Re: Fratzenbuch
Verfasst: 13. Juni 2012, 08:21
Ein Programm, das nur für Experten geeignet ist, ist für mich tatsächlich wenig nützlich...Bwana Honolulu hat geschrieben:Lies' dir vielleicht erst mal durch, worauf du dich da einlässt.
aphilosophisch, apolitisch, areligiös, akünstlerisch, asexuell
https://wwwww.aktion23.com/fnorum/
Ein Programm, das nur für Experten geeignet ist, ist für mich tatsächlich wenig nützlich...Bwana Honolulu hat geschrieben:Lies' dir vielleicht erst mal durch, worauf du dich da einlässt.
Nee, so schlimm is'es dann auch nicht. Der Gag an der Sache ist folgender: Du kannst, wie bei Facebook, dich auf dem diaspora-Server von irgendwem anmelden - sofern du dieser Person hinreichend vertraust, daß sie keinen Pfusch mit deinen Daten betreibt. Das ist dann etwa so einfach wie Facebook. Oder aber, du schaltest auf Semi-Paranoia und fudelst dich selbst in die Technik ein und setzt deinen eigenen Server auf, über den du dann weitestgehend die Kontrolle hättest.Tarvoc hat geschrieben:Ein Programm, das nur für Experten geeignet ist, ist für mich tatsächlich wenig nützlich...
Hab' da übrigens bei SpOn einen Beitrag gefunden, der für Pseudonyme im Netz spricht... und auch eine Fürsprecherin dafür nennt, die flickr-Mitgründerin Caterina Fake. Moment, heißt die echt so!? Wie passend!SpOn hat geschrieben:Pseudonyme Facebook-Nutzer sollen Freunde verpetzen
Facebook will seine rigiden Regeln mit Hilfe der eigenen Nutzer durchsetzen: Sie sollen Freunde verpfeifen, die unter Pseudonym unterwegs sind. Alles nur ein Test, wiegelt das Unternehmen ab.
"Ist dies der echte Name deines Freundes?" Diese Frage stellt Facebook seinen Nutzern. In einem Dialogfenster werden dazu Foto und Facebook-Name eines Kontaktes angezeigt, dazu die Aufforderung, diese Angaben zu überprüfen. Die Antwort soll angeblich anonym bleiben und "keinen Einfluss auf das Konto" des Freundes haben.
Observer hat geschrieben:Many of us managing Facebook fan pages have noticed something strange over the last year: how our reach has gotten increasingly ineffective. How the messages we post seem to get fewer clicks, how each message is seen by only a fraction of our total “fans.”
It’s no conspiracy. Facebook acknowledged it as recently as last week: messages now reach, on average, just 15 percent of an account’s fans. In a wonderful coincidence, Facebook has rolled out a solution for this problem: Pay them for better access.
Go capitalism, go!!!Observer hat geschrieben:It reminds me of that episode of The Sarah Silverman Program where she discovers that the same manufacturer makes her potato chips, toilet paper and diarrhea medicine. Her conspiracy was more visceral, but it’s the same con that social media has discovered: cause a problem, then market the solution.
[url=https://blog.fefe.de/?ts=aeaff62e]Fefe[/url] (Ja, [i]Fefe[/i]!) hat geschrieben:Ich habe in meinem Leben ja schon viele wirklich schlechte Ideen gehört, aber das hier ist selbst nach den Standards von der "Antivirenindustrie" grotesk: Mcafee verkauft jetzt ein "Facebook-Kondom". Es handelt sich um eine App, mit der man Bilder schützt. Nein, wirklich! Damit der Freundeskreis Bilder nicht kopieren kann!
Wer sich an dieses "Digitale Radiergummi" erinnert fühlt, bei dem wir alle laut gelacht haben, weil der "Schutz" darauf basierte, dass der Benutzer die Screenshot-Funktion nicht kennt und sich ein Browser-Plugin installiert? So ist das hier offenbar auch.
