Re: keine Funpics
Verfasst: 21. Dezember 2012, 19:01
Micky Mouse -> Walt Disney -> Antisemit
aphilosophisch, apolitisch, areligiös, akünstlerisch, asexuell
https://wwwww.aktion23.com/fnorum/
Also wenn ich jemanden gegen Rassismus oder andere Ungerechtigkeiten verteidige, dann evaluiere ich sicher nicht erst vorher, ob er meinen Vorstellungen von Freigeistigkeit entspricht, weil das effektiv eine ähnliche Art der Diskriminierung darstellt wie der Rassismus selbst. Zweitens unterschlägst du hier eine wichtige Unterscheidung. Man kann gegen Antisemitismus sein, weil man Philosemit ist, aber Philosemitismus als eine weitere Form der Zuschreibung kollektiver Wesenseigenschaften zu einer "ethnisch" definierten Gruppe ist eben einfach nur die Kehrseite von Antisemitismus. Man kann aber auch gegen Antisemitismus sein, weil man schlicht und einfach Antirassist ist. Hier kommt aber noch dazu, dass Antisemitismus eine ganz besonders perfide und reaktionäre Form rassistischer Praxis darstellt und auch ideologisch eine ganz besondere Rolle in der europäisch-amerikanischen Geschichte gespielt hat. Aber nicht weil Juden irgendwie anders oder besser wären als andere, sondern aufgrund der spezifischen historischen und gesellschaftlichen Rolle, die Juden im europäischen Abendland über zweitausend Jahre hinweg strukturell aufgezwungen war. Slavoj Zizek hat übrigens nicht ganz Unrecht, wenn er sagt, dass heute langsam der Rassismus gegen Flüchtlinge und Asylsuchende eine ähnliche ideologische Funktion übernimmt. Wir haben es hier mit einer brutalen ideologischen Deplatzierung zu tun, in der eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe direkt zum Sündenbock für den Klassengegensatz gemacht und damit über den die ganze Gesellschaft durchziehenden grundlegenden Antagonismus hinweggetäuscht wird. Mit Israel und seiner Politik hat das übrigens rein gar nichts zu tun, weil der begriffliche Zusammenhang zwischen dem Staat Israel und seiner Politik einerseits und "dem Judentum" als Objekt des Antisemitismus andererseits selbst rein kontingent ist und sich auch zunehmend in Unbestimmbarkeit auflöst. Slavoj Zizek etwa spricht an einer Stelle den Fall an, in dem eine Gruppe ultra-rechter israelischer Nationalisten auf ihrer Webseite eine Liste von "Volksverrätern" (jüdischen Kritikern an israelischer Politik) veröffentlicht hatten, auf der sich u.A. auch Namen wie Noam Chomsky und Judith Butler fanden. Die Nationalisten warfen dabei den Leuten auf der Liste insbesondere vor, auf ihrer partikulären individuellen Identität zu beharren und sich nicht in die politische Nation integrieren zu wollen. Was Zizek nun zeigt ist, dass das genau der Vorwurf ist, auf dem sich auch der Antisemitismus des 19. Jahrhunderts gründete (und den z.B. schon Marx in seiner Frühschrift "Zur Judenfrage" kritisierte).cRAwler23 hat geschrieben:Ich nehm inzwischen auch keine bestimmten Volksgruppen, Religionen oder Ideologien mehr in Schutz (völlige Zeitverschwendung), sondern nur noch Menschen die nen freigeistigen, offenherzigen, sozialen Charakter haben.
Seh ich auch so, nur ist es etwas merkwürdig wenn es in der Öffentlichkeit zu Rassismus kommt gibt es nur einen kurzen Wirbel doch wenn jemand etwas äußert das als antisemitisch gewertet wird, dann ist das Echo bedeutend größer und nachhaltiger. Ich würde einfach das Wort Antisemitismus als kritische Bewertung einer Person streichen und duch die Bezeichnung Rassist ersetzen! Es ist doch das völkische Denken das zu diesen Problemen führt, was das betrifft sollte KEINER einen Sonderstatus haben. Man nutzt doch in dem Punkt auch nicht Begriffe wie "antinegrid" oder "antislawisch". Rassist, Faschist das sind für mich Worte die wenn ein Mensch so denkt und handelt die passenden Bezeichnungen wären. Rassismus ist das Kernproblem.Tarvoc hat geschrieben:Man kann aber auch gegen Antisemitismus sein, weil man schlicht und einfach Antirassist ist.
