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Re: World War Z

Verfasst: 29. Juli 2013, 16:07
von Apfelsator
Ich muss da auch eher Tarvoc zustimmen, zumindest wenn der Humanismus so definiert wird wie er in der Gesellschaft gehandelt wird.
Der Text an sich ist oder viel mehr seine "Inhalte" sind relativ einfach austauschbar, das geht mit "Zombie/Mensch", "Arier/Jude" genau so wie mit "Kapitalist_in/Proletarier_in" oder "Unterdrücke_r/Unterdrückte_r".
Wobei das auch etwas auf die Definition von Humanismus ankommt, Fromm's Humanismus im Sinne eines "radikalen Humanismus", also bezogen auf die Systeme des Geldes und der Arbeit teile ich bis zu einem gewissen Grad.

Ich finde auch immer dieses metaphorische "Konsumzombies" scheiße, das ist einfach eine ziemlich verkürzte Kritik.
Du bist, gerade in der "westlichen"(europäisch/nord-amerikansisch) Welt, im Prinzip dazu gezwungen zu Konsumieren, der Versuch sich dessen zu entziehen ist nicht nur unheimlich Energiezehrend sondern auch stellenweise unmöglich für eine einzellne Person respektive kleine Gruppen innerhalb der Städte, zumindest wenn diese dann versuchen politisch zu agieren.
Das sage ich als ein Mensch der das seit einigen Jahren soweit möglich probiert.

Auch ist dein Text ziemlich vage Spartacus, in meinen Augen.
"Wenn du kämpfen kannst, kämpfe."
Ja. Stellt sich nicht nur die Frage wofür sondern auch gegen wen oder was und wie.


Ich glaube ich habe irgendetwas damit zum ausdruck gebracht...es ist so warm, mein Gehirn schmilzt.


Post Scriptum:
Der Film ist scheiße, es gibt so unzählig viele Zombie/Apokalypse-Filme die es weit mehr wert gewesen wären eine solche Herangehensweise zu erfahren als dieser Schund.
Hollywood-Dreck, vollgestopft mit kapitalistischer/partriotischer Propaganda.
Tarkovskys STALKER zum Beispiel, Soylent Green, They Live, selbst Tank Girl und natürlich einige der Romero-Filme.

Re: World War Z

Verfasst: 29. Juli 2013, 23:14
von Cpt. Bucky Saia
Hab den Film immer noch nicht gesehn ...

Zur Diskussion. Möglicherweise hab ich eine andere Vorstelung von Humanismus ... etwas (sagen wir mal) freier von philosophischen Konzepten.

So gesehn betrachte ich Humanismus als gewisse natürliche Notwendigkeit zur erhaltung der Art. Ähm ähnlich wie Brutpflege und dergleichen.
Auch wenns paradox klingt aber nach dieser definition ist humanismus für mich nicht einmal etwas was sich nur auf den Mensch beschränkt (er hats eben nur in Worte gefasst).
Ich muss da auch eher Tarvoc zustimmen, zumindest wenn der Humanismus so definiert wird wie er in der Gesellschaft gehandelt wird.
Nenn es Pseudohumanismus der sich in so seltsamen Stilblüten wie Charity wiederspiegelt (da stimme ich mal zu das ist ekelig und dient nur dem Ego um sich besser zu fühlen)
Ich finde auch immer dieses metaphorische "Konsumzombies" scheiße, das ist einfach eine ziemlich verkürzte Kritik.
Natürlich ich hab aber weder die Lust noch die Zeit ausführlich darüber zu schreiben. Betrachte es einfach als Teil der ganzen Zombiesache. Sicherlich nicht das einzige und reduzieren lässt es sich auch nicht nur darauf aber es sit doch (sichtbarer) Bestandteil vieler Filme.

Letztendlich: Ich gucke Filme nicht um mich auf die Seite von irgendwem oder irgendwas zu stellen denn das muß ich schon den ganzen Tag lang. Wenn ein Film mich nicht adequat unterhält ist er schlicht fürn Arsch. Zumindest so oder so ähnlich.

