Ein Bericht aus der Bürokratie...

Eine Antithese (griechisch αντίθεσις – Gegensatz, Opposition von anti~ – gegen~ und These – Behauptung, Leitsatz) bezeichnet allgemein eine Gegenbehauptung zu einer Ausgangsbehauptung (These). Dabei werden zwei Wörter, Begriffe, Satzteile oder Sätze einander gegenübergestellt, die sich im Sinn widersprechen: Durch diese Gegenüberstellung wird ein Gegensatz oder Widerspruch besonders hervorgehoben. Mit einer Antithese kann man eine Widerlegung erreichen. Eine Antithese wird oft mit "aber" eingeleitet. In der Literatur ist eine Antithese eine rhetorische Figur, in der unter einem Oberbegriff in direktem Gegensatz zueinander stehenden Begriffe oder Gedanken kombiniert werden. Dadurch können unter anderem Zwiespalt, Spannung und Zerrissenheit ausgedrückt werden. Beispiele sind: Himmel und Hölle; Gut und Böse; Tugend und Laster. Diese sogenannte Antithetik ist insbesondere in der Lyrik seit der Barockzeit beliebt. Beispiel: In der Bergpredigt greift Jesus sechs bekannte Gesetze aus den zehn Geboten auf. Eine bekannte Antithese ist die über die Vergeltung (Matthäus 5,38): "Ihr wisst, dass es heißt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Ihr sollt euch überhaupt nicht gegen das Böse wehren. Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die linke hin."
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Bwana Honolulu
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Ein Bericht aus der Bürokratie...

Beitrag von Bwana Honolulu »

Spiegel Online hat geschrieben:18. Oktober 2010, 11:22 Uhr

Mein Leben als Ausländer

Schlange stehen, abblitzen, Schlange stehen

Die Deutschen klagen oft und gern, alles sei so verdammt bürokratisch. Nur weil sie nicht wissen, wie es in Ämtern in Brüssel oder Rom zugeht. SPIEGEL-Korrespondent Hans-Jürgen Schlamp hat dort reichlich Lebenszeit investiert, um den Antrag auf einen Antrag zu erhalten.

Ach Landsleute daheim, was wisst Ihr schon von Eurem Land? Es gibt so viel Wunderbares. Und Ihr meckert immer. Über die Politik, zum Beispiel. Aber okay, das verstehe ich, darüber kann man wirklich nur meckern. Oder übers Wetter. Zugegeben, das Wetter in Deutschland ist nicht immer toll. Die Küche. Stimmt ja, die Küche könnte besser sein. Vor allem in Kantinen, Autobahnraststätten und bei selbstdekorierten Nobel-Italienern.

Und erst die Bürokratie! Formulare allerorten, deutsche Gründlichkeit und deutsche, also spießige Beamte, die einem die Zeit stehlen, weil die ja nichts Besseres zu tun haben. Das gilt nicht nur für die Amtsstuben, die Ärmelschoner bei der Post und in der Bank sind keinen Deut besser. Unsere Anliegen mittig lochen und abheften, das ist für die doch das Highlight des Tages!

Halt! Stopp! Das ist alles nicht wahr!

Nichts gegen die deutschen Bürokraten, bitte! Nicht gegen die Leute am Bankschalter, die braven Postler, die mir Briefmarken verkaufen und Pakete abnehmen. Die fehlen mir so oft, wenn ich in Brüssel endlos Schlange stehe, um einen etwas übergroßen Brief abgeben zu dürfen.

Und erst das Einwohnermeldeamt! Zweieinhalb Stunden habe ich in einem heruntergekommenen, lärmigen Saal angestanden. Die Reihen der Wartenden allesamt ausgerichtet auf kleine, halbdunkle Öffnungen, hinter denen Köpfe von Männern und Frauen auftauchten, verschwanden, wieder auftauchten. Nach der ersten Wartestunde war der Abstand geschrumpft, man sah, dass die Köpfe Oberkörper hatten, mit Armen und Händen daran, die manchmal Papiere entgegennahmen und manchmal die dargebotenen Papiere ablehnten - das waren dann wohl ungeeignete Dokumente, fehlerhaft ausgefüllte oder falsch ausgewählte Formulare - oder aber der Bittsteller brachte der Obrigkeit seine Begehren am falschen Schalter vor. Was bedeutete: In einer anderen, diesmal hoffentlich richtigen Schlange erneut anstehen.

Odyssee durch die Schalterhallen

In Brüssel sandte die Kommune die Benachrichtigung, dass ich die Aufenthaltsgenehmigung abholen dürfe, nach ein paar Wochen. Die Warteschlange war etwas kürzer. Mittwochs sei ein besserer Tag für Amtsgeschäfte als montags, erklärte mir mein Vormann. In Brüssel hat er vielleicht Recht, für Rom gilt das eher nicht.

Da habe ich mal einen kompletten Mittwochvormittag in der Kommune gestanden, Gebührenmarken an der Kasse erworben, an diversen Schaltern beglaubigte Kopien meiner Originaldokumente noch einmal beglaubigen lassen und in jeweils mehrfacher Ausfertigung der Verwaltung der unvergleichlich schönen Stadt überlassen. Antrag, Formulare und Kopien gingen im Verwaltungsablauf zügig verloren, es dauerte eineinhalb Jahre - in denen immer neue Ersatz-Kopien, -Anträge und -Formulare beigebracht werden mussten, deren Übergabe natürlich das Anstehen in immer neuen Warteschlangen erforderte.

