Informal Logic

Was denken Diskordier, und wenn ja wie viele?
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Informal Logic

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http://plato.stanford.edu/entries/logic-informal

Ich habe diesen Text aus dem Englischen übersetzt. hoffe das gibt keine copyright probleme. andernfalls entfernen. übersetzung sehr frei und unvollständig. hatte keine zeit für mehr. zum schluß konnte ich die kapitel nur noch anreißen. bitte um ergänzung


Informale Logik.


In der informalen logik geht es um den Versuch Argumente zu analysieren, wie sie in der Alltagssprache verwendet werden. Man sucht vergeblich nach einer genaueren Definition. Man kann aber annehmen, dass es um eine Logik geht, die unabhängig von einem bestimmten Kontext definiert werden will, in dem Sinne das es nicht allgemein genug sein kann.

Sie übernimmt aus der traditionellen Logik die Betonung des deduktiven Ableitens, mit einer breiten Auswahl an diskutierten Themen. Da bereits Kant bemerkte, dass jede Disziplin ihre eigene Logik benötigt, wird der Argumentationsbegriff massiv ausgeweitet und teilweise widersprüchliche Definitionen zugelassen, was Beweislast, empirische Belege, Diagramme, kognitive Verzerrung, die Geschichte der Argumentation und ihre Methoden, die Rolle der Emotionen und die impliziten Regeln des Argumentaustauches angeht. Bereits Aristoteles sah in seinem Sylogismos etwas, dass auf verschiedene Disziplinen angewandt werden könne, jedoch jeweils bestimmte Modifikationen benötigte.

Nach Hansen ist die dadurch entstehende Argumentationstheorie dadurch begründbar, dass der interdiszilinäre Austausch von Methoden und Modellen so alt ist wie die jeweiligen Disziplinen selbst.

Ein Beispiel das uns heute sehr selbstverständlich erscheint ist die mathematische Beschreibung der Physik und anderer Naturwissenschaften. Dies war jedoch nicht immer der Fall.

Weiterhin verfolgt die informale Logik pädagogische Ziele, um beispielsweise eine breite Öffentlichkeit für das Prüfen von Argumentationen zu sensibilisieren. In den USA wäre das "Critical Thinking Movement" zu erwähnen, in Polen die "pragmatic logic". Auch Aristoteles führte die Logik nicht auf die Mathematik zurück, sondern auf die techne.

Die formale Logik erkannte die informale Logik lange Zeit nicht an, jedoch gibt es in letzter Zeit Versuche, den weit gefassten Argumentationsbegriff der informalen Logik zu formalisieren oder zumindest für einen Rechner darstellbar zu machen.

Im Rahmen der künstlichen Intelligenz könnten solche Formalisierung der Umgangssprache von Intresse sein. Bekanntestes Beispiel wird warscheinlich der Turingtest sein.

1. Geschichte

Die 68er forderten eine Lehre, die sich aktuelle Problemen widmeten. Dies bedeutete auch, dass sie eine Logik wollten, die sich für politische Debatten anwenden ließe und ähnliches. Daraus entsand besonders im US-amerikanischen Raum eine große Menge von Literatur und Zeitschriften. Neben konkreten Themen wurden und werden Argumentschemata diskutiert, Rhetorik, Dialektik, Dialogtheorie und den Kommunikationsbegriff überhaupt. Manche bezeichnen es als disziplinübergreifendes kritisches Denken.

Das schon erwähnte Critical Thinking Movement forderte eine umfassende Untersuchung aller Lehrinhalte an Schulen und Universitäten, die dahin abgeändert werden sollte, allgemeine Verbindlichkeiten auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Diese Bewegung weitete den Begriff informale Logik teilweise sehr aus, bis daraus jede Form der (un)konventionellen Problemlösung wurde. Ab den 1980er wurde das kritische Denken an der Calfiornia State University eingeführt, um das Verhältniss von Logik und Sprache zu untersuchen von der man sich neben einen interdisziplinären Dialog auch Untersuchung weit verbreiteter Glaubenssätze erhoffte.

