Aktion 23 Fnorum

tarvoc hat geschrieben:Krass, ihr seid ja alles richtig alte Säcke...

tarvoc hat geschrieben:Die Leute von der Legion waren doch über fünfzig, oder hab' ich das falsch auf dem Schirm?

SANKT REDUNDUS


Status: Seliger (Märtyrer)
Gedenktag: 29. Februar
Patronat: Patron der Arbeits- und Obdachlosen, der Städte Addis Abeba, Port-au-Prince, New Orleans, Detroit, Lille, Birmingham, Duisburg, Leipzig, Bremerhaven uvm.
Attribute: Vollbart, Schlüsselbund, Tüte mit Pfandflaschen, Krähe, Schüttelkugel, verschlissene Kleidung, Strassenpflaster
Redensart: „Mitten zwischen den Menschen fandest Du einsam den Tod,
Sankt Redundus, steh mir bei in der Not!“
t. Redundus ist als Hartz-IV-Heiliger und Prekariats-Patron der Schutzheilige der Arbeits- und Obdachlosen, der Aussteiger, Tramper und Bettler, der Straßenkinder, Flaschensammler und Alkoholiker. Er soll vor Armut, Einsamkeit, Verwahrlosung und Erfrierungstod bewahren. Allgemein bitten ihn Menschen ohne feste Bleibe oder Heimat um Hilfe, wie z. B. Sinti und Roma oder die Bewohner von Notunterkünften und Slums. Doch auch bei Menschen mit ostdeutschem Migrationshintergrund erfreut sich St. Redundus wachsender Beliebtheit. Er verkörpert das aus der Maschine gefallene Zahnrad, bei dem niemand weiß, wo es eigentlich hingehört, und ob man etwas unternehmen soll, da die Apparatur ja auch ohne es zu funktionieren scheint.

St. Redundus galt zu Lebzeiten als ein besonders fleissiger Berufsberater. Im vatikanischen Kirchenkalender wird er aber nur als Seliger aufgeführt, obwohl er ursprünglich dazu auserkoren war, im Jahre 2010 feierlich zum Heiligen der Arbeit erklärt zu werden und den 1. Mai als Gedenktag zu bekommen. Dies sollte in einer öffentlichkeitswirksamen Zeremonie pünktlich zum 120jährigen Jubiläum des 1. Mai als internationaler Tag der Arbeiterbewegung geschehen. Als bei der Antragsprüfung im Heiligsprechungs-Verfahren jedoch ans Licht kam, daß St. Redundus selber fristlos seinen Job verloren hatte und als Obdachloser in völliger Armut gestorben war, wurde das Vorhaben möglichst diskret auf Eis gelegt. Sein für ihn vorgesehener Gedenktag ging an den populären Protestheiligen St. Gentrifizian über. Um nicht ganz leer auszugehen, bekam St. Redundus stattdessen den 29. Februar zuerkannt.

Bislang gibt es noch keine Kirche, die dem St. Redundus geweiht ist. Deshalb ziehen seine Pilgerinnen und Pilger genauso umher, wie er selbst es in seinen letzten Jahren getan hat. Zu seinem Gedenken gehen sie betteln, recyceln Müll, sammeln Pfandflaschen oder verkaufen gebrauchte Fahrscheine weiter. Andere Anhänger des Heiligen wenden sich asketisch vom weltlichen Leben ab, sind fortwährend in laute Gespräche mit dem Herrn vertieft und/oder vernachlässigen in gottgefälliger Uneitelkeit ihre Kleider- und Körperhygiene so sehr, dass sie schließlich einen wahrhaft biblischen Geruch entwickeln wie der von den Toten auferweckte Lazarus.

Zum Martyrium des obdachlosen St. Redundus gibt es unterschiedliche Angaben. Manchen Überlieferungen zufolge soll er eines Nachts von gelangweilten Dorfjugendlichen zu Tode gestiefelt worden sein. Nach einer bekannteren Legende ist er jedoch am hellichten Tage auf dem Bürgersteig einer Geschäftsstraße niedergestochen worden, nachdem er beherzt einer Frau zu Hilfe geeilt ist, die Opfer eines Raubüberfalls wurde. Sterbend lag St. Redundus noch mehrere Stunden auf dem Bürgersteig. Tragischerweise kümmerte sich keiner der vielen Passanten um ihn, wahrscheinlich weil die Menschen sich schon längst an irgendwo herumliegende Obdachlose gewöhnt haben.
An diese Erzählung erinnert auch der folgende Gebetsspruch:
„Mitten zwischen den Menschen fandest Du einsam den Tod,
Sankt Redundus, steh mir bei in der Not!“