Re: Pataökonomie
Verfasst: 20. März 2017, 13:55
Ich sehe aber das eigentliche Problem bei diesem Aspekt nicht in der Automatisierung, sondern in der Idee der Lohnarbeit als einzig akzeptierter, legaler Einkommensquelle für die "breite Masse". Und da habe ich ein BGE bislang immer als Chance gesehen, in den Köpfen die Idee auszumerzen, daß nur ein fleißiger, gehorsamer, sich-ausbeuten-lassender Arbeiter/Angestellter/etc. die Art von Mensch ist, die eine vernünftige Lebensgrundlage (in From von Lohn, Gehalt, Sold etc.) verdient. Ich verstehe schon, daß die direkte Abhängigkeit von der staatlichen Wilkür und die wirtschaftliche Abhängigkeit von der ausbeutenden Klasse ein Problem ist, aber ich habe auch einfach das Gefühl, daß sich viele Linke immer viel zu sehr darauf verrennen, daß jeder Mensch arbeiten muss und Automatisierung böse ist.Tarvoc hat geschrieben:Ich meine, du kannst von mir aus gerne so viele BGEs haben, wie du politisch durchsetzen kannst, aber zu meinen, damit ließen sich die durch die Automatisierung geschaffenen sozialen Probleme beheben ist leider ökonomisch völlig naiv.
Ich sehe einfach nicht, wie Sozialismus - so erstrebenswert er auch sein mag - derzeit ein realistisch erreichbares Ziel wäre. Und wenn doch, dann entweder nur mit einem sehr langfristigen Plan - und wir wissen, wie schlecht diese Art von Plan generell funktioniert - oder aufgrund sehr glücklicher Umstände, die aber auf eher katastrophale Ereignisse folgen müssten.Tarvoc hat geschrieben:Im Kapitalismus ist ein BGE unzweckmäßig, im Sozialismus ist es unnötig.
Ich würde mich da aber wirklich gern irren.
Es würde aber hoffentlich das Leiden derjenigen lindern, die entweder keine Chance mehr auf Lohnarbeit haben oder trotz Arbeit kaum überleben können, und die von den "sozialen Sicherungssystemen" nicht mehr wirklich gesichert werden. Abhängig von Staat sind wir doch so oder so im derzeitigen System.Tarvoc hat geschrieben:Zweitens, selbst wenn das ginge, hinge es immer noch vom Wohlwollen des Staates ab, inwiefern der "Bedingungslosigkeit" Schranken gesetzt werden. Noch nicht mal die Grundrechte sind in Deutschland wirklich bedingungslos garantiert, sondern nur "ihrem Wesensgehalt nach". Und man darf auch nicht vergessen, dass sich die politische Situation auch grundlegend ändern kann. Wenn die Bürger ökonomisch vom Staat abhängig sind, dann gibt das dem Staat Macht über die Bürger. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie man das überhaupt bestreiten kann.
Ja, genau das denke ich halt auch. Und natürlich kann der Staat die Regeln dann auch wieder ändern, aber die Regeln, die derzeit gelten, sind halt beschissen.Tarvoc hat geschrieben:Davon abgesehen ist ein existenzsicherndes Grundeinkommen aber zumindest besser als das, was wir jetzt haben.
Hmpf, und das, wo ich so ungern solche Videos gucke. Naja, vielleicht hab' ich heute Abend die Muße, mir das mal reinzuziehen, klingt schon interessant.Tarvoc hat geschrieben:Kleine Bemerkung zum BGE im Sozialismus: /leftypol/s Konzeption einer sozialistischen Gesellschaft (siehe: Xexizy: Workplace: Capitalist vs. Socialist) beinhaltet in der Tat sowas wie ein BGE, auch wenn es nicht so genannt wird.
OK, das raff' ich gerade nicht ganz, aber hoffe, daß ich das anhand des Videos besser verstehen werde...Tarvoc hat geschrieben:Die von Xexizy skizzierte sozialistische Gesellschaft benutzt kein (zirkulierendes) Geld mehr, sondern (nicht-zirkulierende) Labor Vouchers, Arbeitswertmarken. Diese Art der Distribution ist also nicht im eigentlichen Sinne marktförmig. G - W - G' ist unmöglich, da die Wertmarken nicht zirkulieren
EDIT: Ich merke gerade, daß ich diesen Artikel gar nicht gelesen hatte, und beim Überfliegen wirkte die Argumentation recht sinnvoll. Muss ich mir wohl auch noch mal in Ruhe zu Gemüte führen...