Ein weiteres Anliegen der informalen Logik war die Erforschung der pädagogischen Schritte, die eingeleitet werden mußten um das richtige Schließen effektiv zu lehren.

Was die Lehre und das Lehren der informalen Logik betrifft, wird sich häufig direkt auf Aristoteles bezogen, aber auch viele Ansätze des 19. Jahrhunderts, die Formen des nicht-formalen logischen Denkens einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen wollten (Pierce). Die polnische "pragmatische Logik" (im deutschsprachigen Raum kaum bekannt) versucht den Menschen beizubringen (i) klarer und konsistenter zu denken (ii) ihre Gedanken präziser und systematischer zu formulieren und (iii) ihre Behauptungen durch geeignete Belege zu rechtfertigen.
Auch Aristoteles führte seinen Sylogismos ein um die Qualität der Debatten zu erhöhen.

Die informale Logik hat neben der Linguistik, der KI-Forschung, der Psychologie noch viele weitere Fachbereiche bereichert. Argumentationstheorie unternimmt also den Versuch, interdisziplinär zu "übersetzen". Es gibt regelmäßige Konferenzen, so zb "Symposium on Argument and Computation" in Schottland im Jahr 2000.

2. Was ist Argumentation?

Wie auch die klassische Logik, so hat auch die informale Logik das Argument als notwendiges Beweisstück für eine Konklusion gesehen. Ein Argument ist nach Hitchcock(2006) ein Behauptungs-Begründungs-komplex der (i) einen Schluß (ii) eine oder mehrere vorrausetzungen (iii) eine Ableitung, die (i) und (ii) miteinander verbindet enthält.

Dies trifft auch auf den klassischen Sylogismus zu. (i) wäre die Konklusion (ii) Ober- und Untersatz (iii) Unterbegriff/Oberbegriff

Beispiel 1: Die [Opposition zur Embryonenforschung] ist kurzsichtig und stur. Abtreibungen finden statt, ob es nun den Konservativen gefällt oder nicht. Die Embryos landen auf dem Müll und wären viel besser als Forschungsobjekte nutzbar. Aber aufgrund religiöser und persönlicher Vorurteile kann das nicht geschehen. Leben könnten gerettet werden.

(i) 1. Satz (ii) Ein anderes Vorgehen wäre besser (iii) Konservative verhindern dies

Hitchcock sieht typischen Eineleitungswörter von Argumenten in "weil" und "deshalb", bzw. wenn die Sätze dementsprechend umgestellt werden könnten. Auch glaubt er, dass Modelle jeglicher Art Argumente sein können. Somit also auch ein Werbeplakat mit wenig oder keinen Worten (Beispiel: Hungerndes Kind + Spendenkonto). Diese Form der Argumentation wird zunehmend wichtiger. Informale Logik beschäftigt sich also auch mit nicht-verbalen Argumenten.

Argument-1 und Argument-2

Dieser noch ausgeweitetere Argumentationsbegriff mündete in der Definition "Argument-1" und "Argument-2"

"Argument-1" ist ein traditionelles Argument mit Prämisse und Konklusion. "Argument-2" ist als eine Differenz zu "Argument-1" zu sehen. Dabei wird letzteres als Prozess gesehen, dass zu ersterem führt. "Argument-1" wäre also das Produkt von "Argument-2".

