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Re: Besondere Filmrezensionen
Verfasst: 20. Februar 2018, 21:13
von Bwana Honolulu
Chocolate Mountain
(1991) (auf deutsch auf als "Chocolate Man - der Schokoladenmann" bekannt)
Ja, ich weiß, irgendwie hasst jeder diesen Streifen. Aber ich mag ihn.
Handlung
Scott McDevitt ist ein Underdog an seiner Schule und wird von seinen Mitschülern getriezt und geqält, bis er in einer Schachtel Schoko-Cerealien ("Müsli-Schachtel", wie es in der Übersetzung hieß) einen Ring entdeckt, mit dessen Hilfe er sich in einen dunkelhäutigen Muskelberg verwandelt - den mächtigen
Chocolate Mountain (gespielt von einem völlig überdrehten Winston Dyson). Abgesehen davon, daß er Verbrecher mit einer Berührung oder einem Blick in Schokolade verwandelt und aufisst, nimmt er auch Rache an seinen Folterknechten. Bis er sich schließlich komplett überfrisst und vom Muskel- zum Fettberg wird und somit völlig überfordert ist, als sich ihm ein richtiger Superschurke in den Weg stellt. Aber schließlich gibt es ja noch andere Wege, mit der Situation fertigzuwerden...
Bewertung
Der Film ist eigentlich geradezu der Inbegriff von Spätachziger-/Frühneunziger-Familienfilm-Trash. Die eigentliche Story ist flach, Kostüme und Ausstattung sind sichtbar billig (und entweder grellbunt oder braun und glitzernd), die meisten Schauspieler sind nicht sonderlich motiviert, abgesehen natürlich von Winston Dyson, der hypermotiviert ist bis an den Rand eines Herzinfarktes, was gar nicht zu seinem üblichen Actionstarimage passt.
Aber, was den Streifen rettet: Er macht tierisch Spaß. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo
Chocolate Mountain selbst auf die Bildfläche tritt, sind Handlung und Darsteller eigentlich überflüssig und der ganze Film verwandelt sich in Flachwitze-Dauerfeuer, das auch im Deutschen ganz wunderbar funktioniert (insbesondere dank der Synchronstimme von Stefan "Radiopapst" Papst). Spätestens nach vierzig Minuten bereut man, jemals im Leben irgendetwas getrunken zu haben, weil man sich einfach hemmunglos einpinkelt, während man mit dummen Sprüchen bombardiert wird.
7/10
P.S.: Erinnert sich auch noch jemand an das (grottige
) Spiel zum Film?
Re: Besondere Filmrezensionen
Verfasst: 21. Februar 2018, 16:47
von Cpt. Bucky Saia
Five Heroes (2003)
Handlung:
Über Umwege kommt eine Kiste mit Superhelden Comics in eine Irrenanstallt in Kiev. 5 Patienten finden diese und beschließen das sie selber aussergewöhnlich genug sind um ebenfalls Helden zu sein. Die anfangs nur erdachten Geschichten werden dabei stück für stück in der Realität umgesetzt was letztendlich im ausbruch aus der Anstallt und einem Amoklauf aus Chaos und Anarchie endet (für den die 5 allerdings am wenigsten können).
Bewertung:
Eigentlich von der Theamtik nicht wirklich lustig schafft es das junge Team des Osteuropäischen Filmkollektives CULT mit viel schwarzem Humor eine Geschichte um 5 perspektivlose Menschen zu erzählen die in ihrer eigenen Phantasiewelt halt finden und sich dadurch zu etwas übermenschlichem entwickeln.
Amüsant dabei sind die Anleihen aus der klassischen Horrorliteratur. So ist Frank nicht nur 2 Meter 10 groß sondern darüber hinaus noch Borderlinier mit eindrucksvollen Narben am ganzen Körper. Seine verschiedenen Persönlichkeiten hausen dabei in verschiedenen Körperteilen und so ist es nicht verwunderlich das Frank sich im laufe des Films immer mehr mit Frankensteins Monster identifiziert wobei er dieses nach und nach zu seinem persönlichen Superhelden formt.
Ähnlich ergeht es auch dem unter Lichtallergie und Depression leidenden Vlad (was für ein Klischee) der einen Fetisch für Blut hat. Abgerundet wird das ganze dann natürlich noch von Igor, einem tauben Buckligen der Glocken sammelt und mit diesen Musik macht, Wolfgang der sich in Hundefelle kleidet und für einen Hund hält sowie Michael der schwerst behindert mit einem Wasserkopf an den Rollstuhl gefesselt ist. Amüsant dabei ist das sich die Protagonisten zu keinem Zeitpunkt über die gravierende Ähnlichkeit bewusst sind und so ist es ganz erfrischend zu sehen wie sich ihre Heldencharaktere ganz ohne den üblichen Horroranstrich entwickeln. Ganz zu schweigen von den Komplikationen die sich dadurch ergeben.
