fehlgeleitet hat geschrieben:Default hat geschrieben:
Jetzt mal ganz im Ernst.
Könnte es sein, dass mit immer mehr Korruption in weltweiter Zusammenarbeit versucht wird,
auf diese Weise die Welt stabil zu halten, sozusagen als letzter Regelmechanismus?
Was natürlich zunehmend schwieriger und damit auch teurer wird und nach unten hin eine immer größere Ausbeutung erfordert.
Das wäre jetzt sozusagen eine "positive" Theorie etwa nach dem Motto: Sie versuchen doch nur, die Welt zu retten.
Was haltet ihr davon? Sicher wäre das eine spannende Diskussion.
Wenn dem so wäre, dann würde das bedeuten, dass die Welt stabil bleibt, solange dem Geldsystem nichts Schlimmes passiert.
Der echte Weltkrieg käme erst nach dem Finanzcrash.
Vielleicht ist das aber auch eine unzureichende Erklärung für etwas,
über das sicher öfters nachgedacht wird. Nämlich die Reihenfolge der Ereignisse.
freundliche Grüße
ok,
ich werde das Drogenthema mal kurz außer Kraft setzen um mich mit Defaults Theorie zu beschäftigen.
Dazu werde ich kurz mal auf die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und die der Gewerkschaften eingehen. In der Tat ist es so, dass der Korruptionssumpf eben dann entstanden ist, als die deutschen Sozialisten in Form der Sozialdemokraten eben versuchten, das Anliegen der Arbeiterklasse in Parlament zu vertreten, während die Gewerkschaften dies gegenüber dem einzelnen Kapitalisten taten.
Der fatale Fehler war es wohl, und dieser Fehler durchzug auch das gesamte 20. Jahrhundert, sich nicht "rücksichtslos" hinter die eigenen Interessen zu stellen, sondern das "große Ganze" Im Blick zu haben, und zwar in Form des Nationalstaates. Dieser Fehler ist es auch, warum die Proletarier noch heute für Deutschland zum Fußball gehen und der sie dazu bringt, sich von der Bild-Zeitung gut vertreten zu fühlen.
So erklärten die Gewerkschaften, sie wollten keine "Vernichtungsstreiks", sondern wollten zusehen das sie den Kapitalisten niemals so schädigen, dass dieser pleite ging. Denn wenn der Kapitalist pleite ist, dann sind die Lohnarbeiter arbeitslos, und das wollten das gros der Gewerkschaftsmitglieder auf keinen Fall in Kauf nehmen. Weiterhin wollte man nicht in die Politik eingreifen, politische Streiks würden sich also verbieten. Andersherum ist der Kapitalist so rücksichtslos, wie er Nachschub an Arbeitern hat, während die Gewerkschaften also mit Plüschhandschuhen kämpfen, steigt der Kapitalist mit bare knuckle in den Ring.
Genauso versuchte die Sozialdemokraten immer wieder zu betonen, wie notwendig der Proletarier für das nationale Wohl sei, und das der Staat also gut daran täte, ihn artig zu betreuen, damit der Proletarier seine Arbeit machen kann. Und so versuchte man mit Allerhand Tricks die Kapitalisten davon zu überzeugen, das der Arbeiter sein Biomaterial sei, welches für ihn einen Wert besaß. Eine sehr zynische Argumentation.
Seit Marx wissen wir, dass Gerechtigkeit ein schlechter Maßstab ist, weiterhin, dass es im Kapitalismus keine Gerechtigkeit geben kann. Merhwert ist immer Ausbeutung. Wenn Der Kapitalist keinen Mehrwert erzeugen kann, dann findet die ganze Produktion überhaupt nicht statt. Trotzdem schrieben sich die Sozialisten des 20. Jahrhunderts mehrheitlich die Gerechtigkeit auf ihre Fahnen, und zwar wohlwissend, dass sie damit die Masse des Volkes ansprechen können, die den Marx nicht verstehen - welcher zu diesen Mißverständnissen auch selbst beigetragen hat. So kommen auch solche Absurditäten zu Stande, dass Mussolini sich vom "Sozialisten" zum Faschisten wandelt, und das die NSDAP auf eine Arbeiterbasis setzte.