Wir haben es also nicht nur mit herkömmlichem Schlangenöl zu tun, sondern mit einer neuen Generation von Schlangenöl, das nur funktioniert, wenn man alle seine Freunde überredet, es auch zu kaufen. Genial! Da soll noch mal jemand sagen, soziale Netzwerke kann man nicht zu Geld machen!Um sich die Bilder überhaupt anzuschauen, müssen aber nicht nur die Besitzer der Bilder, sondern auch die Zuschauer sich Social Protection via Facebook installieren. Außerdem ist ein aktives Windows Aero zwingende Voraussetzung.
nadir hat geschrieben:Plötzlich plappern Anna und Arthur
Seit Jahren betreiben wir Server und Kommunikationsdienste für linke Gruppen, geben wir uns alle Mühe, die Server sicher zu halten, wehren wir – mit unterschiedlichen Mitteln – Anfragen von Behörden zu irgendwelchen Daten ab. Kurz: Wir versuchen im kapitalistischen Internet eine emanzipatorische Basis der Kommunikation zu bieten. Seitdem auch viele Linke Facebook „nutzen“ (oder Facebook viele Linke nutzt), sind wir jedoch verunsichert: Vielen scheint es nun nicht mehr darum zu gehen, einerseits das Internet als Ressource für linke Kämpfe zu nutzen, andererseits aber das Internet selbst als politisch umkämpftes Terrain zu verstehen und sich in diesem Kampf dazu zu verhalten. Vielmehr wird unsere politische Arbeit selbst als defizitär und anstrengend wahrgenommen. Verschlüsselte Kommunikation mit autonomen Servern scheint nicht als emanzipativ, sondern als lästig angesehen zu werden.
Disneyland
Wir hatten einfach nicht verstanden, dass es nach all dem Stress auf der Straße und den langen Gruppendiskussionen der Wunsch vieler Aktivist_innen ist, auf Facebook in Ruhe über alles, was erlebt wurde, mit allen zu quatschen. Dass Facebook eben auch für Linke die sanfteste Art der Verführung ist. Dass auch Linke es genießen, dort, wo es scheinbar nicht weh tut, den Strömen der subtilsten Form der Ausbeutung zu folgen und endlich einmal keinen Widerstand zu leisten. Das schlechte Gewissen, das viele dabei sicherlich plagt, weil sie wissen oder ahnen, welche fatalen Konsequenzen Facebook mit sich bringt, scheint hierbei keine besondere Handlungsanweisung zu erteilen.
Ist es wirklich Unwissenheit?
Um einmal kurz zu skizzieren, was das Problem ist: Mit der Benutzung von Facebook machen Linke nicht nur ihre eigene Kommunikation, Meinung, „Likes“ usw. transparent und prozessierbar. Sondern, und dies halten wir für weit folgenreicher, es werden linke Strukturen und Einzelpersonen, die selbst mit Facebook wenig oder gar nichts zu tun haben, aufgedeckt. Die Mächtigkeit Facebooks, das Netz nach Relationen, Ähnlichkeiten usw. zu durchsuchen, ist für Laien kaum vorstellbar: Mit dem Plappern auf Facebook werden für Behörden und Konzerne politische Strukturen reproduziert. Diese können dann bequem nach bestimmten Fragen durchsucht, geordnet und aggregiert werden, um präzise Aussagen nicht nur über soziale Relationen, wichtige Personen in der Mitte usw. zu produzieren, sondern auch auf der Zeitachse bestimmte Prognosen treffen zu können, die sich aus Regelmäßigkeiten ableiten lassen. Facebook ist die subtilste, billigste und beste Überwachungstechnologie neben Handys!
Linke Facebooknutzer_innen als unbezahlte V-Leute?
Wir hatten immer gedacht, es geht der Linken um etwas anderes: Die Kämpfe auch im Internet weiterzuführen. Und darum, das Internet für die politischen Kämpfe zu nutzen. Uns geht es darum – auch heute noch. Deshalb sehen wir in Facebook-User_innen eine echte Gefahr für unsere Kämpfe. Und besonders Linke auf Facebook produzieren (meist ohne zu ahnen, was sie tun) wertvolles Wissen, auf das Verfolgungsbehörden in zunehmendem Maße zurückgreifen. Wir könnten fast soweit gehen, diese Linken der Kompliz_innenschaft zu beschuldigen. Aber soweit sind wir noch nicht. Noch ist unsere Hoffnung nicht gestorben, dass sich die Einsicht einmal durchsetzt, dass Facebook ein politischer Gegner ist. Und, dass diejenigen, die Facebook nutzen, Facebook immer mächtiger machen. Linke Facebooknutzer_innen füttern erst die Maschine und legen damit Strukturen offen! Und dies ohne Not, ohne Richter_in, ohne Druck.
