröstete ihn über die aufkeimende Melancholie hinweg, die einzige Frucht, die in seiner sozialen Wüste wuchs. Er fühlte wenig. (und dieses Wenige war nicht mal besonders angenehm.)

Mit gekünstleter Lässigkeit steckte er sich eine Zigarette an und trottete zur nahegelegenen U-Bahn-Station. Den beginnenden, leichten Nieselregen begrüßte er mit einem beifläufigen Knurren, die Scheinwerfer der passierenden Autos zogen wie durch Milchglasfenster an seiner Netzhaut vorbei.

Dass er auf weniger als fünfhundert Metern an etwa 23 hightech Videoüberwachungskammeras vorbei ging, welche jede seiner Bewegungen detailgenau registierten, tangierte ihn normalerweise nicht. Diesmal jedoch schienen die Kameras eine viel bedrohliche Präsenz zu haben, in seine persönliche Sphäre einzudringen. Es schien ihm , als habe man sie für ihn persönlich installiert, es war ihm ein großes Unbehangen, einfach an ihnen vorbeizugehen.

Die 15 Minuten Wartezeit für die nächste U-Bahn waren mal wieder typisch. Mürrisch zählte er die verbliebenen Zigaretten in der Schachtel. Die Minuten trieften zäh an ihm vorbei wie in Zeitlupe, schienen an ihm kleben zu bleiben und sich in die Länge zu ziehen, seine trägen Gedanken durchstreiften Vergangenheit und Zukunft. "Was für eine Zukunft?", fragte er sich zynisch. Er bemerkte, dass niemand da war, um seine Frage zu beantworten und tat so, als hätte er sie niemals gestellt. Er starrte ins Leere und versuchte, gar nichts zu denken.

Das Fauchen der anrollenden Bahn riß ihn aus seiner Trance. Roboterhaft betrat er das Fahrzeug und ließ seinen müden Körper auf ein abgesessenes Polster fallen. Zu seinem Erstaunen - und er war selten erstaunt - war er auch hier komplett alleine, er war der einzige Fahrgast im gesamten Abteil. "Ist heute schon Sonntag?", fragte er sich im Geiste und kam zum Ergebnis "nein". Letztlich war er froh darüber, die Anwesenheit anderer humanodier Wesen machte ihn wie bereits erwähnt irgendwie nervös. In der heutigen Zeit kann man ja schließlich nie genau wissen, welch zwielichtige Gestalten sich in dieser Gegend herumtrieben. In den Medien, die er höchstens zufällig und eher beiläufig konsumierte, hörte man fortwährend Schreckliches, besonders die Gruppen junger, südländischer Männer machten ihm Angst. Dabei würde er sich nicht unbedingt als politisch rechts bezeichnen, er hatte eigentlich kaum eine politische Meinung, wenn man ihn danach gefragt hätte, von ein paar diffusen Verschwörungstheorien und Ideologieversatzstücken abgesehen. So, wie es heutzutage eben üblich ist.

Er war irgendwann zu dem Ergebniss gekommen, dass alle Parteien und Gruppierungen eigentlich gegen ihn waren und hatte aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen - nicht dass seine Gedanken irgendwann einmal zu einer tieferen Ebene des Weltgeschehens vorgedrungen waren, sie verblieben stets auf dem seichten Geplätscher, dass ein Talkshowmaster noch gerade seinem derangierten Publikum zumuten kann, ohne dass die Einschaltquoten sinken.

Sein dumpfer Geist akzeptierte achselzuckend das leere Abteil, und verlor sich rasch wieder im trübsinnigen Sumpf seiner innerlichen Verwesung. Er dachte zurück an das Gespräch, das er vor Ewigkeiten mit seiner Exfreundin geführt hatte. Sie saßen in einem drittklassigen Restaurant, und sie stellte ihn bezüglich ihrer gemeinsamen Zukunft zur Rede, das war im übrigen das letzte nicht-geschäftliche Gespräch, das er mit einem weiblichen Vertreterin seiner Spezies geführt hatte. Als er reumütig bekannte, eine einzige Enttäuschung zu sein, kommentierte sie das mit "Ja, das bist du." und zog, ohne ihn noch einmal anzusehen, von dannen.

Die Abgeklärtheit und Kälte, mit der sie ihren formschönen Körper durch die Restauranttür manövrierte, hatte sich damals wie eine Dornenkrone in seinen Geist eingebrannt. Ein Bild, dass ihn vermutlich bis an das Ende seiner Tage plagen würde, es war das erste ,an das er nach dem Aufwachen zu denken pflegte.

Ruckartig hielt die U-Bahn im Tunnel. Ein penetranter Lautsprecherton beförderte ihn schlagartig in die Konsensrealität zurück. "Sehr geehrter Fahrgäste, aufgrund von andauernden Bauarbeiten können wir den gewohnten Weg nicht fortsetzen, sondern müssen eine Umleitung fahren, wir bitten Sie vielmals um Verständnis und wünschen Ihnen weiterhin eine ereignisvolle Nacht." Das Wort ereignisvoll hallte noch einige Sekunden durch das neuronale Netzwerk in Franks Schädel. Irgendwie kam ihm das alles doch seltsam vor.

Es folgte eine Fahrt durch die Dunkelheit der U-Bahnschächte, und Frank bemerkte das Müffeln seiner abgetragenen Sportschuhe. Er hatte nur dieses eine Paar, doch es war ihm trotzdem immer wieder peinlich, wenn er es bemerkte.

Einige Zeit später erreichten sie die Endstation. Frank stieg aus, auch an der Bahnstation konnte er keine Menschenseele ausmachen. Nichtmal eine verirrte Taube, ein paar Ratten, die um ein weggeworfenes Stück Pizza kämpften oder ein Obdachloser, der sich sein tristes Nachtlager eingerichtet hatte, waren zu sehn. Und wo war das Sicherheitspersonal? Ein wenig beunruhigt schlich Frank zur Spitze der Bahn. Auch der Fahrer war verschwunden. Frank war mutter-und-vaterseelenallein, an einer ihm völlig unbekannten U-Bahnstation. Einen Stationsnamen konnte er ebenfalls nirgendwo entdecken, was ihn trotz seiner charakterlich bedingten Apathie ein wenig stutzig machte. In welchem Teil der Stadt war er überhaupt? Er war sich nicht sicher. Außer dem bemühten Surren einer Niederdruckleuchtstoffröhre, die sein nervöses Unbehangen durch arythmisches Blinken noch unterstrich war es still. Zu still für Franks Geschmack. Um seine Nerven zu beruhigen, griff Frank nach der Zigarettenschachtel in seiner linken Jackentasche. Es beruhigte ihn, als seine tastenden Finger den kleinen Pappkarton berühtert. Er zückte die Packung und fischte einen Glimmstengel heraus. Gleichgültigkeit überkam ihn, oder war es doch die längst erloschen geglaubte Flamme der Rebellion, die ihn dazu brachte, trotz des Rauchverbotes die Kippe zum Mund zu führen und anzustecken? Er inhalierte tief, was ihn zumindest für einen Moment beruhigte.

Hier war er noch nie gewesen und er hatte keinen blassen Schimmer, wo er sich befand. Vorsichtig, um die unheimliche Stille nicht zu durchbrechen, huschte er zu der nächstgelegenen Rolltreppe, die natürlich wieder einmal ihren Dienst verweigerte. Franks Stimmung kippte von einer Sekunde auf die andere, und er stapfte grummelnd und jede Vorsicht außer acht lassend an die Oberfläche.
"Du fragst dich, wo du hier bist", war der Wortlaut eines Graffitis, an dem er vorbeilief. Es stimmte, und er begann sich erneut Unwohl zu fühlen, es wollte ihm nicht so zufällig erscheinen, wie der Rest seines rationalen Verstandes es gerne bewertet hätte.
Oben angekommen, bemerkte er, dass die Straßen ebenfalls menschenleer waren, und es lag Etwas in der Luft, das sich durch sein Phlegma bohrte wie ein Speer aus Diamant, obgleich er es weder lokalisieren noch benennen konnte. Das hier war eine Gegend wie jede andere, nur leerer, verwahrlost. Die gleichen Häuser und Straßen wie überall in der Stadt, in jeder beliebigen Gegend. Nur war dies keine Gegend, die er kannte. Ein elektrisches Kribbeln überströmte ihn.

Da, wieder so eine verdammte Überwachungskamera.

Hat sie sich bewegt? Sie starrte ihn an, hatte ihn fokussiert. Sein bestes Stück reagierte vor Schrecken. Er hatte mal gelesen, dass Todeskandidaten oft vor Angst eine Erektion bekamen. Sein Schwanz war bretthart, aber seine Knie fühlten sich an wie Aspik.

Er widerstand dem Drang, einfach loszulaufen. Er begann in irgendeine Richtung zu gehen, seine Schritte wurden von der Kamera verfolgt. Er meinte, das Surren der Elektronik zu hören.

Hier und dort erstrahlte das penetrante Licht einer Leuchtreklame, die Sonne war inzwischen hinter dem Horizont verschunden, Menschen waren immer noch keine zu sehen. Oder zu hören. Nicht einmal ein Auto fuhr an ihm vorbei. Keine Vögel. Nur das Echo seiner eigenen Schritte. Er beobachtete seine mühevoll unterdrückte Panik, obgleich ihm die Irrationalität seines Fluchtreflexes in Erstaunen versetzte. War es ein Horrortrip, der durch seinen regen Amphedauerkonsum ausgelöst wurde? Klassische Paranoia? Zur Beantwortung dieser Frage setzte seine Nebenniere einen zusätzlichen Schub Adrenalin in die Blutbahn frei. Sein Bio-Überlebens-Schaltkreis wurde sofort aktiviert, was sich in seinem Bewusstsein durch den den Gedanken, einfach nach hause zu fahren und den Abend bei einem billigen Actionfilm mit möglichst authentischer und reichlicher Darstellung von Gewalt zu verbringen, bemerkbar machte. Vermutlich hätte er dies sogar getan, wenn sein Blick nicht plötzlich von einem rotleuchtenden Schild mit der Aufschrift "Thud-Inn" wie hypnotisch angezogen worden wäre. Er hörte Geräusche aus dem inneren, und plötzlich schien dieser Ort Leben zu verheissen. Oder zumindest so etwas wie Normalität. Er kannte den Laden nicht, aber sein Bedürfnis, endlich Gesellschaft zu haben, selbst von schweigenden Unbekannten, und sein Wunsch, irgendwo Platz zu nehmen und seine miese Stimmung mit reichlich Ethanol zu bekämpfen, überwogen. "Bier werden sie da ja wohl noch ausschenken", sagte er zu sich selbst und betrat die Bar.