Damals glaubten die Sozialisten, wenn alle Menschen wählen dürften, würde der Sozialismus automatisch eingeführt. Kaum war das allgemeine Wahlrecht eingeführt stellte sich heraus, dass der "Klassenstandpunkt", den die SPD glaubte zu vertreten nicht von allen Proletariern geteilt wurde. Dieser "Klassenstandpunkt" wird noch heute von allen sozialistischen (Kleinst)Parteien als Beweis für die Richtigkeit ihres Programms aufgeführt.
Natürlich gab es in den Gewerkschaften immer wieder linke Abweichler, die mehr wollten als ein paar Vereinbahrung die sich am Ende als wertlos erwiesen und die SPD "mußte" sich mehrmals von ihrer sozialistisch entarteten Jugendorganisation trennen. Man könnte auch vermuten das der "reale Sozialismus" sein "real" allen linken Kritikern entgegensetzten, die meinten, dass es im "realen Sozialismus" gar nicht um "Sozialismus" ginge.
Das änderte nichts daran, dass die Vereinbahrung der 2. Internationale, in der auch damals die SPD Mitglied war "Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter" mit Ausbruch des 1. Weltkriegs schnell vergessen war. Auf den Vorschlag der 2. internationale mit einem Generalstreik das deutsche Reich lahm zulegen antwortete die SPD es "mangele dafür an Reccourcen". Mit Hurra zogen die Sozialisten aller Länder dann für ihre Nation in den Krieg. Lenin, damals noch ein SPD Mitglied, war von dieser Entscheidung so geshocked das er sie zuerst für eine Verschwörung hielt.
Die SPD hielt sich bis 1917 an den Burgfrieden und winkte alle Kriegskredite im Parlament durch, denn sie wußte dass der deutsche Arbeiter nun von seinen Partikularinteressen absehen mußte, da das Reich auf dem Spiel stand. Die 2. Internationale brachte während des Weltkrieges keine Konferenzen zu stande, man warf sich gegenseitig verrat vor.
Kurz nach der Machtergreifung Hitlers erklärten die Gewerkschaften, dass der Arbeiter dem nationalen Wohl zu dienen habe. Es half ihnen nichts, sie wurden dennoch aufgelöst.
Opportunismus? Realismus? Ich denke fast, es handelt sich um Nationalismus.
Sprechen wir nun über die heutige Korruption, so würde ich den Maßstab an den heutigen "Linken" anlegen um zu schauen, was diese sich von der Korruption versprechen.
Da gibt es zum einen die Antifanten, die Kapitalismuskritik inzwischen weitgehend ausblenden. Es geht nur noch um Sexismus und Ausländerfeindlichkeit, vielleicht auch mal Tierrechte. Den Kapitalismus kritisieren will man nicht, man argumentiert mit dem aufkommen von Nationalismus und antisemitischen Stereotypen. Außerdem: Die Antifanten werden ja auch teilweise von staatlichen Organen gesponsort, vermutlich kommt da eben eine Art Kuhhandel heraus. Ihr dürft die Stiefelnazis bekämpfen, die sind schlecht für Deutschlands Image und gegen Sexismus zu sein hebt die Moral der Deutschen und steigert den Einfluß der Kirche. Weiterhin kriegt nur der eine Frau, der sich das auch leisten kann. Kinder von Asozialen wollen wir eh nicht. Tierrechte sind auch immer fein, da können wir uns alle darauf besinnen, wie gut es uns eigentlich geht.
Marx verspottete diese Art von Aktivismus als "Bourgeois-Sozialismus".
An der Universität gibt es diese unsägliche Gender"wissenschaft". Natürlich hat die inhaltlich nichts zu bieten, es lohnt sich aber mal darüber nachzudenken, was eigentlich ihre Ziele sind. Das akutelle Schlachtfeld ist zurzeit wohl eine 3. Toilette. Das Ziel ist also das Hinzufügen weiterer Rechtskategorien und ein paar Sprachkorrekturen.