P.S. Ich bin zwar nur nen "primitiver" Arbeiter aber für mich kling "Nieder mit dem Humanismus" trotzdem falsch (möglicherweise qualifiziert mich auch grade der primitivismus dazu diese Kritik hier zu äussern) :kopfkratz:

Re: World War Z

Verfasst: 30. Juli 2013, 09:56
von Tarvoc
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:P.S. Ich bin zwar nur nen "primitiver" Arbeiter aber für mich kling "Nieder mit dem Humanismus" trotzdem falsch.
Also der Satz war natürlich wirklich als Provokation und Polemik gedacht. Wobei das auch nur eine Reaktion auf eine diskursive Situation war, die kurz davor stand, im Namen des Humanismus den totalen Krieg gegen Zombies auszurufen. Der Ausruf diente also mehr dazu, einen recht grundsätzlichen Dissens zu dem Diskurs von SpartakusDerSpätere auszudrücken, als dass er ein adäquater theoretischer Ausdruck dieses Dissens gewesen wäre. Dabei geht es auch darum, einen Diskurs zu durchbrechen, der seine Oppositionen (Mensch/Zombie) so konstruiert, dass die einzige mögliche Vermittlung zwischen ihnen der totale Krieg ist (ohne dabei etwa die Thematisierung der gegenseitigen dialektischen Bedingtheit der beiden Seiten des "Menschlichen" und "Nichtmenschlichen" auch nur zuzulassen). Wiederum zu einem solchen Diskurs in Radikalopposition zu treten nimmt innerhalb dieses Diskurses zunächst mal die Position des erklärten Todfeindes ein, schlägt aber als Negation der Negation in die Logik des totalen Krieges eine Bresche, die überhaupt erst einen Raum für Verhandlung und Neuverhandlung eröffnet. (Vergleichbar damit, wie ein revolutionäres Ereignis auch nicht etwa in einem einzigen Gewaltstreich gleich den ganzen Kapitalismus abschafft, sondern lediglich den Raum für alternative Formen politischen Handelns eröffnet.)

Dementsprechend ist der Gewaltstreich einer Kriegserklärung gegen den Humanismus auch gerade nicht so zu verstehen, als sei er einfach gegen alle Menschen gerichtet, nur weil sie Menschen sind (obwohl er in Extremsituationen dahingehend umschlagen kann, diese Problematik thematisiert etwa Philip Cohen in seinem Aufsatz We hate humans, der in den nächsten Monaten von Volker Böhnigk in einem Samelband neu herausgegeben werden wird). Das Wort Humanismus fasst eine ganze Reihe von Denkgewohnheiten und Diskursen zusammen, in denen es darum geht, "den Menschen" auf ganz bestimmte Arten und Weisen zu bestimmen (festzulegen, wenn auch zunächst mal nur begrifflich) und vor allem von Nicht-Menschlichem abzugrenzen, wobei der Diskurs ständig zwischen der Allgemeinheit eines Gattungsbegriffs und der eines normativen Ideals pendelt. Gerade dadurch konnte übrigens in der Moderne die Normalität und Durchschnittlichkeit selbst zu einem moralisch aufgeladenen, Abweichungen nicht tolerierenden Ideal werden, woran auf unterschiedliche Weise etwa Friedrich Nietzsche und Michel Foucault Kritik geübt haben. Aber auch an solchen Effekten zeigt sich recht schön, wie der Humanismus die "Zombies", die er von sich selbst bzw. von seinem eigenen Ideal des Menschlichen abgrenzt und absondert, durch seine eigene Normierungsmacht selbst überhaupt erst produziert.
Cpt. Bucky Saia hat geschrieben:Letztendlich: Ich gucke Filme nicht um mich auf die Seite von irgendwem oder irgendwas zu stellen denn das muß ich schon den ganzen Tag lang. Wenn ein Film mich nicht adequat unterhält ist er schlicht fürn Arsch.
Kann man so machen, wobei mich meist gerade die Filme ansprechen, die mich geistig herausfordern - auch dazu, Stellung zu beziehen. Und mancher Film wird sogar besser dadurch, dass man sich Gedanken zu ihm macht, die möglicherweise nicht intendiert sind, um gewissermaßen den Raum seines Narrativs zu durchwandern. (Bei "König der Löwen" zum Beispiel bin ich auf der Seite der Hyänen. You see a trend here? :ugly:) Hier in diesem Thread ging es aber von Anfang an nicht nur um den Film und seine künstlerischen oder unterhaltenden Aspekte, sondern um ein "Was-wäre-wenn", das die Übertragung auf unsere eigene gelebte Wirklichkeit bereits explizit beinhaltet. Ich versuche eben, auch das zu durchbrechen und neue, alternative Perspektiven aufzuzeigen.