Er ließ seinen Blick durch die Lokalität schweifen, außer ihm und dem Barkeeper waren nur eine Hand voll Menschen hier. Von den Gesichtern, die er im schwachen Dämmerlicht erkennen konnte, kam ihm keines bekannt vor. Aber durch die dicken Rauchschwaden, welche in der Luft hingen, war ohnehin nicht allzu viel zu erkennen. Die Dunstglocke war allerdings ein sehr gutes Zeichen, denn sie signalisierte ihm, dass er eine der wenigen Lokale erwischt hatte, in denen das Rauchen noch gestattet war. Auf einen weiteren Gang vor die Tür legte er an diesem seltsamen Abend absolut keinen wert. Ansonsten war das Ambiente ziemlich trist. Ein langer und abgenutzter Tresen, mit einigen durchgesessenen Barhockern davor. Die Wand dahinter war mit verschmierten Spiegeln bedeckt, vor denen in einem staubigen Glasregal an ganzes Sammelsurium harter, aber nicht unbedingt edler Spirituosen aufgebaut war. Es gab noch sechs bis sieben weitere Tische und eine Ecke mit dunklen und siffigen Ledersofas, über denen ein 55 Zoll Flachbildschirm montiert war. Irgendein Fußballspiel wurde übertragen, ein übergewichtiger Mann hing in einem der Sessel und verfolgte das Geschehen auf dem Bildschirm wie hypnotisiert, während er literweise Bier in sich hinein kippte und händeweise Kartoffelchips verschlang.
Vor dem Eingang zur Toilette standen zwei Männer, einer trug einen langen Kunstledermantel und trotz der spärlichen Lichtverhältnisse eine Sonnenbrille. Er kramte in seiner Tasche, der ihm gegenüberstehende Mann sah ihn in einer Mischung aus Nervosität und Anspannung an. Frank war klar, dass er an dieser Stelle seinen Amphetaminvorrat bei Bedarf - und dieser würde sich vermutlich schnell einstellen - ohne größere Probleme auffüllen konnte. Die anderen Anwesenden wirkten ebenso apathisch und gewöhnlich wie er. Auch der Gummibaum der in einem Kübel in der Ecke stand und vermutlich seit mindestens fünf Wochen kein Wasser gesehen hatte, konnte die trostlose Atmosphäre nur schwerlich aufmuntern. Trotzdem, Frank war immerhin wieder unter Menschen, die Hintergrundrauschen beisteuerten.
In der hintersten Ecke standen einige altertümliche Spieleautomaten, die den Anschein erweckten, dass sie schon vor Jahren hätten ausrangiert werden müssen. Scheinbar funktionierten sie aber noch gut genung, um bereitwiller Kundschaft das sauerverdiente Geld aus der Tasche zu ziehen. Letztlich interessierte ihn das alles aber herzlich wenig. Sein einziges Interesse galt der möglichst zügigen Aufnahme von Hochprozentigem, in dessen Armen er diesen miesen Abend, der eine ebenfalls miese Woche krönte, vergessen wollte.

Mit einer für sein Naturell ungewohnten Zielstrebigkeit ging auf die Bar zu und ließ sich auf einen der Hocker fallen. Sein Blick fiel auf ein Detail, welches ihm bisher scheinbar entgangen war. Mitten zwischen den Schnapsflaschen war in der seltsame Schriftzug "Thud-Inn" zu erkennen, ein wahrhaft eigenartiger Name, mit dem er einfach nichts anfangen konnte. Der Barkeeper, der gerade noch geistesabwesend mit der eher symbolischen als effektiven Reinungung einiger Gläser beschäftigt war, sah zu ihm auf und blickte ihn aus trüben Augen an: "Ja?!"
"Einen doppelten Barcadi-Cola ohne Eis", grummelte Frank zurück. Als er endlich das Glas in den Händen hielt, setzte endlich eine leichte Entspannung ein. Zwei Drinks später hatte er sogar sein Unbehangen und die seltsame Anreise vergessen. Er genoss die Wirkung des Alkohols, welches alle höheren Funktionen seines Nervensystems lahmlegte, rauchte eine Zigarrette nach der anderen und lauschte gedankenverloren der Musik. Aus der mäßig qualitativen Soundanlage erklang "Knocking on Heaven's Door" in der Version von Guns and Roses, einer seiner Lieblingssongs.

"Hast du mal Feuer für mich?", riss ihn eine sanfte und gleichzeitig wundersam eindringliche Frauenstimme aus seinem Rausch. Eine solche Stimme hatte er noch nie gehört - klar, Frauen machten Frank immer nervös, aber diese schien jede Zelle seines Körpers, ja sogar jedes einzelne Atom zum Tanzen zu bringen. Pure Ekstase durchzuckte sein gesamtes Wesen. Er brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis sein Sprachzentrum wieder in der Lage war, rudimentäre Sätze zu produzieren. Etwa die gleiche subjektive Zeitspanne benötigte es, um die entsprechenden Signale an seinen Artikulationsapparat zu senden und dort in Laute umzuwandeln. "Hey, hast du Feuer?", erklang die Frauenstimme erneut. Diesmal schien sie direkt aus dem Zentrum seines Schädels zu kommen. "Habe ich jetzt entgültig den Verstand verloren?" Frank war wie paralysiert, unter größter Anstrengung gelang es ihm, seinen Kopf nach links zu drehen, sein verkratztes Benzinfeuerzeug aus der Tasche seiner Jeans zu kramen und mit einem schlichten: "Ja, hier!" zu antworten.
Sein Blick fiel auf eine zierliche Lady mit wallendem roten Haar, das sich sanft und wie von Geisterhand zu bewegen schien. Sie trug einen weißen Peplos mit einer golden Borte, die von Wirbeln, die entfernt an Galaxien erinnerten, gesäumt war. Um ihren Hals hing an einer goldenen Kette ein ebenfalls goldenes Amulett in Form eines Apfels. Ihre Gesichtszüge waren makellos wie die einer Elfe, und ihr ganzer Körper schien von einer Aura aus flimmernder Energie in allen Farben des Regenbogens umgeben. Auf ihrem Oberarm befand sich eine Tättowierung in Form eines achtstrahliger Sterns, der von selbst zu leuchten schien. Der Fluss der Zeit war versiegt, und um Frank und die Lady herum wirkte alles wie erstarrt. Bevor Frank der mysteriösen Dame in die Augen sah, zündete mit der geistlosen Sicherheit eines Roboters er ihre Zigarette an. "Danke, Frank", sagte die Stimme. Dann trafen sich ihre Blicke und er blickte ihr direkt in die Augen. Es schien ihm, als würde sein Geist mit Überlichtgeschwindigkeit durch eine Myriaden von Universen gleichzeitig rasen.
Das Raumzeitkontinuum zerbarst in einem endlosen Strudel aus Fraktalen in psychedelischen Farben.

Diese Intensität war einfach zuviel für ihn.

Er hielt ihrem Blick nicht länger stand und schaute zu Boden. Er wusste nicht, was für einem Wesen er gegenüber saß, ein Mensch war es defintiv nicht und an Feen, Engel oder gar Götter glaubte er nicht. Er musste sich sammeln, brauchte Abstand - ruckartig und wortlos sprang er auf und während hinter ihm der Barhocker umfiel, suchte er fieberhaft das Klo, um noch eine Line zu ziehen. Aber eigentlich wollte er sich wiedereinmal vor sich selbst und der Welt verkriechen. Die Augen der anderen, das war die Hölle. Seine persönliche Hölle.

Er hastete den Flur zum Klo herunter und schloß sich in die Kabine ein. Mit zittriger Hand kramte er seinen Beutel hervor und bereitete mit der Kreditkarte eine Line auf dem Deckelrand. Sie war viel zu groß. Egal. Er rollte einen Fünf-Euro-Schein und zog sich das Dreckszeug mit einem einzigen, kräftigen Zug in die Nase. Die Intensität der hohen Dosis veranlaßte ihn dazu, mit dem Hinterkopf gegen die Klotür zu knallen.

Sein Kabinennachbar stieß ein lautes "Hey!" aus, Frank murmelte eine Entschuldigung und torkelte ins Freie.

Er fand den Weg zurück an die Bar, doch die Schönheit war verschwunden, so plötzlich, wie sie aufgetaucht war. Am Platz vor dem immer noch umgekippten Barhocker lag eine Sonnenbrille mit orangenen Gläsern, die purpur schillerten, daneben eine handgeschriebene Notiz: "FNORD". Frank drehte sie um. Mehr stand da nicht. Was sollte das heißen? Der Ober grummelte: "Dein Drink ist bezahlt."


Frank lies seinen Blick durch die Lokalität schweifen, es war immer noch das gleiche Häuflein Menschen hier.

Der Eindruck der Ungewohntheit wollte auch nicht weichen, als er die Brille aufsetzte. Doch dies war eine solche Untertreibung, dass es eine Lüge war.

Denn in Wahrheit traf in der Schlag. Die Wesen die er in der Kneipe sah, waren keine Menschen.

Er riß sich die Brille vom Kopf, und alles war wie vorher. Er setzte sie wieder auf und er konnte sie erneut sehen.

Die Dämonen.

Es gibt offensichtliches Wissen. Zum Beispiel kenne ich meinen Namen. Es gibt bekannte Unbekannte. Zum Beispiel weiß Frank, dass er den Tag seines Todes nicht kennt. Und es gibt unbekannte Unbekannte. Zum Beispiel diese Dämonen, die Frank durch diese Gläser hindurch sah. Er wusste nicht, dass er nichts von Dämonen wusste, bevor er die Brille aufzog. Und: Es gibt unbekanntes Wissen. Das ist unser Unterbewusstsein, das Informationen speichert, von denen wir nicht wissen, dass wir sie einsehen können. Wenn man sich diese Dämonen anschaut, hatte er plötzlich das Gefühl, dass er sie im Gegensatz zu der vorherigen Behauptung, dass sie unbekannte Unbekannte sind, wirklich kannte!

Der fette Typ vor dem Fernseher war nun mit Bierflasche und Fernbedienung verwachsen - ja, der ganze Sessel schien zu seinem Körper gehören, die Rückenlehne dehnte sich unter Atemzügen und die Sesselfüße bewegten sich! Auf seiner Feinrippbrust schienen Chipskrümmel zu wachsen. Er nannte das Wesen "Bobat", Dämon der Trägheit.