Dabei kann sie natürlich nicht wie die SPD argumentieren, die den Schutz der Arbeiter als notwendig für das nationale Wohl darstellte. Es geht hier um den Schutz (fiktiver) MInderheiten. Welche Funktion hat also die behauptete "Diversität"? Vielleicht sind all diese sexuellen Diversitäten als Innovationen zu betrachten? Als der Versuch, einen neuen Markt für Sexualität zu etablieren? Wobei - um Sex geht es gar nicht, dass wäre ja sexistisch. Wenn der Großteil der Bevölkerung schon keinen Sex mehr dank der feministischen Motralapostel*innen haben kann, dann kann man ja die Zeit damit verbringen, über die eigene Sexualität nachzusinnen. Oder Leute zu verklagen. Das bringt aber in Deutschland nichts, die Schadenssumme für fiktive Vergewaltigungen ist doch sehr begrenzt. Ich werd nicht ganz schlau daraus.
Vielleicht eine Art Wissenschaftspolizei, in diesem Fall würde sie das Erbe der Postmoderne antreten. Sind es doch immer Feminist*innen, die versuchen das Denken selbst lächerlich zu machen, in dem sie Logik für patriachal erklären. Wozu die Schariapolizei, wenn wir doch Feminist*innen haben? Die können quasi als Moralpolizei auch alle Veranstaltungen "junger Männer" auflösen, zum Beispiel Demonstrationen gegen den Kapitalismus, die irgendwo dann doch sexistisch waren.
In einem Punkt wiederholen sie allerdings den Fehler der SPD. Sie fordern gleiche Karrierechancen wie die Männer. Es geht also - um Gerechtigkeit.
Danach kommen die Umweltaktivisten:
Es hat sich langsam herumgesprochen, effektiver Umweltschutz ist innerhalb des Kapitalismus nicht zu machen. Die Grüne Partei der Postmaterialisten will davon allerdings nichts wissen, wobei dieses Wort an Lächerlichkeit allerdings nicht zu überbieten ist. Schadet nicht, wenn man es gut kommunizieren kann. Bis heute drücken sich Umweltaktivisten um Marx, sind immer nur mit den direkten Auswirkungen des Kapitalismus beschäftigt und nicht mit dem Kapitalismus selbst. Dabei setzen sie mit ihrem pädagogensprech auf "Kommunikation". Hier scheint die Postmoderne Idiotie durch. Alle Zeichenketten sind gleichberechtigt, sind nur Meinungen unter anderen Meinungen, was übrig bleibt ist ein Richter, also der Staat, der das Verhältniss der Zeichenketten zueinander klären soll, um die Gefahr fürs "größere ganze" abzwenden.
An diesen Staat hat sich auch die SPD gewandt.
So gesehen - nichts neues unter der Sonne. Der fatale Fehler der 20. Jahrhunderts lebt im 21. Jahrhundert weiter.
Noch ein paar Begriffe sind zu klären:
Diplomatie war noch nie ein Mittel freundlich miteinander zu sein, sondern sich gegenseitig zu erpressen. Der Geheimdienst findet dann heraus, was an den Behauptungen der Gegenseite wahr ist. Andersherum ist Diplomatie keine Heuchelei. Ich muß der Gegenpartei schon sagen was ich von ihr will, damit sie sich so wie gewünscht verhalten kann.
Davon unabhängig sind unsere Medien. Diese sind in der Hand von großen Parteien, verbreiten also die Meinung über die Welt, wie es das Wahlvolk glauben soll.
Die Medien richten sich also nach innen, die Diplomatie nach außen.
freundliche Grüße
fehlgeleitet
edit: @tyger sicher richtig, andrerseits wird immer mit "welt retten" argumentiert, auch wenn es bloß heuchelei ist. Irgendwie scheint es unmöglich zu sein, sich positiv auf sein ureigenstes Interesse zu beziehen. Das ist eine Hauptkrankheit, ich hoffe das ist in meiner langen erläuterung deutlich geworden.