Beispiel: Deine Argumente berzeugen mich nicht. (Argument-1)
Wir haben eine hitzige Argumentation (Argument-2)

Dabei ist Argument-2 für die informale Logik von größerer Bedeutung, da sie in gewisser Weise eine Vorraussetzung für Argument-1 darstellt. Dies kann man sich vorstellen, dass der Kontext in dem die Argumentation stattfindet, oft überhaupt die Argumentation ermöglicht. Argumentiere ich zb über einen bestimmten Sachverhalt, so setzt dies einen Kontext vorraus, bei dem meine Zuhörerschaft überhaupt an Klärung des Sachverhaltes intressiert ist. Dieser Kontext bleibt häufig unausgesprochen und ist häufig "Argument-2" zuzurechnen.
Wenn ich mit meinem Vorgesetzten über einen Sachverhalt diskutiere, ist allein der Fakt das es sich um meinen Vorgesetzten handelt "Argument-2" zuzurechnen. Insebsondere können aus "Argument-2" Sachverhalte entstehen, die "Argument-1" typen nur Oberflächlich zulassen. So könnte ich der Argumentation meines Gegenübers nur zustimmen, da der Kontext es mir nicht ermöglicht, das zu sagen was ich sagen würde, wenn kein Beschftigungsverhältniss vorliegen würde. Andersherum liegt immer irgend ein Verhältniss vor und ermöglicht die Argumentation erst.

Dies bedeutet nicht, dass "Argument-1" unintressant ist, jedoch kann es nicht unabhängig von "Argument-2" gesehen werden.

Auch ist auf die Dynamik die sich während des Gesprächs ergibt zu erachten. Beispielsweise kann ich auch wenn ich absolut sachlich bleibe, aber mich nur mit den objektiven Fehlern meines Gegenübers beschäftige, eine unangenehme Gesprächssituation erzeugen.

"Argument-2" ist also der Ansatzpunkt, in dem die informale Logik zur disziplinübergreifenden Bemühung wird und teilweise zu widersprüchlichen Behauptungen führt.

Argument und Überzeugung

Aristoteles glaubt an 3 Formen der Überzeugung: Sitte, Leidenschaft und Vernunft (ethos, pathos und logos). Für Hitchcock wie für viele andere Aristotelesinterpreten hat nur das 3. etwas mit Argumentation zu tun. Auch Artistoteles sieht in ersterem und zweiten nur etwas intuitiv Glaubwürdiges. Dies sei auch genau der Unterschied zwischen Rhetorik und Logik.
Und hier behauptet die informale Logik, dass eine saubere Trennung eben nicht möglich ist, da die reine Logik "Argument-1" eben durch "Argument-2" vorgegeben ist. Natürlich sind wir emotional, wenn wir wissen, dass das Ergebniss der Argumentation unser Wohl oder Wehe ist. Die reine Sachlichkeit ist also nur durch verschleierung von "Argument-2" möglich.
Die Idee der informalen Logik ist es nun, anstatt Emotionen und Kontexte auszublenden, diese in die Argumentation offen einzubeziehen. So könnte weinen ein Argument sein, dass die Konklusion "Hilf mir" stützt. Doch es wäre denkbar, dass es Situationen gibt in denen es gewichtige Gegenargumente gibt, wie zb wenn dem weinenden nicht geholfen werden kann.

3. Beispiel: Visueles Argument

Viele Werbeplakate würden in ihrer Darstellung wenig Sinn machen, wenn wir sie wortwörtlich nehmen. Gibt es beispielsweise eine Art Geist, der erscheint, wenn ich Meister Propper Waschmittel benutze? Haben Cowboys im wilden westen immer schon Marlboro geraucht? Bekomme ich automatisch eine Freundin sobald ich ein bestimmtes Deo benutze?

Dadurch das wir niemanden für voll nehmen würden, der so etwas annimmt noch jemanden für voll nehmen würden, der behauptet betrogen worden zu sein, weil genau dieses Ereigniss nicht eingetreten ist, ist also anzunehmen, dass das visuelle Argument anders zu behandeln ist als das traditionelle.

Andersherum ist es ja bekannt, dass Werbungen dazu gedacht sind, positive Eindrücke zu vermitteln, also zielorientiert argumentieren. Diese Eindrücke sind in andere Kontexte eingebettet, niemand würde einen Cowboy benutzen, um für ein Waschmittel zu werben.