Noch grausiger war die Gestalt im Fernsehen, ein Hybrid aus Model, Maus, Hyäne und etwas, was nicht von dieser Welt war. Die Vorderarme hatten eine bizarre Struktur, sie ragten trotz des aufrechten Ganges des humanoiden Wesens bis auf den Boden und verjüngten sich wie Speere. Er nannte das Wesen "Ickybatch", Dämon der medialen Verblödung.

Bobat und Ickybatch schienen in einer unheilvolleren Symbiose vereint, und Frank meinte nicht, dass es noch schlimmer kommen könnte, als er bemerkte, dass sich eine Art Pfütze im Raum auszubreitete, die von der Toilette her zu kommen schien.

Es war ein widerwärtiger, schleimiger und amorpher Haufen, in dem unzählige Spritzen, mit verschiedensten Drogen gefüllt, steckten, auch brennende Zigaretten und Crackpfeifen. Mit seinen sieben Mündern fraß er alles, was er in seine schmierigen Tentakelarme bekam, egal ob es Zigarettenstummel, Glassplitter, Essensreste oder anderer Dreck war, der am Boden der Kneipe lag. Mit seinen sieben Nasenlöchern zog er ununterbrochen jegliches pulverförmige, dem Menschen bekannte und unbekannte Rauschgift und inhalierte abartige Schnüffelstoffe und Lösungsmittel. Doch er war nicht so lethargisch wie Bobat, denn in seinen Augen brannte das kranke und besessene Feuer eines Süchtigen, und er bewegte sich zielstrebig auf den Platz zu, auf dem Frank saß. Sein einziger Trieb schien „Mehr, mehr, mehr und immer mehr!“ zu sein, sein Körper war mit Geschwüren und Flecken übersäht, welche entfernt an Dollar-, Yen- und Eurozeichen erinnerten. An jedem der sieben Tentakel trug er einen Ehering, außer an einem. Frank wusste plötzlich: "Wer von Depenthanos, auch Schlund genannt, in Besitz genommen wird, ist ein absoluter Sklave, der vom Suchtdruck getrieben ist und bereit, um diesen zu unterbinden, alles Erdenkliche zutun. Depenthanos ist extrem gefährlich und führt seine Opfer mal langsamer, mal schneller, aber letztendlich doch sehr zielstreibig ins Jenseits, da er schier unersättlich ist."

Frank sprang vom Barhocker auf. Fliehen oder kämpfen, was sollte er tun? Eine weitere Gestalt stand neben ihm, die sich nicht zu verändern schien, ob Frank jetzt durch die Brille sah oder nicht. Ein Mann mittleren Alters, dessen Augen vor stiller Weisheit zu elcuhten schienen, zog genüßlich an seiner Pfeife. Ihn schien das alles nicht zu betreffen. Dichte Rauchschwaden umhüllten ihn, und der süßliche Duft von Mary Jane lag in der Luft.Er trug eine Art Marineuniform, auf der in großen Lettern der Name "Cpt. Bucky Saia" prangte. Er drehte sich zu Frank und sah ihn für einen Moment warnend an. Aus der seltsamen Eisenmaske, die die untere Hälfte seines Gesischtes bedeckte und die entfernt an einen blanke, menschliche Kiefer erinnerte, erklagen die Worte: "Wenn ich du wär, würd' ich laufen, Bürschchen." Dann begann er zu lachen.

Diese Idee leuchtete Frank unverzüglich ein, er lief los, er lief so schnell, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war. Aber Depenthanos hatte ihn bemerkt und nahm entschlossen die Verfolgung auf. Frank riss in vollem Lauf die Tür auf - und machte sich, ohne stehenzubleiben in die Hose. Vor der Kneipe stand ihm ein riesiges Ungetüm gegenüber, der Wächter mit den tausend Augen, genau jene Bestie, die ihn die vergangenen Wochen etliche Stunden Schlaf gekostet und ihm den kalten Schweiß auf die Stirn getrieben hatte. Es war dasselbe Ungetüm wie in seinen Träumen, übersäht mit Augen und Kameras und Dingen, die beides waren. Augäpfel, Facettenaugen, Linsen und Sensoren starrten ihn an, und jeder Blick war so scharf und durchdringend wie ein Dolch. Fast wäre er vor lauter Angst im Lauf erstarrt, doch andere, ähnlich urtümliche Instinkte trieben ihn weiter und versuchten, ihn zu retten.

In höchster Not setzte Frank zu einer Flugrolle an, die er in seiner Jugend mal im Judokurs gelernt hat und überraschenderweise noch immer zu beherrschen schien. Er glitt fast elegant zwischen den Beinen des Wächters hindurch, dicht gefolgt von Depenthanos, der sich in blinder Wut auf den Wächter stürzte.

Der Kampf setzte Energien frei, welche die Raumzeit verzerrten. Eine gewaltige, kreischende Stille, wie er sie zuvor noch nie gehört hatte, zerfetzte beinahe sein Trommelfell. Die Erde bebte, es war gleichzeitig heiß und kalt und ein tiefschwarzes Licht, oder was auch immer es war, beleuchtete das Geschehen, während Frank einen gleißend hellen Schatten warf."Selbst die Schatten reflektieren meinen Zorn" erklang es irgendwo in der Ferne.

Frank riss sich unter größter Anstrengung von dem grotesken Schauspiel los und rannte durch die dunklen Straßen, bis seine Lunge brannte, glühende Nadeln ihn in die Seite zu stechen schienen und er kurz vor einem Kollaps stand. Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht, auch hatte er es nicht gewagt, sich während seiner Flucht auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Nun aber riskierte er einen Blick. Er konnte nichts Bedrohliches erkennen. Das einzige, was er hörte waren sein eigener Herzschlag und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Einen Moment starrte er wie betäubt in das Dunkel der Nacht: "Was zur Hölle war das gerade?" erklang die Stimme seiner Ratio in seinem Bewusstsein. "Die Kameras, das Ding kann mich vermutlich immer noch sehen!", schrie sein Überlebensintinkt auf. Wieder aktivierte sein Biocomputer das Fluchtsystem. Er musste sich irgendwo verstecken - zum Weglaufen war er zu erschöpft.
Er sah sich kurz um und wurde glücklicherweise fündig. Es gibt wenige Situationen, in denen ein öffentliches WC wie ein sicherer Hafen erscheint, diese war eine davon! Er betrat den gekachelten Raum und vergewisserte sich, dass er die Türe hinter sich abgeschlossen hatte. Der beißende Geruch von altem Urin stieg ihm in die Nase, aber immerhin sollte er hier vor digitalen Beobachtern geschützt sein. Zumindest hoffte er dies inständig. Er steuerte auf das Waschbecken zu, nahm die Brille ab und warf sich einige Hände des kalten Leitungswassers ins Gesicht. Er verschnaufte einen Moment. Dann blicke er auf, schmierigen Spiegel. "FNORD" stand da geschrieben. Seine Knie wurden weich wie Pudding, trotzdem setzte er die Brille erneut auf und blickte seinem Spiegelbild direkt in die Augen. Aber da war kein Spiegelbild. Er sah nur noch die Sonnenbrille. Keinen Körper, kein WC, einzig und allein diese verfluchte Sonnenbrille. Ein Spiegel der sich selbst in einem anderen Spiegel betrachtete? Eine Endlosschleife? Die Trennung zwischen Frank und seiner Umwelt kolabierte aprubt, sofern sie überhaupt jemals wirklich existiert hatte. Er war die Dämonen - die Dämonen waren er.
Frank reagierte wie jedes halbwegs intelligente Wesen es in einer solchen Situation tun würde mit einem unkontrollierten Anfall von kosmischem Lachen. Sein Lachen verschmolz orgiastisch mit dem Lachen der mysteriösen Lady aus der Bar. Dem Lachen der Eris. Kurz darauf erlangte er Erleuchtung.

Mit discordischen Grüßen der Aktion 23,

Bruder Kr!S-der-hocherhaben-starkerleuchtet-und-leichtbenebelte & Fehlgeleitet & seine quasarische Sphärizität, der Bwana Honolulu, Hausmeister der Aktion 23

HEIL ERIS!! ALLES HEIL DISCORDIA!!!

Re: Thud-Inn

Verfasst: 24. Oktober 2017, 11:40
von fehlgeleitet
übersetzung:
Frank took the last sip of his lukewarm beer. With a growl he put on his shabby leather jacket, tied his worn out shoes and left his one-room apartment in the basement of a big-city mansilo.

He just couldn't forget his dark dreams of the last few weeks. He remembered blurredly a kind of shapeless monstrosity that tried to control everything and saw everything. He called this creature the Guardian With a Thousand Eyes. Sometimes it was as if we were falling asleep because we could no longer bear reality, and wake up because the dream was too much of a burden as well. And then the gazes of others, he feared them his whole life. To be observed alone caused such an unpleasant tension in him that it resembled a quiet torture. Every look seemed to rob him of his soul in another small piece. If he still had one. Or ever had.

His mood was full of glumness, and the approximately 2.35 liters of beer he had soused in the last 23 minutes changed alarmingly little. Even the usual dose of speed didn't want to raise his spirits as expected.

It was Saturday evening, his week was full of monotony and harassment. For the fifth time in a row he had to work overtime for the benefit of the firm - he worked in the warehouse of a globally operating company. He hated his job and probably would've quit years ago. However, his prospects were not particularly bright and he did not attach particular importance to being oppressed by the Central Authority for Labour Management and Employment Administration with any even more degrading and poorly paid work measures.

Usually, a spectrum of uppers and downers provided him with at least a temporary balance, but not this autumn. It was colder, darker and somehow also foggier than the last few years at the same time.

He left his apartment before dusk and did not enter it again until the sun had already given off its last gracious rays.

He had long ago resigned himself to this life, and he had also resigned himself to his loneliness. During the week, the meaningless flickering of television gave him the feeling of at least a rudimentary social connection. But on the weekend he wanted to experience something. He provocatively raised the collar of his leather jacket to look a little more dangerous and daring than he already wanted to be.

"You never know," he mumbled in his three-day beard, "maybe I'll meet the right one today or something else will happen somehow", yet secretly he had already given up hope for more than 10 years. The deodorant, which was supposed to replace the shower, denied service after only a short time. A male draught from his hip flask comforted him over the burgeoning melancholy, the only fruit that grew in his social desert. He felt little, and the little he felt wasn't even very pleasant.

With artificial nonchalance he lighted a cigarette and trotted his way to the nearby subway station. He greeted the beginning of a light drizzle with a snarling growl, the headlights of the passing cars drifting past his retina like through frosted windows.