Standpunkt
Uns ist klar, dass wir von einer gewissen Höhe herab sprechen. Da wir uns seit Jahren mit dem Netz und Computern, Systemadministration, Programmieren, Kryptographie und einigem mehr beschäftigen und teils damit unser Geld verdienen, ist Facebook quasi ein natürlicher Feind für uns. Da wir uns außerdem als Linke verstehen, addiert sich dazu noch eine Analyse der politischen Ökonomie Facebooks, in der „User_innen“ zum Produkt werden, an das gleichzeitig auch verkauft wird. In der Fachsprache heißt das „demand generation“. Uns ist klar, dass sich nicht alle mit solcher Hingabe mit dem Internet auseinandersetzen, wie wir es tun. Aber dass Linke dieses trojanische Pferd namens Facebook an ihrem Alltag teilhaben lassen, ist weniger Ausdruck von Unwissenheit als von Ignoranz an einer extrem kritischen Stelle.
Wir fordern mit allem Nachdruck alle auf: Schließt Eure Facebook-Accounts! Ihr gefährdet andere! Verhaltet Euch zu diesem Datenmonster!
Und ansonsten: Verlasst GMX und Co! Nieder mit Google! Gegen die Vorratsdatenspeicherung! Für Netzneutralität! Freiheit für Bradley Manning! Hoch die Dezentralität!
Fight Capitalism! Auch – und gerade – im Internet! Gegen Ausbeutung und Unterdrückung! Auch – und gerade – im Internet!
Nervt Eure Genoss_innen. Macht ihnen klar, dass, wenn sie Facebook füttern, sie sich echt mit der falschen Seite eingelassen haben!
nadir, im Oktober 2012
Sehr guter Artikel, wird wohl aber kaum fruchten bei den Leuten die diese scheiß Strukturen nutzen.Bwana Honolulu hat geschrieben:nadir hat geschrieben:Plötzlich plappern Anna und Arthur
Seit Jahren betreiben wir Server und Kommunikationsdienste für linke Gruppen, geben wir uns alle Mühe, die Server sicher zu halten, wehren wir – mit unterschiedlichen Mitteln – Anfragen von Behörden zu irgendwelchen Daten ab. Kurz: Wir versuchen im kapitalistischen Internet eine emanzipatorische Basis der Kommunikation zu bieten. Seitdem auch viele Linke Facebook „nutzen“ (oder Facebook viele Linke nutzt), sind wir jedoch verunsichert: Vielen scheint es nun nicht mehr darum zu gehen, einerseits das Internet als Ressource für linke Kämpfe zu nutzen, andererseits aber das Internet selbst als politisch umkämpftes Terrain zu verstehen und sich in diesem Kampf dazu zu verhalten. Vielmehr wird unsere politische Arbeit selbst als defizitär und anstrengend wahrgenommen. Verschlüsselte Kommunikation mit autonomen Servern scheint nicht als emanzipativ, sondern als lästig angesehen zu werden.
Disneyland
Wir hatten einfach nicht verstanden, dass es nach all dem Stress auf der Straße und den langen Gruppendiskussionen der Wunsch vieler Aktivist_innen ist, auf Facebook in Ruhe über alles, was erlebt wurde, mit allen zu quatschen. Dass Facebook eben auch für Linke die sanfteste Art der Verführung ist. Dass auch Linke es genießen, dort, wo es scheinbar nicht weh tut, den Strömen der subtilsten Form der Ausbeutung zu folgen und endlich einmal keinen Widerstand zu leisten. Das schlechte Gewissen, das viele dabei sicherlich plagt, weil sie wissen oder ahnen, welche fatalen Konsequenzen Facebook mit sich bringt, scheint hierbei keine besondere Handlungsanweisung zu erteilen.