Bemerkenswert sind auch die eingefügten Comicszenen die jedesmal dann auftauchen wenn einer der Hauptdarsteller mal wieder in sein alter Ego flüchtet. Spätestens wenn die 5 mit selbstgenähten Kostümen aus Bettdecken und Krankenhausnachthemden die Flucht aus der Anstallt antreten wird das ganze so absurd amüsant das man gar nicht mehr wegsehen will.
Ein wunderschönes Kunstwerk das eindringlich aufzeigt das "anders als die anderen sein" nicht immer etwas schlechtes ist.
Funfakt: Wer sich wundert das ihm keins der Gesichter bekannt vorkommt und warum die Kostüme so verdammt gelungen sind der sollte wissen das das CULT Kollektiv den Film ausschließlich mit Leiendarstellern gedreht hat die, überraschung, tatsächlich aus Patienten diverser Ukrainischer Krankenhäuser zusammengecastet wurden und laut Abspann an eben jenem, im Film theamtisierten Handicaps leiden. Das brachte dem Film zwar einiges an negativer Kritik ein, man merkt allerdings mit wieviel Freude die Darsteller ihre Rolle spielen.
Re: Besondere Filmrezensionen
Verfasst: 21. Februar 2018, 17:39
von Xerxes
Herr Eon saß am Straßenrand (2003)
Zusammenfassung:
Als die Frau des 69 Jährigen Sedin Eon bei einem Autounfall ums Leben kommt, bricht für ihn die Welt zusammen. Auf dem Weg aus dem Krankenhaus trifft er auf einen an einer Hauswand lehnenden Obdachlosen und beschließt, in seiner Verzweiflung, sich an den Straßenrand zu setzen und dort auf den Tod zu warten. Doch kaum lässt er sich nieder, fällt ihm ein Brief in die Hände, der unter einem Stein eingeklemmt war. Er liest ihn, einen Liebesbrief eines Soldaten, und beginnt von neuem zu Weinen. Im selben Moment erfasst ihn ein Auto und er fällt in Ohnmacht.
In der folgenden Nahtoderfahrung verbinden sich für ihn nun Erlebnisse aus seinem Leben und die des Soldaten aus dem Brief zu einem undurchdringbaren Geflecht, und schon bald muss er feststellen, das der Tod seiner Frau mehr Geheimnisse birgt als ihm Lieb ist.
Bewertung
"Herr Eon sitzt am Straßenrand" ist einer der aktuelleren Filme des Sifi-Horror Regisseurs Daniel Beloveski, der einigen vielleicht vom Film "AR-Kopf" bekannt ist, einem der ganz großen Horrorfilme der 60er Jahre und der Beginn seiner Karriere. Bekannt auch für die von ihm geschaffene Science-Fiction Welt, reiht sich dieser Film Chronologisch hinter "Meteor 23b5" ein, den man aber zum Verständnis nicht gesehen haben muss. "Herr Eon" ist einer der wenigen Kunstfilme Beloveskis, obwohl er vielfach nicht als ein solcher anerkannt ist. Er selbst besetzt dabei die Hauptrolle des Protagonisten vollkommen einzigartig, und sein Surreale Spielstil ordnet sich nahezu perfekt der düsteren Traumwelt des 2. Weltkriegs unter. Der Film führt dabei ständig in die Irre, und am Ende werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, was den Genuss aber nicht grade stört. Natürlich trägt es zum Verständnis bei wenn man mit der wahnwitzigen Welt des Regisseurs vertraut ist, aber der Film kann auch so als Kunstwerk betrachtet werden, grade durch die Farben; das Bühnenbild, gestaltet von der Ikone Sven Anderson, besticht durch grelle und geradezu heiße Farben, welche die sommerliche Schwüle des Film geradezu zittern lassen, die Musikalische Untermalung (vielfach Stücke von Wagner) tun ihr übriges. Einzug und allein die Kamera lässt manchmal zu wünschen übrig, da sie die Dramatik der Szenen unnötig in die Höhe treiben, was nicht hätte sein müssen.
Zwingend muss man den Film sicher nicht gesehen haben, und für viele ist er immer noch ein Wermutstropfen in Beloveskis Gesamtwerk. Sicher gab es besseres, aber als Kunstwerk sticht er hervor und erlaubt eine neue Sicht auf sein Universum.