Hingegen könnte man annehmen, dass die Botschaft ist: Wenn du Marlboro rauchst, fühlst du dich so frei wie ein Cowboy, der durch die Prärie reitet. Freiheit ist ein gutes Gefühl. Du solltest also rauchen.

Wenn genau dieses Gefühl der Freiheit nicht eintritt, könnte ich also die Werbung viel eher der Lüge bezichtigen, obgleich sie das niemals ausgesagt hat. Auch könnte ich es für fraglich halten, dass es tatsächlich so erstrebenswert ist, so frei wie dieser Cowboy zu sein. "Argument-2" ermöglicht uns also, nicht ausgesprochene Lügen aufzudecken. Dies ist natürlich eine sehr waghalsige Behauptung, aber in der Tat ist eben auch die Gegenposition, dass nur "Argument-1" gilt, falsch.

Ein einfaches Beispiel wäre: Gäbe es keine Menschen mehr, so gäbe es keine Kriege. Kriege sollten um jeden Preis vermieden werden. Die Menschheit ist also auszurotten. (Terminator)

4. NLD und darüber hinaus

Ein wesentlicher Grund die informale Logik überhaupt ins Leben zu rufen war die Ansicht, dass die Alltagssprache keinem formalen System genügt. Inwiefern der Argumentationsbegriff und damit der deduktive Schluß ausgedehnt werden kann, ist ein permanenter Diskussionspunkt in der formalen Logik.

"Natural Language Deductivsm (NLD)" ist die Ansicht jedes informale Argument sollte als Versuch gewertet werden, einen deduktiven Schluß zu ziehen. Im Gegensatz zu beispielsweise der Aussagenlogik ist ein gültiger Schluß demnach eine Zusammenhang zwischen einem "einleuchtenden" oder "gut möglichen" Prämisse und einer ebensolchen Konklusion.

NLD interpretiert also eine Aussage als einen Schlußversuch und überprüft dann die Vorraussetzungen.

Beispiel: Wenn die Menschheit sich vermehrt, benötigen wir effizientere Möglichkeiten, sie mit Nahrung zu versorgen. Der wenn... teil ist denkbar, der benötigen... teil auch. Dies wäre also eine gültige Argumentation im Sinne des NLD.

Schwieriger ist es, wenn der Schluß nicht explizit sichtbar ist. Deswegen wird er auch als "rekonstruierende Deduktion" bezeichnet.

Beispiel: Franzosen sind pingelig was ihr Aussehen betrifft. Alle Franzosen die ich auf der Arbeit traf hatten diese Eigenschaft.

Hier steht die Konklusion wohl im 1. Satz und der 2. Satz ist die Prämisse. Verschwiegen wird wohl die 2. Prämisse, dass auf Basis der Franzosen die ich auf der Arbeit traf eine genügend große Fallzahl vorliegt. An dieser verschwiegenen Prämisse könnte wohl am ehesten gezweifelt werden.

NLD hat Methoden entwickelt, implizite Prämissen sichtbar zu machen (Eemeren and Grootendorst 2002). Auch hier hatte Pierce erste Ansätze geliefert (Konduktion, Abduktion). Konduktion sind Indizien-Argumentation (eine große Menge an Indizien überführen den Mörder, auch wenn seine Schuld nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann). Abduktionen sind von der Beobachtung auf die Ursache zu schließen, was im Grunde genommen nicht möglich ist, jedoch beispielsweise für die Medizin ein Alltäglichkeit darstellt. Sowohl Konduktion und Abduktion sind genauso fehleranfällig wie Induktion, jedoch bereits Aristoteles war der Meinung, dass es falsch sei von einem Redner genaueste Beweise zu verlangen.