The fact that he walked less than five hundred meters past 23 high-tech video surveillance chambers, which recorded each and every of his movements in detail, did not normally affect him. This time, however, the cameras seemed to have a much more threatening presence, invading his personal sphere. It seemed to him as if they had been installed personally for him, it was a great nuisance to pass them by.

The 15 minutes of waiting for the next subway was typical again. He counted the remaining cigarettes in the box with mockery. The minutes crawled past him like slow motion, seemed to stick to him and to stretch his lazy thoughts, wandering through past and future. "What future?", he asked cynically. He noticed that no one was there to answer his question and acted as if he had never asked it. He stared into the void and tried not to think at all.

The hissing of the rolling train tore him out of his trance. Robotically, he entered the vehicle and dropped his tired body onto a worn-through upholstery. To his amazement - and he was rarely amazed - he was completely alone here as well, he was the only passenger in the entire compartment. "Is today Sunday already?", he asked himself in his mind and came to the conclusion "No". In the end he was happy about it, the presence of other humanoid beings made him, as already mentioned, kind of nervous. After all, in today's world you never know exactly what shady characters are floating around in this area. In the media, which he only consumed by chance and casually, one heard terrible things all the time, especially the groups of young southern men frightened him. He would not necessarily call himself a right-wing, he had barely any actual political opinion if asked, apart from a few nutty conspiracy theories and ideology mismatches. Just like it's common these days.

At some point he had come to the conclusion that all parties and groups were actually against him and had stopped thinking about it - not that his thoughts had penetrated to a deeper level of world affairs at some point, they always remained on the shallow babble that a talk show master could still expect of his disgruntled audience without the ratings dropping.

His dull mind shruggingly accepted the empty compartment, and quickly lost itself again in the gloomy swamp of his internal decay. He thought back to the conversation he had had with his ex-girlfriend ages ago. They were sitting in a third-class restaurant, and she confronted him about their common future, which was the last non-business conversation he had had with a female representative of his species. When he repented remorsefully of being one disappointment, she commented,"Yes, that's you." and pulled away without looking at him again.

The calmness and coldness with which she manoeuvred her beautifully shaped body through the restaurant door had then burned itself into his mind like a crown of thorns. A picture that would probably plague him until the end of his days, it was the first thing he used to think about after waking up.

The subway stopped abruptly in the tunnel. A penetrating loudspeaker sound brought him back to the reality of consensus. "Dear passengers, due to ongoing construction work, we cannot continue along the usual route, but have to take a detour, we ask for your understanding and wish you an eventful night." The word "eventfully" echoed for a few seconds through the neural network in Frank's skull. It all seemed strange to him somehow.

A ride through the darkness of the subway shafts followed, and Frank noticed the rank smell of his worn sports shoes. He only had this one pair, but he was still embarrassed when he noticed it.

Some time later they reached the final station. Frank got out of the train, he couldn't see a soul at the train station either. Not even a stray dove, a couple of rats fighting for a discarded piece of pizza, or a homeless person who had set up their dreary night camp were to be seen. And where was the security staff? A little worried, Frank crept to the top of the train. The driver had disappeared as well. Frank was forsaken at a subway station completely unknown to him. He could not find a station name anywhere either, which made him a little surprised despite his character-related apathy. What part of town was he in anyway? He wasn't sure. Apart from the buzzing of a low-pressure fluorescent tube, which underlined his nervous discomfort with arrhythmic blinking, it was silent. Too quiet for Frank's taste. To calm his nerves, Frank grabbed the cigarette box in his left pocket. It calmed him down as his groping fingers touched the small cardboard box. He pulled out the pack and fished out a cig. Indifference overcame him, or was it the long-forgotten flame of rebellion that led him to lead the cigarette to his mouth and light it, despite the ban on smoking? He inhaled deeply, which at least calmed him down for a moment.

He had never been here before and he had no idea where he was. Carefully, in order not to break the eerie silence, he hurried to the nearest escalator, which of course once again refused to serve. Frank's mood tipped from one second to the next, and he stomped grumblingly towards the surface, ignoring any caution.
"You wonder where you are" was the wording of a graffiti he ran past. It was true, and he started to feel uncomfortable again, it didn't want to appear to him as coincidental as the rest of his rational mind would have liked to evaluate it.
Arriving at the top, he noticed that the streets were deserted as well, and there was something in the air that was drilling through his phlegm like a spear of diamond, although he could neither locate nor name it. This was an area like any other, only more empty, neglected. The same houses and streets as anywhere in the city, in any area. Except this wasn't an area he knew. An electric tingling overflowed him.

There, another damn security camera.

Did it just move? It stared at him, had him focused. He felt a movement in his plumbing. He had read once that death row candidates were often getting an erection out of fear. His cock was hard as a rock, but his knees felt like jelly.

He resisted the urge to just run. He began to walk in some direction, his steps were followed by the camera. He thought he heard the buzzing of the electronics.

Here and there, the penetrating light of a neon sign was shining, the sun had disappeared behind the horizon, people were still not visible. Or audible. Not even a car passed him. No birds. Nothing but the echo of his own steps. He observed his painstakingly opressed panic, although he was astonished by the irrationality of his flight reflex. Was it a horror trip that was triggered by his permanent pep consumption? Classic paranoia? To answer this question, his adrenal gland released an additional surge of adrenaline into the bloodstream. His bio-survival circuit was instantly activated, which made its presense felt in his consciousness through the thought of just driving home and spending the evening on a cheap action film with the most authentic and abundant representation of violence possible. He probably would have done this even if his gaze hadn't suddenly been attracted by a red glowing sign with the inscription "Thud-Inn", almost hypnotically. He heard noises coming from within, and suddenly this place seemed to promise life. Or at least something like normality. He didn't know the store, but his desire to finally have company, even from silent strangers, and his desire to take a seat somewhere and fight his lousy mood with plenty of ethanol, outweighed. "They're probably going to pour beer there," he said to himself and entered the pub.


He let his gaze wander through the locality, except for him and the bartender, there were only a handful of people here. None of the faces he could see in the dim light of twilight seemed familiar to him. But the thick clouds of smoke that hung in the air did not show much, anyway. The plumes of haze were a very good sign, however, as it signalled to him that he had caught one of the few venues where smoking was still allowed. He didn't put any value on going outside on this strange evening. Apart from that, the ambience was rather dull. A long and worn bar counter with a few worn-out bar stools in front of it. The wall behind it was covered with smudged mirrors, in front of which, in a dusty glass shelf, a collection of hard but not necessarily costly liquors was built up. There were six to seven more tables and a corner with dark and mucky leather sofas, over which a 55 inch flat screen was mounted. Some soccer game was broadcast, an overweight man hung in one of the armchairs and followed the events on the screen as if he was hypnotized, while he dumped liters of beer into himself and swallowed handwise potato chips.
In front of the entrance to the toilet stood two men, one of them wore a long faux leather coat and, despite the sparse light conditions, sunglasses. He rummaged around his pocket, the man facing Frank looked at him in a mixture of nervousness and tension. Frank knew that he could fill up his amphetamine stockpile at this place without any major problems if necessary - and this would presumably occur quickly. The other people present seemed just as apathetic and ordinary as he was. Even the rubber fig standing in a tub in the corner and probably not having seen water for at least five weeks could hardly cheer up the desolate atmosphere. Anyway, Frank was among people providing background noise again.
In the back of the corner there were some old-fashioned gaming machines, which gave the impression that they should have been shelved years ago. But apparently they still worked well enough to be able to pull the hard-earned money out of the pockets of customers. In the end, however, he wasn't very interested in all this. His only interest was the quickest possible consumption of hard liquor, in whose arms he wanted to forget this lousy evening, crowning an equally lousy week.

With a determination that was unusual for his natural disposition, he approached the bar and dropped onto one of the stools. His gaze fell on a detail that he had apparently missed. In midst of the bottles of liquor there was the strange logo saying "Thud-Inn" again, a truly peculiar name with which he simply could not understand anything. The bartender, who was still preoccupied with the symbolic rather than effective cleansing of some glasses, looked up to him and glanced at him from cloudy eyes: "Yes?
"A double Barcadi-Cola with no ice," Frank grumbled back. When he finally held the glass in his hands, a slight relaxation finally set in. Two drinks later he even forgot about his discontent and the strange journey. He enjoyed the effect of alcohol, which paralyzed all the higher functions of his nervous system, smoked one cigarrette after the other and listened thoughtlessly to the music. From the moderately qualitative sound system,"Knocking on Heaven's Door" in the version of Guns and Roses, one of his favourite songs, resounded.

"Do you have a light for me?" A gentle and at the same time miraculously haunting female voice tore him out of his intoxication. He had never heard such a voice before - of course, women always made Frank nervous, but it seemed to make every cell of his body, even every single atom, dance. Pure ecstasy flashed through his entire being. He needed what felt like an eternity until his language centre was able to produce rudimentary sentences again. It took about the same subjective period of time to send the corresponding signals to his articulating apparatus and convert them into sounds. "Hey, you got a light?", the woman's voice sounded again. This time she seemed to come straight from the center of his skull. "Have I finally lost my mind now?" Frank was paralyzed, under great effort he managed to turn his head to the left, grabbing his scratched fuel lighter out of the pocket of his jeans and to respond with a simple "Yes, here!"
His gaze fell on a graceful lady with flowing red hair, which seemed to move gently and as if by magic. She wore a white peplos with a golden border lined with swirls reminiscent of galaxies. Around her neck a golden amulet in the form of an apple hung on an equally golden necklace. Her facial features were as immaculate as an elf's, and her whole body seemed to be surrounded by an aura of flickering energy in all the colours of the rainbow. On her upper arm there was a tattoo in the form of an eight-pointed star, which seemed to glow of its own accord. The flow of time ran dry, and around Frank and the lady everything seemed to be frozen. Before Frank looked the mysterious lady in the eye, he lit her cigarette with the mindless assurance of a robot. "Thank you, Frank," said the voice. Then their eyes met and he looked directly into hers. It seemed to him as if his spirit was racing at superluminal speed through a myriad of universes at the same time.
The space-time continuum disintegrated into an endless vortex of fractals in psychedelic colours.

This intensity was just too much for him.

He didn't hold her gaze any longer and looked down. He did not know what kind of creature he was facing, it definitely wasn't a human being, and he did not believe in fairies, angels or even gods. He had to collect himself, needed some distance - jerkily and wordlessly, he jolted up, and while behind him the bar stool fell over, he searched feverishly for the toilet to snort a line of speed. But actually he wanted to hide from himself and the world once again. The eyes of the others, that was hell. His personal hell.