Währenddessen scheiterten mehrere Versuche, bei der Elektrizitätsgesellschaft - auch dort jeweils: Schalterhalle, zwei Stunden warten - um den Stromtarif für römische Anwohner zu beantragen. Die Gesellschaft beharrte eineinhalb Jahre lang auf dem teuren Tarif für Nicht-Angemeldete - welcher Nicht-Angemeldete zahlt eigentlich Strom? - und empfahl mir, mich doch endlich im Einwohnermeldeamt registrieren zu lassen. Mit der Bescheinigung könnte ich dann...

Der bürgerliche Bittsteller wartet... und wartet... und wartet

Einzahlungen aufs eigene Bankkonto erfordern in Rom einen Pass, der kopiert und dem Einzahlungsformular beigeheftet wird. Bei Überweisungen geht's auch ohne Personaldokument, aber die Wartezeit vorm Banktresen ist genauso lang, je nach Bank und Tageszeit, ein bis drei Stunden. Natürlich erledigt man alles, was irgendwie machbar ist, via Online-Banking. Aber vieles erfordert persönliches Erscheinen, was heißt: persönliches Warten. Post, Bank, Amt, Strom- oder Gaslieferant - der bürgerliche Bittsteller wartet.

Gut, dafür lernt man viele Leidensgenossen kennen, schimpft gemeinsam, tröstet sich wechselseitig und holt zwischendurch für die neuen Bekannten Kaffee in der benachbarten Bar.

Und in Deutschland? Ein Beispiel: Filiale der Landeszentralbank in Bonn. Geld wechseln, schwierige Devisen, wäre bei der Hausbank in Rom gar nicht möglich. Nur drei Kunden in der Halle in Bonn. Streik? Feiertag? Ein junger Mann hinter einem Schalter winkt. Mir. Ich lege meinen Pass und eine vorbereitete Liste mit den Scheinen - Stückzahl, Wertangaben, Herkunftsland - auf den Tresen, zücke einen Kuli um die gewohnten fünf bis 15 Unterschriften zu leisten. Der junge Mann sieht mich seltsam an, nimmt die Scheine, sortiert sie, zählt sie, tippt ihre Daten in einen PC, legt einen Ausdruck beiseite, reicht mir den zweiten, zählt Geld ab, reicht es mir. "Haben Sie noch andere Wünsche?"

Äh, nein.

Ich packe verwirrt meine überflüssigen Utensilien ein, bin zwei Minuten später wieder draußen auf dem Parkplatz und weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Ich habe zwei Stunden als Minimum für den Geldhandel eingeplant.

Und erst das Einwohnermeldeamt! Heißt jetzt Bürgeramt in vielen Städten, man kann anrufen und einen Termin vereinbaren. Das Formular steht im Internet, sie schicken es aber auch zu. Warten beim Abholen des Dokuments: drei Minuten. Mann! Ehe ich in Brüssel oder anderswo zehn Briefmarken kaufen kann, habe ich in Deutschland zehnmal den Wohnsitz gewechselt.

Also meckern über Deutschland ist okay, aber nicht über die perfekten Bürokraten.

Hans-Jürgen Schlamp, Jahrgang 1950, berichtet für SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE aus Brüssel. Zuvor war er mehrere Jahre in Rom stationiert.
Wenn ich schon der Affe bin, dann will ich der Affe sein, der dem Engel auf's Maul haut. XD
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Re: Ein Bericht aus der Bürokratie...

Beitrag von Papst Pius XXIII »

Heil alles!
Welch Schande für unser schönes deutsches Vaterland, wenn wir es nicht einmal fertig bringen die bürokratischte Nation in Europa zu sein! Möge die Göttin den Beamten in diesem Land einen kräftigen Tritt geben, auf das diese mehr CHAOS durch mehr Bürokratie in die Welt bringen!
Doch andererseitis: Schön das es dann wenigstens noch echte Chaos-stiftende Büroktaten in Europa gibt!
Möge die Bürokratie anwachsen bis die Ordnung an sich selbst zugrunde geht!

Die Göttin lächelt.
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Re: Ein Bericht aus der Bürokratie...

Beitrag von Tarvoc »

[BBvideo 425,350][/BBvideo]
[i]"Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage."[/i] - Marx
[i]"Nur wer zu sich selbst kein Vertrauen hat, kann sich vor vorübergehenden Bündnissen, und sei es auch mit unzuverlässigen Leuten, fürchten, und keine einzige politische Partei könnte ohne solche Bündnisse existieren. Das Zusammengehen mit den legalen Marxisten war in seiner Art das erste wirklich politische Bündnis der russischen Sozialdemokratie. Dank diesem Bündnis ist ein erstaunlich rascher Sieg über die Volkstümlerrichtung und eine außerordentlich weite Verbreitung der Ideen des Marxismus [...] erzielt worden."[/i] - Lenin
...per aspera ad astra.
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Re: Ein Bericht aus der Bürokratie...

Beitrag von Bwana Honolulu »

Hehe, das Biest hatt' ich ja noch agr nicht gesehen... :lol:
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Re: Ein Bericht aus der Bürokratie...

Beitrag von Bwana Honolulu »

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