Das find ich wieder eine interessante Einschätzung, es fällt wirklich auf das einige der Disneyfilme subtil ideologiebelastet sind. Man weiß ja das gerade bei Kindern Suggestion zu nem gefährlichen Werkzeug werden kann, besonders wenn da subtil Ideologien eingebracht werden. Die Aufarbeitung würde ich gern lesen.Tarvoc hat geschrieben:Bei Walt Disney finde ich die Frage, ob er nun Antisemit war, eigentlich weniger interessant. Der ideologische Inhalt der Filme ist inhaltlich, d.h. anhand der Filme selbst, aufzuarbeiten. Ich werde vielleicht demnächst zu "König der Löwen" eine ideologiekritische Aufarbeitung verfassen und hier einstellen. Dabei ist interessant, dass es in dem Film, obwohl er überwiegend den klassischen reaktionären Konflikt zwischen einem Usurpator und dem "rechtmäßigen" Thronfolger durchexerziert (nicht umsonst basiert der Film auf Hamlet), dennoch auch eine authentisch progressive und demokratische, sogar revolutionäre Kraft in dem Film gibt. Ich spreche von den Hyänen. Dass sich gerade sie von einem Demagogen einfangen lassen, passt natürlich zu den ideologischen Koordinaten des Films, aber darin zeigt sich auch eine ganz bestimmte Schwierigkeit jeder revolutionären Bewegung, nämlich die der erst neu zu errichtenden Organisation. Es ist die selbe Problematik, die z.B. Lenin zu seiner Avantgarde-Theorie veranlasste.
Um den Begriff Antisemitismus zu vermeiden(dessen Bewertung von dir ich einen interessanten Ansatz finde), gebrauche ich dann hier einfach Rassismus denn genau das ist obrige fiktive Aussage.Äußerung wie "Ich glaube, dieser verfluchte Jude war Teil einer kommunistischen Verschwörung, mein Studio von innen zu zersprengen" ist aus heutiger Sicht politisch inkorrekt, war schon damals äußerst unsensibel. Allerdings war sie nicht antisemitisch.
Man muss berücksichtigen, dass sich die gesellschaftlichen Werte und Umgangsformen änderten, und damals waren jüdische Karikaturen, das besondere Herausstellen des jüdischen Glaubens einer Person, an der Tagesordnung.
Selbst die Bezeichnung "Rassist" schreibt eigentlich noch die Begrifflichkeit von Rassen weiter. Ich werd' darauf wohl in meinem Buch über Hass eingehen (das bei meinem momentanen Zeitplan aber bestimmt nicht vor 2015 erscheinen wird, eher später). Dass kein besonderes Ziel von Rassismus einen allgemeinen Sonderstatus beanspruchen kann, ist schon richtig. Trotzdem darf man wichtige Unterschiede zwischen verschiedenen Äußerungsformen von Rassismus und auch zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen, die Rassismen erfüllen, nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, weil man sonst bei leeren Bekenntnissen landet, die zu nichts mehr nütze sind bzw. sogar Rassismen befeuern können. Philip Cohen hat dazu einen guten Aufsatz mit dem Titel "Wir hassen Menschen" geschrieben, den ich jedem empfehlen kann und der irgendwann im Frühling nächsten Jahres in einem von Volker Böhnigk herausgegebenen Sammelband neu erscheinen wird. Falls daran Interesse besteht, gebe ich nach dem Erscheinen gerne hier auch nochmal die ISBN an.cRAwler23 hat geschrieben:Ich würde einfach das Wort Antisemitismus als kritische Bewertung einer Person streichen und duch die Bezeichnung Rassist ersetzen! Es ist doch das völkische Denken das zu diesen Problemen führt, was das betrifft sollte KEINER einen Sonderstatus haben.
Da könntest du dich jetzt auch beschweren, wenn ich eine bizare Parodie auf Nazis poste - keine Ahnung, ein Cthulhu-Hakenkreuz? - daß du keine Nazis magst.Apfelsator hat geschrieben:Micky Mouse -> Walt Disney -> Antisemit
Du kommst wieder mal Ewigkeiten zu spät, lieber BwanaBwana Honolulu hat geschrieben:Da könntest du dich jetzt auch beschweren, wenn ich eine bizare Parodie auf Nazis poste - keine Ahnung, ein Cthulhu-Hakenkreuz? - daß du keine Nazis magst.Apfelsator hat geschrieben:Micky Mouse -> Walt Disney -> Antisemit
Davon ab: Antisemit?