He scurried down the hallway to the toilet and locked himself in the cabin. With shaky hand he picked up his bag and prepared a line on the edge of the lid with his credit card. It was way too big. Whatever. He rolled a five-euro bill and pulled the filthy stuff into his nose with a single powerful snort. The intensity of the high dose caused him to bang his back of the head against the toilet door.

His cabin neighbor came across a loud "Hey!", Frank mumbled an apology and staggered out into the open air.

He found his way back to the bar, but the beauty had disappeared as suddenly as she had emerged. In front of the bar stool, which was still tilted over, there was a pair of sunglasses with orange lenses shimmering in purple, next to it was a handwritten note: "FNORD". Frank turned it around. That's all it said. What was that supposed to mean? The waiter grumbled, "Your drink's been paid for."


Frank let his gaze wander through the locality, it was still the same crowd here.

The impression of unfamiliarity didn't want to give way when he put on his glasses. But this was such an understatement that it was a lie.

Because the truth hit like a blow. The creatures he saw in the pub were not human beings.

He tore his glasses off his head, and everything was back to normal. He put them back on and he could see them again.

The demons.

There are known knowns. For instance I know what my name is. There are known unknowns. For instance Frank knows that he doesn't know the day he dies. And there are unknown unknowns. For instance these demons which Frank saw through those glasses. He didn't know that he didn't know anything about demons, before he put the glasses on the first time. And: There are unknown knowns. These are our subconciousness, storing information we don't know we can access. Looking at those demons, suddenly it felt like he actually knew them in contradiction to the previous claim they are unknown unknowns!

The fat guy in front of the TV was now fused with the beer bottle and the remote control - yes, the whole armchair seemed to belong to his body, the backrest stretched under breath and the armchair feet moved! On his fine rib breast, crisp crumbs seemed to grow. He called the being "Bobat", Demon of Sloth.

Even more gruesome was the figure on television, a hybrid of model, mouse, hyena and something that wasn't from this world. The forearms had a bizarre structure, protruding down to the ground in spite of the errect posture of the humanoid being, and being tapered like spears. He called the creature "Ickybatch", Demon of Media-induced Stupidity.

Bobat and Ickybatch seemed to be united in a more sinister symbiosis, and Frank did not think it could get any worse when he noticed that there was a kind of puddle in the room that seemed to come from the toilet.

It was a disgusting, slimy and amorphous heap, spiked with countless injections filled with various drugs, also burning cigarettes and crack pipes. With his seven mouths he ate everything he got into his greasy tentacles, whether it was cigarette butts, glass splinters, leftovers of food or other rubbish lying at the bottom of the pub. With his seven nostrils, he continuously snorted any powdery drug known and unknown to man, inhaling nasal snuffles and solvents. But he was not as lethargic as Bobat, because in his eyes the sick and possessed fire of a junkie was burning, and he moved purposefully to the place where Frank was sitting. His only instinct seemed to be "More, more, more, more and more", his body was covered with ulcers and spots reminiscent of dollar, yen and euro signs. He wore a wedding ring on each of the seven tentacles except one. Frank suddenly knew:"The one who is taken into possession of Depenthanos, also called Maw, is an absolute slave driven by the pressure of addiction and willing to do anything to stop it. Depenthanos is extremely dangerous and leads his victims sometimes slower, sometimes faster, but ultimately very singlemindedly to the afterlife, as he is almost insatiable."

Frank jumped up from the bar stool again. Begging, fleeing or fighting, what should he do? Another figure stood next to him, who seemed not to change, whether Frank looked through the glasses or not. A middle-aged man, whose eyes seemed to be shining with silent wisdom, smoked his pipe with relish. He didn't seem to be concerned about any of this. He was wrapped in dense smoke and Mary Jane's sweet scent was in the air. He was wearing a kind of naval uniform embroidered with the name "Cpt. Bucky Saia" in big letters. He turned to Frank and looked at him him for a moment warningly. From the strange iron mask that covered the lower half of his face, reminiscent of bare human jaws, the words,"If I were you, I'd run, bub." Then he began to laugh.

This idea immediately made sense to Frank, he ran off, ran as fast as he had never run before in his life. But Depenthanos had noticed him and resolutely pursued him. Frank tore open the door in full swing - and pissed his pants without even stopping to run. In front of the pub, there was a huge monstrosity facing him, the Guardian With a Thousand Eyes, the very same beast that had soaked him in cold sweat for the past few weeks, costing him several hours of sleep and probably days of his life as well. It was the very same beast as in his dreams, littered with eyes and cameras and things that were both. Eyeballs, facet eyes, lenses and sensors stared at him and every look was as sharp and penetrating as a dagger. He would almost have been frozen in the run out of fear, but other, similarly primeval instincts drove him on and tried to save him.

In deepest distress, Frank launched into a flying role, which he had learned in his youth in Judo classes and, surprisingly, still seemed to master. He slipped almost elegantly between the Guardian's spindly legs, closely followed by Depenthanos, who plunged blindly into rage at the massive body of the Guardian.

The struggle released energies that distorted space-time. A powerful, screeching silence that he had never heard before almost shattered his eardrum as well as what remained of his conscious mind. The earth trembled, it was simultaneously hot and cold and a deep black light, or whatever it was, illuminated the event while Frank cast a glaringly bright shadow.

Frank broke away from the grotesque spectacle with greates effort and ran through the dark streets until his lungs burned, glowing needles seemed to stab him in the side, and he was on the verge of collapse. He didn't know how much time had passed, and he didn't dare to turn around even once during his escape. But now he took a look. He couldn't see anything threatening. The only things he heard were his own heartbeat and the rushing sound of blood in his ears. For a moment he stared into the dark of the night, stunned: "What the hell was that?" the voice of his reason sounded in his mind. "The cameras, that thing can probably still see me!" his survival instinct was yelling. His bio-computer reactivated the flight system. He had to hide somewhere - he was too exhausted to run away.
He looked around for a short while and luckily found what he was looking for. There are few situations where a public toilet seems like a safe harbour, this was one of them! He entered the tiled room and made sure that he had locked the door behind him. The pungent smell of old urine rose into his nose, but he should be protected from digital observers after all. At least he hoped so. He headed for the sink, took off his glasses and threw some hands of the cold tap water into his face. He paused for a moment. Then he looked up, greasy mirrors. "FNORD" was written there. His knees became as soft as pudding again, but still he put his glasses back on and looked directly into the eyes of his reflection. But there was no reflection. He only saw the sunglasses. No body, no toilet, just these fucking sunglasses and the reflection of a reflection of a reflection. A mirror that looked at itself in another mirror? An infinite loop? The separation between Frank and his environment collapsed apruptly, if it had ever really existed. He was the demons - the demons were him.
Frank reacted like any even barely conscious, semi-intelligent creature in such a situation would - with an uncontrolled attack of cosmic laughter. His laughter merged orgiastically with the laughter of the mysterious Lady from the pub. The laughter of Eris. Shortly afterwards he attained enlightenment.

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With Discordian greetings from Action 23,

Brother Kr!S-the-highly-elevated-strongly-illuminated-and-slightly-fogged & Fehlgeleitet & His Quasaric Sphericity the Lord Bwana Honolulu, Janitor of Aktion 23

Based on demonological research by Cpt. Bucky Stardancer "Saia"

Hail Eris!! All hail Discordia!!!

Re: Thud-Inn

Verfasst: 24. Oktober 2017, 12:00
von Bwana Honolulu
Hab' mal die Pads verlinkt.

Re: Thud-Inn

Verfasst: 28. November 2017, 17:33
von fehlgeleitet
Deutsche Version für Bucky. Ist aber nicht ganz aktuell, die englische ist um ein paar Sätze erweitert. aber ist 98,5% der Story
http://aktion23.userboard.org/neues-sch ... t1135.html
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Thud-Inn

Frank nahm den letzten Schluck seines lauwarmen Bieres. Mit einem Knurren zog er seine abgeranzte Lederjacke an, band sich die ausgelatschten Schuhe und verließ sein Einzimmerappartement im Kellergeschoß eines Großstadtmenschensilos.

Er konnte seine finsteren Träume der letzten Wochen einfach nicht vergessen. Er errinerte sich verschwommen an eine Art gestaltloses Ungetüm, das versuchte, alles zu kontrollieren und alles sah. Er nannte dieses Wesen den Wächter mit den tausend Augen. Manchmal war es ihm so, als würden wir einschlafen, weil wir die Wirklichkeit nicht mehr ertragen und aufwachen, weil der Traum eine zu große Bürde darstellte. Und dann die Blicke der Anderen, er fürchtete sich bereits sein ganzes Leben vor ihnen. Allein beobachtet zu werden verursachte in ihm eine solch unangenehme Anspannung, dass es einer leisen Folter glich. Jeder Blick schien ihm eines weiteren kleinen Stückchen seiner Seele zu berauben. Falls er so etwas überhaupt noch besaß oder je besessen hatte.

Seine Stimmung war unterirdisch, daran änderten auch die etwa 2,35 Liter Bier die er in der letzten 23 Minuten gestürzt hatte erschreckend wenig. Auch die gewöhnliche Dosis Speed wollten ihn nicht in die erwartete Hochstimmung versetzen.

Es war Samstag Abend, seine Woche war geschwängert von Eintönigkeit und Schikane. Zum fünften Mal in Folge mußte er zum Wohle der Firma - er arbeitete Im Lager eines weltweit agierenden Konzerns - Überstunden kloppen. Er hasste seinen Job und hätte ihn vermutlich schon vor Jahren an den Nagel gehängt. Allerdings sahen seine Perspektiven nicht sonderlich rosig aus und er legte keinen gesonderten Wert darauf, von der Zentralbehörde für Arbeitskraftmanagement und Beschäftigungsverwaltung mit irgendwelchen noch erniedrigenderen und schlechter bezahlten Arbeitsmaßnahmen geknechtet zu werden.

Für gewöhnlich verschaffte ihm ein Spektrum von Uppers und Downers zumindeset einen temporären Ausgleich, aber nicht in diesem Herbst. Es war kälter finsterer und irgendwie auch nebeliger als die letzten Jahre um die gleiche Zeit.

Er verließ seine Wohnung vor der Dämmerung und betrat sie erst dann wieder, wenn die Sonne ihre letzten gnädigen Strahlen bereits gespendet hatte.