So muß hier nochmals ganz wesentlich herausgestellt werden, dass die informale Logik mehr als nur den deduktiven Schluß gelten lässt. Neben den schon genannten ist unter bestimmten Umständen auch ein induktiver Schluß möglich, wobei dessen Wahrheitsgehalt natürlich fraglicher ist als der eines Deduktiven. Die Gesamtheit der sprachlichen Äußerungen ist durch ein simples formales System nicht zu erfassen.

Wie mit emotionalen Argumenten umgegangen werden soll, ist noch Inhalt von debatten. Ist es ein logischer Schluß wenn ich sage: Ich habe schlechte Laune, also bringe ich diese zum Ausdruck?

5. Fehlschlußtheorie

Bei dieser massiven Ausweitung des Argumentationsbegriffs entsteht das Problem, wie man fragwürdige Argumentationen überhaupt noch entlarven will, insbesondere dann, wenn verschiedene Argumentationsdefinitionen einander widersprechen. Genau damit beschäftigt sich die Fehlschlußtheorie und versucht so, bestimmte Muster zu identifizieren, die als Fehlschlüsse eingestuft werden.

Diese hat eine lange Tradition. Am bekanntesten sind ad hominem(persönlicher Angriff), ad baculum(Drohung), ad misericordiam(Betteln), doppelter Fehlschluß(führt nicht zu richtigem Ergebniss), simple Generalisierung(Franzosenbeispiel).

Andere definieren einen Fehlschluß als eine Kontextverletzende Äußerung. Hier geht es darum, dass ein Gesprächspartner die Argumentation nicht in einer Art und Weise führt, die zu einem Ergebniss führt.
Beispiel: Wenn du nicht arbeiten gehst, haben wir bald kein Geld mehr.
Antwort: Hurz!

Wiederum andere honorieren die scheinbaren Fehlschlüssen des Gegenübers einfach als Abzüge auf seinem Glaubwürdigkeitskonto. Je weniger ich also mein Gegenüber verstehe (insbesondere seine Argumentation) desto weniger Gewicht gebe ich auf seine Äußerungen.

Aktuell wird angenommen, dass eine allgemeine Theorie des Fehlschlusses für die informale Logik unbrauchbar ist, da es immer sein könnte, dass wir die eigentliche Argumentation (siehe Argument-2) nicht erkennen.

Beispiel: Wenn mein Gegenüber grundlos aggressiv ist, kann es sein, dass er damit eine allgemeine Unzufriedenheit ausdrücken will, die durchaus berechtigt sein könnte, ihm aber die Möglichkeit fehlt, mir dies in verständlicherweise zu kommunizieren.

Beispiel: Wenn ich sage, dass ich Unrechtes tun darf, weil das geltende Recht Unrecht ist, so ist dies ein klassischer Fehlschluß, da sich 2 Verneinungen sich nicht gegenseitig aufheben. Dennoch ist dies eine wichtige Argumentation für bestimmte Gruppen und auch im Grundgesetz verankert.

Beispiel: Wenn ich sage, Militär im inneren einzusetzen, sei ein schleichender Übergang zur Diktatur, so ist dies kein deduktives Argument, aber geschichtlich ist dies belegbar.

Beispiel: Wenn der Arzt sagt, sie sind nicht zurechnungsfähig, so ist dies ein klassisches argument ad hominem, aber er ist dazu berechtigt.

Es wird also inzwischen mehr dazu übergegangen, nach guten Argumentschemata zu suchen, anstatt nach klassischen Fehlschlüssen. Alles was nicht einem anerkannten Argumentschemata folgt wird nach dieser Überlegung ignoriert.
Stattdessen wird überlegt wie sich gute Argumente konstruieren lassen.

6. Beispiel: Ad Hominem

Ad hominem Argumente können generell als eine kontextverletztende Äußerung gewertet werden, da von "Argument-1" ohne Begründung auf "Argument-2" übergegangen wird. Wenn ich aber diesen Wechsel begründen kann, so ist dies kein unbedingter Fehlschluß in der Argumentation.