Re: World War Z

Verfasst: 30. Juli 2013, 10:10
von Tarvoc
Apfelsator hat geschrieben:Ich finde auch immer dieses metaphorische "Konsumzombies" scheiße, das ist einfach eine ziemlich verkürzte Kritik. Du bist, gerade in der "westlichen"(europäisch/nord-amerikansisch) Welt, im Prinzip dazu gezwungen zu Konsumieren, der Versuch sich dessen zu entziehen ist nicht nur unheimlich Energiezehrend sondern auch stellenweise unmöglich für eine einzellne Person respektive kleine Gruppen innerhalb der Städte, zumindest wenn diese dann versuchen politisch zu agieren.
Vor allem ist eine Kritik am Konsumverhalten der Menschen, die es versäumt, gleichzeitig die Produktionsverhältnisse kritisch zu thematisieren, notwendigerweise politish konservativ (worauf schon Marx hinwies). Das Konsumverhalten mag ja vielleicht ein Hebel sein, politisch-ökonomisch auf den Kapitalismus Einfluss zu nehmen, aber die Alternative zum Kapitalismus kann auf keinen Fall eine Verarmung sein. (Auch die dialektische Schizophrenie, dass der Kapitalist gleichzeitig von allen Arbeitern umsatzsichernden Konsum und von seinen eigenen Arbeitern Lohnverzicht fordern kann, ist ja schon von Marx herausgearbeitet worden.) Dementsprechend beendet der Kommunismus auch nicht den Konsum (das zu versuchen wäre ohnehin reiner Unfug; ihr könnt ja mal versuchen, nichts mehr zu essen), sondern er hebt den kapitalistischen Begriff und die Praxis des Konsums auf in einen Begriff und eine Praxis des gemeinsamen Gebrauchs - womit auch die Spaltung von Produktion und Konsumption durchbrochen wird. Das ist jetzt natürlich alles etwas abrissartig, für eine ausgearbeitete Darstellung bräuchte ich mehr Zeit.
Apfelsator hat geschrieben:Der Film ist scheiße, es gibt so unzählig viele Zombie/Apokalypse-Filme die es weit mehr wert gewesen wären eine solche Herangehensweise zu erfahren als dieser Schund. Hollywood-Dreck, vollgestopft mit kapitalistischer/partriotischer Propaganda.
Sehr schade, das Buch ist jedenfalls super. An einigen Stellen legt es wirklich den Finger in gesellschaftliche Wunden.

Re: World War Z

Verfasst: 30. Juli 2013, 10:55
von Bwana Honolulu
Ich fand den Film jetzt nicht wirklich ganz große Scheisse, aber nach allem, was man vom Buch gehört hat (muss ich unbedingt noch lesen, der Zombie Survival Guide war ja auch schon so geil), war's dann doch eher etwas enttäuschend. Ein paar ganz gute Schockmomente und Zitterpartien haben's wieder etwas aufgewertet, aber trotzdem.