Resigniert hatte er schon lange, auch mit seiner Einsamkeit hatte er sich bereits abgefunden. Unterhalb der Woche verschaffte ihm das belanglose Flimmern des Fernsehens das Gefühl einer zumindest rudimentären sozialen Anbindung. Aber am Wochenende wollte er etwas erleben. Er klappte den Kragen seiner Lederjacke provokant nach oben, um etwas gefährlicher und draufgängerischer zu wirken, als er ohnehin schon sein wollte.

"Man kann ja nie wissen" grummelte er in seinen Drei-Tage Bart, "vielleicht treffe ich ja heute die Richtige oder es passiert sonst irgendwie was", insgeheim hatte er die Hoffnung schon seit über 10 Jahren aufgegeben. Das Deo, welches die Dusche ersetzen sollte, versagte schon nach kürzester Zeit den Dienst. Ein männlicher Zug aus seinem Flachmann tröstete ihn über die aufkeimende Melancholie hinweg, die einzige Frucht, die in seiner sozialen Wüste wuchs. Er fühlte wenig. (und dieses Wenige war nicht mal besonders angenehm.)

Mit gekünstleter Lässigkeit steckte er sich eine Zigarette an und trottete zur nahegelegenen U-Bahn-Station. Den beginnenden, leichten Nieselregen begrüßte er mit einem beifläufigen Knurren, die Scheinwerfer der passierenden Autos zogen wie durch Milchglasfenster an seiner Netzhaut vorbei.

Dass er auf weniger als fünfhundert Metern an etwa 23 hightech Videoüberwachungskammeras vorbei ging, welche jede seiner Bewegungen detailgenau registierten, tangierte ihn normalerweise nicht. Diesmal jedoch schienen die Kameras eine viel bedrohliche Präsenz zu haben, in seine persönliche Sphäre einzudringen. Es schien ihm , als habe man sie für ihn persönlich installiert, es war ihm ein großes Unbehangen, einfach an ihnen vorbeizugehen.

Die 15 Minuten Wartezeit für die nächste U-Bahn waren mal wieder typisch. Mürrisch zählte er die verbliebenen Zigaretten in der Schachtel. Die Minuten trieften zäh an ihm vorbei wie in Zeitlupe, schienen an ihm kleben zu bleiben und sich in die Länge zu ziehen, seine trägen Gedanken durchstreiften Vergangenheit und Zukunft. "Was für eine Zukunft?", fragte er sich zynisch. Er bemerkte, dass niemand da war, um seine Frage zu beantworten und tat so, als hätte er sie niemals gestellt. Er starrte ins Leere und versuchte, gar nichts zu denken.

Das Fauchen der anrollenden Bahn riß ihn aus seiner Trance. Roboterhaft betrat er das Fahrzeug und ließ seinen müden Körper auf ein abgesessenes Polster fallen. Zu seinem Erstaunen - und er war selten erstaunt - war er auch hier komplett alleine, er war der einzige Fahrgast im gesamten Abteil. "Ist heute schon Sonntag?", fragte er sich im Geiste und kam zum Ergebnis "nein". Letztlich war er froh darüber, die Anwesenheit anderer humanodier Wesen machte ihn wie bereits erwähnt irgendwie nervös. In der heutigen Zeit kann man ja schließlich nie genau wissen, welch zwielichtige Gestalten sich in dieser Gegend herumtrieben. In den Medien, die er höchstens zufällig und eher beiläufig konsumierte, hörte man fortwährend Schreckliches, besonders die Gruppen junger, südländischer Männer machten ihm Angst. Dabei würde er sich nicht unbedingt als politisch rechts bezeichnen, er hatte eigentlich kaum eine politische Meinung, wenn man ihn danach gefragt hätte, von ein paar diffusen Verschwörungstheorien und Ideologieversatzstücken abgesehen. So, wie es heutzutage eben üblich ist.

Er war irgendwann zu dem Ergebniss gekommen, dass alle Parteien und Gruppierungen eigentlich gegen ihn waren und hatte aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen - nicht dass seine Gedanken irgendwann einmal zu einer tieferen Ebene des Weltgeschehens vorgedrungen waren, sie verblieben stets auf dem seichten Geplätscher, dass ein Talkshowmaster noch gerade seinem derangierten Publikum zumuten kann, ohne dass die Einschaltquoten sinken.

Sein dumpfer Geist akzeptierte achselzuckend das leere Abteil, und verlor sich rasch wieder im trübsinnigen Sumpf seiner innerlichen Verwesung. Er dachte zurück an das Gespräch, das er vor Ewigkeiten mit seiner Exfreundin geführt hatte. Sie saßen in einem drittklassigen Restaurant, und sie stellte ihn bezüglich ihrer gemeinsamen Zukunft zur Rede, das war im übrigen das letzte nicht-geschäftliche Gespräch, das er mit einem weiblichen Vertreterin seiner Spezies geführt hatte. Als er reumütig bekannte, eine einzige Enttäuschung zu sein, kommentierte sie das mit "Ja, das bist du." und zog, ohne ihn noch einmal anzusehen, von dannen.

Die Abgeklärtheit und Kälte, mit der sie ihren formschönen Körper durch die Restauranttür manövrierte, hatte sich damals wie eine Dornenkrone in seinen Geist eingebrannt. Ein Bild, dass ihn vermutlich bis an das Ende seiner Tage plagen würde, es war das erste ,an das er nach dem Aufwachen zu denken pflegte.

Ruckartig hielt die U-Bahn im Tunnel. Ein penetranter Lautsprecherton beförderte ihn schlagartig in die Konsensrealität zurück. "Sehr geehrter Fahrgäste, aufgrund von andauernden Bauarbeiten können wir den gewohnten Weg nicht fortsetzen, sondern müssen eine Umleitung fahren, wir bitten Sie vielmals um Verständnis und wünschen Ihnen weiterhin eine ereignisvolle Nacht." Das Wort ereignisvoll hallte noch einige Sekunden durch das neuronale Netzwerk in Franks Schädel. Irgendwie kam ihm das alles doch seltsam vor.

Es folgte eine Fahrt durch die Dunkelheit der U-Bahnschächte, und Frank bemerkte das Müffeln seiner abgetragenen Sportschuhe. Er hatte nur dieses eine Paar, doch es war ihm trotzdem immer wieder peinlich, wenn er es bemerkte.

Einige Zeit später erreichten sie die Endstation. Frank stieg aus, auch an der Bahnstation konnte er keine Menschenseele ausmachen. Nichtmal eine verirrte Taube, ein paar Ratten, die um ein weggeworfenes Stück Pizza kämpften oder ein Obdachloser, der sich sein tristes Nachtlager eingerichtet hatte, waren zu sehn. Und wo war das Sicherheitspersonal? Ein wenig beunruhigt schlich Frank zur Spitze der Bahn. Auch der Fahrer war verschwunden. Frank war mutter-und-vaterseelenallein, an einer ihm völlig unbekannten U-Bahnstation. Einen Stationsnamen konnte er ebenfalls nirgendwo entdecken, was ihn trotz seiner charakterlich bedingten Apathie ein wenig stutzig machte. In welchem Teil der Stadt war er überhaupt? Er war sich nicht sicher. Außer dem bemühten Surren einer Niederdruckleuchtstoffröhre, die sein nervöses Unbehangen durch arythmisches Blinken noch unterstrich war es still. Zu still für Franks Geschmack. Um seine Nerven zu beruhigen, griff Frank nach der Zigarettenschachtel in seiner linken Jackentasche. Es beruhigte ihn, als seine tastenden Finger den kleinen Pappkarton berühtert. Er zückte die Packung und fischte einen Glimmstengel heraus. Gleichgültigkeit überkam ihn, oder war es doch die längst erloschen geglaubte Flamme der Rebellion, die ihn dazu brachte, trotz des Rauchverbotes die Kippe zum Mund zu führen und anzustecken? Er inhalierte tief, was ihn zumindest für einen Moment beruhigte.

Hier war er noch nie gewesen und er hatte keinen blassen Schimmer, wo er sich befand. Vorsichtig, um die unheimliche Stille nicht zu durchbrechen, huschte er zu der nächstgelegenen Rolltreppe, die natürlich wieder einmal ihren Dienst verweigerte. Franks Stimmung kippte von einer Sekunde auf die andere, und er stapfte grummelnd und jede Vorsicht außer acht lassend an die Oberfläche.
"Du fragst dich, wo du hier bist", war der Wortlaut eines Graffitis, an dem er vorbeilief. Es stimmte, und er begann sich erneut Unwohl zu fühlen, es wollte ihm nicht so zufällig erscheinen, wie der Rest seines rationalen Verstandes es gerne bewertet hätte.
Oben angekommen, bemerkte er, dass die Straßen ebenfalls menschenleer waren, und es lag Etwas in der Luft, das sich durch sein Phlegma bohrte wie ein Speer aus Diamant, obgleich er es weder lokalisieren noch benennen konnte. Das hier war eine Gegend wie jede andere, nur leerer, verwahrlost. Die gleichen Häuser und Straßen wie überall in der Stadt, in jeder beliebigen Gegend. Nur war dies keine Gegend, die er kannte. Ein elektrisches Kribbeln überströmte ihn.

Da, wieder so eine verdammte Überwachungskamera.

Hat sie sich bewegt? Sie starrte ihn an, hatte ihn fokussiert. Sein bestes Stück reagierte vor Schrecken. Er hatte mal gelesen, dass Todeskandidaten oft vor Angst eine Erektion bekamen. Sein Schwanz war bretthart, aber seine Knie fühlten sich an wie Aspik.

Er widerstand dem Drang, einfach loszulaufen. Er begann in irgendeine Richtung zu gehen, seine Schritte wurden von der Kamera verfolgt. Er meinte, das Surren der Elektronik zu hören.

Hier und dort erstrahlte das penetrante Licht einer Leuchtreklame, die Sonne war inzwischen hinter dem Horizont verschunden, Menschen waren immer noch keine zu sehen. Oder zu hören. Nicht einmal ein Auto fuhr an ihm vorbei. Keine Vögel. Nur das Echo seiner eigenen Schritte. Er beobachtete seine mühevoll unterdrückte Panik, obgleich ihm die Irrationalität seines Fluchtreflexes in Erstaunen versetzte. War es ein Horrortrip, der durch seinen regen Amphedauerkonsum ausgelöst wurde? Klassische Paranoia? Zur Beantwortung dieser Frage setzte seine Nebenniere einen zusätzlichen Schub Adrenalin in die Blutbahn frei. Sein Bio-Überlebens-Schaltkreis wurde sofort aktiviert, was sich in seinem Bewusstsein durch den den Gedanken, einfach nach hause zu fahren und den Abend bei einem billigen Actionfilm mit möglichst authentischer und reichlicher Darstellung von Gewalt zu verbringen, bemerkbar machte. Vermutlich hätte er dies sogar getan, wenn sein Blick nicht plötzlich von einem rotleuchtenden Schild mit der Aufschrift "Thud-Inn" wie hypnotisch angezogen worden wäre. Er hörte Geräusche aus dem inneren, und plötzlich schien dieser Ort Leben zu verheissen. Oder zumindest so etwas wie Normalität. Er kannte den Laden nicht, aber sein Bedürfnis, endlich Gesellschaft zu haben, selbst von schweigenden Unbekannten, und sein Wunsch, irgendwo Platz zu nehmen und seine miese Stimmung mit reichlich Ethanol zu bekämpfen, überwogen. "Bier werden sie da ja wohl noch ausschenken", sagte er zu sich selbst und betrat die Bar.