Beispiel: Neid ist ein Versager.

Dies ist ein klassisches ad hominem Argument. Unter anderem wird Neid unterstellt und beleidigt.

Anders sieht es aus, wenn ich den Übergang begründen kann.

Du sagst zwar, dass das Geld ungerecht verteilt ist, tust das aber immer genau dann, wenn du nicht bekommst, was du in diesem Moment forderst oder aber wenn du mit unangenehmen Themen konfrontiert wirst wie was du versprochen, aber nicht getan hast. Daraus schließe ich, dass du nur vordergründig Argumentieren willst und in Wirklichkeit von anderen Problemen ablenkst.

Wir sehen also, dass informale Logik auch einen fließenden Übergang zwischen verschiedenen Ebenen ermöglicht. Es soll übrigens angemerkt sein, dass ein ad hominem Argument sowohl den Sprecher als auch den Angesprochenen in der Regel diskreditieren.

Hier sehe ich ein allgemeines Problem, wenn es um Glaubenssätze geht. Denn Glaubenssätze können am ehesten angezweifelt werden, wenn Rede und Tun nicht im Einklang stehen, es wäre also eine Befragung des ethos und damit nach Aristoteles unzulässig.

Generell sollte vermieden werden, die Argumentationsebene grundlos zu wechseln.

7. Rhetorik

Die informale Logik steht der Rethorik wesentlich näher als die traditionelle Logik, die in der Rethorik bestenfalls ein Handwerszeug sahen, häufig sogar eine Sache für niedere Geister oder gar Betrüger. Die informale Logik trägt dem Umstand Rechnung, dass "Argument-2" notwendigerweise bedacht werden muß, will ich "Argument-1" formulieren. Ich kann mich mit niemanden einigen, der einfach nicht will und muß auch so Anreize schaffen, dass meiner Argumentation zumindest bedacht wird.

Auch hat es häufig mehrere Gründe, dass ich argumentiere. Es geht mir wohl um die Sache, möglicherweise will ich auch unausgesprochenes ausdrücken, wie eine bestimmte Unzufriedenheit und nutze als Medium dern Vortrag, vielleicht geht es mir um Ansehen das ich bekomme, wenn ich die Argumentation gewinne und so weiter.

Nun muß ich all dies Bedenken und meine Argumentation meinen Bedürfnissen anpassen und auch denen meines Diskutanten und/oder Zuhörer. Was will ich, weswegen spreche ich, was erhoffe ich mir durch meine Worte zu bewirken?

Aristoteles wird hier also neu gefunden:
ethos (wie werde ich gesehen?) pathos (wer sind meine zuhörer und was wollen sie?) und logos (wie begründe ich meine behauptungen?)

Tindale ist einer der Autoren der Rethorik für jede logische Argumentation notwendig hält.

8. Dialektik

Die in diesem Rahmen entwickelte Pragma-Dialektik der Amsterdamer Schule sieht in der Argumentation mehr als eine Konfrontation von Positionen, sondern ein Mittel Differenzen innerhalb eines Regelwerkes das der kritischen Diskussion genügt anzunähern oder zumindest verständlich zu machen.

"Strategisches Manövriern" wäre unter anderem (i) die Art und Weise das Thema zu präsentieren (ii) sich die Zuhörerschaft zu eigen machen und (iii) Modelle auswählen die die Argumentation stützen. Dies wird gewertet als den Sieg in der Diskussion als primäres Ziel zu haben und dadurch einer Annährung aus dem Weg zu gehen.

Hier sieht Johnson das ein Argument 2 Teile hat. Die logische Struktur und seine Angreifbarkeit. Der Argumentierende sollte also nach möglichkeit über Gegenargumente bereits im Vorfeld nachgedacht haben.