Re: World War Z

Verfasst: 30. Juli 2013, 22:14
von Cpt. Bucky Saia
Ähm dann schmeiß ich an dieser Stelle mal den Filmtip "Warm Bodies" rein. Da ist es nämlich so das die Zombies mit den Menschen "verhandeln". Eigentlich nen netter Film ... ich mag den irgendwie. Schönes ende. Natürlich gibt es auch "die Bösen". Ich denke Tarvoc könnte dieser Film evtl gefallen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Warm_Bodies_%28Film%29

Re: World War Z

Verfasst: 31. Juli 2013, 14:09
von Tarvoc
Shakespeare meets Zombies. :ugly: Naja, ich werd' mal reinschauen...

Re: World War Z

Verfasst: 1. August 2013, 12:19
von Apfelsator
"Warm Bodys" fand ich ganz in Ordnung, etwas zu sehr "Romanze" nach meinem Geschmack aber gut.

Ansonsten, wie immer sehr aufschlussreiche Texte Tarvoc....allerdings habe ich einen Kritikpunkt der aber eher grundlegender Natur ist.
Ich persönlich habe nämlich ein bisschen ein Problem mit diesem "elitären" Habitus wie er in "der Linken" nach meinem Eindruck wieder verstärkt auftritt in den letzten Jahren
und zwar finde ich es unheimlich nervend das politische Debatten quasi schon zwangsläufig auf akademischen Niveau geführt werden.
Diese "Praxis des theoretischen Debatte" schließt eine ziemlich große Anzahl an Menschen von eben diesen Debatten aus und das obwohl genau diese Menschen meist davon direkt oder indirekt betroffen sind.
Es wird ein gewisser (hoher) Grad an Bildung(schulischer Bildung im speziellen) einfach vorraus gesetzt und das ganze geschieht meiner Meinung nach nur um sich abzugrenzen von anderen Menschen.
Ich sehe da eine große Poblematik und einen wesentlichen Punkt warum, trotz hoher Inflation und steigender Armut, "die Linke" nur schwer Kontakt mit anderen Bevölkerungsgruppen/-schichten aufgenommen hat.
Deswegen hasse ich beispielsweise Bekernner_innenschreiben die zwar inhaltlich sehr gut sind, von der formulierung her aber so elitär gehalten das "Normalbürger_innen" den Text einfach nicht zu ende lesen würden.



Nieder mit der Grammatik!

Re: World War Z

Verfasst: 1. August 2013, 12:26
von Tarvoc
Elitär? Ich versuche eigentlich, so einfach wie möglich zu formulieren...

Falls jemand Verständnisfragen zu meinen Aussagen oder Texten hat, gehe ich auch fast immer darauf ein.

Re: World War Z

Verfasst: 2. August 2013, 08:34
von Cpt. Bucky Saia
Âufgefallen ist mir dies auch schon da ich selbst auch nicht über ein angenehm hohes Nie ... Nif ... Bildungslevel verfüge. Allerdings hab ich aufgehört Vicky P. Dia bei begriffsschwierigkeiten zu konsultieren das führt dann eben zu missverständnissen (Beispiel Humanismus).

Bei internen Debatten mag das alles reichlich egal sein (obwohl manch ein "neuling" wohl den Eindruck gewinnen könnte hier sei ein gewisses Wissen von nöten um mit halten zu können) aber grade bei öffentlichen Sachen (Flugblätter oder so) denke ich
das "Normalbürger_innen" den Text einfach nicht zu ende lesen würden
wenn man um den Inhalt verstehen zu können entweder ein Lexika zur Hand haben muß oder eben im Fachgebiet studiert hat.

Mir persönlich ist es wie gesagt egal nur muß halt bei mir damit gerechnet werden das ich Begrifflichkeiten entweder anders oder gar nicht verstehe.
Ansonnsten frag ich eben solange nach bis ichs verstehe.