@xy
t 24.10.2011 - 03:47
Das Problem ist, daß bei dieser Art der Intervention eine in-your-facige deutsche Politbewegung mit einer in-your-facigen deutschen Politbewegung kollidiert.
Ergebnis: nüscht. Wie imma.
Die Leute um die es geht, haben erhebliche Defizite nicht nur im Konzeptionellen, sondern auch im Praktischen. Die generelle Selbstdarstellung, als ob es keine 15 Jahre antikapitalistische Protestkultur und -erfahrung gegeben hätte. Seattle. Carlo. Das sind Sachen, da klingelt es bei *einigen* vielleicht *leise*.
Wir haben es hier mit einer entstehenden Massenbewegung zu tun, die soweit absehbar nicht dezidiert linksradikal sein wird (wenn, dann wird das viele Monate dauern, eher Jahre). Diese Bewegung stolpert hauptsächlich über ihre eigenen Füße. Vom Erfolg berauscht, will sie zu viel zu schnell ("zu viel" im Sinne von "mehr abbeißen als man kauen kann" - sie hat Spreng- aber noch keinerlei Durchsetzungskraft).
In so Situationen gibt es eine einfache, weil grundlegend menschliche Regel: wer mir hilft, dem hör ich zu.
Diejenigen die diese Bewegung *logistisch* über dne Winter bringen, werden sich auch darüber hinaus einbringen können. Der Rest hat erstmal verschissen, wenn im nächsten Frühling dicke Proteste kommen.
Und wie es aussieht, kommen die. Aber *hallo*.
Es fehlt der Occupy-Bewegung an erfahrenen Leuten die mit Eskalation umgehehn können. Es fehlt an Leuten die eine Kritik der Freiwirtschaft liefern können, des ganzen "Antikapitalismus der dummen Kerls". Es fehlt an winterfestem Material. Es fehlt an Leuten die Gesetze kennen. Es fehlt an Technik, Infrastruktur etc. Es fehlt an Ausdrucksmöglichkeiten, selbst an Parolen ("Brecht die Macht...", "Wir sind hier und wir sind laut..." <--- LOLWUT this is so 20th century). Es fehlt denen an ERFAHRUNG.
Weil das Wetter angefangen hat nicht mehr mitzuspielen, ist der Hauptschwung der Bewegung vermutlich vorbei bis März/April (siehe z.B.
http://www.jstor.org/pss/2279059). Enthusiasmus vs Nachtfrost: Nachtfrost wins. Das ist keine Hungerrevolte, da wäre das egal.
Deswegen ist es auch relativ egal, was *jetzt konkret* passiert. Das thema ist einmal durch die gesamten Massenmedien gegangen, unzensiert und sympathisierend; der 15.10. hat sienen Zweck erfüllt, und das war's wohl auch für dieses Jahr. Aber die Unterstützung die diese Leute *in den kommenden Monaten erfahren*, wird die mittelfristige Ausrichtung der Proteste bestimmen.
Und mal im Ernst: "There is no left or right". Das ist so als wenn einer ankommt und sagt "Die Erde hat die Form einer Pizza". Wir WISSEN daß es Schwachsinn ist. Wichtig ist nicht, die Leute so lange zuzutexten, bis sie einen entweder shitlisten, oder sie überzeugt sind weil sie im Kopp nur noch Watte haben.
Wichtig ist, daß sobald denen die Bürgerfaschos und Reformkapitalisten und Büsos und das ganze Freud-Reich-Steiner-Gehampel auf die Pelle rücken, Menschen in der "Asamblea" oder whatever es sich schimpft stehen, die das fundiert zerlegen können.
Helfen und die Reaktion stonewallen funktioniert mittelfristig, Herrenmenschenlinkseln failed sofort.
Denn es ist weiterhin davon auszugehen, daß die radikale Linke in Deutschland die einzige signifikante politische Kraft ist, die zu einer hinreichend fundiertenm Systemkritik in der Lage ist.
Insofern ist die Wittener Position ein naives defensives Pöbeln. Wären die Kiwis sich ihrer Sache sicher, würden sie offensiv in die Foren der "Bürgerbewegung" treten, ein Protestkultur-TechIn machen oder so, und eine Brandschutzmauer aus Fakten aufbauen. Anstatt zu beklagen wie scheiße alle sind außer Mutti.
Denn daß die beklagten Strömungen scheiße sind - what else is new? Die sind nicht nur scheiße, die wurden schon scheiße geboren. Daß wir selbst es uns ständig wiederholen, davon ändert sich nichts.
Es hat sich ein Forum gebildet - DAS Forum - um UNSERE Kapitalismus- und Staatskritik einer weitumspannenden Öffentlichkeit vorzustellen und zur Prüfung vorzulegen. Wir wären bescheuert, wenn wir es nicht täten.
Ohnehin ist es wichtig, die Aktionsplanung mit der der Occupy-Gruppen zu kooordinieren. Aus Erfahrungen weiß ich, daß sie auf offene Unterstützung eher ablehnend reagieren (die anfangs erwähnte Selbstüberschätzung). Ist aber völlig OK. "Wir" brauchen uns mit "denen" gar nicht gemein machen. Aber das Risiko besteht, daß diese grundlegend fundamentalbasisdemokratische Bewegung zerfällt oder gewaltsam unterdrückt wird. Und dann brauchen sie Leute, die sie auffangen. Und diese Leute müssen vorher schon Teil des Prozesses gewesen sein, selbst wenn sie in der Versammlung nur schweigend am Rand gestanden haben; sont wissen sie im Ernstfall nicht, was zu tun ist.
Denn eins ist klar: diese Mobilisierung ist so umfassend, daß sie nur im Zuge einer *umfassenden* Repression unterdrückt werden kann.
Mit anderen Worten: wenn sie die Okkupisten ficken, werden wir mitgefickt.
Und deswegen hängt die radikale Linke drin. Sie kann sich entscheiden, ob sie agiert, oder nur reagiert und lamentiert. Aber Nichteinmischung wird sie nicht schützen, wenn der Banhammer runterkommt.