Er ließ seinen Blick durch die Lokalität schweifen, außer ihm und dem Barkeeper waren nur eine Hand voll Menschen hier. Von den Gesichtern, die er im schwachen Dämmerlicht erkennen konnte, kam ihm keines bekannt vor. Aber durch die dicken Rauchschwaden, welche in der Luft hingen, war ohnehin nicht allzu viel zu erkennen. Die Dunstglocke war allerdings ein sehr gutes Zeichen, denn sie signalisierte ihm, dass er eine der wenigen Lokale erwischt hatte, in denen das Rauchen noch gestattet war. Auf einen weiteren Gang vor die Tür legte er an diesem seltsamen Abend absolut keinen wert. Ansonsten war das Ambiente ziemlich trist. Ein langer und abgenutzter Tresen, mit einigen durchgesessenen Barhockern davor. Die Wand dahinter war mit verschmierten Spiegeln bedeckt, vor denen in einem staubigen Glasregal an ganzes Sammelsurium harter, aber nicht unbedingt edler Spirituosen aufgebaut war. Es gab noch sechs bis sieben weitere Tische und eine Ecke mit dunklen und siffigen Ledersofas, über denen ein 55 Zoll Flachbildschirm montiert war. Irgendein Fußballspiel wurde übertragen, ein übergewichtiger Mann hing in einem der Sessel und verfolgte das Geschehen auf dem Bildschirm wie hypnotisiert, während er literweise Bier in sich hinein kippte und händeweise Kartoffelchips verschlang.
Vor dem Eingang zur Toilette standen zwei Männer, einer trug einen langen Kunstledermantel und trotz der spärlichen Lichtverhältnisse eine Sonnenbrille. Er kramte in seiner Tasche, der ihm gegenüberstehende Mann sah ihn in einer Mischung aus Nervosität und Anspannung an. Frank war klar, dass er an dieser Stelle seinen Amphetaminvorrat bei Bedarf - und dieser würde sich vermutlich schnell einstellen - ohne größere Probleme auffüllen konnte. Die anderen Anwesenden wirkten ebenso apathisch und gewöhnlich wie er. Auch der Gummibaum der in einem Kübel in der Ecke stand und vermutlich seit mindestens fünf Wochen kein Wasser gesehen hatte, konnte die trostlose Atmosphäre nur schwerlich aufmuntern. Trotzdem, Frank war immerhin wieder unter Menschen, die Hintergrundrauschen beisteuerten.
In der hintersten Ecke standen einige altertümliche Spieleautomaten, die den Anschein erweckten, dass sie schon vor Jahren hätten ausrangiert werden müssen. Scheinbar funktionierten sie aber noch gut genung, um bereitwiller Kundschaft das sauerverdiente Geld aus der Tasche zu ziehen. Letztlich interessierte ihn das alles aber herzlich wenig. Sein einziges Interesse galt der möglichst zügigen Aufnahme von Hochprozentigem, in dessen Armen er diesen miesen Abend, der eine ebenfalls miese Woche krönte, vergessen wollte.

Mit einer für sein Naturell ungewohnten Zielstrebigkeit ging auf die Bar zu und ließ sich auf einen der Hocker fallen. Sein Blick fiel auf ein Detail, welches ihm bisher scheinbar entgangen war. Mitten zwischen den Schnapsflaschen war in der seltsame Schriftzug "Thud-Inn" zu erkennen, ein wahrhaft eigenartiger Name, mit dem er einfach nichts anfangen konnte. Der Barkeeper, der gerade noch geistesabwesend mit der eher symbolischen als effektiven Reinungung einiger Gläser beschäftigt war, sah zu ihm auf und blickte ihn aus trüben Augen an: "Ja?!"
"Einen doppelten Barcadi-Cola ohne Eis", grummelte Frank zurück. Als er endlich das Glas in den Händen hielt, setzte endlich eine leichte Entspannung ein. Zwei Drinks später hatte er sogar sein Unbehangen und die seltsame Anreise vergessen. Er genoss die Wirkung des Alkohols, welches alle höheren Funktionen seines Nervensystems lahmlegte, rauchte eine Zigarrette nach der anderen und lauschte gedankenverloren der Musik. Aus der mäßig qualitativen Soundanlage erklang "Knocking on Heaven's Door" in der Version von Guns and Roses, einer seiner Lieblingssongs.

"Hast du mal Feuer für mich?", riss ihn eine sanfte und gleichzeitig wundersam eindringliche Frauenstimme aus seinem Rausch. Eine solche Stimme hatte er noch nie gehört - klar, Frauen machten Frank immer nervös, aber diese schien jede Zelle seines Körpers, ja sogar jedes einzelne Atom zum Tanzen zu bringen. Pure Ekstase durchzuckte sein gesamtes Wesen. Er brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis sein Sprachzentrum wieder in der Lage war, rudimentäre Sätze zu produzieren. Etwa die gleiche subjektive Zeitspanne benötigte es, um die entsprechenden Signale an seinen Artikulationsapparat zu senden und dort in Laute umzuwandeln. "Hey, hast du Feuer?", erklang die Frauenstimme erneut. Diesmal schien sie direkt aus dem Zentrum seines Schädels zu kommen. "Habe ich jetzt entgültig den Verstand verloren?" Frank war wie paralysiert, unter größter Anstrengung gelang es ihm, seinen Kopf nach links zu drehen, sein verkratztes Benzinfeuerzeug aus der Tasche seiner Jeans zu kramen und mit einem schlichten: "Ja, hier!" zu antworten.
Sein Blick fiel auf eine zierliche Lady mit wallendem roten Haar, das sich sanft und wie von Geisterhand zu bewegen schien. Sie trug einen weißen Peplos mit einer golden Borte, die von Wirbeln, die entfernt an Galaxien erinnerten, gesäumt war. Um ihren Hals hing an einer goldenen Kette ein ebenfalls goldenes Amulett in Form eines Apfels. Ihre Gesichtszüge waren makellos wie die einer Elfe, und ihr ganzer Körper schien von einer Aura aus flimmernder Energie in allen Farben des Regenbogens umgeben. Auf ihrem Oberarm befand sich eine Tättowierung in Form eines achtstrahliger Sterns, der von selbst zu leuchten schien. Der Fluss der Zeit war versiegt, und um Frank und die Lady herum wirkte alles wie erstarrt. Bevor Frank der mysteriösen Dame in die Augen sah, zündete mit der geistlosen Sicherheit eines Roboters er ihre Zigarette an. "Danke, Frank", sagte die Stimme. Dann trafen sich ihre Blicke und er blickte ihr direkt in die Augen. Es schien ihm, als würde sein Geist mit Überlichtgeschwindigkeit durch eine Myriaden von Universen gleichzeitig rasen.
Das Raumzeitkontinuum zerbarst in einem endlosen Strudel aus Fraktalen in psychedelischen Farben.

Diese Intensität war einfach zuviel für ihn.

Er hielt ihrem Blick nicht länger stand und schaute zu Boden. Er wusste nicht, was für einem Wesen er gegenüber saß, ein Mensch war es defintiv nicht und an Feen, Engel oder gar Götter glaubte er nicht. Er musste sich sammeln, brauchte Abstand - ruckartig und wortlos sprang er auf und während hinter ihm der Barhocker umfiel, suchte er fieberhaft das Klo, um noch eine Line zu ziehen. Aber eigentlich wollte er sich wiedereinmal vor sich selbst und der Welt verkriechen. Die Augen der anderen, das war die Hölle. Seine persönliche Hölle.

Er hastete den Flur zum Klo herunter und schloß sich in die Kabine ein. Mit zittriger Hand kramte er seinen Beutel hervor und bereitete mit der Kreditkarte eine Line auf dem Deckelrand. Sie war viel zu groß. Egal. Er rollte einen Fünf-Euro-Schein und zog sich das Dreckszeug mit einem einzigen, kräftigen Zug in die Nase. Die Intensität der hohen Dosis veranlaßte ihn dazu, mit dem Hinterkopf gegen die Klotür zu knallen.

Sein Kabinennachbar stieß ein lautes "Hey!" aus, Frank murmelte eine Entschuldigung und torkelte ins Freie.

Er fand den Weg zurück an die Bar, doch die Schönheit war verschwunden, so plötzlich, wie sie aufgetaucht war. Am Platz vor dem immer noch umgekippten Barhocker lag eine Sonnenbrille mit orangenen Gläsern, die purpur schillerten, daneben eine handgeschriebene Notiz: "FNORD". Frank drehte sie um. Mehr stand da nicht. Was sollte das heißen? Der Ober grummelte: "Dein Drink ist bezahlt."


Frank lies seinen Blick durch die Lokalität schweifen, es war immer noch das gleiche Häuflein Menschen hier.

Der Eindruck der Ungewohntheit wollte auch nicht weichen, als er die Brille aufsetzte. Doch dies war eine solche Untertreibung, dass es eine Lüge war.

Denn in Wahrheit traf in der Schlag. Die Wesen die er in der Kneipe sah, waren keine Menschen.

Er riß sich die Brille vom Kopf, und alles war wie vorher. Er setzte sie wieder auf und er konnte sie erneut sehen.

Die Dämonen.

Es gibt offensichtliches Wissen. Zum Beispiel kenne ich meinen Namen. Es gibt bekannte Unbekannte. Zum Beispiel weiß Frank, dass er den Tag seines Todes nicht kennt. Und es gibt unbekannte Unbekannte. Zum Beispiel diese Dämonen, die Frank durch diese Gläser hindurch sah. Er wusste nicht, dass er nichts von Dämonen wusste, bevor er die Brille aufzog. Und: Es gibt unbekanntes Wissen. Das ist unser Unterbewusstsein, das Informationen speichert, von denen wir nicht wissen, dass wir sie einsehen können. Wenn man sich diese Dämonen anschaut, hatte er plötzlich das Gefühl, dass er sie im Gegensatz zu der vorherigen Behauptung, dass sie unbekannte Unbekannte sind, wirklich kannte!