Beispiel: Sie halten ein Seminar über Logik im Alltag und haben noch nie etwas von informaler Logik gehört. Mit dieser Information konfrontiert wird ihr eigenes Theroriegebäude zumindest als redunant erscheinen.

Unkenntniss des Kontextes bedeutet vollkommene Untragbarkeit bezüglich Argument-2.

9. Dialog Theorie

Die Art und Weise wie Dialoge aufgebaut sein können ist ein großer Bestandteil der informalen Logik. Nach der Pragma-Dialektik hat der kritische Dialog 4 Teile (Konfrontation, Eröffnung, Argumentation, Schluß). Für die unterschiedlichen Phasen gelten unterschiedliche Regeln. Es gibt aber auch andere Modelle.

Natürlich läuft ein Dialog ganz unterschiedlich ab, je nachdem was die Zielsetzung der Diskutanten ist. Möchte ich eine gemeinsame Wahrheit finden, werde ich mich auf Gemeinsamkeiten konzentrieren, handelt es sich um eine Verhandlung, so möchte ich meinen Standpunkt klatstellen. In einem solchen Kontext ist eine Drohung durchaus angemessen (solange diese sich im legalen Rahmen befindet), im ersteren nicht.

Walton hat 2007 folgende Tabelle erstellt:

Dialogue Type Initial Situation Participant's Goal Goal of Dialogue
Persuasion Conflict of Opinion Persuade Other Party Resolve Issue
Inquiry Need to Have Proof Verify Evidence Prove Hypothesis
Discovery Need for Explanation Find a Hypothesis Support Hypothesis
Negotiation Conflict of Interests Secure Interests Settle Issue
Information Need Information Acquire Information Exchange Information
Deliberation Practical Choice Fit Goals and Actions Decide What to Do
Eristic Personal Conflict Attack an Opponent Reveal Deep Conflict

10. Die Bestandteile der informalen Logik

Kernpunkte sind also:
1. Worauf basiert die Möglichkeit der Argumentation?
2. Welcher Dialog lässt welche Argumente zu?
3. Was ist die Konsequenz eines Argumentationsmusters?
4. Eine Klassifizierung von Argumenten
5. Was ein gutes Argument ausmacht
6. Was macht gute Schließregeln aus
7. Was ist ein Fehlschluß?
8. Was ist das Verhältniss von ethos und pathos zu logos?
9. Wie steht ein Argument zu seiner Angreifbarkeit?

Im Zusammenhang mit KI-Forschung und ähnlichem gibt es auch einen Bedarf an Formalisierbarkeit.

11. Neue Horizonte

Immer dann, wenn ein Nutzer mit einer Maschine umgangssprachlich interagiert oder das Verhalten der Maschine einem Nutzer verständlich gemacht werden soll entsteht Bedarf an informaler Logik. Auch in Gebieten wie der Chemie, in denen Computer Abschätzungen vornehmen sollen, könnte informale Logik sinnvoll sein.

Auch stünden Studien an, inwieweit das Vertehen von informaler Logik die Entscheidungsfindung des verstehenden beeinflußt.

Führt kritisches Denken auch zu kreativeren Denken?

Zudem gibt es Studien, die das Verhalten von Politikern mit ihren Wahlergebnissen vergleichen.

12. Informale Logik und Philosophie

Die Philosophie war führend in der Entwicklung der informalen Logik. Nach wie vor glauben die meisten, zumindest ein grobes Verständniss von Rationalität und formaler Logik sei für die informale Logik wichtig. Insbesondere die Erkenntnisstheorie steht der informalen Logik nahe, da eben auch Modelle jeglicher Art Gegenstand der Untersuchung sind. Offen bleibt die Frage ob die informale Logik die Philosophie braucht oder nicht.
"Die Lehre vcn Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist" (Lenin)

"Ideologiekrtiker setzen alle Hebel in Bewegung, um die Leute davon abzubringen, an eine jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung zu glauben; wir derweil arbeiten an eben dieser." (Marlon Grohn)
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