(8/10)
Re: Besondere Filmrezensionen
Verfasst: 21. Februar 2018, 18:31
von Cpt. Bucky Saia
KOLF - Nicht noch ein Führer (2011)
Handlung:
Der Arbeitslose Alfred Hummel führt im Phantasieland Bogonistan ein relativ beschauliches Leben. Als jedoch die Überweisungen vom Versorgungsamt ausbleiben und dann auch noch Strom und Wasser abgeschaltet werden wird es ihm zuviel. Das durch zufall von ihm erfundenes Wort "Kolf" wird zum Schlagwort einer Rebellion wie sie Bogonistan noch nie gesehn hat und Hummel gerät ganz unfreiwillig in einen Strudel aus politischen Irrungen und Wirrungen aus denen er letztendlich als der neue Führer Bogonistans hervorgeht. Da sein Einkommen nun wieder geschichert ist könnte er sich eigentlich zurücklehnen wäre da nicht dieser Krieg den er ganz unbeabsichtigt erklärt hat.
Bewertung:
Seichte Comedy Nummer aus der Feder von Josh Mc Kormack der sich für Filme wie "Saints - Zum Teufel mit der Hölle" und "Das Flughundphänomen" verantworlich zeichnet. Die Story ist noch ganz amüsant die Gags allerdings eher platt und vorhersehbar. Hummel der von einem offensichtlich gelangweilten Byron Foster gespielt wird verstrickt sich permanent in Situationen die er offensichtlich hätte umgehen können. Die Story hätte besser sein können die Schauspieler auch trotzdem taugt der Film immer noch als abendfüllender Zeitvertreib hauptsächlich durch die reichlich vorhandenen Anspielungen auf den Werdegang eines gewissen anderen Diktators (so ist Hummel z.B. Arbeitsunfähig weil ihm ein Hoden fehlt) der hier gnadenloß durch den Kakao gezogen wird. Spätestens wenn 20000 Bogonen im runtergekommenen Stadion KOLF schreien und dazu bogonisch grüßen (ein ausgesteckter Mittelfinger) ist klar wer hier auf die Schippe genommen wird. Was den Film eigentlich auszeichnet ist, dass es sich um eine Pseudodoku im Stil der späten 30er und frühen 40er Jahre handelt. So ist der ganze Film bis auf wenige Szenen in schwarz weiß gedreht und zumindest die Anfangsszenen erinnern schwer an mäßige Privataufnahmen während sich die Qualität im verlauf des Films steigert bis er (der Film) schließlich locker mit den Filmen einer Leni Riefenstahl konkurieren könnte. Die einzigen verständlichen Worte im Film sind dann auch die Kommentare im Stil einer Doku denn im gesammten Film wird nur bogonisch gesprochen das stark an eine art Pseudodeutsch (mit ganz viel Sauerrrkrraut) erinnert. Intressanterweise erfährt man somit auch nie was Kolf nun eigentlich bedeutet.
6/10
Re: Besondere Filmrezensionen
Verfasst: 22. Februar 2018, 14:18
von Xerxes
Das Spiel mit dem Feuer (1997)
Zusammenfassung :
Der Film gliedert sich in zwei Kapiteln, die auch in ihm als solche bezeichnet sind.
Kapitel 1: Die Jungen Jahre vor den Flammen
Hier geht es um den einsamen Jungen Marc Segal, der in der Großstadt allein von seiner Mutter erzogen wird. Diese hat kaum Zeit für ihn, da sie mehreren Jobs nachgeht, und aufgrund seines eigentümlichen Verhaltens, insbesondere seinen Mitschülern gegenüber, hat er nicht viele Freunde. Seine Lehrer versuchen ihn ein zu gliedern und so in die Gemeinschaft zu integrieren. Grade als die kurz vor dem gelingen stehen lernt Marc im Park den alten Mr. Boulevard kennen, der dort jeden Nachmittag und Abend sitzt. Er versteht den Jungen, hilft ihm anfangs noch bei den Hausaufgaben, später beginnt er mit ihm zu Philosophieren. Er erklärt ihm, wie er den "Methoden der Unterjochung", wie er sie nennt, entkommen kann, sich zur Wehr setzt und wie er zum Glück kommt. Am Ende bringt er Eric dazu von zu Hause zu fliehen, nach dem ihn seine Mutter bei der Selbstbefriedigung erwicht hat.