Der fette Typ vor dem Fernseher war nun mit Bierflasche und Fernbedienung verwachsen - ja, der ganze Sessel schien zu seinem Körper gehören, die Rückenlehne dehnte sich unter Atemzügen und die Sesselfüße bewegten sich! Auf seiner Feinrippbrust schienen Chipskrümmel zu wachsen. Er nannte das Wesen "Bobat", Dämon der Trägheit.

Noch grausiger war die Gestalt im Fernsehen, ein Hybrid aus Model, Maus, Hyäne und etwas, was nicht von dieser Welt war. Die Vorderarme hatten eine bizarre Struktur, sie ragten trotz des aufrechten Ganges des humanoiden Wesens bis auf den Boden und verjüngten sich wie Speere. Er nannte das Wesen "Ickybatch", Dämon der medialen Verblödung.

Bobat und Ickybatch schienen in einer unheilvolleren Symbiose vereint, und Frank meinte nicht, dass es noch schlimmer kommen könnte, als er bemerkte, dass sich eine Art Pfütze im Raum auszubreitete, die von der Toilette her zu kommen schien.

Es war ein widerwärtiger, schleimiger und amorpher Haufen, in dem unzählige Spritzen, mit verschiedensten Drogen gefüllt, steckten, auch brennende Zigaretten und Crackpfeifen. Mit seinen sieben Mündern fraß er alles, was er in seine schmierigen Tentakelarme bekam, egal ob es Zigarettenstummel, Glassplitter, Essensreste oder anderer Dreck war, der am Boden der Kneipe lag. Mit seinen sieben Nasenlöchern zog er ununterbrochen jegliches pulverförmige, dem Menschen bekannte und unbekannte Rauschgift und inhalierte abartige Schnüffelstoffe und Lösungsmittel. Doch er war nicht so lethargisch wie Bobat, denn in seinen Augen brannte das kranke und besessene Feuer eines Süchtigen, und er bewegte sich zielstrebig auf den Platz zu, auf dem Frank saß. Sein einziger Trieb schien „Mehr, mehr, mehr und immer mehr!“ zu sein, sein Körper war mit Geschwüren und Flecken übersäht, welche entfernt an Dollar-, Yen- und Eurozeichen erinnerten. An jedem der sieben Tentakel trug er einen Ehering, außer an einem. Frank wusste plötzlich: "Wer von Depenthanos, auch Schlund genannt, in Besitz genommen wird, ist ein absoluter Sklave, der vom Suchtdruck getrieben ist und bereit, um diesen zu unterbinden, alles Erdenkliche zutun. Depenthanos ist extrem gefährlich und führt seine Opfer mal langsamer, mal schneller, aber letztendlich doch sehr zielstreibig ins Jenseits, da er schier unersättlich ist."

Frank sprang vom Barhocker auf. Fliehen oder kämpfen, was sollte er tun? Eine weitere Gestalt stand neben ihm, die sich nicht zu verändern schien, ob Frank jetzt durch die Brille sah oder nicht. Ein Mann mittleren Alters, dessen Augen vor stiller Weisheit zu elcuhten schienen, zog genüßlich an seiner Pfeife. Ihn schien das alles nicht zu betreffen. Dichte Rauchschwaden umhüllten ihn, und der süßliche Duft von Mary Jane lag in der Luft.Er trug eine Art Marineuniform, auf der in großen Lettern der Name "Cpt. Bucky Saia" prangte. Er drehte sich zu Frank und sah ihn für einen Moment warnend an. Aus der seltsamen Eisenmaske, die die untere Hälfte seines Gesischtes bedeckte und die entfernt an einen blanke, menschliche Kiefer erinnerte, erklagen die Worte: "Wenn ich du wär, würd' ich laufen, Bürschchen." Dann begann er zu lachen.

Diese Idee leuchtete Frank unverzüglich ein, er lief los, er lief so schnell, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war. Aber Depenthanos hatte ihn bemerkt und nahm entschlossen die Verfolgung auf. Frank riss in vollem Lauf die Tür auf - und machte sich, ohne stehenzubleiben in die Hose. Vor der Kneipe stand ihm ein riesiges Ungetüm gegenüber, der Wächter mit den tausend Augen, genau jene Bestie, die ihn die vergangenen Wochen etliche Stunden Schlaf gekostet und ihm den kalten Schweiß auf die Stirn getrieben hatte. Es war dasselbe Ungetüm wie in seinen Träumen, übersäht mit Augen und Kameras und Dingen, die beides waren. Augäpfel, Facettenaugen, Linsen und Sensoren starrten ihn an, und jeder Blick war so scharf und durchdringend wie ein Dolch. Fast wäre er vor lauter Angst im Lauf erstarrt, doch andere, ähnlich urtümliche Instinkte trieben ihn weiter und versuchten, ihn zu retten.

In höchster Not setzte Frank zu einer Flugrolle an, die er in seiner Jugend mal im Judokurs gelernt hat und überraschenderweise noch immer zu beherrschen schien. Er glitt fast elegant zwischen den Beinen des Wächters hindurch, dicht gefolgt von Depenthanos, der sich in blinder Wut auf den Wächter stürzte.

Der Kampf setzte Energien frei, welche die Raumzeit verzerrten. Eine gewaltige, kreischende Stille, wie er sie zuvor noch nie gehört hatte, zerfetzte beinahe sein Trommelfell. Die Erde bebte, es war gleichzeitig heiß und kalt und ein tiefschwarzes Licht, oder was auch immer es war, beleuchtete das Geschehen, während Frank einen gleißend hellen Schatten warf."Selbst die Schatten reflektieren meinen Zorn" erklang es irgendwo in der Ferne.

Frank riss sich unter größter Anstrengung von dem grotesken Schauspiel los und rannte durch die dunklen Straßen, bis seine Lunge brannte, glühende Nadeln ihn in die Seite zu stechen schienen und er kurz vor einem Kollaps stand. Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht, auch hatte er es nicht gewagt, sich während seiner Flucht auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Nun aber riskierte er einen Blick. Er konnte nichts Bedrohliches erkennen. Das einzige, was er hörte waren sein eigener Herzschlag und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Einen Moment starrte er wie betäubt in das Dunkel der Nacht: "Was zur Hölle war das gerade?" erklang die Stimme seiner Ratio in seinem Bewusstsein. "Die Kameras, das Ding kann mich vermutlich immer noch sehen!", schrie sein Überlebensintinkt auf. Wieder aktivierte sein Biocomputer das Fluchtsystem. Er musste sich irgendwo verstecken - zum Weglaufen war er zu erschöpft.
Er sah sich kurz um und wurde glücklicherweise fündig. Es gibt wenige Situationen, in denen ein öffentliches WC wie ein sicherer Hafen erscheint, diese war eine davon! Er betrat den gekachelten Raum und vergewisserte sich, dass er die Türe hinter sich abgeschlossen hatte. Der beißende Geruch von altem Urin stieg ihm in die Nase, aber immerhin sollte er hier vor digitalen Beobachtern geschützt sein. Zumindest hoffte er dies inständig. Er steuerte auf das Waschbecken zu, nahm die Brille ab und warf sich einige Hände des kalten Leitungswassers ins Gesicht. Er verschnaufte einen Moment. Dann blicke er auf, schmierigen Spiegel. "FNORD" stand da geschrieben. Seine Knie wurden weich wie Pudding, trotzdem setzte er die Brille erneut auf und blickte seinem Spiegelbild direkt in die Augen. Aber da war kein Spiegelbild. Er sah nur noch die Sonnenbrille. Keinen Körper, kein WC, einzig und allein diese verfluchte Sonnenbrille. Ein Spiegel der sich selbst in einem anderen Spiegel betrachtete? Eine Endlosschleife? Die Trennung zwischen Frank und seiner Umwelt kolabierte aprubt, sofern sie überhaupt jemals wirklich existiert hatte. Er war die Dämonen - die Dämonen waren er.
Frank reagierte wie jedes halbwegs intelligente Wesen es in einer solchen Situation tun würde mit einem unkontrollierten Anfall von kosmischem Lachen. Sein Lachen verschmolz orgiastisch mit dem Lachen der mysteriösen Lady aus der Bar. Dem Lachen der Eris. Kurz darauf erlangte er Erleuchtung.

Mit discordischen Grüßen der Aktion 23,

Bruder Kr!S-der-hocherhaben-starkerleuchtet-und-leichtbenebelte & Fehlgeleitet & seine quasarische Sphärizität, der Bwana Honolulu, Hausmeister der Aktion 23

HEIL ERIS!! ALLES HEIL DISCORDIA!!!




Re: Thud-Inn

Verfasst: 13. Dezember 2022, 16:12
von Cpt. Bucky Saia
Frank sprang vom Barhocker auf. Fliehen oder kämpfen, was sollte er tun? Eine weitere Gestalt stand neben ihm, die sich nicht zu verändern schien, ob Frank jetzt durch die Brille sah oder nicht. Ein Mann mittleren Alters, dessen Augen vor stiller Weisheit zu elcuhten schienen, zog genüßlich an seiner Pfeife. Ihn schien das alles nicht zu betreffen. Dichte Rauchschwaden umhüllten ihn, und der süßliche Duft von Mary Jane lag in der Luft.Er trug eine Art Marineuniform, auf der in großen Lettern der Name "Cpt. Bucky Saia" prangte. Er drehte sich zu Frank und sah ihn für einen Moment warnend an. Aus der seltsamen Eisenmaske, die die untere Hälfte seines Gesischtes bedeckte und die entfernt an einen blanke, menschliche Kiefer erinnerte, erklagen die Worte: "Wenn ich du wär, würd' ich laufen, Bürschchen." Dann begann er zu lachen.
Dabei bin ich doch eher so ein militärischer Cpt. in meiner Funktion als Chef auf der Haunebu. Allerdings bin ich da sowieso chef und somit auch irgendwie alles andere was höher ist als ein Cpt. Naja was solls.

Wie sieht das hier denn mit den Rechten an dem Text aus? Der wäre Ideal fürs Dictionaire Thuddial. Also ich hab kp wer da mitgewirkt hat. Fänds tendenziell aber total nice weils einfach ne tonne guter Text ist und im Prinzip hätte ich damit das ganze 4. Kapitel