Ist es wirklich Unwissenheit?
Um einmal kurz zu skizzieren, was das Problem ist: Mit der Benutzung von Facebook machen Linke nicht nur ihre eigene Kommunikation, Meinung, „Likes“ usw. transparent und prozessierbar. Sondern, und dies halten wir für weit folgenreicher, es werden linke Strukturen und Einzelpersonen, die selbst mit Facebook wenig oder gar nichts zu tun haben, aufgedeckt. Die Mächtigkeit Facebooks, das Netz nach Relationen, Ähnlichkeiten usw. zu durchsuchen, ist für Laien kaum vorstellbar: Mit dem Plappern auf Facebook werden für Behörden und Konzerne politische Strukturen reproduziert. Diese können dann bequem nach bestimmten Fragen durchsucht, geordnet und aggregiert werden, um präzise Aussagen nicht nur über soziale Relationen, wichtige Personen in der Mitte usw. zu produzieren, sondern auch auf der Zeitachse bestimmte Prognosen treffen zu können, die sich aus Regelmäßigkeiten ableiten lassen. Facebook ist die subtilste, billigste und beste Überwachungstechnologie neben Handys!
Linke Facebooknutzer_innen als unbezahlte V-Leute?
Wir hatten immer gedacht, es geht der Linken um etwas anderes: Die Kämpfe auch im Internet weiterzuführen. Und darum, das Internet für die politischen Kämpfe zu nutzen. Uns geht es darum – auch heute noch. Deshalb sehen wir in Facebook-User_innen eine echte Gefahr für unsere Kämpfe. Und besonders Linke auf Facebook produzieren (meist ohne zu ahnen, was sie tun) wertvolles Wissen, auf das Verfolgungsbehörden in zunehmendem Maße zurückgreifen. Wir könnten fast soweit gehen, diese Linken der Kompliz_innenschaft zu beschuldigen. Aber soweit sind wir noch nicht. Noch ist unsere Hoffnung nicht gestorben, dass sich die Einsicht einmal durchsetzt, dass Facebook ein politischer Gegner ist. Und, dass diejenigen, die Facebook nutzen, Facebook immer mächtiger machen. Linke Facebooknutzer_innen füttern erst die Maschine und legen damit Strukturen offen! Und dies ohne Not, ohne Richter_in, ohne Druck.
Standpunkt
Uns ist klar, dass wir von einer gewissen Höhe herab sprechen. Da wir uns seit Jahren mit dem Netz und Computern, Systemadministration, Programmieren, Kryptographie und einigem mehr beschäftigen und teils damit unser Geld verdienen, ist Facebook quasi ein natürlicher Feind für uns. Da wir uns außerdem als Linke verstehen, addiert sich dazu noch eine Analyse der politischen Ökonomie Facebooks, in der „User_innen“ zum Produkt werden, an das gleichzeitig auch verkauft wird. In der Fachsprache heißt das „demand generation“. Uns ist klar, dass sich nicht alle mit solcher Hingabe mit dem Internet auseinandersetzen, wie wir es tun. Aber dass Linke dieses trojanische Pferd namens Facebook an ihrem Alltag teilhaben lassen, ist weniger Ausdruck von Unwissenheit als von Ignoranz an einer extrem kritischen Stelle.
Wir fordern mit allem Nachdruck alle auf: Schließt Eure Facebook-Accounts! Ihr gefährdet andere! Verhaltet Euch zu diesem Datenmonster!
Und ansonsten: Verlasst GMX und Co! Nieder mit Google! Gegen die Vorratsdatenspeicherung! Für Netzneutralität! Freiheit für Bradley Manning! Hoch die Dezentralität!
Fight Capitalism! Auch – und gerade – im Internet! Gegen Ausbeutung und Unterdrückung! Auch – und gerade – im Internet!
Nervt Eure Genoss_innen. Macht ihnen klar, dass, wenn sie Facebook füttern, sie sich echt mit der falschen Seite eingelassen haben!
nadir, im Oktober 2012