Kapitel 2: Weltenbrand
Kapital 2 spielt 20 Jahre später. Eric ist inzwischen ein bekannter Professor für Philosophie an einer Universität, beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Schriften aus dem 19. Jahrhundert. Dort stößt er auf Aufzeichnungen des Vatikans über einen Mann, den der Papst in einer Geheimen Schrift als Incarnation des Antichristen bezeichnet. Durch die Beschreibungen und Aussagen bemerkt er Schließlich, das es sich bei diesem um den Mann handelt, den er in Jungen Jahren kennen gelernt hatte. Nun erst ergibt vieles für ihn einen Sinn, und er begibt sich auf die Suche nach ihm, während um ihn herum die Welt zu zerfallen beginnt, und er immer mehr erkennt.
Bewertung :
Der Film stand lange in Verruf, da der Regisseur sich Kurz nach der Veröffentlichung sich öffentlich zum Satanisten erklärte. Die Tatsache das das Machwerk aufgrund seiner Merkwürdigen Botschaft vielfach indiziert und auch von der Presse zerissen wurde trug nicht zur Popularität bei. Dabei ist der Film grundsolide; alle Schauspieler sind gut ausgewählt in ihren Rollen, und diverse Sequenzen sind sehr gut ausgearbeitet. Man merkt ihm seine Entstehungszeit von 5 Jahren durch aus an, auch wenn er teilweise zu langatmig und anstrengend Rüber kommt, was auch an der Theater haften Inszenierung liegt. Darunter leiden auch Schnitt und Musik. Trotz allem gehört er zu den Filmen, die ich mir immer wieder ansehen könnte, da er die Sichtweisen verdreht und neue Möglichkeiten erlaubt.
Re: Besondere Filmrezensionen
Verfasst: 3. März 2018, 11:04
von Cpt. Bucky Saia
Re: Besondere Filmrezensionen
Verfasst: 14. Februar 2023, 16:55
von Cpt. Bucky Saia
Es bleibt was wir waren (2005)
Ein sehr surrealer Trip durch einen Krieg und die menschliche Psyche.
Eine namenlose Stadt in einem Namenlosen Land (wird tatsächlich so am Anfang auch vorgestellt).
Ziggy (wir werden nie seinen vollen oder wahren namen erfahren) ist 23 und Soldat oder Partisan oder Aufständischer in eben jener namenlosen Stadt in einem namenlosen Land das aber starke Osteuropäische Vibes hat. Im Prinzip ist das auch schon die ganze Handlung des Films der ab da nur noch aus brutalen Kriegssszenen, exzesszieven Drogenmissbrauchs und deftigen Szenen und Sprache auszeichnet.
Wäre an für sich nichts neues aber der Regiseur (Melvin Meyer) schafft es irgendwie das man selbst miteintaucht in diesen wahnsinnigen Trip. Er zieht einen tiefer und tiefer in den wahn und irrsinn des Krieges der für Ziggy scheinbar nur noch zu ertragen ist, wenn er hemmungslos Drogen jeder Art konsumiert.
Ich hab lange überlegt ob ich das Spoilern soll aber achtet mal am Anfang bei der Straßenszene auf den Baum links. So wie sich Hallluzinationen und Trugbilder langsam bei Ziggy einschleichen und letztendlich zur Realität werden so schleichen sich eben diese Trugbilder ganz subtil und unscheinbar in den Film hinein ohne das man es selbst bemerkt bis es zu spät ist und man sich fragt ob der Wahnsinn den man sieht Wahr ist oder bloß eine Fiktion oder ein Trugbild des Geistes.
Ganz unmerklich (und das ist m.M.n. der grandiosen Kameraarbeit geschuldet) beginnt man sich mit der Person zu identifizieren aus deren Perspektive der Film gedreht wurde, ohne jedoch anfangs zu bemerken das man selbst quasi ein Betrachter ist der in einem Körper gefangen und zur handlungsunfähigkeit verdammt wurde.
Ich glaube diese Mixtur macht den Film, obwohl stellenweise schon hart brutal, so überaus bemerkenswert und gruselig.
Fazit: Eigentlich bin ich ja kein Fan von Handkamera Filmen aber der hier ist definitiv anders. Handlung gibts eher wenig aber dafür führt der Film euch hinab in eure eigene Psyche und lässt euch am Ende mit einem merkwürdigen Gefühl zurück.
An für sich ist das so eine Klasse von Film über die man keine Rezension schreiben sollte denn das Machwerk hat das potenzial einem das Hirn zu ficken.
Bewertung: Situationsabhängig. Als Experiment an sich selbst 8/10
Protip: Gucken wenn man high ist!